Skandal um junge Prostituierte: Berlusconi kommt wegen Ruby-Affäre vor Gericht
Die Staatsanwaltschaft hat ein Schnellverfahren gegen den italienischen Ministerpräsidenten beantragt. Die Anklage: Amtsmissbrauch und Begünstigung von Prostitution mit Minderjährigen. Der Cavaliere wittert ein Komplott.Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi gerät durch neue und alte Verfahren juristisch immer stärker unter Druck. Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat nach ihren Ermittlungen in der Sexaffäre um die junge Marokkanerin Ruby am Mittwoch ein Schnellverfahren gegen Berlusconi beantragt. Ihre Anklagepunkte lauten auf Amtsmissbrauch und auf Begünstigung von Prostitution mit Minderjährigen. Am Dienstag wurde in Mailand bekannt, dass ein altes Bestechungsverfahren gegen den 74-jährigen Medienunternehmer und Ministerpräsidenten am 11. März wieder aufgenommen werden soll.
Berlusconi soll die damals 17-jährige Ruby im vergangenen Jahr höchstpersönlich vor dem Gefängnis bewahrt und dabei auch gesagt haben, es handele sich bei der Go-Go-Tänzerin um eine Nichte des ägyptischen Staatschefs Hosni Mubarak. Berlusconi hatte eingeräumt, in einer Nacht im Mai 2010 bei einem hochrangigen Beamten der Mailänder Polizei angerufen zu haben, damit sie aus dem Polizeigewahrsam freikommen konnte. Sie war wegen mutmaßlichen Diebstahls festgenommen worden.
Berlusconi spricht von Komplott
Die inzwischen 18-Jährige teilte mit, dass es zu keinem Zeitpunkt zum sexuellen Kontakt mit Berlusconi gekommen sei. Jedoch habe der 74-jährige Ministerpräsident ihr angesichts ihrer schwierigen familiären Situation 7000 Euro gegeben. Berlusconi hat die Vorwürfe zurückgewiesen und von einem Komplott der Staatsanwaltschaft gesprochen, um ihn aus dem Amt zu drängen.
Die junge Ruby hatte auch an Partys in Berlusconis Villa Arcore bei Mailand teilgenommen. Aus Ermittlungsdokumenten der Staatsanwaltschaft, die dem italienischen Parlament vorgelegt wurden, geht hervor, dass sich "eine erhebliche Zahl junger Frauen" für Berlusconi prostituiert habe. Unter dem Beweismaterial sind demnach Telefonmitschnitte, in denen angeblich wilde Sexpartys in der Villa beschrieben werden.
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In der vergangenen Woche hatte das Parlament den Antrag auf eine Durchsuchung der Anwesen Berlusconis nach Beweismaterial abgelehnt und die Zuständigkeit der Mailänder Staatsanwaltschaft infrage gestellt. Berlusconis Anwälte argumentierten außerdem, dass sich das sogenannte Sondertribunal der Minister mit dem Fall befassen müsste. Dieses sei eigens geschaffen worden, um mutmaßlichen Vergehen öffentlicher Amtsträger nachzugehen.
Der zuständige Mailänder Richter hat mindestens fünf Tage Zeit, um über den Antrag der Staatsanwaltschaft zu entscheiden. Das Parlament in Rom müsste einem Verfahren jedoch zustimmen. Dort hat Berlusconi auch nach dem Zerwürfnis mit seinem früheren Verbündeten Gianfranco Fini derzeit eine knappe Mehrheit. So hatte das Parlament bereits beantragte Durchsuchungen der Mailänder Ermittler bei dem "Kassenwart" Berlusconis im Zusammenhang mit der Sexaffäre abgelehnt.
Davon unbeeindruckt hält die Mailänder Staatsanwaltschaft an ihrer Zuständigkeit fest und geht davon aus, genügend Beweismaterial gegen Berlusconi gesammelt zu haben.
Teil 2: Prozess wegen Bestechung wird fortgesetzt
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FTD.de, 09.02.2011
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