Nach Eroberung von Palmyra IS kontrolliert große Teile Syriens

Stand: 22.05.2015 09:51 Uhr

Die radikale Miliz "Islamischer Staat" (IS) hat nach der Einnahme der antiken Stadt Palmyra in Zentralsyrien offenbar auch den letzten noch offenen Grenzübergang zum Irak erobert. Damit kontrollieren die IS-Terroristen nun große Teile Syriens.

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ist in Syrien weiter auf dem Vormarsch. Nach der Eroberung der historischen Wüstenstadt Palmyra in Zentralsyrien nahmen die Dschihadisten auch den letzten noch von Regierungstruppen kontrollierten Grenzübergang zum Irak ein. "Syrien hat seinen letzten Übergang nach Irak verloren, nachdem sich Regierungstruppen aus dem Gebiet zurückgezogen hatten", sagte Rami Abdel Rahman, Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London. Die Beobachtungsstelle verfügt in Syrien über ein dichtes Netz an Informanten. Von unabhängiger Seite sind ihre Angaben kaum zu überprüfen.

Gebiete der ISIS in Syrien und im Irak.
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Die schraffierten Gebiete zeigen die Regionen, die der IS kontrolliert.

Große Teile Syriens unter IS-Kontrolle

Mit der Einnahme des Übergangs Al Walid Tanef hat die Terrormiliz einen Großteil der Grenzlinie zwischen Syrien und dem Irak erobert. Ein Teil der Grenze im Nordosten ist in der Hand kurdische Einheiten. Die Extremisten kontrollieren nach den Geländegewinnen in Zentralsyrien jetzt rund 50 Prozent der Landesfläche.

Im Irak überrannten IS-Terroristen nach Polizeiangaben zudem die Verteidigungslinie der Sicherheitskräfte bei Husaiba zehn Kilometer östlich von Ramadi. Die Lage rund um Husaiba sei sehr kritisch, sagte ein Polizeivertreter. In der Provinzhauptstadt Ramadi hatte der IS am Sonntag die Kontrolle übernommen, Mitte der Woche folgte Palmyra.

Nach ersten Berichten aus der eroberten Oasenstadt richteten die IS-Milizen am Donnerstag mindestens 17 Menschen hin. Die Opfer waren Soldaten und Unterstützer der Regierung in Bagdad, teilte die Syrische Beobachtungsstelle mit. Sie seien enthauptet worden. Damit sei die Zahl der Hinrichtungen in der Region seit Beginn der IS-Offensive vor wenigen Tagen auf insgesamt 66 gestiegen.

Sorge um antike Stätten

Die historische Oasenstadt Palmyra in Zentralsyrien ist wegen ihrer einzigartigen Ruinen bekannt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Eine Zerstörung der archäologischen Stätten Palmyras wäre nach Einschätzung von UNESCO-Chefin Irina Bokowa ein "enormer Verlust für die Menschheit".

Im Nordirak hatten IS-Anhänger im Frühjahr bereits einmalige Kulturstätten zerstört, darunter die Ruinen der Jahrtausende alte Stadt Nimrud und die Grabungsstätte Ninive. Die altorientalischen Überreste stellen nach der radikalen Islam-Interpretation der Dschihadisten Kultstätten "Ungläubiger" dar. Nach dieser Lesart sind auch Bilder und figürliche Darstellungen von Menschen verboten.

Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 22. Mai 2015 um 09:00 Uhr.

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