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Merken   Drucken   11.01.2012, 20:47 Schriftgröße: AAA

Kopf des Tages: Eike Batista - Zwei-Welten-Bummler

Der Eigner von Eons Brasilien-Partner ist der reichste Mann seines Landes. Geschafft hat es der Doppelstaatsbürger mit brasilianischer Sorglosigkeit und deutscher Disziplin. von Raniah Salloum, Berlin
Eröffnungsreden zu feierlichen Anlässen sind meist eine ermüdende Gelegenheit für den Redner, die Gäste über den grünen Klee zu loben. Das ist etwas anderes, wenn man Eike Batista ans Mikrofon bittet. Beim letzten deutsch-brasilianischen Wirtschaftsforum im September klappte der 55-Jährige am Pult stumm seinen Laptop auf und spielte einen Werbefilm über seine Unternehmensgruppe EPX ab, zu der Öl-, Bergbau- und Logistikfirmen gehören. Unbekümmert ließ er sich mit dem Clip 20 Minuten lang feiern, obwohl schon ab Minute zehn die Deutschen im Publikum tuschelten: "Was soll denn das?" - und: "Wer ist das?"
Spätestens jetzt dürfte Batista, den in Brasilien längst jeder kennt, auch hierzulande ein Begriff werden: Am Mittwoch kündigte der Versorger Eon  an, dass er mit zehn Prozent bei MPX einsteigen will, einer Tochterfirma von Batistas EPX-Holding. Eon hofft, mit Batista den Sprung in den lukrativen brasilianischen Markt zu schaffen, wo die jährliche Stromnachfrage zuletzt um fünf Prozent zulegte, zehnmal schneller als in Deutschland.
Frühreich: Mit 23 besaß Eike Batista 6 Mio. Dollar. Heute ...   Frühreich: Mit 23 besaß Eike Batista 6 Mio. Dollar. Heute beträgt sein Vermögen 30 Mrd. Dollar, Tendenz weiter steigend
Und Batista, der eine Vorliebe für schnelle Boote, Privatjets und schöne Frauen hat, dürfte sich über die 350-Mio.-Euro-Beteiligung und gemeinsame Investitionspläne über knapp 8 Mrd. Euro freuen. Denn der deutsch-brasilianische Doppelstaatsbürger mit der Hamburger Mutter kann den Kapitalschub gut gebrauchen: Laut Magazin "Forbes" ist er zwar der achtreichste Mann der Welt. Doch er hat noch längst nicht genug.
"Bis 2015 will ich Slim überholen", sagte Batista der FTD jüngst in Anspielung auf den Mexikaner Carlos Slim, mit einem Vermögen von geschätzt 58 Mrd. Euro der reichste Mann der Welt. Batista - funkelnd blaue Augen, braun gefärbtes Haar - ist großspurig, doch es ist ihm zuzutrauen. Denn seine Projekte sind langwierig, doch sie zahlen sich aus.
Angefangen hatte er als Studienabbrecher der RWTH Aachen: "Ich habe zwei Jahre in Aachen (Ingenieurwissenschaften) studiert, hatte die Nase voll, wollte ein bisschen Geld machen und bin nach Brasilien." Dann kaufte er eine Goldmine und hatte nach eigenen Angaben mit 23 Jahren 6 Mio. Dollar auf dem Konto. Wahrscheinlich half dabei, dass sein Vater als Ex-Chef des Bergbauunternehmens Vale do Rio Doce und Ex-Energieminister ein wenig Erfahrung und Kleingeld mitbrachte.
Seitdem wagt sich Batista mit brasilianischer Sorglosigkeit daran, gigantische Schätze aufzukaufen, die andere für unerreichbar halten, um sie dann mit deutscher Disziplin und Genauigkeit zu bergen. Diese Tugenden habe ihm seine inzwischen verstorbene Mutter auf den Weg gegeben, sagt er. So kaufte Batista eine Kohlemine in Kolumbien. Und weil die Infrastruktur katastrophal war, baute er eben einen eigenen Hafen dazu. Inzwischen exportiert er von dort in alle Welt. "Man schafft keinen Reichtum in drei Minuten. Auch nicht in einem Jahr. Meine Riesenprojekte brauchen mindestens drei Jahre."
Sein aktuelles dürfte noch deutlich länger dauern: Derzeit baut Batista vor Rio einen Hafen samt Freihandelszone, Schienenanbindung, Werft, Ölquellen, Stadt und einem Kraftwerk, das nun auch Eon mitfinanzieren soll. Noch ist in Açu außer einer Baustelle wenig zu sehen. Doch mittelfristig soll dort der perfekte Industriepark entstehen, bei dem Stromerzeugung und -versorgung sowie Logistik mitgedacht sind. "Mich treibt an, Brasilien besser zu machen", sagt Batista, "ich mache die Sachen einfach brutal effizienter." Trotz aller deutschen Disziplin ist er dabei auch ein wenig abergläubisch: Das X, das im Namen all seiner Firmen auftaucht, soll Glück bringen. Und warum nicht auch etwas nach seiner Mutter Jutta benennen? "Sie hat schon ein paar Krankenhäuser. Meine Mutter ist überall."
  • Aus der FTD vom 12.01.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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