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Agenda: Mähen und Dreschen bei Claas
Europas größter Landmaschinenhersteller kommt nicht aus der Krise. Das Familienunternehmen Claas erwartet weitere Einbrüche. Schuld daran ist auch die Juniorchefin, die mit ihrem rigiden Führungsstil Fehlentscheidungen provoziert hat.Erika Claas und Bernard Krone kennen sich seit Jahrzehnten. Das Verhältnis war nie herzlich, aber immerhin von Respekt geprägt, so wie unter konkurrierenden Familienunternehmern üblich. Bis zu jenem Eklat vor wenigen Monaten. Bei einem Branchentreffen weigerte sich Erika Claas plötzlich, dem Seniorchef des Landtechnikherstellers Krone zur Begrüßung die Hand zu reichen. Stattdessen wurde sie laut: Er, Bernard Krone, sei schuld am schlechten Image ihrer Tochter Cathrina. Der konterte umgehend, wie Augenzeugen berichten: Dazu brauche Cathrina ihn nicht, das bekomme sie schon allein hin.
Die Nerven liegen blank. Dass die Gattin des legendären Firmenpatriarchen Helmut Claas derart aus der Rolle fällt, ist symptomatisch für die angespannte Lage bei Europas größtem Landmaschinenhersteller. Das Traditionsunternehmen aus dem ostwestfälischen Harsewinkel hat Probleme. In diesem Jahr wird die weltweite Nummer vier nur noch etwas mehr als 2 Mrd. Euro Umsatz machen, 1 Mrd. Euro weniger als noch 2008. Die Zeiten, in denen Claas einen Rekordgewinn nach dem nächsten verkündete, sind vorbei. "Früher galt das Credo: Claas kommt als Letzter in eine Krise hinein und als Erster wieder heraus", heißt es in der Branche. Das sei diesmal anders: Claas zeige sich weniger stabil als angenommen.
Neben externen Faktoren machen Kritiker dafür auch Fehler der Eigentümerfamilie verantwortlich, vor allem von Cathrina Claas-Mühlhäuser. Die 34-jährige Juniorchefin, die seit sechs Jahren neben ihrem Vater zunehmend das Zepter schwingt, habe durch ihren autoritären Führungsstil fähige Manager und Aufsichtsräte vergrault, Ängste geschürt und damit Fehler provoziert. Sie führe das Unternehmen mit 9000 Beschäftigten mit zu harter Hand - und sei nahezu immun gegen Rat von außen. Das räche sich gerade jetzt, in Krisenzeiten, wo Ideen, Erfahrung und Eigenständigkeit gefragt seien.
Tatsächlich hinkt Claas der Konkurrenz hinterher. Weltmarktführer John Deere rechnet in diesem Jahr schon wieder mit einem satten Gewinn von 1,6 Mrd. Dollar, nach 873 Mio. Dollar im Vorjahr, und hob jüngst die Prognose an. Der Branchenzweite, die Fiat-Tochter CNH, will die Rendite im Vergleich zu 2009 bereits deutlich verbessern. Und der US-Rivale Agco mit der deutschen Marke Fendt legt sich zumindest auf ein Umsatzplus fest.
Aber Claas steckt fest: Ausgerechnet eine Paradedisziplin der Ostwestfalen, der Markt für Mähdrescher, litt in der Krise stärker als die Segmente für Traktoren oder andere Erntemaschinen. Und damit nicht genug: Der russische Markt, in den die Führungsspitze in den vergangenen Jahren große Hoffnungen setzte, brach wegen der Abwertung des Rubels und Finanzierungsproblemen der Kunden praktisch komplett zusammen. Zusätzlich schotteten sich die Russen gegen Importe mit hohen Zöllen ab.
Nach letzten offiziellen Angaben wird der Umsatz von Claas in diesem Jahr noch einmal um bis zu 15 Prozent sinken, stärker als im deutschen Landmaschinenmarkt insgesamt. Und beim Gewinn sieht es nicht besser aus: Nach einer Halbierung im Vorjahr rechnet Claas-Chef Theo Freye für 2010 mit einem noch einmal niedrigeren Ergebnis.
Kein Wunder, dass Claas-Mühlhäuser Durchhalteparolen ausgibt und die Beschäftigten mahnt, trotz Urlaubszeit nicht nachzulassen: Das bis Ende September laufende Geschäftsjahr erfordere "noch viel Kraft von uns allen", schreibt die Enkelin des Firmengründers im Vorwort der Juli-Ausgabe der Mitarbeiterzeitschrift.
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26.07.2010
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