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Herzblatt-Geschichten Einer kommt, einer geht

 ·  Diese Woche dreht sich bei den Promis alles um das eine: Sibylle Lewitscharoff wirbt für die gute alte Fortpflanzung ohne neumodischen Schnickschnak, Hannelore Elsner schwärmt von „Gitarrensex“ und Til Schweiger lässt im „Tatort“ gleich viermal die Hüllen fallen.

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© dpa Vergrößern Schauspieler Til Schweiger zeigt seinen Hintern gleich viermal im neuen „Tatort“

Ob es am Frühling liegt, der die Hormone durcheinanderwirbelt, oder an der Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff mit ihrem vielbeachteten Plädoyer fürs gute alte Fortpflanzen ohne modischen Schnickschnack wie Selbstbefriedigung, Reagenzgläser und Pipetten: Alles redet über Sex. Allen voran natürlich die Bild-Zeitung, die „Fakten, Fakten, Fakten über die schönste Nebensache der Welt“ liefert. Zum Beispiel, dass der Japaner seinen Höhepunkt mit dem Wort „Iku“ ankündigt, was „Ich gehe“ bedeutet. Wenn aber der eine geht, während der andere, wie in unseren Gefilden üblich, kommt, dann droht die Gefahr, einander zu verpassen.

Und weiter: „Florida verbietet männlichen Einwohnern Sex mit Stachelschweinen.“ Wir vermuten mal, wegen der Verletzungsgefahr oder weil das Kondom leicht platzen könnte. Ein Vorspiel wiederum dauert in Deutschland im Schnitt 18,5 Minuten, in der Schweiz geht man es erwartungsgemäß gemächlicher an: 23,3 Minuten. Und noch einen Spitzenwert erreichen die Schweizer: 46 Prozent von ihnen – Frau Lewitscharoff, bitte mal kurz die Augen zuhalten – befriedigen sich mindestens einmal pro Woche selbst. Unklar bleibt, ob sich die Vorspieldauer auch darauf bezieht.

Toller Kerl trotz Riesenplauze

Hannelore Elsner wiederum hat in ihrem neuen Film, wie ihre Kollegin Nadja Uhl in Bunte enthüllt, „Gitarrensex mit Axel Prahl“. Diejenigen, die sich nun fragen, wie so etwas funktioniert und ob sich da kein handlicheres Instrument anböte, klärt Elsner auf: „Die Geisha sitzt auf ihrem Geliebten genau wie ich auf Axel und spielt ganz sanft ein Instrument. Also ein Musikinstrument...“ Als Bunte böse die Prahlschen Körpermaße anspricht, verteidigt ihn Elsner, er sei „so ein toller Kerl, dass man seine Riesenplauze gar nicht bemerkt“. Ganz nebensächlich scheinen körperliche Attribute indes auch für sie nicht, denn „es gibt im Film ja auch diesen anderen Mann, der total hager ist und eine Hühnerbrust hat. Also den hätte ich nicht mit der Kneifzange angefasst!“ Jenem unbekannten Darsteller gilt unser Mitgefühl.

Ganz oft ohne Kneifzange angefasst wird Til Schweiger im neuen „Tatort“, in dem – Bunte hat mitgestoppt – man nach gerade einmal einer Minute seinen Hintern sieht: „Seinen Po zeigt Schweiger noch dreimal.“ Außerdem meldet der Schweiger-„Tatort“ mit 19 Toten einen Leichenrekord. Wir werden uns den Film nicht anschauen, denn jenen Anblick möchten wir uns ersparen. Wobei uns die 19 Leichen nicht so stören würden.

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© Kaufhold, Marcus Vergrößern Findet modischen Schnickschnack wie Selbstbefriedigung albern: Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff

Ein Freund der Zahlen ist auch der ehemalige Boygroupsänger Jay Khan, der in Bild beteuert: „Ich habe sicherlich 1000 Mädchen den ersten Orgasmus verschafft!“ Und zwar bei Auftritten seiner Band: „Die kamen nur zum Konzert, um uns anzuschmachten. Dann hatten sie plötzlich so eine starke Hormonzufuhr. Und den gleichen Gesichtsausdruck, den meine Frau im Bett hat.“ Hoffentlich, Khan, irren Sie sich da nicht, denn bei Ihrem Gejaule können die Zuhörerinnen auch gequält und entsetzt geschaut haben, und dann würden wir uns ernsthaft um Ihre Frau sorgen.

Womöglich gar keinen Gesichtsausdruck hat Naomi Campbell als Jurorin in „The Face“, wie In berichtet: „,Sie zieht ihre Gesichtshaut nach hinten und fixiert sie hinter den Ohren, um straffer auszusehen‘, plaudert ein Mitarbeiter der Show aus.“ Wie aber fixiert sie die Haut? Mit Sekundenkleber, mit Sicherheitsnadeln? Und was ist, wenn sich plötzlich alles löst und das ganze Gesicht nach vorn schnellt?

Simpel, fast spießig

Viel entspannter scheint Pierce Brosnan zu sein. Das goldene Blatt zitiert, wie der Ex-Bond sein „simples, ja fast spießiges Leben“ beschreibt: „Ich mache Kaffee und beobachte die Wellen auf Hawaii. Dann male ich und gehe surfen.“ Solch ein spießiges Leben würden wir niemals tauschen wollen gegen unser aufregendes, ausgeflipptes Dasein mit acht Stunden täglich vorm Computerbildschirm.

In ferne Gefilde wagt sich auch Die Aktuelle, die vom Treffen des Dalai Lama mit Obama berichtet. „Wir wissen: Der Besuch machte Ärger, China protestierte, weil der Dalai Lama für die Freiheit Nepals steht.“ Oder vielleicht doch eher Tibets? Egal, irgendwas mit Yetis halt. Exklusivwissen offenbart auch Das goldene Blatt: Prinz Harry und seine Cressida kriegen Zwillinge, und „das Internet hat die beiden verraten. ,Bei meiner Arbeit im Palast kann ich Harry oft über die Schulter schauen, wenn er im weltweiten Datennetz surft. Und in letzter Zeit rief er tatsächlich nur Ratgeberseiten zum Thema Zwillinge auf‘, verrät ein Butler.“ Nett auch vom Butler, dass er den Lesern des Goldenen Blatts erklärt, was das Internet ist.

Gloria von Thurn und Taxis schließlich sagt im Neuen Blatt: „Ach du lieber Gott, ehrliche Antworten, wer will die schon? Ich erwarte, dass die Leute höflich zu mir sind, so wie ich es zu ihnen bin. Der Arzt muss offen und ehrlich sein, der Steuerberater und Beichtvater ebenfalls. Aber in Gesellschaften ist zu viel Ehrlichkeit fehl am Platz.“ Eine erfrischende Sicht, Fürstin, wie Sie überhaupt unsere Lieblings-Adlige sind. Dass Journalisten ehrlich sein sollen, davon haben Sie ja nichts gesagt.

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09.03.2014, 12:02 Uhr

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