Matschwinner Reus und Schweinsteiger - und Löw
"Wir haben heute von Beginn an sehr konzentriert gespielt, waren präsent und hatten eine gute Organisation auf dem Platz", sagte Löw im Anschluss an den locker herausgespielten Triumph. Es war vor allem die Mischung, die im deutschen Spiel passte. Endlich mal wieder. So sah das auch der Coach: "Die Balance war genau richtig. Man muss auch mal geduldig warten können." In Dublin dauerte es gegen die erschreckend limitierten Iren ein bisschen länger als eine halbe Stunde, bis wirklich was passierte. Bis dahin war es ein Sicherheitsspiel der deutschen Mannschaft gewesen. Sie spielte sich in diesen Anfangsminuten frei - auch im Kopf. Als Mut und Selbstbewusstsein schließlich zurück waren, ging alles ganz schnell. Die Tore fielen wie reife Früchte von den Bäumen. Von allem war etwas dabei: wunderschön herausgespielte Treffer, Einzelaktionen, tolle Schüsse und ein Elfmeter. Marco Reus (32./40.), Mesut Özil (55./FE), Miro Klose (58.) sowie Toni Kroos (61./83.) hießen die Torschützen, wobei sich vor allem der überragende Dortmunder Marco Reus Bestnoten verdiente.
Der dritte Matchwinner nach Löw und Reus war
Bastian Schweinsteiger. Der Mittelfeldspieler, in Dublin wegen der Sperre von Philipp Lahm Kapitän der DFB-Auswahl, war der unumstrittene Chef auf dem Rasen. Er lenkte, war allgegenwärtig, aber er tadelte auch. Und zwar immer dann, wenn die Mitspieler seiner Meinung nach zu nachlässig waren. Das war ja einer der Hauptkritikpunkte zuletzt. Den Machtkampf mit Sami Khedira im defensiven Mittelfeld konnte Schweinsteiger jedenfalls klar zu seinen Gunsten entscheiden. "Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn Bastian auf dem Platz steht", sagte Löw über die Rückkehr seines emotionalen Leaders.
Schweinsteiger selbst hatte hinterher schon wieder das große Ganze im Blick. Dabei dämpfte er geschickt die nach Kantersieg automatisch einsetzende Euphorie und ordnete den Irland-Trip wohltuend nüchtern ein - indem er gar nicht groß über das Spiel sprach: "Ich denke, dass wir eine erfolgreiche Zeit haben in der Nationalmannschaft. Wir sind insgesamt auf einem sehr guten Weg, ich möchte aber sagen, dass wir den einen Schritt mehr gehen müssen, um Titel zu gewinnen. Wir müssen an jedem kleinen Rad gut sein, um die großen Spanier auch mal zu schlagen." Es zeichnet Schweinsteiger als Führungsspieler aus, wenn er in der Stunde eines großen Sieges schon wieder an Spanien denkt. Darauf muss man erst mal kommen.