Ägypten: Besser nicht einmischen
Leitartikel Sicher, es hätte nicht geschadet, wenn sich die hochrangigen Politiker aus Europa und den USA klar und deutlich zur Demokratie in Ägypten bekannt hätten. Die Beiträge auf der Sicherheitskonferenz in München dazu waren leider zu widersprüchlich und diplomatisch verschwurbelt.Trotz schwammiger Botschaften hat es keine weisen Worte aus München gebraucht, damit die Menschen in Kairo weiter auf die Straße gehen. Oder damit sich Vizepräsident Omar Suleiman mit der Opposition trifft, um den Abgang von Hosni Mubarak und anschließende demokratische Reformen zu besprechen.
Der Westen ist nur Zaungast, und damit sollte er sich begnügen. Er wurde vom Umsturz überrascht und ist seitdem uneins, wie er darauf reagieren soll - wahrzunehmen ist ein Positionengewirr der Amerikaner, EU-Vertreter und der europäischen Regierungen. Der Westen sollte sich eingestehen, dass sein Einfluss auf die Ereignisse in Kairo ohnehin nur marginal ist. Geld und gute Ratschläge kann er anbieten. Aber alles, was den Eindruck erweckt, der Westen wolle den Reformprozess nach seinem Willen gestalten, wäre nur schädlich.
Die EU-Staaten und die USA haben ihre Glaubwürdigkeit bei den Ägyptern verspielt, weil sie zu lange die Augen vor den wahren Zuständen im Land verschlossen haben. Sie tolerierten, dass Mubarak die Opposition wegsperrte und unterdrückte. Das kann keine Stellungnahme aus München so schnell vergessen machen.
Wen auch immer der Westen als Oppositionsführer unterstützt, der ist durch diese Fürsprache diskreditiert. Wenn die Europäer und Amerikaner sich nun gegen die Muslimbrüder stellen, weil sie deren islamistischen Eifer fürchten, dürfte das deren Partei sogar stärken. Zudem ist es unsinnig, da an der größten und ältesten Oppositionsgruppe im Land niemand vorbeikommt.
Natürlich wäre es sinnvoll, wenn Mubarak schnell sein Amt aufgibt und sich das alte Regime und die Opposition an einem runden Tisch auf eine Übergangsregierung einigen würden. Das aber müssen die Ägypter unter sich ausmachen.
Die Europäer und Amerikaner sollten daraus lernen: Wer zu lange an einem Diktator festhält - weil er im Interesse des Westens handelt -, ist nicht glaubwürdig genug, um sich in Zeiten des Umbruchs einmischen zu dürfen.
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Aus der FTD vom 07.02.2011
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