Kopf des Tages: Alazar - Ein Rebell, der keiner sein will
Die Proteste gegen die deutsche Bildungspolitik ziehen immer mehr Studenten und Schüler an. Die Demonstrationen plant ein Team von 30 Leuten. Von Anfang an dabei: Tilmy Alazar - der ganz pragmatisch vorgeht. von Katharina Grimm, Marion Schmidt
Schon in seinem ersten Semester wurde Tilmy Alazar vom Studium enttäuscht: Über 70 Studierende wollten in das Seminar im Fach Soziale Arbeit, alle wollten einen Schein machen, alle brauchten die sogenannten Creditpoints für ihren späteren Bachelor-Abschluss. Es gab aber nur 30 Plätze. Deshalb wurde gelost. 40 Studenten hatten Pech; ihr Studium dauerte ein Semester länger.
Dass ein kleiner Zettel darüber entscheidet, wer studieren darf und wer nicht, ist für Alazar "ungeheuerlich". Der 26-Jährige kam vor knapp zwei Jahren aus Stuttgart nach Hamburg, um Soziale Arbeit an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) zu studieren. Jetzt entscheiden Lose über sein Studium. Das wollte er nicht mehr einfach so hinnehmen.
"Wir sind erwachsen, wir möchten über unser Studium mitentscheiden", sagt er. Deswegen hat er sich frühzeitig den Organisatoren des Bildungsstreiks angeschlossen. Die bundesweiten Protestaktionen wie die Banküberfälle oder die großen Demonstrationen am Mittwoch, wo in ganz Deutschland 275.000 Schüler und Studenten auf die Straßen gingen, werden von einem Koordinationsteam mit 30 Leuten geplant. Alazar ist einer von ihnen. Er ist von Anfang an dabei.
Tilmy Alazar studiert an der HAW Hamburg
In Heidelberg haben sie sich im Wintersemester zum ersten Mal getroffen. Wie ein Spinnennetz verzweigten sich danach die einzelnen Gruppen in vielen Städten. Schüler schließen sich an, Globalisierungsgegner, Gewerkschaften - das Bündnis wächst. Jetzt sind 230 Gruppen dabei.
Alazar ist selbst überrascht über die Resonanz. Er sagt, er habe nicht geglaubt, dass sich Tausende von jungen Menschen für die Bildung mobilisieren lassen. Nun ist er im Stress. Zum Gespräch kommt er in die Streikzentrale an der Uni Hamburg, ein Ensemble alter Sofas und Klapptische auf dem Gehweg vor dem soziologischen Institut. Es gibt Kaffee mit Sojamilch, ständig klingelt sein Mobiltelefon: Wir brauchen noch Megafone! Wer kopiert die Pressemappen? Der Streikorganisator versucht, gelassen zu bleiben.
Er will den Studenten eine Stimme geben, seine Stimme. Mehr nicht. Er ist kein Selbstdarsteller. Auch kein langhaariger Bombenleger im 28. Semester. Dieses Klischee hat bei diesen Protesten ausgedient, auch die alten Mittel. Heute sollen Konflikte und Auseinandersetzungen mit der Polizei vermieden werden, die Öffentlichkeit wird laufend informiert. Im Vordergrund sollen die inhaltlichen Forderungen stehen. Vor allem die nach Meinung vieler Studenten verfehlte Umsetzung der Bachelor-Master-Systems.
Tilmy Alazar sagt, für persönliche Gespräche zwischen Professoren und Studenten fehle nun die Zeit. Die Seminare seien nur noch nach Punkten und Klausuren ausgerichtet, nicht mehr nach Inhalten. "Als ich damals an die Uni gekommen bin, habe ich mir das alles anders vorgestellt." Morgen geht er wieder auf die Straße.
04.05.2010 - Silbertool: Dass es manchmal bei Messebesuchen ruckeln kann, wusste Gründer Christian Korth bereits. Jetzt hat er gelernt: Manchmal ruckelt es auch bei der Messenachbereitung. mehr
03.05.2010 - Abotic: Gründer Nick Manseder über Tests für Türöffner und darüber, warum es als Unternehmer wichtig sein kann, auch mal etwas länger zu warten. mehr
29.04.2010 - Captcha-Ad: Warum es doch noch ein klein wenig länger dauert, bis der Investorenvertrag unterschrieben ist. Und warum sich die Captcha-Ad-Gründer keine Sorgen wegen eines vermeintlichen Konkurrenten machen. mehr
27.04.2010 - Yolk: Die Gründer Julia Soergel und Sebastian Munz haben sich durchs Flugasche-Chaos gekämpft. Zurück in Berlin bereiten sie die Einarbeitung für ihr neues Teammitglied vor. mehr
Die Auswahl der richtigen Mitarbeiter wird immer wichtiger. Teure Missgriffe kann sich niemand mehr leisten. Wissen Sie als Führungskraft, wie Sie Hürden bei der Mitarbeiter-Auswahl umgehen? Testen Sie es bei FTD.de.
Gerade einmal drei Wochen brauchte Continental-Airlines-Chef Jeff Smisek für die Fusion mit United Airlines. Die richtige harte Arbeit wartet aber erst auf ihn: Er muss den größten Flugkonzern der USA jetzt schnell profitabel machen.
mehr
Die Registrierung ermöglicht Ihnen den kostenlosen Empfang der täglichen Newsletter, der Eilmeldungen und des Wochenrückblicks. Des Weiteren können Sie sich ein persönliches Portfolio und eine Watchlist einrichten. Registrieren Sie sich jetzt!
Dieter Berninghaus war eines der größten Talente der deutschen Wirtschaft. Dann beging der ehemalige Rewe-Chef eine Straftat - und verlor alles: Geld, Job, Ansehen. Doch er gab nicht auf, kämpfte und bekam schließlich eine zweite Chance. Die Geschichte eines Comebacks. mehr
Wenn Herr Pooth Verona Feldbusch nicht zu Frau Pooth gemacht hätte, hätte sich niemand für sein persönliches Desaster interessiert. Dabei offenbart der Firmenuntergang ein System von fehlender Kontrolle und deutet auf schwere Mängel in der Bankenaufsicht. Die Geschichte eines Skandals. mehr
Mit Jean-Louis Dumas hat der Hermès-Clan seinen langjährigen Patriarchen verloren. Schon sprießen Gerüchte über eine Übernahme des Luxuslabels. Der Aktienkurs schießt in die Höhe. mehr
Mit einem studierten Elektrotechniker an der Spitze könnte der Stahlkocher neue Schwerpunkte setzen. Dass er auch Konzernumbau kann, hat Heinrich Heisinger bereits bei seinem Noch-Arbeitgeber Siemens bewiesen. mehr
05.032010 - Latherm: Kai Petersen hat den Beweis, dass seine mobilen Heizcontainer funktionieren. Aber bis zur Serienreife braucht er noch einiges. Vor allem Geld und Geduld. mehr
Auch wenn Arbeitgeber nicht an einen Tarif gebunden sind, gibt es bei den Gehältern Grenzen nach unten. Ein Gericht gab der Klage einer Dessous-Verkäuferin statt, die weniger als die Hälfte der branchenüblichen Bezahlung bekam. mehr
Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions
AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!