Englands Notenbankchef Mervyn King hat die Finanzkrise lange ignoriert - und dann umso heftiger bekämpft. Zunächst als "Umfaller" verspottet, genießt der 61-Jährige inzwischen wieder Respekt. Nun winkt ihm ein Topposten auf EU-Ebene.
August 2007. Der Geldmarkt droht einzufrieren, die Banken sorgen sich um ihre Refinanzierung, EZB und Fed werfen ihre hergebrachten Prinzipien über den Haufen und pumpen Milliarden ins Finanzsystem.
Doch die Bank of England: tut gar nichts. Das sei nicht nötig, bescheidet Notenbankchef Mervyn King selbstgewiss seinen Kritikern.
Einen Monat später: Ausgerechnet in Kings Reich schlägt die Kreditkrise zu. Der Baufinanzierer Northern Rock ist nahe der Pleite, vor den Filialen stehen die Kunden Schlange, weil sie um ihre Ersparnisse fürchten. Und King? Nun vergisst auch er seine Grundsätze, rettet Northern Rock, öffnet seinen Geldspeicher auch für die übrigen britischen Banken. Eben noch hat er den Brand ignoriert, nun gibt er den Feuerwehrmann. "Umfaller", schreiben die Zeitungen. Einige spekulieren sogar über Kings Rücktritt.
Der britische Notenbankchef Mervyn King
Heute, nur 24 Monate später, lesen sich die Abgesänge auf den inzwischen 61-Jährigen, als entstammten sie dem Geschichtsbuch. Im letzten Jahr ist Kings seit 2003 laufender Vertrag um fünf Jahre verlängert worden. Und nun soll er obendrein auch noch einen Spitzenjob in der neuen europäischen Finanzaufsicht erhalten - als Vizechef des einflussreichen Risikorats der Zentralbanken. Der Umfaller von einst fällt die Karriereleiter hinauf.
Nun ist es zwar nicht so, dass Kings Ruf plötzlich untadelig wäre. Jedoch halten ihm Politik und Finanzwelt zugute, dass er der Krise, nachdem er sie denn einmal erkannt hatte, dann auch mit Verve begegnete. So erweiterte er den traditionellen Instrumentenkasten der Notenbanker um das sogenannte Quantitative Easing - dabei kaufte die BoE Wertpapiere direkt am Markt und schöpfte darüber Kredit für die gesamte Wirtschaft. Seine eigenen Lehrsätze, nach denen eine Notenbank in erster Linie die Inflation bekämpfen soll, ignorierte King dabei geflissentlich.
Was Stil und Auftreten anbetrifft, blieb er in der Krise allerdings der Alte. Seine druckreifen Reden reichert der Aston-Villa-Fan weiterhin mit ironisch platzierten Pointen aus der Welt des Sports an. Und nach wie vor glaubt er an viele unbequeme Lehrsätze. So plädierte er kürzlich für die Zerschlagung mächtiger Finanzkonzerne: "Wenn eine Bank zu groß ist, um stürzen zu dürfen, dann ist sie eben zu groß." Im Ton ist der Ökonomieprofessor, der in Cambridge und Harvard studierte, dabei stets der alte King des Elfenbeinturms: ruhig im Ton, angemessen im Vokabular, durchschlagend in seiner akademischen Autorität.
Der Liebhaber klassischer Musik lebt ein schlichtes Leben zwischen einer kleinen Wohnung in Notting Hill, einem Häuschen bei Canterbury und seinem Büro in der Londoner City. Private Schlagzeilen schreibt er nie - außer vor zwei Jahren, als er trotz Krise endlich Zeit fand, seine finnische Freundin zu heiraten. Die beiden kennen sich seit 30 Jahren.
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