(...) Dieses Vorhaben ist Heer wegen methodenwidriger Arbeitsweise, weitestgehender Literaturunkenntnis und oftmaligen Verfälschens von Quellen derart gründlich mißlungen, daß das einzig bemerkenswerte in dem ihm überzeugend gelungenen Nachweis der Nichtigkeit seiner Ergebnisse besteht. |
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Gutachten: Dr. phil. Hartmut Schustereit (Teil 2/2) |
IV. InterpretationIV.1. Behandlung von LiteraturBei seiner sachlich unrichtigen Behauptung, daß es in der zweiten Jahreshälfte 1941 einen "Partisanenkampf ohne Partisanen" gegeben habe, verweist Heer auf zwei Beiträge in einer militärischen Fachzeitschrift. Beide enthalten jedoch k e i n e derartige Aussage; im Gegenteil, aus beiden Abhandlungen läßt sich entnehmen, daß es bereits 1941 Partisanentätigkeit gegen deutsche Truppen gegeben hat.41 Im übrigen verschweigt Heer thematisch wichtige Feststellungen der beiden Autoren vollständig. So übergeht er, daß die - unterschiedliche - Stärke der vier Sicherungsdivisionen mit "höchstens mit je 8-9.000 Mann einschließlich der Versorgungstruppen'' angenommen wurde. Da der Befehlshaber Rückwärtiges Heeresgebiet der Heeresgruppe Mitte über "insgesamt etwa 12.000 Mann" als bewegliche Reserve verfügte, "dürften vom Frühjahr 42 bis Sommer 43 die im Heeresgebiet eingesetzten Kräfte etwa 60.000 betragen haben" - und vom Sommer 1941 bis zum Frühjahr 1942 sicherlich nicht mehr. Daraus ergab sich zwangsläufig, daß der Kampf der Sicherungsdivisionen gegen die Partisanen von Anfang an "unter einem fühlbaren Mangel an Menschen und Material" litt. Anschließend weist Kreidel auf die besonders schwierige Versorgung mit Waffen und Gerät hin, von denen vieles für den Partisanenkampf ungeeignet war. Während die Sicherungsdivisionen über "fast nur Waffen aus dem ersten Weltkrieg" (!) verfügten, gab es bei ihnen geeignete Waffen wie das MG 34 und Maschinenpistolen, "so gut wie gar nicht".42 Daher kommt der Autor zu dem Ergebnis, "daß die deutschen Sicherungs-Truppen im Mittelabschnitt der Front eine wirkliche Befriedung des Landes infolge gänzlich unzulänglicher Kräfte nicht zu erreichen vermochten, wohl aber ihre Aufgabe, der schwer kämpfenden Front den Nachschub und die Verbindung mit der Heimat zu sichern, mit Aufopferung und Erfolg erfüllt" haben.43 Von dieser eigentlichen Aufgabe der Sicherungsdivisionen ist bei Heer ebenso wenig zu erfahren wie davon, daß die ständige Gefechtsberührung in den Jahren 1942/43 zu täglichen deutschen Ausfällen von 50 bis 60 Mann geführt hat. Die "Anerkennung, die den zur Partisanenbekämpfung eingesetzten Verbänden und Einheiten ausgesprochen wird, hätte eine kritische Bewertung durch Heer erwarten lassen. Sie wird jedoch stillschweigend ebenso unterlassen wie die Hinweise auf den kriegsgerechtswidrigen Status der sowjetrussischen Partisanen und auf ihre Motivation zum Kampf gegen die deutschen Truppen.44 Einen weiteren, thematisch ebenfalls besonders wichtigen Punkt übergeht Heer vollständig, um nicht seine irrige Behauptung vom angeblich immer gegebenen, beiderseitig ideologisch kompromißlos motivierten Krieg aufgeben zu müssen. Es ist dies die historische Tatsache, daß russische Verbände und Einheiten gemeinsamt mit deutschen Truppen Partisanen bekämpft haben. An russischen Truppen, deren "Anteil am Bandenkampf" als "sehr beachtlich" hervorgehoben wird, wurden nach und nach aufgestellt: Unter Führung General Schilenkos (er gehörte später zum Stab des Generals Wlassow) die aus vier Bataillonen bestehende Brigade Graukopf mit ca. 10.000 russischen Kriegsgefangenen; die unter Führung von Oberst Kononow bestehende Kosaken-Abteilung 600, die drei Schwadronen mit ungefähr 600 Mann umfaßte (als Korpstruppen) und - im Bereich einer jeden Sicherungsdivision - Verbände in Bataillons- und Kompaniestärke, die je Division aus ca. 1.200 bis 1.500 Mann bestanden.45 "Disziplin und Einsatzfreudigkeit'' dieser russischen Verbände im deutschen Ostheer wurden "besonders in der ersten Zeit" als "sehr gut" bewertet.46 Da sich Heer bereits durch einfache Erwähnung dieser historischen Tatsache selbst widerlegen würde, bleiben sie ungenannt; dadurch verzerrt er den Sachverhalt weiter. Diese Feststellung gilt auch für das folgende. Die Partisanen (in der von Heer nur mit dem Titel genannten Literatur als Bandenangehörige bezeichnet) hätten "aus Selbsterhaltung" nur den einen Richtsatz gekannt, "den Gegner auf jeden Fall auszulöschen'' , damit kein lebender Zeuge später von ihnen und ihren Taten berichten konnte. "Daraus ergab sich dann zwangsläufig eine allgemeine Verrohung und Grausamkeit im Verhalten der Banden. Es wurden unglaubliche Akte der Massenvernichtung und triebbedingte Unmenschlichkeit an den Opfern begangen. Derartiger Handlungen ist ein anständiger Mensch normalerweise nicht fähig."47 Auf der Suche nach einer Erklärung hierfür wird darauf hingewiesen, daß es sich bei den Partisanen "um Leute handelte, die bis in ihr Innerstes von politischer und ideologischer Propaganda aufgewühlt waren und somit viele Hemmungen verloren hatten." Neben den propagandistischen Einflüssen, die bei der Vorbereitung und Durchführung des Partisanenkrieges besonders bedeutungsvoll gewesen seien, hätten andererseits solche Menschen, die von irgendeinem politischen Fanatismus besessen waren, von sich aus den Bandenkampf als die ihrer Geisteshaltung entsprechende Kampfform gewählt."48 Sogar mit dieser grundsätzlichen Charakterisierung der sowjetrussischen Partisanen setzt sich Heer nicht auseinander. Statt dessen macht er etwas anderes: er dreht die Sache um. In den dargelegten, teilweise zitierten Auffassungen der Literatur (Golz) braucht nur der Ausdruck "Banden'', d.h. Partisanen durch "die" Wehrmacht ersetzt zu werden, und sogleich ergibt sich (unbeschadet anderer Formulierungen) der gleiche Sachverhalt für die Gegenseite.49 So erklärt sich ohne weiteres seine Unterstellung, "die Truppe" habe "Lust'' am Partisanenkrieg gehabt, weil der Kampf um die Seele ebendieser Truppe, der Heer von vornherein pauschal niedrigste, zum Abreagieren drängende Instinkte andichtet, von den Nationalsozialisten gewonnen worden sei. Deren psychologischer Sieg über "die Truppe" ideologisierte diese angeblich so sehr, daß sie nun endlich die von Hitler gewollte "Vernichtungsmoral" besaß. Wird von der - zwar behaupteten, aber nicht schlüssig nachgewiesenen - Ideologisierung der gesamten Wehrmacht ausgegangen, fällt es leicht, sie mittels einer Reihe ebenso massiver wie wahrheitswidriger Verleumdungen zu bezichtigen, ein "Vernichtungsprogramm'' im Sinne des Nationalsozialismus gehabt zu haben. Alle diese Unrichtigkeiten sind nicht einfach als dahingesagte Verlästerungen zu verstehen, weil sie eine bestimmte Funktion besitzen. Sie sollen den Eindruck erwecken, daß damalige Wirklichkeit nicht so aussieht, wie sie gewesen ist, sondern so, wie sie den Vorstellungen Heers entspricht. Ob er mit diesem fragwürdigen Vorgehen wirklich etwas in seinem Sinne erreichen kann, ist zweifelhaft. Denn schon seine inhaltliche Behandlung der beiden Aufsätze zur Partisanenfrage zeigt eindeutig, daß er sich mit Literatur nicht sachgerecht auseinandersetzt. - Wie steht es nun mit Heers Behandlung von Quellen? |
IV 2. Umgang mit QuellenIV 2.1. Eingreifgruppe AnderssenBevor Heer mit der Schilderung des Einsatzes der Eingreifgruppe Anderssen überhaupt begonnen hat, steht schon das Ergebnis für ihn fest, daß er aus ihrer "Meldung'' gewonnen hat: "Sie beschreibt die bizarre Situation eines Partisanenkampfes ohne Partisanen." (S. 109) Als erstes fehlt in Heers Darstellung jeder Hinweis auf die Grundlage für das Tätigwerden der Eingreifgruppe Anderssen. Gemäß Befehl der 252. Infanterie-Division/Abt. Ia vom 2. September 1941 hatte die Armee "den sofortigen Einsatz einer Einsatzgruppe'' gegen eine Partisanengruppe befohlen, die in einem bestimmten Raum gemeldet worden war. Ihr Auftrag lautete, diese Partisanengruppe zu vernichten.50 Im Ort Sufowka wurden am 6. September 1941 mehrere Verdächtige festgenommen und im Laufe des Vormittages vernommen.
Durch das Weglassen der Vernehmungsaussage über die häufige Verpflegung russischer Soldaten durch die Verdächtigen (im rückwärtigen deutschen Heeresgebiet!) zerreißt Heer den Sinnzusammenhang, indem er hier den Grund für deren Erschießung ausklammert. Dadurch entsteht der Eindruck, als ob sie grundlos, d.h. willkürlich erfolgt ist.
Obwohl in der Quelle begründet wird, warum der "Arbeiter, ehemaliger Soldat" erschossen worden ist, behauptet Heer wider besseres Wissen das Gegenteil.
Auch hier verschweigt Heer Wesentliches, nämlich, daß 40 der 50 Verdächtigen ehemalige Soldaten waren und daß sie - kriegsrechtlich korrekt - einem Gefangenenlager überwiesen wurden.
Aus der Quelle geht hervor, daß alle 63 russischen Soldaten marschfähig waren. Nach Heers Darstellung wurden aber nur die Marschfähigen abgeschoben. Und die anderen, die es nicht gab? Was geschah mit ihnen?
Diesen Abschnitt der Quelle übergeht Heer. Die Aussage, daß die ehemaligen russischen Soldaten von der Eingreifgruppe Anderssen dem Kriegsrecht entsprechend als Kriegsgefangene behandelt worden sind, paßt nicht in das von ihm entworfene Bild, wonach 1941/42 "Zehntausende von Zivilisten gejagt, gefangen und erschossen wurden." (S. 109) Außerdem hätte die kriegsrechtlich einwandfreie Behandlung der ehemaligen russischen Soldaten durch deutsche Soldaten im Widerspruch zu ihrer angeblich totalen Ideologisierung mit dem sich daraus ergebenden negativen Verhalten gestanden und sich nicht erklären lassen.
Auch dieser Vorgang wird von Heer übergangen. Zuvor hatte er alle Fehlanzeigen, die die Einsatzgruppe Anderssen in den ersten Tagen ihrer Aktion gemacht hatte, als Belege für seine Behauptung genommen, es seien zehntausende von Zivilisten erschossen worden. Da das in der Quelle geschilderte Verhalten des ehemaligen russischen Soldaten Heers Behauptung widerspricht, in diesem Einzelfall konkret widerlegt, wird es unerwähnt gelassen. Da sich nach Meldungen von Landesbewohnern in einem bestimmten Raum "eine starke Partisanengruppe aufhalten" mußte, "sollte eine Gesamtaktion, bei der das gesamte verdächtige Gebiet durchkämmt werden sollte, steigen."57 (...)
Die Darstellung der Quellenangaben durch Heer ist so unsachlich, daß sie in ihrem wichtigsten Punkt einer Verfälschung gleichkommt. Er berichtet nämlich nur von z.T. im Schlaf überraschten und erschossenen Partisanen. Die Aussage in der Quelle, daß die anderen Partisanen "im Gefecht niedergekämpft" worden sind, unterschlägt er. Dieses unlautere Verfahren ermöglicht es ihm, die Tötung der im Kampf gefallenen Partisanen tatsachenwidrig als "Massenmord an Wehrlosen" (S. 111) zu fingieren. Mit der Formulierung, "daß man in der Gruppe zwei Offiziere und am Tatort schwere Waffen gefunden haben will" (S. 111), bestreitet Heer zwar die Richtigkeit der Quellenaussage, doch kann er sie nicht widerlegen. Dennoch steigert sich seine quellenwidrige Deutung dahingehend, daß er diese Angabe als nachträglichen Interpretationsversuch ausgibt, die Tat der Einsatzgruppe Anderssen als Kampf darzustellen. Gerade das aber war sie doch - wenn man die Quellen gelten lassen will. - Und die Antwort auf seine weiteren Ausführungen kann er jederzeit in der "Beurteilung des Erfolges" (unter 4b) finden. Die Fehldeutung, im Kampf gefallene Partisanen als wehrlose Opfer hinzustellen, ist das letzte der drei "charakteristische(n) Elemente des 'Partisanenkampfes' im ersten Halbjahr der Besatzung", die sich nach Heers Meinung aus ihm ablesen lassen. Sie ist bereits aus methodologischen Gründen unhaltbar. Aus einem einzigen Einsatz einer einzigen Gruppe, die nicht einmal Bataillonsstärke besessen hat, kann nicht schlüssig abgeleitet werden, daß "die Tätigkeit der Sicherungs-Divisionen" (!) "eher der der Polizei denn einer kämpfenden Truppe" geglichen habe. Dieses methodologisch völlig unzulängliche, ja methodenwidrige Verfahren, von einem einzigen Fall auf eine Gesamtheit von Fällen zu schließen und für sie alle verbindliche Aussagen zu machen, kann keinerlei zuverlässige Ergebnisse erbringen. Hinzu kommen quellenwidrige Fehlinterpretationen. Denn für die Tätigkeit der Einsatzgruppen ist es nicht von Bedeutung gewesen, daß sich Meldungen über Partisanentätigkeiten als nungenau und beliebig" herausgestellt haben, sondern, daß sie diesen Meldungen nachgegangen sind und sie überprüft haben. Nur so konnte sich herausstellen, welche von ihnen irrig waren und welche nicht. Letztere führten zu Kämpfen mit Partisanen. Da Heer unbeirrt glauben machen will, daß es Partisanen im zweiten Halbjahr 1941 nicht gegeben hat, meint er: "die einzige verläßliche Orientierung im Gelände boten die mitgebrachten Feindbilder." (S. 110) Da er dies nicht näher ausführt, läßt sich nicht erkennen, aus welchen Gründen sich der Soldat im Gelände nur an mitgeführten Feindbildern (als dort aufzustellende Pappkameraden?), nicht aber an richtigen Hilfsmitteln wie Karte und Kompaß zuverlässig orientieren kann. - Es scheint so, als ob allein Heer sich an seinen selbstgemachten Feindbildern orientiert und somit Opfer von Vorstellungen geworden ist, die er bei anderen als "Wahnbild" ausgemacht zu haben meint. Den zweiten seiner grundsätzlich gemeinten Schlüsse, die Heer aus dem einen Fall der Einsatzgruppe Anderssen zieht, beginnt er mit einem Satz, der typisch dafür ist, wie selektiv er sein Thema wahrnimmt und behandelt: "Mit zunehmender Fehlerquote der Einsätze und wachsender Frustration stieg offensichtlich die Bereitschaft zur Exekution." (S. 111) Da er - außer der einen genannten Ausnahme - keinen weiteren dieser Einsätze untersucht hat, ist seine Aussage sachlich belanglos. Die weitere Folgerung, daß ein "Gewaltschub ... erst im Massenmord zur Ruhe" gekommen sei, läßt sich in der behaupteten Ausschließlichkeit aus der Quelle nicht belegen: im Gegenteil, sie zeigt, daß Partisanen im Kampf gefallen sind. Die Darstellungsweise Heers demonstriert seine Verstrickung in die eigenen Prämissen, von denen aus er sein Thema abgeht. Zu ihnen gehört die Beweisführung für den Satz: Im ersten Halbjahr 1941 hat es einen Partisanenkampf ohne Partisanen gegeben. - Die Männer, die die Eingreifgruppe Anderssen am 13.9.1941 erschossen hat, sind keine Partisanen gewesen. Also hat es damals einen Partisanenkampf ohne Partisanen gegeben. Dies ist ein Circulus vitiosus, d.h. ein logischer Beweisfehler, "der dann begangen wird, wenn man zum Beweise eines Satzes diesen selbst oder mindestens einen anderen benutzt, zu dessen Beweis der erst zu beweisende Satz die notwendige Voraussetzung ist".59 |
IV.2.2. Partisanenkrieg ab zweitem Halbjahr 1941Aufgrund seiner Art, den Tätigkeitsbericht der Eingreifgruppe Anderssen zu deuten und - mehr noch - aus seinen sachlich unhaltbaren Schlußfolgerungen versteigt sich Heer zu der Unterstellung: "Diese Art von Retusche taucht in allen Kriegstagebüchern, Lageberichten, Tagesmeldungen dieser Zeit auf." (S. 111) Dieser Induktionsschluß ist bedeutungslos, weil Heer nur einen Bruchteil all dieser Schriftzeugnisse gesehen hat. Von seiner Kenntnis nur eines Teiles der thematisch wichtigen Quellen kann er nicht überzeugend auf das Ganze, d.h. nicht darauf schließen, daß der Sachverhalt in all denjenigen Quellen, die er nicht kennt, ebenso ist oder sogar sein muß. Dann fährt Heer fort: "Andere Aktionen wie das Abbrennen von Dörfern werden unter der Wendung 'Zerstörung von Partisanennestern, Partisanenlagern, Partisanenbunkern' versteckt. Vom Mord an Frauen und Kindern erfährt man nur durch die Befehle von Kommandeuren, die ihre Truppe auffordern, 'sich an ihre Aufgabe zu halten'." (S. 111) Dazu führt er einige Beispiele an a)
Quelle: "Gesamtergebnis des Einsatzes:Standrechtlich erschossen:
Im Feuerkampf erschossen:
Insgesamt: 99Gefangen:
Ein Vergleich der Aussagen der Quelle mit denen Heers ergibt deren erhebliche inhaltliche Entstellung durch Heer.
Die Verfälschung des Gesamtergebnisses erklärt sich ohne weiteres daraus, daß es nach Heers stereotyper Behauptung im zweiten Halbjahr 1941 keine Partisanen gegeben hat. Mit der wahrheitsgemäßen Wiedergabe der Quellen zahlen würde er sich selbst widerlegt haben, indem er seine eigenen Angaben als falsch nachweist. b)
Als Beleg für seine Darstellung führt Heer die vorstehend zitierte Quelle an. Ihr zufolge sind jedoch nicht 4000, sondern 1600 Kriegsgefangene aus dem Durchgangslager 131 bei dem Massenausbruchsversuch am 9.11.1941 erschossen worden. Das Kriegstagebuch (KTB) der 339. Infanterie-Division enthält n i c h t s von alledem, was Heer anschließend vorflunkert. Mit diesen seiner Ausführungen beweist Heer allein die von ihm vorgenommene Verfälschung der von ihm zitierten Quelle. c)
Die Quelle enthält nichts über ein Massaker. Mit einer bloßen unbewiesenen Behauptung kann er weder etwas beweisen noch widerlegen. Sie wäre erst dann beweiskräftig, wenn er einen stichhaltigen Beleg beibringen könnte. Da er dazu nicht in der Lage ist, besitzt seine Behauptung die Qualität einer Unterstellung. d)
Damit kann Heer seine Behauptung allerdings nicht belegen, weil das Kriegstagebuch Nr. 5 des Stabes der 339. Inf. Div., auf das er sich beruft, den Zeitraum vom 6. Januar bis zum 31. März 1942 umfaßt.63 e)
Auch Aussagen dieser Quelle werden von Heer unrichtig wiedergegeben. Die Anordnung, daß "Juden und Zigeuner" nicht willkürlich, sondern nur dann zu erschießen waren, wenn sie als Partisanen oder deren Helfer ermittelt worden waren, verschweigt er. Das Erschießen von Frauen wird bei Vorliegen der gleichen Voraussetzung für zulässig erklärt. Aus der von ihm zitierten Quelle - die andere gibt es nicht - lassen sich nicht schlüssig Morde an Frauen und Kinder ableiten. Die von ihm behaupteten "Retuschen" will Heer jedoch nicht nur mit diesen fünf Fällen belegen, sondern er benutzt sie darüber hinaus zur Kritik an den "offiziellen Militärakten". Er unterstellt nämlich den "Tatbestand der Manipulation und Fälschung der offiziellen Wehrmachtsdokumente." (S. 111) Bezeichnenderweise beweist er diesen gewichtigen Vorwurf nicht im geringsten. Die Gegenüberstellung von Aussagen in den - von ihm selbst angegebenen! - Quellen und ihre Wiedergabe durch ihn beweisen vielmehr immer wieder daß Heer in etlichen Fällen Quellen verfälscht hat. Dies gilt nicht nur für die bereits genannten, sondern ebenso für weitere, noch folgende Fälle. IV.2.3. Rassisch motivierter Vernichtungskrieg?Dem der Wehrmacht angehängten "Vernichtungsprogramm", das "rassistisch" motiviert gewesen sein soll, möchte Heer einen Anschein von Richtigkeit geben. Deswegen reiht er mehrere Gefangenen- und Tötungsmeldungen aneinander. Durch ihre unmittelbare Aufeinanderfolge soll offenbar der Eindruck suggeriert werden, als ob tagtäglich Juden gefangengenommen oder getötet worden seien, obwohl sich die angeführten zehn Meldungen über ein knappes Vierteljahr hinziehen.65 Nun sind allerdings nur sieben von ihnen korrekt zitiert worden. Hinsichtlich der anderen drei Meldungen verhält es sich so:
Die Quelle enthält nur eine allgemeine Angabe über eine Anzahl von Gefangenen. Heer erhöht diese Zahl willkürlich um fast ein Drittel. Außerdem gliedert er sie nach Nationalitäten auf obwohl die Quelle auch hierüber nichts aussagt.
Da Heer die Quelle unvollständig wiedergibt, indem er das Einbringen von 162 Gefangenen verschweigt, erweckt er den irrigen Eindruck, als ob nur die von ihm Genannten erschossen worden sind.
Als Beleg zitiert Heer einen Aktenband aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv, den es dort nicht gibt. Die nicht nachweisbare Erschießung dieser 41 Juden stellt eine bemerkenswert dreiste Fälschung dar. Betrachtet man die von Heer zusammengestellten Meldungen als Ganzes, erblickt man ein Konglomerat, in dem sich keine Ordnung erkennen läßt. Heer gibt die Zahl mit 148, davon 67 Juden, an. In Wirklichkeit waren es 262 Gefangene, davon 66 Juden, weil Heer die Meldung vom 12.9. 1941 unvollständig wiedergegeben hat. Dadurch ergibt sich, daß die Anzahl der gefangen genommenen Juden nicht fast die Hälfte, sondern ein Viertel ausmacht. Über das Schicksal der Gefangenen hat Heer nichts festgestellt. Die Zahl der Getöteten liegt mit 419 / 404 Juden um je 41 zu hoch, weil der von Heer angegebene Lagebericht von Anfang Oktober 1941 mit seinen Zahlen nicht vorhanden ist. Für die Erschießungen werden zum Teil Gründe, zum Teil keine Gründe genannt. Sie erfolgten nicht nur durch Angehörige der Wehrmacht, sondern auch des SD.68 Die Frage nach dem Sinn dieser Zusammenstellung läßt sich nach einer eingehenderen Durchsicht der Kriegstagebücher der von Heer genannten Sicherungs-Divisionen beantworten. Es finden sich in ihnen viele Eintragungen über Feindberührungen mit Erschießungen von Kommissaren und Sowjet- Funktionären, Gefangeneneinbringungen und Razzien: durch die versteckte Waffen und Munition, Kommissare und Beutelager ausfindig gemacht werden sollten. Bei allen diesen Vorhaben fällt auf daß über Juden nichts berichtet wird. Das bedeutet, daß der Auftrag der Sicherungs-Divisionen im Rückwärtigen Heeresgebiet erheblich vielschichtiger gewesen ist als er von Heer gesehen wird. Hätte er ihn in der sachlich angemessenen Differenziertheit geschildert, hätte er nicht den Eindruck erwecken können, als ob die Hauptaufgabe der Sicherungs-Divisionen die Durchführung eines Vernichtunsgprogrammes gewesen sei. Hätte Heer außerdem berücksichtigt, daß in Himmlers Machtbereich an einem einzigen Tag immer wieder eine weit größere Zahl von Juden getötet ist als von Angehörigen der Sicherungs-Divisionen in einem knappen Vierteljahr, hätte er erkennen können, daß sich diese Zahlenangaben für seine Zwecke nicht eigneten. Wegen dieser Problemverengung drängt sich der Verdacht auf, daß Heer die historische Tatsache des Genocids an den Juden zur Stützung seiner unbewiesenen Thesen mißbraucht. IV.2.4. Weitere Partisanenbekämpfung
Heer verkennt die Sachlage. Der Streit darum, ob Frauen und Kinder erschossen werden sollten, bestand nicht zwischen der Heeresdienststelle und dem Beauftragten des Chefs der Sicherheitspolizei und SD, sondern zwischen diesem und dem Höheren SS- und Polizeiführer. Zwischen den beiden Erstgenannten bestand ja "Einigkeit darüber", daß Familienangehörige nur bei erwiesener Teilnahme am Kampf erschossen werden durften. Im übrigen ergibt sich, daß solche Erschießungen nicht als kollektive Vergeltungsmaßnahmen eingestuft wurden, sondern aus der aktiven Unterstützung von Partisanen erfolgten. Bei der - durch Korpsbefehl Nr. 110 angeordneten - Schaffung eines "Niemandslandes längs der Eisenbahnstrecken" ging es zunächst darum, daß Eisenbahn- und Nachrichtendienststellen dagegen protestierten. Deswegen wurde die Durchführung des Befehls ausgesetzt und "seine Veröffentlichung durch Rundfunk einstweilen abgesagt."70 Knapp zwei Wen später war der Begriff "Niemandsland" definiert.71 Der erst danach eingetroffene Befehl Himmlers, einen Streifen von ungefähr einem Kilometer Breite beiderseits der Bahnlinien abzuholzen,72 führte zu Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem Kommandierenden General und Himmler. Für das Operationsgebiet könne er wegen der Zuständigkeit der Heeresgruppe bzw. des Kommandierenden Generals der Sicherungstruppen und Befehlshabers im Heeresgebiet Mitte nicht gelten.73 Mehr enthalten die Eintragungen im Kriegstagebuch nicht. Es fehlt in ihm also die Bestätigung der Behauptung Heers, daß sich Himmler mit seiner Forderung nach Schaffung "einer Todeszone zu beiden Seiten der Eisenbahnen" durchgesetzt habe. (S. 127) Bei seiner Bezeichnung des Niemandslandes neben den Eisenbahnen als "Todeszonen" verkennt Heer dessen Funktion. Sie war defensiver Art, weil durch freies Schußfeld die Abwehr von Partisanenangriffen erleichtert werden sollte. - Wenn allerdings nicht die Hauptaufgabe der deutschen Sicherungstruppen gesehen wird, vor allem dafür zu sorgen, daß die kämpfende Truppe an der Front mit allem Kampfnotwendigen versorgt wird, läßt sich die Sichtweise mühelos verzerren. Bei der Frage nach der Schaffung dieses Niemandslandes zeigt sich, daß Heer verschiedene Vorgänge nicht nur nicht auseinander hält, sondern einfach verquickt. Hier geht es um ein Ferngespräch mit dem Höheren SS- und Polizeiführer wegen des Befehls des Kommandierenden Generals über Vergeltungsmaßnahmen. Jener vertrat den Standpunkt, daß nur er über Vergeltungsmaßnahmen zu entscheiden habe, soweit es sich um SS- und Polizeitruppen handele.74 Obwohl aus dem Kriegstagebuch nicht ersichtlich ist, aus welchen Gründen sie getroffen werden sollten, bringt Heer sie mit einem Partisanenüberfall auf eine Bahnstation am 27.8.1942 in Verbindung. Das kann nicht stimmen, weil die - in keiner Weise näher bezeichneten - Gespräche über diese Vergeltungsmaßnahmen bereits am 7. und am 10.8.1942 geführt worden sind. Sie zur Sühnung eines Verbrechens zu fordern, das noch gar nicht verübt worden war , wäre absurd gewesen. Und die Erschießungen, die der Befehlshaber Rückwärtiges Heeresgebiet Mitte angeordnet haben soll, können sich, falls überhaupt, nur auf einen Fall beziehen, der aus diesem Zusammenhang nicht ersichtlich ist. Wie Heer mit Quellenaussagen verfährt und sie kommentiert, soll ein letztes Beispiel zeigen.
Aus der Quelle ist lediglich ersichtlich, daß in einem Bataillon ein Minensuchgerät hergestellt worden ist, daß sich im Einsatz gut bewährt hat; mehr nicht. Daher beruft sich Heer bei seiner ebenso quellenwidrigen wie zynischen Gleichsetzung von Menschen mit einem Gerät nicht auf diese, sondern auf eine andere
Auch hier das gewohnte Bild: Heer zitiert eine Quelle wieder einmal unvollständig und verzerrt damit den Sachverhalt. Die Anweisung, daß die Minenräumer durch Deutsche oder deren Verbündete zu bewachen waren, zeigte, daß sie wiederholt eingesetzt wurden. Die Bewacher konnten bzw. durften nicht allzu weit von ihnen entfernt sein, wenn sie sie wirkungsvoll bewachen, beaufsichtigen und überdies verhindern wollten, daß sie - gegen die Deutschen einsetzbares - brauchbares Material stahlen. Mit dem Minensuchgerät waren jedenfalls keine Menschen - nach der Quelle "Kriegsgefangene oder Juden", nach Heer nur "gefangene Zivilisten" - gemeint. Diese - aus den von Heer beigebrachten Quellen nicht belegbare - Fehldeutung nährt die Zweifel an Heers Vermögen weiter, irgendeinen Sachverhalt aus historischen Quellen sachlich richtig darstellen zu können. |
V. ErgebnisDie Aussagen Heers, die er in seinen Beiträgen gemacht hat, haben sich bei ihrer Nachprüfung so oft als so sachlich unhaltbar und wahrheitswidrig erwiesen, daß er mit ihnen keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben kann. Die ungewöhnlich kenntnis- und facettenarmen Ausführungen Heers erklären sich aus seiner offenkundigen Unkenntnis der Literatur zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges und des neueren oder gar derzeitigen Standes der Forschung. Er geht immer noch von Lehrmeinungen aus, die vor dreißig Jahren veröffentlicht worden sind. Sie sind inhaltlich nicht nur überholt, sondern sie sind inzwischen als sachlich unrichtig widerlegt worden. Da Heer alles ausklammert, was ihm als nicht zu seinem Thema passend erscheint, isoliert er es so, daß er es beliebig behandeln kann, ohne es an Forschungsergebnissen der letzten Jahrzehnte messen zu müssen. Hinzu kommt, daß Heer methodenwidrig vorgeht. Die Prämissen, von denen er ausgeht, sind für ihn keine Hypothese, die er anhand von Quellen entweder verifizieren oder falsifizieren kann, sondern Axiome, die für ihn a priori dogmatisch gelten. Da nun ein Axiom der - selbst nicht deduzierbare - Ausgangspunkt für ein deduktives System ist, begeht Heer einen der schwerwiegendsten Fehler, der bei historischem Arbeiten gemacht werden kann, weil dieses auf dem Wege der Induktion erfolgt. Diese ist nur dann logisch zwingend, "wenn sie vollständig ist, d.h. wenn alle Fälle bekannt und berücksichtigt sind. " (Hoffmeister) Wird dieses Grundsätzliche auf die Arbeitsweise Heers bezogen, bedeutet es konkret folgendes: Wäre der Satz vom "Partisanenkampf ohne Partisanen" im zweiten Halbjahr 1941 - wie es methodologisch zutreffend gewesen wäre - als Hypothese gemeint gewesen, hätte er sich anhand von Quellen als sachlich richtig oder nicht erweisen lassen. Für Heer jedoch ist dieser Satz ein Axiom, d.h. er ist für ihn "ein Grundsatz, dessen Wahrheit unmittelbar einleuchtet, der eines Beweises weder bedürftig noch fähig ist." (Ders.) Durch die Vorgehensweise, den Satz vom "Partisanenkampf ohne Partisanen" axiomatisch gelten zu lassen, verstellt sich Heer von vornherein die Möglichkeit, unvoreingenommen an die Quellen herangehen zu können. Sie alle werden nur noch, und zwar unausweichlich, aus diesem Blickwinkel gesehen. Daher können zahlreiche Quellenaussagen gar nicht mehr in ihrer vollen inhaltlichen Bedeutung erkannt werden. Was nicht dieser zwingend vorgegebenen Sichtweise entspricht, wird als unerheblich abgetan. Sinnzusammenhänge in Quellenaussagen werden - wie nachgewiesen - zerrissen oder diese werden nur noch unvollständig wiedergegeben oder gar ganz weggelassen. Sind dies alles konkrete Ergebnisse einer methodenwidrigen Arbeitsweise, so ist es die - Heer mehrfach nachgewiesene - Verfälschung von Quellen, nicht mehr. Eine Antwort auf die Frage nach dem Zweck dieses Vorgehens läßt sich mit Blick auf die formale Darstellung des Themas finden. Die Kombination aus Verfälschungen von Quellen und pauschalen Verleumdungen und Verunglimpfungen "der" Wehrmacht, die sich in der Verwendung von partiell reißerisch- propagandistischen, mit sowjetischen Agitationsvokabular versetzten Formulierungen artikuliert, läßt die eigentliche Zielsetzung erkennen: Es geht ganz offensichtlich darum, "die" Wehrmacht so weit wie möglich abzuwerten, um sie kriminalisieren zu können. Dieses Vorhaben ist Heer wegen methodenwidriger Arbeitsweise, weitestgehender Literaturunkenntnis und oftmaligen Verfälschens von Quellen derart gründlich mißlungen, daß das einzig bemerkenswerte in dem ihm überzeugend gelungenen Nachweis der Nichtigkeit seiner Ergebnisse besteht. |
Fußnoten:1 Hoffmann, Joachim: Stalins Vernichtungskrieg 1941-1945, München 1995, S. 88 2 Ebd. S. 216 3 Förster, Jürgen: Die Sicherung des "Lebensraumes", in: Boog, Horst (u.a.): Der Angriff auf die Sowjetunion, Stuttgart 1983, S. 1057 (FN 148) 4 Friedrich, Jörg: Das seelische Schlachtfeld. Wissenschaftlich aufbereitete Terrorclips aus dem Zweiten Weltkrieg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. Juli 1995, Nr. 175, S. 6 5 Für die Einzelheiten s. Ottmer, Hans-Martin: "Weserübung". Der deutsche Angriff auf Dänemark und Norwegen im April 1940. München 1994 6 Dazu Frieser, Karl-Heinz: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940, München 1995 7 Olshausen, Klaus: Zwischenspiel auf dem Balkan. Die deutsche Politik gegenüber Jugoslawien und Griechenland von März bis Juli 1941, Stuttgart 1973 8 So durchgehend in der sechsbändigen Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion. Hrsg.: Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Berlin (Ost), ab 1962: Geschichte des Zweiten Weltkrieges 1939-1945 in zwölf Bänden Von einem Redaktionskollegium, Berlin(-Ost) ab 1975. 9 Hillgruber, Andreas: Hitlers Strategie. Politik und Kriegführung 1940-1941, Frankfurt/M 1965, München 1982 10 Vgl. z.B Slutsch, Sergej: Warum brauchte Hitler einen Nichtangriffspakt mit Stalin? in: Foerster, Roland (Hg.): "Unternehmen Barbarossa" Zum historischen Ort der deutsch-sowjetischen Beziehungen von 1933 bis Herbst 1941, München 1993. S. 69-87 11 Dazu die Auseinandersetzung mit Andreas Hillgruber Hitlers "Stufenprogramm" zur Weltmacht - eine Fiktion, in: Schustereit, Hartmut: Vabanque. Hitlers Angriff auf die Sowjetunion 1941 als Versuch, durch den Sieg im Osten den Westen zu bezwingen, Herford und Bonn 1988 , S. 106-130. 12 Ottmer , "Weserübung" , S. 151 - Unter Verweis auf den Verrat der deutschen Absichten meint Ottmer , daß das Unternehmen wahrscheinlich gescheitert wäre, wenn die Hinweise auf sie "von Großbritannien. Dänemark und Norwegen ihrer Bedeutung entsprechend ernst genommen wurden" wären. "Möglicherweise wäre der Zweite Weltkrieg unter diesen Voraussetzungen ganz anders verlaufen und vielleicht verkürzt worden." Ebd. 13 Frieser 1 Blitzkrieg-Legende, S. 20 14 Ebd S. 435 15 Magenheimer. Heinz: Zum deutsch- sowjetischen Krieg. Neue Quellen und Erkenntnisse . Österreichische Militärische Zeitschrift, 1/1994, S. 51-60, Zitate S. 59 16 Während jeder Plan - und damit auch der Kriegsplan - einen vor dem Handeln durchdachten Entwurf darstellt, der auf das Erreichen eines im voraus bestimmten Zieles gerichtet ist, besagt das Adjektiv improvisiert, daß etwas nicht planvoll begonnen worden ist, sondern daß es, vorher kaum oder gar nicht durchdacht, spontan erfolgt. Dadurch wird der behelfsmäßige Zug im Sinngehalt dieses Ausdrucks deutlich. Da das entsprechende Verb improvisieren unvorbereitet handeln bedeutet, steht es in inhaltlichem Gegensatz zu planvollem = wohlvorbereitetem Handeln. Ein "improvisierter Plan" ist eine contradictio in adiecto und kann daher nicht sinnvoll verwendet worden." Schustereit, Vabanque S. 119 17 Heer/Naumann verwenden den Ausdruck "Überfall", verschweigen jedoch die Annahme der sowjetischen Kriegstheorie, "daß Kriege nicht mehr erklärt werden." Hoffmann, Joachim: Die Sowjetunion bis zum Vorabend des deutschen Angriffs, in: Boog (u.a.): Der Angriff auf die Sowjetunion, S. 38-97, Zitat S. 59 18 Gemeint ist offenbar nicht die Februarrevolution 1917, obwohl diese ein echter Aufstand der Massen gewesen ist, sondern die Oktoberrevolution, die allerdings "keine Volkserhebung, sondern die Machtergreifung einer kleinen fanatischen Verschwörergruppe" gewesen ist. Rauch, Georg von: Rußland vom Krimkrieg bis zur Oktoberrevolution (1856-1917), in Schieder , Theodor (Hg.): Europa im Zeitalter der Nationalstaaten und europäische Weltpolitik bis zum Ersten Weltkrieg (Handbuch der europäischen Geschichte Band 6), Stuttgart 1973, S. 350 (künftig zit. als Schieder, Handbuch zur europ. Geschichte , Band-Nr.) 19 Eine der folgen des Hitler-Stalin-Paktes vom 23.-8.1939 war der Einmarsch von Verbänden der Roten Armee am 17 9.1939 in Polen. Dessen Planung und Durchführung "lasse insgesamt erkennen" daß es sich hier nicht um einen irgendwie gearteten "Befreiungsfeldzug" (...) gehandelt hatte, sondern um einen Angriffskrieg unter Bruch des sowjetisch-polnischen Nichtangriffspaktes." Hoffmann, Die Sowjetunion bis zum Vorabend des deutschen Angriffs, S. 83 20 Topitsch, Ernst: Stalins Krieg. Die sowjetische Langzeitstrategie gegen den Westen als rationale Machtpolitik, München 1989 (derzeit aktuelle Ausgabe unter dem Titel: Stalins Krieg. Moskaus Griff nach der Weltherrschaft. Strategie und Scheitern, 2. überarb. u. erw. Aufl., Herford 1993 21 Suworow Viktor: Der Eisbrecher. Hitler in Stalins Kalkül, Stuttgart 1989 22 Vgl Anm. 1 23 Hoffmann, Stalins Vernichtungskrieg, S. 218 24 Hoffman, Joachim: Die Geschichte der Wlassow-Armee, Freiburg 1984. 1986, ins russische übersetzte Ausgabe Paris 1990. - Es gab auch russische Freiwilligenverbände, die in keinem Zusammenhang mit der Wlassow-Armee standen wie diejenigen des Generals Holston. Vogelsang, Henning Freiherr von: Nach Liechtenstein - in die Freiheit Der abenteuerliche Weg der " 1. Russischen Nationalarmee der Deutschen Wehrmacht" ins Asyl im Fürstentum Liechtenstein, Triesen 1980 , S. 14-16 25 Hoffmann, Joachim: Die Ostlegionen 1941-1943 Turkotataren Kaukasier und Wolgafinnen im deutschen Heer , Freiburg 1976, 1986 26 Hoffmann, Joachim: Kaukasien 1942/43. Das deutsche Heer und die Orientvölker der Sowjetunion. Freiburg 1991 27 Die genaue schematische Kriegsgliederung bei Klink, Ernst: Die Operationsführung, in Boog (u.a.): Der Angriff auf die Sowjetunion, S. 573 28 Im einzelnen waren es die 707. Infanterie-Division (I.D.) und das ihr unterstellte Infanterie- Regiment (I.R. 727, die 221. Sicherungs-Division und, ihr unterstellt, das 350. I.R. sowie das Wachbataillon 701, die 403. I.D., 252. I.D., das 354. I.R., das 365. Ausbildungsregiment, "Flieger vom Luftwaffenkommando Ost", ferner einige SS-Verbände oder -Einheiten sowie eine SS- Kavalleriebrigade. 29 Vgl. Anm. 30 "Partisanen". in: Der große Brockhaus, 16. Aufl., Wiesbaden 1955, S. 765 31 Die Darstellung stützt sich im folgenden auf Hoffmann. Die Kriegsführung aus der Sicht der Sowjetunion, in Boog: Der Angriff auf die Sowjetunion, S. 713-809 (Zitat S. 756).- Anschließend stellt Hoffman fest. daß "auch die Deutschen bei der Bekämpfung der Freischärler nicht davor zurück(schreckten), mit größter Rücksichtslosigkeit jedes ihnen zweckmäßig erscheinende Mittel anzuwenden. Vor allem die Zivilbevölkerung sollte unter den barbarischen Methoden der beiden Kriegführenden zu leiden haben." Ebd. 32 Ebd. S. 762 33 Für die Einzelheiten s. ebd . S. 753f. 34 Ebd., S. 755 35 Die Gründe im einzelnen ebd. 36 36 Ebd. S. 753 37 37 Rhode , Gotthold: Polen von der Wiederherstellung der Unabhängigkeit bis zu Ära der Volksrepublik 1918-1970, in: Schieder, Handbuch der europ. Geschichte Bd. 7/2, S. 1028 38 Gleiches gilt für die baltischen Völker unmittelbar vor dem deutschen Angriff, vom 14.-22. Juni 1941. führte die Sowjetunion in Litauen umfangreiche Deportationen "unerwünschter Personen" durch Das Leben dieser ca. 40.000 Litauer endete in sowjetischen Lagern. Rhode, Gotthold: Litauen vom Kampf um seine Unabhängigkeit bis zur Gründung der Sowjetrepublik 1917-1944: ebd., S. 1078. Ebenso erging es den Esten und Letten. Ebenfalls kurz vor Beginn des deutschen Angriffs wurden ca. 60.000 Esten und ca. 34.000 Letten deportiert. Taube, Arved Frhr. von: Estland und Lettland als selbständige Republiken und als Unionsrepubliken der UdSSR 1918-1970: ebd., S. 1129 39 Hoffmann, Die Kriegsführung aus der Sicht der Sowjetunion, S. 753 40 Golz, Herbert: Erfahrungen aus dem Kampf gegen Banden, Wehrkunde 1955, S. 134-140; Kreidel, Hellmuth: Partisanenkampf in Mittelrußland; ebd. S. 380-385 41 Wenn man im Jahre 1941 auch nur über einige Erfahrungen in der Bandenbekämpfung verfügt hätte, würden geringe Anstrengungen genügt haben, um die Feindbanden schon in ersten Anfängen erfolgreich bekämpfen zu können." Ebd., S. 140 (Golz) - Auf zahlreichen Verbänden der Wehrmacht habe "Wahrend der Jahre 1941- 1944 das Schwergewicht der Partisanenbekämpfung gelegen." Ebd. S. 380 (Kreidel). 42 Ebd . S. 381 43 Ebd., 5.385 44 "Die Truppe" - gemeint sind die Sicherungsdivisionen - "hat sich trotz des verhältnismäßig hohen Alters von durchschnittlich 35-40 Jahren bei anstrengenden Tag- und Nachtdienst dank des hervorragenden Beispiels und Einsatzes aller Dienstgrade in selbstloser und hingebungsvoller Weise eingesetzt. Das muß an dieser Stelle besonders anerkannt werden " Ebd . 5 382 45 Ebd., 5 383 46 Ebd. - Es folgen die Gründe, aus denen sich dies im Laufe der Zeit geändert hat. 47 Ebd., S. 137 48 Ebd. 49 Vgl. oben II.4 50 Eingreifgruppe Anderssen. Tätigkeits-Bericht- O.U., den 15.9.1941. Lage- und Gefechtsberichte, Gefangenenaussagen aus der Zeit vom: 22.6.41 bis: 15.9.1941. Anl. zum K.T.B. 4. - Rußland Akte I; Bundesarchiv-Militärarchiv (BA-MA) Freiburg, RH 26-252/89, BI.194-199 51 Ebd., BI. 196 52 Ebd. 53 Ebd. 54 Ebd., BI. 195 55 Ebd. 56 Ebd. 57 Ebd. 58 Ebd., BI 194 59 Hoffmeister, Johannes: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Hamburg 1955, S. 119 60 Polizei Regiment Mitte - 1 a 15 13 - An den Befehlshaber bei der r.H.G. Mitte Betr.: Bericht über den Einsatz des Pol.Regts. Mitte vom 10.-12.9.41 im Raume nordwestl. der Straße Bobruisk = Mohilew zwischen Drut und Olsa. Regts.St.Qu., den 13.9.41. BA-MA, RH 22-225, BI. 49-51 61 339. Inf. Division Ia Tätigkeitsbericht für November 1941- Div.St.Qu., den 3. Dezember 1941. RA-MA, RH 26- 339/7 62 Kriegstagebuch Nr. 2 des Kommandos der 339. I.D. / la 23.8.1941-6.11.1941. BA-MA, RH-26-339/4 63 BA-MA, RH 26-339110 64 339. Inf. Div. Abt. lc Nr. 1460/41 geh. Geheim! Merkblatt über Zuständigkeit, Unterstellung und Aufgaben von (... es folgen die einzelnen Stellen) Div.St.Qu., den 2.11.1941. BA-MA, RH 26-339/5 65 Vgl oben II.5. 66 BA-MA, RH 26-252/82, BI. 125 Rs 67 BA-MA, RH 26-221/10, Eintrag vom 12.9.1941, BI. 131 Rs 68 Nach den vorhandenen unter den von Heer genannten Quellen waren es 363 getötete Juden vom 14.7.-7.10.1941 (Vgl. S. 117) 69 Kriegstagebuch Nr. 3 der Führungsabteilung des Kommandierenden Generals der Sicherungstruppen und Befehlshabers im Heeresgebiet Mitte 1.7.-31.12.42. Eintrag vom 5.8.42; BA- MA, RH 22/232, S. 5 Rs 70 Ebd., Eintrag vom 7.7.1942 71 Der Begriff des Niemandlandes an den Eisenbahnstrecken wird durch Korpsbefehl Nr. 111 festgelegt. Ebd., Eintrag vom 19.7 42 72 Ebd., Eintrag vom 20.7.1942 73 Ebd., vgl. Eintrag vom 23.7.1942 74 Ebd., Eintrag vom 7.8.1942 75 Kampfgruppe v. Gottberg - la - Gefechtsbericht über das Unternehmen "Cottbus"! Stabsquartier, den 26.6.1943. BA-MA 26-286/9, BI. 1l4-160, Zitat Bl. 156f. 76 Sicherungs-Division 403 Ia Betr.: Vorgehen beim Vorhandensein von Minen. Div.St.Qu., den 11.8.42; Anlagen 1942-1943 zum Kriegstagebuch der Sicherungs-Division 403; BA-MA, RH 26- 403/7, Anlage |