Der Dokumentarfilmer John Grierson hatte mit seinem Film Schleppdampfer (1929) einen guten Erfolg, der es ihm 1930 ermöglicht, die Empire Marketing Board Film Unit zu gründen und diese schon bald zu einer Dokumentarfilmschule von internationaler Bedeutung auszubauen. Zu diesem Zweck heuert er eine ganze Reihe junger, ambitionierter Engländer an, von denen die meisten bislang nur als Publizisten im Filmbereich tätig gewesen sind und daher noch keine praktische Filmerfahrung haben. Sie beweisen bald ihr Talent mit kurzen Dokumentarfilmen über den Arbeitsalltag des Proletariats; derartige Themen waren bislang nur im sowjetischen Film zu finden. So fortschrittlich die Filme hinsichtlich ihrer Gestaltung zweifellos sind, so fragwürdig ist ihre Geisteshaltung: Viele von ihnen erklären, dass der einzelne Arbeiter mit seinem Einsatz die industrielle Macht Großbritanniens sichert und tragen somit zu einer zweifelhaften Heroisierung des Arbeiters bei, werden doch die beschwerlichen Lebensbedingungen des Arbeiteralltags auf diese Weise aus dem Blickfeld geschoben. Für die konservative Regierung, welche die Filme finanziert, erweisen sie jedoch gute Dienste.
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