Arcandor-Pleite: Ex-Milliardärin Schickedanz verklagt Vermögensberater
Ihre Fehlinvestition in KarstadtQuelle kostete sie weite Teile ihres Vermögens. Als einen Verantwortlichen macht die Versandhauserbin den Immobilienunternehmer Josef Esch aus. Der äußerte sich erstmals zu dem Vorwurf: "Wir haben es hier nicht mit einem armen Mütterchen zu tun."Gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" brach er jetzt erstmals sein Schweigen und schilderte sein Verhältnis zu Schickedanz. Anlass für die Aufgabe seiner Zurückhaltung ist die Absicht der Versandhauserbin, ihn wegen Falschberatung auf Schadensersatz zu verklagen.
"Jetzt lassen Sie mal die Kirche im Dorf. Wir haben es hier nicht mit einem armen Mütterchen zu tun, das bei einem Haustürgeschäft über den Tisch gezogen wurde", sagte Esch zu dem Vorwurf, er habe Madeleine Schickedanz 2004 gewissermaßen dazu genötigt, sich mit 170 Mio. Euro an einer Kapitalerhöhung bei KarstadtQuelle zu beteiligen.
Die Kapitalerhöhung sei die Basis für eine "sehr gute Zukunft" des Konzerns gewesen. "Die Aktie ging rauf, aber statt zu verkaufen, hat sie ihr Paket gehalten", sagte Esch. Er habe Madeleine Schickedanz in Vermögensfragen beraten, sei aber nicht ihr Vermögensverwalter gewesen, betonte Esch.
Als Erbin des mittlerweile insolventen Versandhauses Quelle hatte Schickedanz den Großteil ihres Vermögens in KarstadtQuelle-Aktien angelegt und sich an mehreren Kapitalerhöhungen beteiligt, als das Unternehmen in Schwierigkeiten geriet. Diese Kapitalerhöhungen wurden teilweise mit Krediten des Bankhauses Sal. Oppenheim finanziert. Als das Nachfolgeunternehmen von KarstadtQuelle, Arcandor, im Jahr 2009 in Konkurs ging, soll Schickedanz einen Großteil ihres Vermögens von schätzungsweise einmal 3 Mrd. Euro verloren haben.
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Esch datiert den Beginn der Verbindung zu Schickedanz auf das Jahr 2002, als sie in einen seiner geschlossenen Immobilienfonds investierte. Er sei peu à peu zum "Berater in allen Lebenslagen" geworden. Dabei sei es um "einfache Dinge" gegangen, "zum Beispiel Startzeiten für die Golfrunde". Aber auch "heikle Dinge" wie die Lösung familiärer Konflikte, "die im Einzelfall auch psychologisch und finanziell sehr schwierig waren".
Er habe schnell gesehen, dass das Vermögen zu einseitig in KarstadtQuelle investiert gewesen sei. Die entsprechenden Dispositionen seien jedoch getroffen worden, als "ich Frau Schickedanz noch gar nicht kannte". Er habe geraten, das Vermögen breiter zu streuen. 2006 habe es tatsächlich einen Investor gegeben, an den Schickedanz aber nicht verkauft habe. Sie habe dabei auf ihren Mann und den damaligen Arcandor -Chef Thomas Middelhoff gehört. "Middelhoff war sehr überzeugend. (...) Er hat viele damit beeindruckt: die Analysten, Frau Schickedanz und ihren Mann. Nicht zuletzt auch mich", sagte Esch. Dass Schickedanz das Paket behielt, kann laut Esch auch damit zu tun haben, dass sie die Erträge daraus brauchte, um ihren Lebensstandard zu halten.
Der heute 54 Jahre alte Esch, der auch mit dem Niedergang der Privatbank Sal. Oppenheim in Verbindung gebracht wird, hatte sich bisher vorzugsweise im Hintergrund gehalten.
An diesem Mittwoch beginnt vor dem Landgericht Essen ein Verfahren gegen Middelhoff. Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg fordert von ihm und anderen ehemaligen Managern Schadensersatz in Höhe von 173 Mio. Euro.
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Aus der FTD vom 11.04.2011
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