In einem ersten Hilfspaket hatten die Euro-Staaten und der
Internationale Währungsfonds (IWF) im April 2010 in einer gemeinsamen Aktion Hilfen im Volumen von 110 Mrd. Euro für
Griechenland für drei Jahre bewilligt. In einem zweiten Programm sind 179,6 Mrd. Euro genehmigt.
Für den Haushalt und die Banken-Rekapitalisierung stehen von der EFSF 109 Mrd. Euro bis 2014 zur Verfügung. Davon sind 69,7 noch nicht ausgezahlt. Vom IWF kommen bis 2016 noch 28 Mrd. Euro dazu. Griechenland ist dringend auf die nächsten Hilfskredite angewiesen - einschließlich einer neuen Runde der Banken-Rettung. Dabei geht es um 31,5 Mrd. Euro, mit denen die größte Krise zunächst abgewendet werden soll. Langsam wird die Zeit knapp. Ohne frisches Geld der internationalen Geldgeber droht dem Land die Pleite. Im laufenden zweiten Hilfsprogramm bis 2014 klafft ein Finanzierungsloch. Allerdings gibt es bisher keine bestätigte Größenordnung.
Inzwischen denken die Geldgeber über einen weiteren Teil-Schuldenerlass für das Land nach. Im Mittelpunkt stehen dabei die bilateralen Kredite aus dem ersten Hilfsprogramm. Auch ein weiterer allgemeiner Schuldenschnitt wird ins Gespräch gebracht.
Nach Informationen des Magazins "Spiegel" fehlen bis 2014 angeblich 20 Mrd. Euro - doppelt so viel wie bisher gedacht. Der deutsche Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter sagte dagegen, es gebe keinen neuen Sachstand. Erst müsse der Bericht der Troika aus Experten von EZB, EU-Kommission und IWF zu Griechenland fertiggestellt werden. Dann gebe es verbindliche Daten.
Das überschuldete Land befindet sich im fünften Jahr der Rezession. Im zweiten Quartal 2012 brach die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,3 Prozent ein. Schon im ersten Quartal war die Wirtschaft um 6,5 Prozent geschrumpft. Das Ziel der griechischen Regierung, das Haushaltsdefizit dieses Jahr auf 5,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und 2014 unter den EU-Grenzwert von 3,0 Prozent zu senken, scheint nicht erreichbar. Die EU-Kommission rechnet damit, dass Griechenland 2012 ein Minus von 7,3 Prozent einfährt und auch 2013 deutlich über dem Maastricht-Grenzwert liegt.
Hoffnung gibt es allerdings beim Export: Jüngsten Daten zufolge verkaufte Griechenland im ersten Halbjahr 2012 Waren im Wert von 8,2 Mrd. Euro ins Ausland. Das waren 4,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Gegenüber 2010 steigerte sich die Ausfuhr sogar um 19,3 Prozent.
Athen will mit einem umfangreichen Sparpaket den Forderungen der Troika nachkommen. Bis 2013 will die griechische Regierung 30 Mrd. Euro im Haushalt einsparen und ab 2014 die Stabilitätskriterien des Maastrichter Vertrages wieder erfüllen. Die Bürger müssen sich auf harte Einschnitte einstellen.
Unter anderem werden im staatlichen Sektor die Gehälter um acht Prozent gekürzt. Massive Einschnitte sind auch bei Pensionen und Renten geplant. Zudem soll die Mehrwertsteuer um zwei Punkte auf 23 Prozent angehoben werden. Auch in Griechenland soll das Rentenalter von 65 auf 67 Jahre angehoben werden.
Die Koalitionspartner in Athen haben immer noch nicht allen Punkten des verlangten Sparpakets mit einem Volumen von 11,7 Mrd. Euro zugestimmt. Die Troika werde ihren Bericht über das Land bis zur nächsten Sitzung der Euro-Finanzminister am 8. Oktober noch nicht fertig haben, hieß es. Die europäischen Staats- und Regierungschefs sind sich einig: Ohne das Urteil der Troika können neue Hilfen nicht auf den Weg gebracht werden.