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Merken   Drucken   21.11.2011, 18:49 Schriftgröße: AAA

Tennis: Spätberufener in der ersten Klasse

Mardy Fish ist fast 30 - und gehört nun endlich zu den besten Tennisspielern. Zum ersten Mal startet er beim ATP-Finale in London. Der Amerikaner verdrängte seinen Kumpel vom Startplatz und hofft auf ein Weiterkommen.
© Bild: 2011 dapd/Alastair Grant
Mardy Fish ist fast 30 - und gehört nun endlich zu den besten Tennisspielern. Zum ersten Mal startet er beim ATP-Finale in London. Der Amerikaner verdrängte seinen Kumpel vom Startplatz und hofft auf ein Weiterkommen. von Doris Henkel, London
Es sind die Besten der Besten, die in London beim ATP-Finale spielen, doch auch in dieser elitären Gruppe gibt es Unterschiede. Zur ersten Reihe gehören Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic, die nahezu alle Grand-Slam-Titel seit 2004 gewannen, in der zweiten sitzt Andy Murray, der nach wie vor auf einen Erfolg bei einem ganz großen Turnier wartet, und zur dritten gehört Mardy Fish. Mit fast 30 Jahren ist der Amerikaner zum ersten Mal dabei, und er genießt jede Minute. "Das ist wie erste Klasse fliegen", sagt er. "Bevor du das zum ersten Mal erlebst, hast du keine Ahnung, was dir fehlt - und danach willst du nie wieder raus."
Irgendwie kann er immer noch nicht glauben, dass er nun auch bei diesem Turnier die Rolle seines Kumpels Roddick übernommen hat. In den vergangenen Wochen hatte Fish immer wieder mit Hoffen und Bangen den Punktestand der Rangliste kontrolliert, um sich zu vergewissern, dass es auch tatsächlich klappen würde. Er sagt, die Unsicherheit habe ihn völlig kribbelig gemacht, noch nachts um zwei habe er auf den entsprechenden Webseiten nachgeschaut. Roddick riet ihm, sich nicht reinzusteigern in diese Sache, doch er fand, der liebe Andy habe gut reden nach all den Jahren als Mitglied im Kreis der Besten.
Für viele Amerikaner steht Roddick nach wie vor für die Generation nach Pete Sampras und Andre Agassi, und Fish sieht das genauso. Im Frühjahr hatte er den Freund zum ersten Mal aus der Position des besten Amerikaners in der Weltrangliste verdrängt, aber die Fakten passten nicht zu seinen Gedanken. "Ich glaube nicht, dass ich jemals das Gefühl haben werde, der beste Amerikaner zu sein", sagte er damals. "Andy hatte eine verdammt gute Karriere, und er war immer der Leitwolf meiner Generation."
Gut möglich, dass er sich selbst zu lange mit der Rolle im Rudel zufriedengab. Fish war jahrelang ein guter Spieler, aber er wirkte zu behäbig, und in harten Spielen fehlten ihm bisweilen Ausdauer und Konsequenz. "Ich war ja nicht schlecht", sagt er dazu heute. "Ich hatte ganz gute Ergebnisse, aber dann war ich wieder ein, zwei Monate weg vom Fenster. Vielleicht, weil ich zu schnell zufrieden war, vielleicht aber auch, weil ich einfach nicht fit genug war."
Wenn er heute Bilder des ersten Teils seiner Karriere anschaut, in dem er fast 14 Kilogramm mehr auf den Rippen hatte, dann ist ihm der Anblick fast ein wenig peinlich. Und er wundert sich immer noch, dass keiner zu ihm sagte: Junge, speck doch mal ab. Erst nachdem er vor zwei Jahren wegen seines Übergewichts zwei Knieoperationen über sich ergehen lassen musste, stellte er die Ernährung um. Seither trainiert er besser, spielt besser und gewinnt öfter, vor allem in diesem Jahr. Im April landete zum ersten Mal unter den Top Ten, im Sommer spielte er nacheinander bei drei Turnieren im Finale und gewann dabei nach zuvor sechs vergeblichen Versuchen auch zum ersten Mal gegen Nadal. Ein besonderes Ereignis, wie er fand. "Von dem wird man eines Tages sagen, er sei einer der besten Spieler gewesen, die es je gab, und es ist einfach cool, dass ich meinen Kindern irgendwann sagen kann, dass ich mal gegen Rafael Nadal gewonnen habe."
Sonntagabend in London fehlte nicht viel zum zweiten Sieg. Fast drei Stunden lang rangen Fish und Nadal beim 2:6, 6:3, 6:7. Fish bedauerte die verpasste Gelegenheit, meinte aber erleichtert, der seit ein paar Wochen lädierte Oberschenkel habe gut durchgehalten. Im Spiel gegen Jo-Wilfried Tsonga wird es am Dienstag darum gehen, den Platz in der ersten Klasse bis zum Wochenende zu buchen. Die Reservierung fürs nächste Jahr hat er längst im Sinn.
  • Aus der FTD vom 22.11.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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