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13.01.2012

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Ausland
Norwegen Täter Trauernde
Norwegen: Gericht will zweites Gutachten über Breivik
Prozess gegen norwegischen Rechtsterroristen

Gericht will Breivik erneut untersuchen lassen

Der als unzurechnungsfähig eingestufte Attentäter Anders Behring Breivik muss sich einer weiteren psychiatrischen Untersuchung unterziehen. Das zuständige Gericht in Oslo beauftragte zwei Psychiater mit einer neuen Untersuchung.

Die Osloer Richterin Wenche Arntzen betonte nach Angaben des norwegischen Fernsehens, das Gericht habe sich auch wegen der großen öffentlichen Debatte dafür entschieden, die Experten Terje Törissen und Agnar Aspaas zu benennen. Der Beschluss sei aber keine Kritk an der ersten Untersuchung.

"Psychotisch" und "paranoid schizophren"

Eine erste Untersuchung hatte eine vermeintliche Unzurechnungsfähigkeit des Rechtsextremisten festgestellt. Die Expertise stuft Breivik als "psychotisch" und "paranoid schizophren" ein. Der Attentäter hatte in Gesprächen mit zwei Psychologen im Zusammenhang mit den Anschlägen in Oslo und auf Utöya von "Wir" sowie einer Organisation gesprochen - ein militärischer Orden, der die Operation finanziert und ausgeführt habe. Zudem würden in Norwegen noch zwei weitere Zellen des Netzwerks existieren sowie weitere im Ausland, behauptete Breivik. Die Polizei fand aber auch nach fünf Monaten keine Hinweise auf eine solche Organisation.

Dossier:

Dossier (Foto: AFP)
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Die Beurteilung war ein harter Schlag für die Angehörigen der Opfer sowie die Überlebenden von Utöya. Denn wäre das Gericht der Auffassung gefolgt, wäre Breivik für den Mord an 77 Menschen nicht verurteilt worden, sondern wohl in eine geschlossene Klinik gekommen. Anwälte von Überlebenden und Opferfamilien hatten sich daher für ein weiteres Gutachten ausgesprochen. Sie beriefen sich auf widersprüchliche Beurteilungen: Ein Psychologenteam, das Breivik im Gefängnis beobachtet hatte, urteilte, er leide nicht an Schizophrenie. "Dieses Team hat ihn lange beobachtet, länger als die vom Gericht beauftragten Experten", sagte die Opferanwältin Mette Yvonne Larsen der Zeitung "Verdens Gang".

Die Staatsanwaltschaft hatte ein neues Gutachten als nicht notwendig abgelehnt. Breivik ist nach Angaben seiner Anwälte ebenfalls gegen eine nochmalige Untersuchung. Der Prozess gegen Breivik soll im April beginnen.

Trauert mit den Jugendlichen, die das Massaker auf Utöya überlebt haben: Norwegens Ministerpräsident Stoltenberg (Foto: REUTERS) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Trauert mit den Jugendlichen, die das Massaker auf Utöya überlebt haben: Norwegens Ministerpräsident Stoltenberg ]

Jahrelange Planung

Die neuen Experten sollen laut Medien klären, ob der 32-jährige Attentäter an anderen psychischen Erkrankungen leide und ob es einen Zusammenhang zwischen seinen Handlungen und seinem rechtsextremen Manifest gibt. Die Bekenntnisse hatte Breivik kurz vor seinen Anschlägen im Internet veröffentlicht.

Über Jahre hatte der Rechtsextremist seine Anschläge bis ins kleinste Detail geplant und vorbereitet, die Polizei durch die Bombenexplosionen in Oslo noch in die Irre geführt, um dann auf Utöya ungehindert Dutzende sozialdemokratische Jugendliche zu ermorden.

Stand: 13.01.2012 13:35 Uhr
 

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