FTD-Serie: Die Top-Ökonomen
Es gibt kaum eine heiße wirtschaftspolitische Debatte oder kluge ökonomische Analyse, in der ihr Name nicht fällt: Joseph Stiglitz, Kenneth Rogoff und Jagdish Bhagwati bilden mit einem guten Dutzend weiterer Top-Ökonomen einen einzigartigen Think Tank. So konträr ihre Ansichten auch sein mögen: Sie schreiben für eine exklusive Serie, die die FTD in Zusammenarbeit mit der internationalen Public-Benefit-Organisation 'Project Syndicate' veröffentlicht.
Top-Ökonomen: J. Bradford DeLong - Die Fed kann ihren Zauberstab nicht einsetzen
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2010 ftd.de
J. Bradford DeLong ist ehemaliger Staatssekretär im US-Finanzministerium. Er ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of California in Berkeley und Forschungsmitarbeiter in der nationalen Behörde für Wirtschaftsforschung.
Zwischen 1950 und 1990 - in der Zeit der altmodischen, von der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zum Zweck der Inflationsbekämpfung initiierten Konjunkturrückgänge - fiel die US-Arbeitslosenrate nach einer Rezession innerhalb eines Jahres vom Ausgangs- zum Normalwert um durchschnittlich 32,4 Prozent. Hätte sich die Arbeitslosenrate nach dem Höchstwert im zweiten Halbjahr 2009 ebenso verhalten, läge sie jetzt bei 8,3 Prozent anstatt bei 8,9 Prozent.
Unglücklicherweise war der komplette Rückgang der US-Arbeitslosenrate im letzten Jahr auf die rückläufige Erwerbsquote zurückzuführen, und nichts davon auf das Verhältnis zwischen Erwerbstätigkeit und Bevölkerung. Die Arbeitslosigkeit betrug vor 18 Monaten 10,1 Prozent und ist seitdem zurückgegangen, aber das Verhältnis zwischen Erwerbstätigkeit und Bevölkerung blieb bei 58,4 Prozent. Vielleicht wäre es besser, wenn Arbeitslose, die eine Beschäftigung haben könnten - und sie bei Vollbeschäftigung auch hätten - aktiv nach Arbeit suchen würden, anstatt sich komplett aus der Erwerbstätigkeit zurückzuziehen.
So betrachtet wäre zwischen 1950 und 1990 das Verhältnis zwischen Erwerbstätigkeit und Bevölkerung in den USA für jedes Jahr, in dem sich die Arbeitslosenrate über ihrem Normalniveau befand, zusätzlich um 0,227 Prozent gestiegen. Hätte sich das Verhältnis zwischen Erwerbstätigkeit und Bevölkerung in den USA nach seinem Hochpunkt 2009 so verhalten, läge es aktuell bei 59,7 Prozent anstatt bei 58,4 Prozent. (In diesem Fall würden wir anstelle der momentanen Wirtschaftskrise einen neuen "amerikanischen Morgen" erleben.)
Dies ist meiner Meinung nach der beste Indikator, um die eindeutig zu langsame momentane Erholung, die in den USA ohne Neuschaffung von Arbeitsplätzen stattfindet, zu quantifizieren. Er steht nicht im Widerspruch zu anderen amerikanischen Messlatten: Seit der Talsohle der Produktion wuchs das reale BIP jährlich um durchschnittlich 2,86 Prozent, kaum mehr als die Wachstumsrate des US-Produktionspotenzials. Und dies entspricht auch etwa den Erfahrungen anderer reicher Volkswirtschaften wie Japan oder Europa.
Tatsächlich heben sich nur die schnell wachsenden asiatischen Staaten von der momentanen US-Misere ab. Dort weisen echtes BIP-Wachstum und fallende Arbeitslosigkeit auf eine solide, gut verankerte und schnelle Erholung hin - bis hin zu dem Punkt, dass die Inflation bald ein größeres gesamtwirtschaftliches Problem darstellt, als die Neuschaffung von Arbeitsplätzen.
Teil 2: Überfluss an Gütern, Dienstleistungen und Arbeitskräften
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FTD.de, 06.04.2011
© 2011 Financial Times Deutschland
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