Kolumne: Wolfgang Münchau - Die größte Bedrohung heißt Spanien  

Das Problem ist nach wie vor der Euro, der etwas zusammen zwingt, was nicht zusammen gehört.

Davon abgesehen Glückwunsch zu Ihrem aktualisierten Bild in der Printausgabe.

Die größte Bedrohung ist Merkel, ihr Scheckbuch und die anderen Parlamentarier, die nicht einmal wissen, wieviel Nullen eine Mrd. hat, die sie unkug verplämpern.

Die USA haben durch die Entwertung der hypothekenbesicherten Papiere einen Schuldenschnitt durchgeführt – Schätzungen zufolge 1.200 Mrd. US$. Die kleinere Entschuldung (600 Mrd. US$) des privaten Sektors ist zu großen Teilen darauf zurück zu führen.
Selbst die Wiederbelebung der Automobilindustrie ist über Insolvenzen gelaufen. Der Außenhandel der USA ist hingegen nicht besser geworden.
Schuldenschnitt als Geschäftsmodell ist vielleicht theoretisch gangbar, aber als langfristiges Modell wohl realistischer weise nur mit einer entsprechenden Flugzeugträgerflotte.
Das Japanische Modell – der Staat kompensiert über Jahrzehnte den Schuldenabbau des Privatsektors – erscheint trotz positiver Außenhandelsbilanz, auch nicht optimal.
Die Anpassung/Abwertung muss über Löhne und Gehälter erfolgen. Und sofern das nicht rechtzeitig wie bei der Agenda 2010 in Deutschland angegangen wird, führt das, wenn alle Sektoren sparen, in die Rezession.
Der einzige Ausweg – neben Transferzahlungen/Schuldenschnitt – besteht in einer Ausweitung der Binnennachfrage in den Exportüberschussländern. Die stärkere Binnennachfrage sollte - in erster Linie über höhere Importen; seien es direkt Waren und Dienstleistungen oder Vorprodukte – zu einem Abbau des Überschusses führen.
Die Energieexporteure mit zusammen ca. 40% der weltweiten Überschüsse können nur hoffe, dass ihre Staatsfonds so nachhaltig investieren, dass sie bei nachlassender Förderung hinreichend Früchte tragen. Das sollten aber Zahlungsströme sein, die sich langfristig ausgleichen werden.
Bei den Industriewaren-Exporteuren sieht das anders aus.
China (ca. 12% der weltweiten Überschüsse) hat die Ankurbelung der Binnennachfrage im aktuellen 5-Jahresplan vorgesehen. Japan (in 2010 ca. 5%) wird durch Energieimporte im Moment zum Ausgleich gezwungen.
Aber vor allem Deutschland mit ca. 13% der weltweiten Überschüsse (ca. 200 Mrd. US$ pro Jahr) bleibt – für die Weltwirtschaft/für Spanien – das Sorgenkind.
Deutschland den Export wohl nicht zurück fahren sollte, bleibt eine Ausweitung der Importe. Das heißt weg von Schuldscheinen (u.a. im Target2-System) hin zu importierten Waren. (Im Gegensatz zu den Energieexportländern bringen deutsche Auslandsinvestitionen langfristig keine Balance, sofern sie nicht unrentabel sind.)
Die Nachfrage sollte vor allem in den Bereichen Forschung, Ausbildung, Umweltschutz und Niedriglohnsektor gestärkt werden.
Sofern Deutschland sich nicht bewegt und weiterhin auf Schuldscheine anstatt auf Waren besteht, sollten die uns bevorstehenden Haftungen und Zahlungsausfälle unsere kleinere Sorge sein. Die größere mache zumindest ich mir bezüglich der politischen Stabilität auf unserem Kontinent. Wir werden es bei der Wahl in Griechenland sehen, dass beide extremen Ränder im Parlament gestärkt werden. Und es wäre – auch wirtschaftlich – nicht erstrebenswert, wenn irgendwann Soldaten in europäischen Städten Barrikaden stürmen würden.