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10.01.2012, 07:00
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Bildungsniveau:
Was ist das deutsche Abi wert?
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Mit Beginn dieses Jahres sollten alle Bildungsabschlüsse europaweit vergleichbar sein. Sind sie aber nicht, weil deutsche Kultusminister weiter auf dem besonderen Wert des Abiturs beharren - und damit die Wirtschaft verprellen.
von Alexandra Straush, Rheinbach
Ist das deutsche Abitur mehr wert als das französische Bakkalaureat? Weiß ein Abiturient mehr als ein Chemielaborant? Über diese Fragen haben sich Kultusminister und Wirtschaftsvertreter so zerstritten, dass deutsche Bildungsabschlüsse nicht wie geplant zu Beginn dieses Jahres in einen Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) eingeordnet werden können.
Hintergrund ist der Plan der EU, das Wissen und die Kompetenzen von Schülern, Berufstätigen und Hochschulabsolventen in acht Stufen einzuteilen. Abschlüsse sollen europaweit vergleichbar sein, damit Arbeitgeber den Bildungsstand eines ausländischen Bewerbers besser einschätzen können. Das soll die Mobilität zwischen den Ländern erleichtern.
Dazu müssen die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten ihre Bildungsabschlüsse in einen nationalen Qualifikationsrahmen einordnen, der dann in den europäischen einfließt. Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) sollte eigentlich im Januar 2012 in Kraft treten. Ein Arbeitskreis aus Vertretern der zuständigen Ministerien und Verbände war seit Mitte 2009 damit beschäftigt, jedem Bildungsabschluss eine Stufe zuzuordnen.
Bei der Hochschulbildung war man sich schnell einig: Der Doktortitel kommt auf Stufe acht, der Master auf sieben und der Bachelor auf sechs. Parallel dazu werden auch Meister, Techniker und Fachwirte auf Niveau sechs eingeordnet. Streit gibt es jedoch noch um die Einordnung des Abiturs und der dualen Berufsausbildung.
Im Oktober 2011 entschied die Kultusministerkonferenz (KMK) eigenmächtig, das Abitur auf Stufe fünf anzusetzen. "Wir müssen versuchen, unsere allgemeine Hochschulzugangsberechtigung auf das höchstmögliche Niveau in Europa zu bekommen", argumentierte der niedersächsische Bildungsminister Bernd Althusmann, damals Präsident der KMK. Der Wirtschaft bot man im Gegenzug an, einige hoch qualifizierte Abschlüsse der beruflichen Bildung ebenfalls auf diese Stufe zu heben, während dreijährige Ausbildungen auf Stufe vier angesetzt werden und die zweijährigen auf Stufe drei.
Teil 2: "Schummelt mit uns"
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FTD.de, 10.01.2012
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