Betz wird verurteilt - und kommt frei

Wegen Bestechung und Sozialversicherungsbetrugs ist der Spediteur Thomas Betz zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Trotzdem kam der Unternehmer im Rahmen eines Deals mit der Justiz aus dem Gefängnis frei. Zwei Mitarbeiter des 49-Jährigen erhielten Bewährungsstrafen von zwei und einem Jahr.

ZUM THEMA

Nach Gesprächen zwischen dem Landgericht Stuttgart, der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung hatte Betz ein Geständnis abgelegt. Im Gegenzug kamen ihm die Richter beim Strafmaß entgegen. Der Sohn von Unternehmensgründer Will Betz saß seit fast zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft, kam nach der Urteilsverkündung aber auf Bewährung frei.

Die Richter um den Vorsitzenden Wolfgang Schwarz sprachen Betz schuldig, über Jahre Tausende bulgarischer Lkw-Fahrer mit gefälschten Lizenzen und Kennzeichen in Westeuropa eingesetzt zu haben. Außerdem habe er einen deutschen Beamten und zwei ausländische Amtsträger mit Millionenbeträgen bestechen lassen.

Der Justizdeal sieht neben einer Geldstrafe von 2,16 Mio. Euro vor, dass das Unternehmen rund 35 Mio. Euro unter anderem an Steuern und Abgaben an die Staatskasse zahlen muss. Die Spedition Betz mit Sitz im schwäbischen Reutlingen ist eines der führenden Transportunternehmen Europas.

Hintermann eines großen Betrugssystems

Kommt frei: Thomas Betz (r.), hier mit Vater und Konzerngründer Willi Betz
 Kommt frei: Thomas Betz (r.), hier mit Vater und Konzerngründer Willi Betz

Zwei Mitarbeiter von Betz erhielten Freiheitsstrafen von zwei und einem Jahr, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. Schon zuvor war der ehemalige stellvertretende Chef des Bundesamts für Güterverkehr, Rolf Kreienhop, zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten verurteilt worden. Er habe Betz über Kontrollen informiert und sich im Gegenzug ein Auto im Wert von 32.500 Euro schenken lassen, sagte der Richter.

Schwarz sagte, Betz sei der Hintermann des großangelegten Betrugssystems gewesen. Nach Georgien und Aserbeidschan seien insgesamt 2,5 Mio. $ Bestechungsgeld geflossen. Bis 2002 seien 950 bulgarische Fahrer jeden Monat zu Grundlöhnen von 230 bis 250 Mark auf Westeuropas Straßen für Betz im Einsatz gewesen. Die Auflieger hätten gefälschte Kennzeichen getragen. Das "System Betz" habe von Verschleierung gelebt. So hätten die Fahrer die Anweisung gehabt, bei Kontrollen die Frachtpapiere zu verstecken.

Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

 

FTD.de, 17.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: www.willibetz.de

 

 FTD-Services 

Finden Sie herausragende Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik. mehr

 Nachrichten 

Kopf des Tages

Eckhard Cordes - Der Anpacker

Der Metro-Chef und Vollstrecker der Familie Haniel zerschlägt den Handelskonzern. mehr

Börsenspekulant Kerviel auf freiem Fuß

Jérôme Kerviel ist aus der Untersuchungshaft entlassen - unter strengen Auflagen. mehr

Boss-Kontrolleur tritt Rückzug an

Der Aufsichtsratschef des Modekonzerns, Giuseppe Vita, gibt sein Amt auf. mehr

Satte Gehaltseinbußen für UBS-Manager

Verwaltungsratschef Marcel Ospel wurde 2006 noch mit 26,6 Mio. Franken bedacht - für 2007 erhält nur noch ein Zehntel dessen. mehr

Kopf des Tages

Abdurrahman Yalcinkaya - Verteidiger des Unglaubens

Der türkischee Generalstaatsanwalt will die Regierung stürzen. mehr

Kopf des Tages

Jörg Rockenhäuser - Fehlstart eines Firmenjägers

Der neue Deutschlandchef von Permira plagt sich schon mit Imageproblemen. mehr

Kopf des Tages

Andrea Pininfarina - Im Namen des Großvaters

Der Designer verzichtet für die Rettung seiner Autodesignschmiede auf die Mehrheit. mehr

Kopf des Tages

Pierre-Henri Gourgeon - Jagdflieger im Aufwind

Der Wortführer bei Air France könnte bald Konzernchef der Airline werden. mehr

Kopf des Tages

Alan Hippe - Auf in den Kampf

Der Continental-Finanzvorstand muss ab sofort seine Eignung als Vorstandschef nachweisen. mehr

Kopf des Tages

John Fredriksen - Wikinger auf Kollisionskurs

John Fredriksen, reichster Norweger, will die Abspaltung der Schifffahrtssparte von TUI erzwingen. mehr

Kopf des Tages

Uli Becker - Nichts ist unmöglich

Der ehemalige Adidas-Marketingchef soll Reebok zu einer starken Marke machen. mehr

Erbfolge im Porsche-Clan

Im Eignerkreis des Sportwagenbauers steht ein Generationswechsel bevor. mehr

Mehr News aus Who's who

Who's who als
 


 

(€) Business-Education

(€) Ingenieure

(€) Juristen