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  21.08.2010, 10:29    

Industrialisierung: Chinas Rohstoffhunger löst Übernahmefieber aus

Ob Eisenerz oder Kupfer, die Volksrepublik scheint unersättlich. Das treibt Rohstoffkonzerne zu aggressiven Zukäufen. Die Zahl der Milliardenangebote häuft sich - ein neuer Rekord ist in Sichtweite. von Javier Blas und William MacNamara, London
Der Aufstieg Chinas und Indiens hat im Rohstoffsektor eine neue Welle aggressiver Übernahmeversuche losgetreten. Angetrieben von der enormen Nachfrage nach Rohstoffen wurden allein in dieser Woche Offerten im Gesamtwert von mehr als 50 Mrd. Dollar abgegeben.
Rohstoffe wie Eisenerz - hier Abbau bei BHP Billiton in ...   Rohstoffe wie Eisenerz - hier Abbau bei BHP Billiton in Westaustralien - werden von Ländern wie China stark nachgefragt
Die Zunahme der Aktivität ist das bisher klarste Signal, dass Manager den von der Industrialisierung von Schwellenländern angetriebenen "Rohstoff-Superzyklus" für nachhaltig halten. Seit dem Tiefpunkt der Krise Anfang 2009 sind die Preise für Rohmaterialien um mehr als 35 Prozent gestiegen, angeführt von einer Erholung bei Rohöl, Kupfer und Eisenerz.
Bislang haben Unternehmen aus dem Rohstoffsektor, darunter Minenkonzerne, Öl- und Gasunternehmen sowie Düngerhersteller, in diesem Jahr laut dem Datendienstleister Dealogic Übernahmen und Fusionen im Wert von 316 Mrd. Dollar angestoßen. Das ist das größte Volumen, das jemals in den ersten acht Monaten im Jahr erzielt wurde. Der bisherige Jahresrekord von 384 Mrd. Dollar von 2006 könnte damit 2010 geknackt werden.
"Unternehmen mit starken Bilanzen hatten noch Angst zu handeln, als sie vor einem Jahr aus der Krise kamen, für den Fall, dass uns Armageddon droht", sagte ein hochrangiger Manager der Branche. Seitdem habe sich das Umfeld so verbessert, dass einige Unternehmen alte Ambitionen wieder verfolgen. "Viele Unternehmen haben 2008 für derartige Transaktionen geübt. Jetzt sind sie bereit, sich schneller zu bewegen."
Das größte Angebot dieser Woche legte der australische Minenkonzern BHP Billiton  vor: Er strebt eine feindliche Übernahme des weltgrößten börsennotierten Düngerhersteller Potash  vorgelegt: BHP bietet 39 Mrd. Dollar. Das Geschäft hat allerdings auch in China Interesse geweckt. Ein Sprecher des staatlich kontrollierten Chemiekonzerns Sinochem sagte, das Unternehmen verfolge den Übernahmekampf "sehr aufmerksam" und sei "interessiert an Gelegenheiten für Investitionen im ausländischen Kalisektor".
Potash hat seine Aktionäre aufgefordert, "bezüglich der Offerte nicht zu handeln". BHP Billiton hat 130 Dollar je Aktie geboten. Viele Banker gehen davon aus, dass ein Gegenangebot aus China kommen wird.
Zudem bietet der in London notierte Minenkonzern Vedanta für einen Mehrheitsanteil an Cairn India. KNOC, der staatliche Ölkonzern Südkoreas, legte ein feindliches Übernahmeangebot für das ebenfalls in Großbritannien gelistete Unternehmen Dana Petroleum vor. Der kanadische Düngerhersteller Agrium will den australischen Getreidehändler AWB kaufen.
(Mitarbeit: Leslie Hook, Peking, und Helen Thomas, New York)
  • 21.08.2010
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