Hoher Schaden: Nachbeben für Rückversicherer
Das Beben in Neuseeland erschütterte auch die Versicherungsbranche: Investoren wenden sich von Konzernen wie Munich Re und Swiss Re ab.Die Aktien der großen europäischen Anbieter verloren am Mittwoch deutlich an Wert, nachdem der Weltmarktzweite Swiss Re eine enorme Schadenbelastung durch die Naturkatastrophe gemeldet hatte. Der globale Marktführer Munich Re fiel um 2,3 Prozent auf 118,10 Euro. Swiss Re war mit 55,50 Franken 1,9 Prozent im Minus, und Hannover Rück verlor sogar 2,8 Prozent auf 40,67 Euro. Die Anleger sorgen sich, dass hohe Schadenbelastungen aus Naturkatastrophen die Ergebnisse beeinflussen könnten.
Swiss Re hatte den versicherten Gesamtschaden aus dem Beben um Christchurch auf 6 Mrd. bis 12 Mrd. US-Dollar (4,3 Mrd. Euro bis 8,6 Mrd. Euro) geschätzt. Die eigene Belastung des Rückversicherers beträgt rund 800 Mio. Dollar. Swiss Re dürfte nach Marktschätzungen in Neuseeland jährlich Prämieneinnahmen von nur etwa 100 Mio. Dollar erzielen.
Bleibt es bei den 12 Mrd. Dollar, gehört das Beben zu den zehn größten Naturkatastrophen-schäden für die globale Assekuranz - allerdings mit weitem Abstand zum Spitzenreiter. Der Hurrikan "Katrina" kostete 2005 die Branche 71 Mrd. Dollar. Rückversicherer decken Gesellschaften wie Allianz oder Zurich , die Endkunden versichern, gegen Spitzenbelastungen ab. Deshalb sind sie von Katastrophen meistens besonders stark betroffen.
Munich Re und Hannover Rück erklärten am Mittwoch, es sei zu früh für Prognosen. "Wir sind noch in der Schätzungsphase", sagte ein Sprecher von Munich Re. Das Beben traf die Region um Neuseelands zweitgrößte Stadt am 21. Februar mit einer Stärke von 6,3. Mindestens 160 Menschen starben, an Gebäuden und Infrastruktur entstanden schwere Schäden.
In Neuseeland sind Versicherungen gegen Erdbeben weit verbreitet, weil die Earthquake Commission staatliche Absicherungen für Gebäude und Hausrat anbietet. Zusätzlich können Hausbesitzer private Deckungen kaufen, Industrie und Gewerbe versichern sich ganz privat.
Anleger waren auch beunruhigt, weil Analysten und Agenturen am Mittwoch davon sprachen, Swiss Re habe das Budget 2011 für Naturkatastrophen in Höhe von 1,01 Mrd. Dollar bereits fast erschöpft. Tatsächlich ist das ein statistischer Wert auf Grund der Vorjahreserfahrungen, der in jedem Jahr unter- oder überschritten wird. "Es handelt sich nicht um ein Budget", sagte ein Sprecher.
Der Schutz gegen Naturkatastrophen gilt bei den Rückversicherern als lukratives und leicht zu kontrollierendes Geschäft. Die Verträge laufen fast immer nur über ein Jahr, die Gesellschaften können die Höchstgrenze der Exponierung genau dosieren. Allerdings sorgen spektakuläre Großereignisse wie das in Neuseeland immer wieder für Irritationen bei Anlegern.
Ernste Probleme bekommen Rückversicherer jedoch eher wegen lang laufenden Haftpflichtdeckungen, etwa in der Produkthaftpflicht. Auch die Abdeckung von Finanzderivaten, die Swiss Re und andere bis zur Krise 2008 betrieben, sorgte für hohe Lasten. Das größte Verlustpotenzial hat die Branche bei den Kapitalanlagen, wenn wegen Finanzmarktturbulenzen Abschreibungen nötig werden.
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Aus der FTD vom 03.03.2011
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