Dabei hat die Kapitalerhöhung der
Unicredit etwas Gutes: Sie funktioniert. Sie widerlegt diejenigen, die strenge Kapitalvorschriften mit dem Argument abgelehnt hatten, es seien dann etliche Zwangsverstaatlichungen zu befürchten, weil europäische Banken derzeit nicht an frisches Kapital kämen. Aber es geht, es ist eben nur eine Frage des Preises.
Für die Kreditinstitute und ihre Anleger ist diese simple Erkenntnis sicher bitter. Die Aktien europäischer Banken sind im Vorjahr im Mittel schon um ein Drittel eingebrochen, einige Werte wie die der Commerzbank büßten 70 Prozent und mehr ein. Kommt nun noch ein hoher Abschlag hinzu, müssen die Banken mehr Anteilscheine ausgeben, um das benötigte Eigenkapital einzusammeln. Dadurch verteilen sich die Gewinne in Zukunft auf noch mehr Aktien.
Preisabschläge als Kaufanreiz sind zwar üblich. In normalen Zeiten liegt der Rabatt aber vielleicht bei 15 bis 25 Prozent. Doch normal ist in der Finanzbranche in diesen Tagen nichts: Die Schuldenkrise in Europa ist längst nicht ausgestanden, das Risiko von Bankpleiten nicht gebannt. Der Wertverlust der Staatsanleihen frisst tiefe Löcher in die Bilanzen, in denen ohnehin noch etliche notleidende Kredite lauern, die vor der Finanzkrise vergeben wurden. Und niemand kann abschätzen, welche Abschreibungen noch auf die Banken zukommen, jetzt, da die Konjunkturaussichten in Europa immer trüber werden.
Gleichzeitig erhöhen die Regulierungsbehörden den Druck. Um 115 Mrd. Euro müssen die größten europäischen Institute ihr Kernkapital ausbauen, um bis Ende Juni dieses Jahres auf eine Kernkapitalquote von neun Prozent zu kommen. So will es die European Banking Authority (EBA). Allein mit dem Verkauf riskanter Vermögenswerte oder der Einbehaltung von Gewinnen werden viele das nicht leisten können.