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... Anscheinend haben sie die von der Kommission herangezogene Schrift "Armee im Kreuzfeuer" von Joachim F. Weber nicht ausgewertet, in der der Rechtsanwalt Dr. Wolf Stoecker nachgewiesen hat, dass das Tagebuch des Gefreiten Richard Heidenreich, der furchtbare Verbrechen seiner Kompanie an Juden schildert, eine sowjetische Fälschung ist. Die Kommission stellt dagegen fest: "Die Verwendung des Tagebuchs bleibt umstritten. Wiewohl die Autoren inzwischen weitere Indizien vorgelegt haben, die aus ihrer Sicht für die Authentizität der Quelle sprechen, sollte das Tagebuch nicht verwendet werden, solange das Original nicht aufgefunden ist." Erstaunlich ist, dass der Kommissionsbericht schreibt "aus ihrer Sicht", d.h. Sicht der Autoren. Von den Gutachtern muss schließlich erwartet werden, dass sie nicht die Sicht von Hannes Heer übernimmt, sondern ihr eigenes Urteil über diese Indizien ausspricht ...

Meinhard Frhr. von Ow
Meinrad Frhr. von Ow

Nadel, grün

Wissenschaftliche Schlamperei? Quellenunterdrückung im Schlussbericht der Historikerkommission zur Wehrmachtsausstellung?

Am 15. November 2000 hat Professor Gerhard Hirschfeld als Sprecher der von Dr. Jan Philipp Reemtsma ausgewählten Historikerkommission den Schlussbericht zur Überprüfung der "Wehrmachtsausstellung" in Frankfurt vorgelegt. Die Gutachter und drei junge Historiker waren ein Jahr lang tätig, denn die Ausstellung wurde "sowohl hinsichtlich ihrer inhaltlichen Aussagen als auch hinsichtlich des verwendeten Materials so intensiv durchleuchtet, wie das bisher in keiner anderen zeitgeschichtlichen Ausstellung geschehen ist". Es empfiehlt sich, die neun Schlussfolgerungen zu lesen, in denen auch diese Aussage steht. Die Gutachter widersprechen sich, wenn sie sachliche Fehler, falsche Bildzuschreibungen, Ungenauigkeiten, Flüchtigkeiten, allzu pauschale und suggestive Aussagen rügen und gleichzeitig "die Intensität und Seriosität der von den Ausstellungsautoren geleisteten Quellenarbeit" bestätigen.

Die Gutachter stellen weiter fest, "die Ausstellung enthält keine Fälschungen" mit dem nebulösen Zusatz "im Sinne der leitenden Fragestellungen und Thesen". Anscheinend haben sie die von der Kommission herangezogene Schrift "Armee im Kreuzfeuer" von Joachim F. Weber nicht ausgewertet, in der der Rechtsanwalt Dr. Wolf Stoecker nachgewiesen hat, dass das Tagebuch des Gefreiten Richard Heidenreich, der furchtbare Verbrechen seiner Kompanie an Juden schildert, eine sowjetische Fälschung ist. Die Kommission stellt dagegen fest: "Die Verwendung des Tagebuchs bleibt umstritten. Wiewohl die Autoren inzwischen weitere Indizien vorgelegt haben, die aus ihrer Sicht für die Authentizität der Quelle sprechen, sollte das Tagebuch nicht verwendet werden, solange das Original nicht aufgefunden ist." Erstaunlich ist, dass der Kommissionsbericht schreibt "aus ihrer Sicht", d.h. Sicht der Autoren. Von den Gutachtern muss schließlich erwartet werden, dass sie nicht die Sicht von Hannes Heer übernimmt, sondern ihr eigenes Urteil über diese Indizien ausspricht.

Das folgende Manuskript hat Meinrad von 0w schon im Februar unter Verwendung der Ermittlungen von Dr. Wolf Stoecker zusammengestellt.

Das Heidenreich-Tagebuch, eine Textfälschung in der Wehrmachtsausstellung in der Sichtweise eines Geschichtspolitikers, eines Poeten und eines Juristen

Das Tagebuch des Gefreiten Richard Heidenreich galt in der Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" als ein besonders schwerwiegender Beweis für die Brutalität deutscher Soldaten und ihrer Beteiligung am tausendfachen Massenmord an der jüdischen Bevölkerung. Der Ausstellungsleiter Hannes Heer, der Schriftsteller Robert Neumann und der Rechtsanwalt Dr. Wolf Stoecker sind den Spuren des Tagebuchschreibers nachgegangen, jeder aus seiner Perspektive.

Hannes Heer glaubt

Hannes Heer zitiert im Kapitel "Wehrmacht und Holocaust" des Ausstellungskatalogs folgende Sätze aus dem Tagebuch des Gefreiten aus der 12. Kompanie des 354. Infanterieregiments vom 5.10.1941:

"Es gab ungefähr 1000 Juden im Dorf Krupka und diese mussten heute alle erschossen werden ... Um genau 7.00 Uhr mussten sich alle Juden, Männer, Frauen und Kinder auf dem Besichtigungsplatz melden ... Den Juden war gesagt worden, dass sie alle zur Arbeit nach Deutschland transportiert werden sollten, aber viele errieten, was ihnen bevorstand ... Es entstand eine Panik ... Dann mussten sie in den Graben hinunter und wir, die wir sie erschiessen sollten, standen am Rande über ihnen ... Zehn Schüsse fielen, zehn Juden waren abgeknallt. Dieses ging weiter, bis alle erledigt waren. Nur wenige von ihnen behielten ihre Fassung. Die Kinder klammerten sich an ihre Mütter, Frauen an ihre Männer. Ich werde dies Bild so leicht nicht vergessen. Ein paar Tage später wurde eine ähnlich grosse Anzahl in Kholopinitschi erschossen. Auch hieran war ich beteiligt ... Da war nur eine Sandgrube, in der die Juden eingepökelt wurden." Im Kapitel "Selektionen" folgt Heidenreichs Notiz vom Juli 1941: "Nach einigen Tagen Fahrt kamen wir in Minsk an. Unserem Bataillon wurde die Aufgabe zugeteilt, 6000 Gefangene zu bewachen und alle Juden in der Stadt zu erschiessen. Viele von den Gefangenen liefen nachts fort und wir mussten zu unseren Waffen greifen. Wir erledigten allein 500 Juden."

Den Ausstellungsleiter Heer hat der Bonner Germanist Benno von Wiese 1982 in seinen Erinnerungen geschildert: "Hannes Heer, der bereits an der ganzen Universität als Apo-Rebell verschrien war, stand auf dem linkesten Flügel, war ein fanatischer und intoleranter, trotzdem ein durchaus intelligenter Ideologe." Der listige Wiese ließ ihn als Doktoranden zu gegen das Versprechen, auf Gewalttaten gegen sein Seminar und auf Diffamierungen des Doktorvaters zu verzichten. Zu einer Promotion Heers kam es allerdings nicht. Ihm seine damalige Rolle vorzuhalten bildet jedoch allein kein Argument für die Kritik an seiner Funktion als Autor der Ausstellung. Ungewöhnlich für einen Geschichtspolitiker ist nur sein Beharren auf die Belassung des Heidenreich-Tagebuches in der Ausstellung, obwohl ihm die Beweisführung Dr. Stoeckers seit 1997 bekannt sein musste.

Robert Neumann zweifelt

Der angesehene Schriftsteller Robert Neumann, als Emigrant seit 1938 englischer Staatsbürger und Vizepräsident des Internationalen PEN-Clubs, hat 1960 in Rundfunkvorträgen mit dem Titel "Ausflüchte des Gewissen" die von ihm veröffentlichten Tagebuchauszüge und Briefe deutscher Soldaten, darunter das Tagebuch Heidenreichs behandelt. Kurz danach hat Neumann die Vorträge unter demselben Titel veröffentlicht, um über die Zeit zu schreiben, "in der es für die Alliierten galt, weiterzukämpfen bis zum Sieg über Deutschland".

"Es war in dieser Situation, dass die Russen Dokumente auf den Tisch des Hauses legten - furchtbare Dokumente. Und dabei handelte es sich doch einfach um Kriegstagebücher deutscher Soldaten ... Man hatte sie bei diesen Soldaten gefunden. Ich erinnere mich an die Bestürzung, die diese Dokumente in unserem Kreis hervorriefen. Zunächst einmal hielten wir all das nicht für echt. Die Freundschaft der westlichen Alliierten mit den Sowjetrussen war damals noch neu. Das alte Misstrauen war noch nicht gestorben ... Wir traten also mit grossem Misstrauen an diese Dokumente heran, die bewiesen, dass nicht einfach der Nazi all jene nun schon bekanntwerdenden Gräueltaten im Osten beging, sondern offenbar mitunter auch der gewöhnliche Soldat."

Neumann zitiert dann aus einem der Tagebücher: "15.1.42 - Heute nachmittag fünfzehn erschossen, später zwei Frauen, zwei Männer. 2.2. - Einen erschossen, Gulasch gekocht. 6.2. - Sechs erschossen, eine Gans gebraten, höchst schmackhaft. Am nächsten Tag: Wache geschoben, einen Mann im Keller erhängt gefunden, Selbstmord. Später einen zweiten dazugehängt ..." Dazu schreibt Neumann: "Das war ja doch unmöglich, nicht wahr, dieses Nebeneinander von Gänsebraten, äusserst schmackhaft, und Hängen und Gulasch und wieder Hängen ... Das sollte ein deutscher Zivilist geschrieben haben, der zufällig in einer Landseruniform stak?"

Dieselbe Ratlosigkeit befällt Neumann bei den Tagebucheintragungen eines Obergefreiten: "1. Juli 1941 - Heute vor dem Regimentshauptquartier 60 Gefangene erschossen. 6. Juli - Matula grub auf dem Judenfriedhof eine Leiche aus. Hofstätter kratzte den Schädel mit den Fingern blank. Matula legte ihn auf den Ofen und hackte an ihm mit der Axt herum. Ich und ein Fallschirmjäger erwischten zwei Gänse ..." Und schließlich zitiert er den Gefreiten Heidenreich und fügt hinzu: "Wir glaubten es nicht, nein wir glaubten es nicht. Wir glaubten es so sehr nicht, dass die Engländer uns mit Misstrauen zu betrachten begannen. Das - das stand dort in dem Material, das uns die Russen schickten."

Neumanns Vorträge mit Ausschnitten aus den Briefen und Tagebüchern von Soldaten, von denen die Sowjets sagten, sie stammten aus den Taschen toter oder gefangener deutscher Soldaten, hatten einen Nerv getroffen. Er appelliert an seine Hörer mit den Sätzen: "Es wäre mir heute noch eine Erleichterung, von jemanden, der es weiß und nachweisen kann, zu erfahren, dass wir damals recht hatten, dass wenigstens diese angebliche Aufzeichnung eines Obergefreiten über die Ermordung der 1000 Juden von Krupka durch Freiwillige der Wehrmacht nicht stimmt."

Es meldet sich der General a.D. Pickert, der zwei Jahre an der Ostfront war und versichert, das stimme nicht, dass Frontsoldaten an dererlei beteiligt waren, und, dass sie es dann auch noch das in ihren Tagebüchern verzeichneten. Aber Pickert kann keine Aussage zum Massaker von Krupka machen. Zur völligen Entkräftung der sowjetischen Dokumente will Neumann Gewichtigeres: Beweise, Beweise. Zur Person des Generals schreibt Neumann:

"Es ist tatsächlich so, dass die paar Nazis unter den Generälen über diese Dinge viel besser informiert waren als die Majorität - ausgezeichnete Männer, die mit dem Gelichter der Parteiführung so wenig wie möglich zu tun haben wollten. Offenbar gehörte der General zu diesen Ausgezeichneten und darum nicht ganz so zu den intim ins Vertrauen Gezogenen."

Schließlich bot ein Oberstleutnant und Lehrer an der Offiziersschule in Hamburg an, dieser Sache von Krupka mit seinen Schülern nachzugehen. Neumann setzt seine Hoffnung auf den Militärhistoriker, denn "es fehlt uns bezüglich jener Sowjetdokumente ein derartiger Nachweis, und wir wollen die Spreu vom Weizen sondern ... Es gibt blutigen Weizen genug." Der Schriftsteller hofft sogar die Wahrheit über das gesamte in Deutschland noch unbekannte sowjetische Material zu erfahren - Stück um Stück. Neumann geht es, wie man sieht, um die Wahrheit. Obwohl die Nazis 1933 die Bücher des Emigranten verbrannt hatten, beseelt den scharfzüngigen Gegner von Machtideologien jeglicher Provenienz die Hoffnung, dass die sowjetischen Dokumente gefälscht sind. Gerade weil er so viele Deutsche belastende Dokumente kennt, sucht er akribisch die sowjetischen Dokumente zu entkräften.

Dr. Wolf Stoecker weist nach

Dr. Wolf Stoecker, Rechtsanwalt in Düsseldorf, befasst sich seit 1994 mit der Militärgerichtsbarkeit und seit 1995 mit Forschungen über die Beteiligung von Wehrmachtseinheiten an NS-Verbrechen. Er hat die von Heer in seinem Aufsatz "Killing Fields" im Begleitbuch zur Ausstellung genannten Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Dortmund AZ 45/Js 9/64 eingesehen und ist dabei zu einem überraschenden Ergebnis gekommen.

Das Verfahren kam Anfang 1961 kam durch die Zitate des Heidenreich-Tagebuches in einem Beitrag Robert Neumanns in der Zeitschrift "Konkret" ins Rollen. Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg, die den Auftrag hat, jedem Hinweis auf NS-Verbrechen nachzugehen, ermittelt als Quelle das Buch "True to Type, a Selection from letters and Diaries of German Soldiers and Civilians collected in the Soviet-German Front", erschienen 1944/45 im Verlag Hutchinson & Co. Ltd, London, dem Verlag von Robert Neumann.

Neumann wird um Einsichtnahme in seine Dokumente als Beweismittel gebeten. Er schickt im März leihweise sein Exemplar des Buches "True to Type" ("Buchstäblich wahr") an die Staatsanwaltschaft und schreibt dazu am 2.3.1961, dass er die Tagebuch- und Brieftexte seiner Erinnerung nach schon in englischer Übersetzung von Sowjetrussen bekommen habe. Er habe sich damals vergeblich bemüht, von den Sowjets Einzelheiten über den Verbleib der Originaltexte zu erhalten. Neumann meint jedoch im Widerspruch zu seinen Äusserungen vom Vorjahr, die innere Evidenz dieser Dokumentation wäre völlig überzeugend. Dr. Stoecker kann das einzig vorhandene Exemplar des Buches in der British Library in London einsehen. Es umfasst ca. 160 Seiten, neben Tagebuch- und Briefauszügen ist auch eine offizielle sowjetische Erklärung abgedruckt. Darin heisst es u.a., Ausrottungen wurden, wie allgemein bekannt ist, von den deutschen Mördern gegen polnische Offiziere im Wald bei Katyn ausgeführt."

Robert Neumann weist auf ein Schreiben des Oberstleutnants Dr. Will hin, der aufgrund seines Angebotes eine "kleine Quellenübung mit Fahnenjunkern" gemacht hat. Aber auch er hat keine Belege für die Aussagen Heidenreichs zu Krupka und Minsk finden können. Ergiebiger sind die Zeugenvernehmungen. Richard Heidenreich ist seit 1943 vermisst und 1953 für tot erklärt worden. Seine Witwe weiß nichts von einem Tagebuch ihres Mannes und seine Schwester Erika erklärt, sie könne keinesfalls glauben, dass ihr Bruder Tagebuch geführt hat. Als Dachdecker sei er ungelenk im Schreiben und geradezu schreibfaul gewesen. Auch ihr habe er nie einen Brief geschrieben.

Das Gericht findet 18 ehemalige Angehörige der 12. Kompanie. Von ihnen weiß nur der Unteroffizier T. Näheres zu berichten: "Dieser Heidenreich war Gewehrführer und ist bei einem russischen Überfall in Gefangenschaft gekommen ... Ich kannte diesen Mann seit Wochen und hatten in dieser Zeit auch engsten Kontakt mit meinen Männern, denn wir lagen zum Zeitpunkt des Überfalls zusammen in einer Kate. Ich selbst habe nie festgestellt, dass Heidenreich Eintragungen in ein Tagebuch machte. Ich kann es mir nur so erklären, dass Heidenreich in Gefangenschaft kam und dort aufgrund eines Verhörs die Aufzeichnungen zustande kamen."

Alle 18 Zeugen bezeugen, dass kein Angehöriger der 12. Kompanie an Erschießungen mitgewirkt hat. Einige der Zeugen erklären, dass die SS oder der SD Exekutionen vorgenommen hat, sie hätten dies aus der Ferne beobachtet. Auch der Behauptung Heidenreichs in Minsk "erledigten wir allein 500 Juden" ist die Staatsanwaltschaft Köln Ende 1963 nachgegangen. Alle Zeugen, auch die zwei Gefreiten der 12. Kompanie, die Heer zitiert, bestreiten nachdrücklich die Teilnahme ihrer Einheit an Exekutionen.

In der Einstellungsverfügung vom 9.9.1969 kommt die Staatsanwaltschaft zu dem Schluss, dass entgegen der Darstellung in Heidenreichs angeblichen Tagebuch "eine Mitwirkung von Wehrmachtsangehörigen an den eigentlichen Tötungshandlungen nicht festgestellt werden kann". Sie hat ermittelt, dass die jüdischen Bewohner von Krupka bereits am 18.9.1941 durch das Sonderkommando 8 des SD unter Führung des SS-Hauptsturmführers Sch. ermordet wurden. Sch. war wegen dieser und anderer Untaten vom Schwurgericht Köln durch Urteil vom 12.5.1964 zu Zuchthaus verurteilt worden.


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