Smartphone-Helferlein: Die verwirrende Vielfalt der App Stores
App Store, App World, App Up: Seitdem Apple mit dem iPhone die Smartphone-Szene aufgemischt hat, legt ein Konzern nach dem anderen einen Online-Marktplatz auf. Amazon folgt offenbar als nächstes. FTD.de gibt einen Überblick.Android von Google ist das derzeit am schnellsten wachsende Handybetriebssystem der Welt. Laut der US-Marktforschungsfirma Gartner wird es 2014 mit dem hauptsächlich von Nokia genutzten globalen Spitzenreiter Symbian gleichziehen. Amazon will sich diesen Trend nun stärker zunutze machen und plant offenbar ein Gegenangebot zum Android Market, der von Google bereitgestellten Plattform für Software-Anwendungen. Der renommierte IT-Blog Techcrunch rechnet mit einer entsprechenden Ankündigung von Amazon in den nächsten Tagen.
Amazon orientiert sich offenbar an branchenüblichen Standards: So sollen Entwickler - wie bei Apple - eine Umsatzbeteiligung von 70 Prozent für das Herunterladen kostenpflichtiger Anwendungen erhalten. Zudem müssen die Programmierer der Applikationen eine Gebühr von 99 Dollar zahlen.
Die Branche erwartet seit Langem einen eigenen Online-Marktplatz von Amazon. Schließlich verkauft der Internethändler sowohl physische als auch digitale Waren und könnte dieses Geschäft in einem App Store besser bündeln und mehr Handynutzern zugänglich machen. Zudem haben - ähnlich wie bei Apples Medienplattform iTunes - Millionen Nutzer ihre Kreditkartennummern bei Amazon hinterlegt.
Der Online-Händler würde das ohnehin kaum noch zu überschauende Angebot von App Stores weiter vergrößern. Welche Marktplätze im Internet schon heute miteinander konkurrieren, zeigt FTD.de in einer Auswahl.
Das iPhone von Apple stellte bei seinem Markteintritt 2007 die Handylandschaft auf den Kopf. Zum Vorteil der Nutzer: Denn der inzwischen größte Umsatzbringer des Konzerns trieb die Rivalen an, leistungsfähigere und benutzerfreundlichere Smartphones zu bauen.
Steve Jobs hatte schon damals weitergedacht: Der Apple-Chef wollte nicht nur am Verkauf des Endgeräts verdienen, sondern laufend Umsatzerlöse erzielen. Apple konzipierte einen App Store, in dem Entwickler Software-Anwendungen für das iPhone bereitstellen. 70 Prozent der Erlöse kostenpflichtiger Apps behält der Entwickler, 30 Prozent kassiert Apple. Der Konzern aus Cupertino kontrolliert zudem, welche Applikationen aufs iPhone dürfen und welche nicht.
Trotz des oftmals als intransparent kritisierten Prüfprozesses hat das amerikanische Unternehmen mit dem Prinzip großen Erfolg: Mehr als 250.000 Apps bietet es bereits an, die Software-Anwendungen wurden bislang mehr als 6,5 Milliarden mal heruntergeladen. Laut Apple haben die Entwickler insgesamt mehr als eine Mrd. Dollar an den kleinen Programmen verdient, mit denen die Nutzer ihr iPhone personalisieren können.
Google ist nur einer von vielen Konzernen, die Apples Beispiel folgten. Das Handy-Betriebssystem ist der komplette Gegenentwurf zur Welt von Apple-Chef Jobs: Android wurde von Beginn an als offene herstellerübergreifende Plattform konzipiert, um eine möglichst hohe Reichweite zu erzielen. Mit durchschlagendem Erfolg: Der Marktanteil von Android legte laut Gartner auf 17,2 Prozent im zweiten Quartal zu. Im Vorjahreszeitraum hatte dieser noch 1,8 Prozent betragen. Viele große Handyhersteller wie Samsung , LG Electronics , Sony Ericsson, Motorola und HTC konzentrieren sich auf Android.
Das Programmieren von Apps für den Android Market ist längst nicht so restriktiv wie bei Apple. Allerdings müssen sich Nutzer einen Google-Account zulegen, um Zugang zu der Plattform zu erhalten. Derzeit sind im Android Market mehr als 80.000 Apps verfügbar. Der Anteil kostenloser Apps ist deutlich höher als bei allen Konkurrenzangeboten.
Als Massenanbieter von Apps zeichnet sich Research In Motion (RIM) nicht aus. Der Blackberry-Anbieter soll derzeit nur etwa 7000 Software-Anwendungen bereitstellen können.
Das wird aber in den nächsten Jahren kein entscheidender Grund dafür sein, dass Blackberry-Nutzer ihr Gerät gegen ein iPhone oder ein Android-Smartphone eintauschen. Laut Gartner werden zwar schon in diesem Jahr erstmals mehr mobile Endgeräte mit Android als Blackberrys verkauft und 2011 auch mehr iPhones. Aber das Betriebssystem von RIM wird 2012 immerhin solider Vierter im Bunde sein.
Ein echter Newcomer auf diesem Gebiet ist Samsung: Zwar setzten auch die Südkoreaner vornehmlich auf Android, bieten aber auch Geräte mit dem Betriebssystem von Microsoft an. Zudem haben sie ihre proprietäre Oberfläche aufgebohrt und unter dem Namen Bada Entwicklern zugänglich gemacht. Samsung lieferte Ende Mai das erste Smartphone mit seinem Betriebssystem aus und stellt am Donnerstag die größere Version des ersten Bada-Modells Wave vor. Der Konzern hat inzwischen rund 4000 Apps anhäufen können, die zum Teil auch Käufern internetbasierter Fernseher zugänglich sind.
Zwar kann außer Samsung höchstens noch Nokia eine entsprechend große Reichweite generieren. Der Erfolg von Samsung Apps wird aber laut Branchenbeobachtern entscheidend davon abhängen, wie viele Entwickler die Südkoreaner für ein Betriebssystem erreichen können, das eine deutlich geringere Reichweite als das iPhone oder Android aufweist.
Die Handybetriebssysteme von Nokia und Microsoft verlieren kontinuierlich Marktanteile. Das hauptsächlich von Nokia genutzte Symbian ist mit einem Anteil von 41 Prozent zwar immer noch der überlegene Branchenprimus. Ein Jahr zuvor war aber noch jedes zweite weltweit verkaufte Smartphone mit der Plattform ausgestattet. Eine Trendumkehr ist so schnell nicht in Sicht, zumal Nokia den Verkaufsstart seines ersten Gerätes mit einer überarbeiteten Symbian-Version unlängst um einige Wochen verschieben musste.
Noch düsterer sieht es für Microsoft aus: Das im Vergleich zu Android hoffnungslos unterlegene Windows Mobile 6.5 hat den größten Softwarekonzern der Welt weit zurückgeworfen: Im zweiten Quartal kam die Oberfläche von Microsoft laut der US-Marktforschungsfirma Gartner nur noch auf einen Anteil von fünf Prozent. Im Vorjahreszeitraum hatte dieser immerhin bei 9,3 Prozent gelegen. Zwar werden in den nächsten Wochen erste Smartphones mit dem gründlich überarbeiteten Nachfolger Windows Phone 7 ausgeliefert. Analysten zufolge wird die Version aber zu spät kommen, um mit Symbian, Android, iPhone oder Blackberry konkurrieren zu können.
Dementsprechend hinken auch die App Stores der Konkurrenz hinterher. Nokia hat aus seiner Online-Plattform Ovi einen One-Stop-Shop für Kontakte, Musik, E-Mails, Karten und eben den integrierten Store für Software-Anwendungen, Spiele und Videos gemacht.
Ovi bedeutet Tür im Finnischen. Um den Bekanntheitsgrad anzukurbeln, hat Nokia nun einen Wettbewerb für Entwickler ausgelobt, die Apps für den Ovi Store produzieren sollen. Mit ähnlichen Aktionen versucht auch Samsung die Zahl seiner Bada-Apps zu erhöhen. Nokia beschränkt sich für den Wettbewerb auf Nordamerika und hat sich dafür finanzielle Hilfe vom größten US-Telekomkonzern AT&T geholt. Bislang bieten die Finnen laut Medienberichten rund 13.000 Apps an.
Auch Chipkonzerne wie Intel und Qualcomm sowie der weltgrößte Netzwerkausrüster Ericsson haben eigene App Stores aufgelegt. Intels App Up richtet sich an Nutzer von Netbooks. Der Chipmarktführer dominiert mit seinem Atomprozesor den Markt der kleinen Notebooks und versucht das Segment mit Hilfe von Apps weiter aufzuwerten.
Ericsson bietet mit seinem EStore eine sogenannte White-Label-Lösung, die von Telekomkonzernen wie Telefónica genutzt werden. Der Netzwerkausrüster operiert im Hintergrund und stellt die Infrastruktur. Ähnlich verfährt Qualcomm mit seiner Plaza, die etwa der lateinamerikanische Telekomkonzern America Movil verwendet.
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FTD.de, 30.09.2010
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