Deutschland will die Energiewende - dennoch gehen Solarunternehmen pleite. Auch mit der Windkraft steht es nicht zum Besten. Ein Überblick über eine Branche in Bedrängnis. von Annette Berger, Kathrin Werner und Franziska Scheven, Hamburg
Die Bundesrepublik schaltet Atomkraftwerke ab, auf See werden reihenweise Windparks geplant. Eigentlich müsste es der Ökoenergiebranche blendend gehen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Etliche Unternehmen stecken in Schwierigkeiten - vor allem wegen großer Überkapazitäten und starker Konkurrenz aus China.
Ein Demonstrationsprojekt von Solar Millennium in Kalifornien
Die Zukunftsbranche Greentech, der Motor der Energiewende, rutschte in den vergangenen Monaten in eine Krise. Besonders betroffen ist Deutschlands größte Umwelttechnik-Sparte, die Solarkraft.
Diese ist - anders als etwa die Windenergie - vergleichsweise jung. Bei einigen Unternehmen zeigt sich nach und nach: Sie sind auf längere Sicht zu klein, nicht wettbewerbsfähig, produzieren zu teuer oder sind nicht spezialisiert genug.
Es hat also eine Marktbereinigung unter Solarfirmen eingesetzt. Das bedeutet: Unternehmen werden gekauft oder geben auf. Mit Solon rutschte im Dezember einer der prominentesten Solarkonzerne in die Pleite. Und kurz vor Ende des Jahres beantragte auch der Sonnenkraftwerksentwickler Solar Millennium Insolvenz.
Preisverfall bei ihren Produkten - wie etwa Sonnenkollektoren - machen den Unternehmen Sorgen. Am Markt gibt es hohe Überkapazitäten, viele Hersteller schreiben rote Zahlen. Die Nachfrage in Deutschland brach zuletzt ein. Auch der Ausstieg aus der Kernenergie brachte keinen stärkeren Einstieg in die Solarenergie.
Chinesische Anbieter drängen in den Markt. Ende des Jahres beispielsweise erregte der Solarkonzern LDK Solar aus China Aufsehen: Die Asiaten wollen die Firma Sunways aus Konstanz kaufen.
Deutsche Öko-Energie-Unternehmen leiden zudem darunter, dass die öffentliche Förderung - etwa die Einspeisevergütung für Solarstrom - gekürzt wurde. Auch weltweit schreiben viele Solarunternehmen rote Zahlen.
Dramatisch ist beispielsweise die Lage vieler Firmen, die auf Photovoltaik spezialisiert sind. Der Chef des deutschen Marktführers Solarworld, Frank Asbeck, erwartet, dass weltweit nur zehn von heute Hunderten Firmen überleben. In den USA wurden dieses Jahr schon fünf Solarfabriken geschlossen.
Viele Unternehmen sind schon älter und länger am Markt als manche Solarfirma. Zudem durchlebte die Windkraftbranche schon vor gut einem Jahrzehnt einen Teil der schmerzhaften Marktbereinigung, die Solarfirmen derzeit durchmachen.
Doch obwohl die Windkraft durch die Energiewende neuen Schwung bekam, fielen die Preise für entsprechende Anlagen massiv. Denn hier, genau wie auch in der Solarbranche, gibt es riesige Überkapazitäten und massenhaft Konkurrenz aus China - sowohl für Anlagen an Land als auch für solche, die für Offshore-Windparks nötig sind.
Deshalb können die Unternehmen auch nicht durchweg positiv in die Zukunft sehen - obwohl seit der Atomwende die Planung von Windkraftanlagen vor der deutschen Küste in der Nord- und Ostsee in Schwung kommt und es auch gute Nachrichten aus der Branche gibt, wie die vom Projektentwickler PNE Wind. Der fand vor einigen Tagen einen Investor für den in der Nordsee geplanten Windpark "Gode Wind II". Ein gutes Signal für die Branche - und die Aktie von PNE Wind, die vergangene Woche zeitweise deutlich stieg.
Eröffnung von "Baltic 1"
Merkel macht Wind
Die Bundesregierung hat als Ziel ausgegeben, bis 2020 auf See Windräder mit einer Leistung von 7600 Megawatt aufzustellen, was etwa der Leistung von vier bis fünf modernen Kernkraftwerken entspricht.
Rund 30 Kilometer nördlich von Helgoland errichtet derzeit der Energiekonzern RWE einen Windpark mit einer Leistung von 295 Megawatt. Vor Amrum baut Eon 80 Siemens-Turbinen, die 288 Megawatt erzeugen sollen. Auch der US-Finanzinvestor Blackstone hat Felder vor Helgoland und Sylt in Arbeit.
Das Geschäft ist dennoch schwer für Firmen, die mit Planung und Fertigstellung von Windparks Geld verdienen wollen. Denn die meisten dieser Offshore-Projekte sind bisher noch nicht über das Stadium der Planung hinausgekommen.
Zudem verzögern sich Projekte zuweilen - oder die Entwicklung bestimmter Anlagen geht stärker ins Geld als gedacht. Aus diesen Gründen etwa schraubte der weltgrößte Windturbinenhersteller Vestas aus Dänemark seine Gewinn- und Umsatzziele für 2011 herunter. Und auch die Dänen machten geltend, was die gesamte Ökoenergiebranche beschäftigt: Überkapazitäten.
Das deutsche Windkraft-Unternehmen Nordex kämpft ebenfalls mit sinkenden Preisen, will nach einem verlustreichen Jahr 2012 aber wieder einen Gewinn schreiben.
Ja, aber vor allem in der Solarindustrie. Hier gibt es noch zu viele kleine Unternehmen, die rote Zahlen schreiben. Experten fürchten zudem, dass eine mögliche Rezession die Finanzierung der kostspieligen Projekte noch erschwert.
Für 2012 gibt es aber auch schwierige Signale für die Windkraft: "Der Windsektor wird wahrscheinlich noch ein herausforderndes Jahr erleben", schreiben die Analysten der UBS. Zwar wachse der Markt, "aber nicht genug, um die Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und schrumpfenden Gewinnen zu durchbrechen."
Der Schauspieler Larry Hagman wirbt für Solarworld, hier in Rom
Wenigen. Ein Beispiel ist der von Vorstandschef Frank Asbeck geführte Konzern Solarworld, ein Vorzeigeunternehmen der Branche. Jedoch rutschte auch der bisher meist glücklich am Markt agierende Konzern im dritten Quartal unter dem Stich in die roten Zahlen und musste die Prognose zusammenstreichen.
Solarworld wehrt sich mit internationalen Klagen gegen Billig-Konkurrenz aus China - und machte mitten im Kampf um Opel ein Übernahmeangebot für den Autohersteller. Viele sahen das allerdings als PR-Gag.
Neben Solarworld sind es vor allem Unternehmen in Hightech-Nischen, die gute Geschäfte mit grüner Technik machen. Unter den Technik-Spezialisten ist das etwa der Wechselrichterbauer SMA. Auch einige Projektierer stehen gut da, beispielsweise SAG Solarstrom. Unter den Modulbauern ist beispielsweise Centrosolar zu nennen.
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