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Merken   Drucken   07.02.2011, 08:30 Schriftgröße: AAA

   

Agenda: Die Demokratie-Täuschung der Muslimbrüder

Lange galten Ägyptens Islamisten als radikale Macht, denen nur Mubarak Paroli bieten kann. Jetzt reihen sich die Muslimbrüder in die breite Revolutionsbewegung ein. Doch ihre Ideale bleiben wenig demokratisch.
© Bild: 2011 reuters
Lange galten Ägyptens Islamisten als radikale Macht, denen nur Mubarak Paroli bieten kann. Jetzt reihen sich die Muslimbrüder in die breite Revolutionsbewegung ein. Doch ihre Ideale bleiben wenig demokratisch. von Silke Mertins, Kairo
Maged Botros holt aus seinem Wohnzimmerschrank eine schwarz glänzende Pistole. "Die ist echt", sagt er. Und dass er nicht zögern würde, sie zu benutzen. Er hat schon mit der Waffe in der Hand hier gesessen, vor der Tür seiner Wohnung im zehnten Stock im Kairoer Stadtteil Heliopolis, als die Polizei verschwand und das Chaos ausbrach. "Anarchie ist furchtbar", sagt der freundliche Mann mit den kugelrunden Augen. Das darf nicht sein. "So etwas entspricht nicht der ägyptischen Kultur."
Botros ist ein führendes Mitglied der Nationaldemokratischen Partei (NDP) von Präsident Hosni Mubarak. Die Ereignisse in Ägypten, die revolutionäre Bewegung, die den seit 30 Jahren herrschenden Autokraten aus dem Amt zu fegen droht, verfolgt der Universitätsprofessor mit einer Mischung aus Ungläubigkeit, Panik und Wut.
Machtkampf in Ägypten Zehntausende beteten auf dem Tahrir-Platz
"Es ist ein großer Schock, Demonstranten das Bild Mubaraks zerreißen zu sehen. Wir in Ägypten respektieren unsere Führer", sagt Botros. "Am Anfang waren es normale junge Leute mit einem noblen Anliegen." Doch jetzt seien die Proteste von Islamisten unterwandert: "Sie haben sich die Bärte abrasiert. Die Slogans sind aber original von der Muslimbruderschaft. Es ist unübersehbar, dass der Iran dahintersteckt." Die Regierung in Teheran wolle Ägypten destabilisieren.
Damit trifft Botros genau die Nerven, die im Westen blankliegen. In Washington und Paris, Brüssel und Berlin geht die Angst vor den Islamisten um. Die Muslimbruderschaft ist in Ägypten die stärkste, älteste und mit Abstand am besten organisierte Oppositionsgruppe. Jahrelang hat Mubaraks Regime erfolgreich alle Forderungen des Westens nach Reformen mit dem Argument abgewehrt, dass eine Liberalisierung nur die Islamisten an die Macht bringen würde.
Benjamin Netanjahu hat vor wenigen Tagen die alten Ängste geschürt: In Ägypten könnte es so kommen wie im Iran 1979, als der Aufstand gegen den Schah eine islamische Republik hervorbrachte, orakelte Israels Ministerpräsident. Am Wochenende verstärkten die Iraner selbst die Furcht vor den Islamisten. Der geistige Führer Ayatollah Ali Chamenei sprach der Protestbewegung in Ägypten seine Unterstützung aus: Was am Nil zu sehen sei, "ist genau das, wovon wir ständig gesprochen haben, nämlich die islamische Erleuchtung als Folge der großen islamischen Revolution der iranischen Nation".
Aber Kairo ist nicht Teheran. Der Aufstand in Ägypten wird anders als im Iran weder von religiösen Autoritäten angeführt noch von frommen Muslimen dominiert. Die Muslimbruderschaft hat sich zwar der Bewegung angeschlossen, hält sich aber auf dem Tahrir-Platz vorsichtig im Hintergrund. Man hat unter Mubarak gelernt, nicht unnötig auf sich aufmerksam zu machen.

Teil 2: Mutterorganisation fundamentalistischer Gruppen

  • Aus der FTD vom 07.02.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland
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