US-Topjob für deutschen Manager: HPs Risiko mit Apotheker
Kommentar Hewlett-Packard holt sich mit Léo Apotheker einen Vertriebsstrategen und Software-Experten ins Haus. Allerdings geht der weltgrößte PC-Hersteller mit der Personalie ein hohes Risiko ein: Apotheker hatte es sich als SAP-Chef mit Kunden und Mitarbeitern verdorben.Ein Deutscher an der Spitze des größten PC-Herstellers der Welt: Etwas Besseres hätte Léo Apotheker nicht passieren können, als SAP seinem ehemaligen Chef im Februar den Laufpass gab. Mit seinem neuen Top-Job kann selbst der von Siemens zu Alcoa gewechselte Klaus Kleinfeld nicht mithalten. Nun übernimmt Apotheker also das Ruder ausgerechnet von Mark Hurd, der vor Kurzem bei Oracle angeheuert hat, dem ärgsten Rivalen von Apothekers früherem Arbeitgeber.
Der neue HP-Chef bringt zwei große Stärken ein: Zum einen gilt Apotheker im Gegensatz zum eher operativ glänzenden Vorgänger Hurd als Vertriebsstratege. Hewlett-Packard war in den vergangenen Jahren sehr mit sich selbst beschäftigt, um dem Beispiel von IBM zu folgen und sich zum IT-Dienstleister zu wandeln. Das ist auf lange Sicht lukrativer: Wartungsverträge aus dem Servicegeschäft garantieren kalkulierbare Margen.
Der Verkauf von Computern ist hingegen sehr konjunkturanfällig. Läuft es in der Wirtschaft schlecht, tun sich Unternehmen mit dem Rechneraustausch schwer, und Konsumenten schieben den PC-Kauf ebenso auf. Dennoch darf Apotheker das Kerngeschäft nicht vernachlässigen und muss ebenso wie sein Kontrahent Michael Dell eine Antwort auf die Marktanteilsgewinne asiatischer Computerhersteller wie Acer und Lenovo finden.
Zum anderen hat Apotheker 20 Jahre bei Europas größtem Softwarekonzern SAP verbracht und dementsprechend Expertise aufgebaut. Hewlett-Packard war als PC-Hersteller lange Zeit klassisch auf Hardware fokussiert. Das Unternehmen hat die zunehmende Bedeutung der Software allerdings erkannt und mit der milliardenschweren Übernahme von Palm auch zum Ausdruck gebracht. Der ehemalige HP-Chef Hurd gab offen zu, vor allem am von Kritikern viel gelobten Web-OS-Betriebssystem des Taschencomputerpioniers interessiert gewesen zu sein. Apotheker kann nun demonstrieren, wie er die Software auf verschiedene Geräte des Konzerns wie Smartphones oder Drucker bringen und diese besser miteinander integrieren will.
Doch dürfen Apothekers Verdienste nicht davon ablenken, dass sein alter Arbeitgeber ihn nach nur neun Monaten als alleiniger Konzernchef feuerte - offenbar auf aktives Betreiben des Mitgründers und Aufsichtsratschefs Hasso Plattner. Kritik zog Apotheker nicht nur durch schwächelnde Umsätze, sondern auch durch die Produkte auf sich. Viele Kunden monierten, dass diese zu kompliziert seien, die Entwicklung neuer Anwendungen intransparent. Die Kooperation werde nicht mehr gepflegt, engagierte Kunden würden an der Konzernbürokratie scheitern. Und im Zukunftsgeschäft Mittelstand verprellte Apotheker die Kunden mit einer ungeliebten Wartungsgebührenerhöhung, die in Deutschland schließlich zurückgezogen wurde.
Zudem sank auch in der Belegschaft der Stern von Apotheker: Viele identifizierten sich nicht mehr so sehr mit SAP wie noch in den Vorjahren, entlarvte eine Mitarbeiterbefragung. Apotheker muss nun beweisen, wie er einen im Vergleich zu SAP stark diversifizierten Riesenkonzern lenken will. Personalführung und Durchsetzungsfähigkeit hat er in diesen Dimensionen bei SAP noch nicht lernen können.
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FTD.de, 01.10.2010
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