Onlinespiele: Bigpoint setzt auf Doppelspitze

Eine der erfolgreichsten deutschen Webfirmen, der Onlinespielehersteller Bigpoint, läutet eine neue Wachstumsphase ein und verstärkt das Topmanagement. Gründer und Vorstandschef Heiko Hubertz holt sich einen international erfahrenen Manager in das Führungsteam. Arthur Bastings soll vom Firmensitz in Hamburg aus die Geschäfte vor allem in Europa und Asien als Co-Chef vorantreiben, während Hubertz das US-Geschäft aufbaut. Bastings habe bei seinen letzten beruflichen Stationen, den Fernsehstationen Discovery Networks und MTV, top Medienmarken erfolgreich international aufgebaut, sagte der 34-jährige Hubertz der FTD.

Bigpoint zählt neben dem Karlsruher Wettbewerber Gameforge zu Europas größtem Onlinespielehersteller. Der Markt wird derzeit vom US-Unternehmen Zynga und von Anbietern aus Südkorea oder China dominiert und soll bis 2012 ein Volumen von 10 Mrd. Dollar erreichen. Zynga verhandelt dem Vernehmen nach derzeit über eine neue Finanzierungsrunde, nach der das Unternehmen zwischen 8 und 10 Mrd. Dollar wert wäre. Nach Angaben der FT unter Berufung auf Finanzkreise soll Bigpoint vor einem Jahr 300 bis 400 Mio. Dollar wert gewesen sein.

Bigpoint unterhält Partnerschaften mit TV-Sendern, aber auch mit klassischen Herstellern von Konsolenspielen wie Electronic Arts - dem weltweit zweitgrößten Videospielehersteller. "Onlinegaming ist der am stärksten wachsende Bereich im gesamten Entertainmentsektor", sagte Bastings. Er wolle das Unternehmen auf seinem Kurs zum globalen Marktführer unterstützen, sagte der 45-jährige Niederländer. Eine Expansion nach Asien sei zwar schwierig, aber nicht unmöglich.

Bigpoint zählt 190 Millionen registrierte Nutzer, der deutsche Rivale Gameforge mehr als 200 Millionen. Anders als bei klassischen Videospieleherstellern müssen Nutzer für das Spiel selbst nichts bezahlen. Vielmehr wird gratis über den Browser gespielt. Onlinespielehersteller verdienen über den Verkauf virtueller Güter, die Teil des Spiels sind. Die Firma erlöste 2010 eigenen Angaben zufolge einen dreistelligen Millionenbetrag und schrieb Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe. Genaue Zahlen nennt das Unternehmen nicht. Zum Vergleich: Zynga soll 2010 rund 400 Mio. Dollar verdient und 850 Mio. Dollar erlöst haben. Dem Bundesanzeiger zufolge lag der Umsatz von Bigpoint im Jahr 2009 bei mehr als 52 Mio. Euro und der operative Gewinn bei 12 Mio. Euro. Das Wachstum hatte sich zuletzt von Jahr zu Jahr fast verdoppelt. "Ich bin allein nicht der richtige Mann an der Spitze, wenn das Unternehmen an die Börse geht oder wir 1000 Mitarbeiter haben werden", so der Bigpoint-Gründer. Ein Börsengang stehe aber nicht bevor. Das Unternehmen werde bis Ende des Jahres voraussichtlich 1000 Mitarbeiter beschäftigen, derzeit sind es rund 700.

An Bigpoint sind zu je 35 Prozent der Investmentarm des US-Senders NBC Universal und die Private-Equity-Gruppe GMT beteiligt. GMT hatte vor einem Jahr angekündigt, die Beteiligung erst zu verkaufen, wenn Bigpoint 1 Mrd. Dollar wert sei. Gründer Hubertz hält noch 30 Prozent der Anteile.