Politik: Video von Leichenschändung belastet Afghanistan-Verhandlungen (00:01:11)
Zudem leitete das US-Militär Ermittlungen gegen Soldaten ein, die in der Provinz Kandahar unbewaffnete Afghanen hingerichtet haben sollen. Darüber hinaus wurden auch in Afghanistan die Bilder aus dem irakischen Gefängnis Abu Ghraib 2004 mit Entsetzen wahrgenommen: Auf den Fotos waren Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten zu sehen.
Die internationale Afghanistantruppe Isaf bezeichnete die Aufnahmen in höchstem Maße verwerflich und ekelhaft. Ein Vertreter des Hohen Friedensrates der afghanischen Regierung teilte mit, wegen derartiger Aufnahmen könnten die Taliban leicht junge Menschen für sich gewinnen. "Solche Taten haben einen sehr, sehr schlechten Einfluss auf die Friedensbemühungen", sagte Arsala Rahmani. Dagegen erklärte ein Sprecher der Taliban in Afghanistan, es handle sich bei dem Video nicht um einen "politischen Vorgang". Die Aufnahmen würden daher auch nicht die Gespräche mit den USA oder den geplanten Gefangenenaustausch beeinflussen.
Nach einem mehr als zehnjährigen Krieg versuchen die USA und die afghanische Regierung, mit den Taliban Frieden zu schließen. So wollen die Taliban im Golfstaat Katar ein Verbindungsbüro eröffnen. Der Unterhändler von US-Präsident Barack Obama soll am Wochenende in die Region reisen und unter anderen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai und Vertretern der Türkei, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate sprechen.
Die Veröffentlichung der Aufnahmen löste Bestürzung und Empörung auch bei vielen Afghanen aus. "Sie habe ein Verbrechen begangen. Wir wollen solche Menschen nicht in unserem Land haben", sagte der junge Afghane Feda Mohammad in Kabul. Die ausländischen Truppen müssten schnell abziehen. Der Händler Kaisullah fügte hinzu, er erwarte nun landesweit Proteste und Demonstrationen gegen die US-Streitkräfte.