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LESERBRIEFE 2009

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.
Johannes Kruyskamp, 28. Dezember 2009

zu Empörung der Scheinheiligen von Khaled Hroub

Herzlichen Dank an Khaled Hroub für die sachlich-mahnenden Worte an die islamische Welt zu diesem heiklen Thema.

Die Schweizer Bevölkerung hat mit einer Mehrheit eine Entscheidung getroffen, über die es sehr unterschiedliche Bewertungen gibt. Aber es ist ein Resultat, das auf demokratische Weise - im wahrsten Sinne dieses Wortes - zustande kam.

Dies ist zu respektieren, insbesondere in jenen Ländern, die zum großen Teil weder Wahlen noch Volksentscheide kennen.

Sehr merkwürdig finde ich allerdings die Erwartung, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte könne das Ergebnis eventuell aufheben. Wer würde dann den Menschen in der Schweiz erklären, dass ihre Meinung nur Gesetzeskraft erlangt, wenn diese Richter sie billigen? Dann sollte sich niemand über einen Rückzug dieses Landes aus einer solchen Institution wundern.
Margit Pernstich, 20. Dezember 2009

zu Die arabischen Juden: Sprache, Dichtung und Einzigartigkeit von Reuven Snir

Arabisch-jüdische Identität im Nahen Osten

Den Artikel über die arabisch-jüdische Identität finde ich sehr interessant und aufschlussreich. Der Autor zieht Parallelen zur deutsch-jüdischen Identität, die jedoch von deutscher Seite gewaltsam vernichtet wurde, während die arabisch-jüdische Identität von den zionistischen Staatsgründern als nicht vorhanden, wertlos abgetan wurde. Und darin besteht auch das Kernproblem des Nahen Ostens. Dieses Gefühl der eigenen kulturellen Überlegenheit der "Kolonialherren" lässt sich nicht ändern. Deshalb ist auch keine Lösung des Konfliktes möglich. Religiöse Gründe sind meiner Meinung nach nur vorgeschoben.
Heike Lämmer, 19. Dezember 2009

zu In der Sackgasse von Bettina Marx

Nahostpolitik ist ein Lackmus-Test für die Glaubwürdigkeit des Westens

Der Autorin ist zuzustimmen, wenn sie feststellt, dass in Berlin keine Nahostpolitik mehr formuliert wird. Skandalös finde ich hier die europäische Heuchelei im Umgang mit Israel und anderen islamischen Staaten, wie der Fall Iran zeigt. Hinzu kommt der Antisemitismusvorwurf, der hierzulande leichtfertig gegen Kritiker der israelischen Expansions- und Besatzungspolitik (vor allem in den Medien) erhoben wird. Dieser soll offenbar verhindern, dass über deren Tatsachen und schlimmen Folgen für die gesamte Region, aber auch für die Glaubwürdigkeit des Westens und auch für die Zukunft Israels offen gesprochen wird. Inzwischen fordern selber staatstreue Ex-Diplomaten von Berlin eine entschlossene Haltung gegenüber Israels Siedlungspolitik. Israel könne nicht Frieden und palästinensische Territorien haben. Wo sollen denn die Palästinenser überhaupt leben?
Önder Demir, 18. Dezember 2009

zu Empörung der Scheinheiligen von Khaled Hroub

Das Schweizer Volksentscheid gegen den Bau von Minaretten ist ein Klares Nein der Schweizer gegenüber der Muslimischen Welt. Nach meiner Ansicht will sich die Schweiz damit von der Islamischen Welt distanzieren. Aber seit wann kann man über die Religionsfreiheit der Menschen auf der Welt abstimmen?
Ario Marzban, 7. Dezember 2009

zu Kunst als politische Waffe von Werner Bloch

Parastou Forouhar wurde heute am Flughafen der Pass entzogen und eine Ausreise verbot verhängt. Sie wird vom Revolutionsgericht unter anderem wegen kontrarevolutionäre Agitationen angeklagt. Parastou hat 2 Kinder und einen Ehemann in Deutschland. Wir müssen ihr helfen!
Rudolf Schmidt, 6. Dezember 2009

zu Der Islam ist eine europäische Religion‏ von Tariq Ramadan

Der Islam hat einen Platz in Europa. Es ist zu begrüßen, dass Tariq Ramadan die hier lebenden Muslime auffordert, "positiv in Erscheinung zutreten". Man könnte es noch klarer sagen: Sie sollten den Islam als eine Religion neben anderen präsentieren, mit gleichen Rechten, aber auch mit Respekt für Anhänger anderer Religionen und für Religionslose. Das bedeutet: mit Achtung und Unterstützung für eine politische Ordnung, die das erlaubt.

Was in Ramadans Artikel leider fehlt, ist der Hinweis auf Länder, in denen die Ausübung von Religionen neben dem Islam erschwert oder unmöglich macht wird. Auch daran muss man denken, wenn man die Entscheidung der Schweizer verurteilt.
Adamus Wieland, 04. Dezember 2009

zu Schweizer Votum für Verbot von Minaretten von Christoph Wehrli

Wo beginnt Hass und wo endet die Freiheit??
Merkwürdige Dinge erlebt man in den letzten Jahren in diesem Land: Ausgewiesene Rassisten spielen sich als Retter unserer Demokratie auf, absurderweise mit Hilfe vermeintlicher Volkesstimme? Welche Stimme meinen diese selbsternannten Aufklärer? Jeder kann doch sagen, was er möchte in diesem Land, völlig unabhängig davon, wie unsinnig seine Argumente sind. Die Nicht-"Debatte" um Migration und Islam wird von Massen-Medien zunehmend auf ein vormodernes Level reduziert und zwangshaft islamisiert. Dass der Kardinal Meissener - bekanntlich kein aktiver Anhänger der Aufklärung und Frauenrechte - Angst hat vor der Sichtbarkeit des Islam hat, liegt eher daran, dass die Attrakivität seiner Kirche abnimmt und das hat mit Muslimen nichts zu tun. Wenn es so weiter geht, dann müssen wir unsere Menschenrechtsstandards bald nur mit dem Steinzeit-Islamismus in Saudi-Arabien und dem Taliban-Regime vergleichen. Der Schlaf der Vernunft gebiert das Ungeheur...auch in der Alpenrepublik, vor allem wenn man Medienmacher wie Roger Köppel, Alice Schwarzer und Co. sieht.
Georg Michalski, 4. Dezember 2009

zu Unterschätzte Identitätsprobleme in einer Gesellschaft des Wandels von Christoph Wehrli

Wäre es erlaubt, in Saudi Arabien eine christliche Kirche zu bauen? Oder in Abu Dhabi? In Europa darf jeder Christ Muslim werden, niemand verwehrt es ihm. Dürfen Muslime gefahrlos zur christlichen Glauben übertreten? Wie steht es in arabischen Ländern um die Religionsfreiheit? Eine sachliche Antwort würde mich interessieren
Zeyneb Salim, 27. November 2009

zu Interview mit Asra Nomani - Dschihad im Dienste der Frauenrechte von Alfred Hackensberger

Lächerlich

Bei aller Liebe, das geht doch schon zu weit. Wieder eine dieser typischen Befreier- und Beschützer-Geschichten: Frau Nomani möchte uns armen, indoktrinierten Ku-Klux-Klan-ähnlichen (der Vergleich ist das Letzte) muslimischen Frauen das Kopftuch vehement vom Kopf reißen. Damit reiht sie sich ironischerweise genau in dieselben Reihen der Männer ein, die uns das Kopftuch aufzwingen wollen… Die einen wollen uns zwangsbefreien, die anderen zwangsbeschützen. Indem Frau Nomani solche unsensiblen Äußerungen von sich gibt, beweist sie nur, wie simplizistisch sie mit diesem heiklen Thema umgeht. Dass die Mehrheit der Muslime gegen eine extreme Denkrichtung wie dem Wahhabismus ist, scheint sie als muslimische Frauenrechtlerin übersehen zu haben. Stattdessen präsentiert sie alle Muslime als hirnverbrannte, naive Dummköpfe. Schade eigentlich, denn Wandel kommt vom Innern einer Gemeinschaft und nicht, indem man sie von außen mit unklugen Kommentaren niedermacht. Es gibt genug muslimische Frauenrechtlerinnen, die den Mittelweg fahren, Frau Nomani gehört nicht dazu. Kein Wunder, dass muslimische Frauen sich von ihr nicht repräsentiert fählen. Also noch mal an alle: HÄNDE WEG! Von meinem Kopftuch, von meinem Körper und von meinem Leben. Jede Frau soll sich selbst entscheiden und wir alle, und nicht nur solche Pseudo-Frauenrechtler, sollten uns alle dafür einsetzen, dass sich jeder Mensch FREI und OHNE ZWANG für einen bestimmten Lebensstil entscheiden darf.
Isa Musa, 26. November 2009

zu Dschihad im Dienste der Frauenrechte‏ von Alfred Hackensberger

Diese Frau hat Recht, was die Kommerzialisierung des Islams, bzw. des Glaubens allgemein betrifft.

Die Bedeckung der Haare ist sogar in der Bibel schon erwähnt... und aus der Überlieferung Muhammads, Friede sei auf Ihm, erfahren wir, dass er den Schleier seiner Frau beim Heimgehen für zwei entgegenkommende Brüder lüftete, damit diese nicht auf falsche Gedanken kommen und sehen, dass er mit seiner Frau durch die Nacht läuft. Ohne Schleier hätten sie seine Frau jedoch gleich erkannt, also zeigt uns seine Geste, dass die Frau verschleiert und nicht zu erkennen war. Um im Geiste mit einer fremden Frau Unzucht zu treiben, benötigen wir Männer ein Gesicht. Welcher Mann würde sich wohl fühlen, wenn er wüsste, wie viele andere Männer es im Geiste mit seiner Frau treiben? Vielleicht kann sich sein bester Freund dieser schlechten Angewohnheit nicht erwehren…? Die Grenzen Gottes sind nicht grundlos und voll der Weisheit und nun kommt eine Frau daher und weiß wieder einmal alles besser. Es darf keinen Zwang im Glauben sein, sagt Allah im Koran. Einer Nonne würden wir auch nicht die Haube herunterreißen wollen.
Jürgen Bosbach, 22. November 2009

zu Tote leben länger von Leyla v. Mende


Der Artikel darf als gelungene Kurzfassung über das türkische Schattenspiel gesehen werden. Vielleicht lohnt noch die Anmerkung, dass Helmut Ritter in drei Bänden Handlung und Text vieler Stücke aufgezeichnet hat. Diese Bände sind in einigen Büchereien noch vorhanden. Wichtig dabei sind auch die persischen Einflüsse wie zum Beispiel die Erzählungen Nizamis. Im kommenden Jahr (etwa Juni 2010) wird die Erzählung "Karagöz" im Santiagoverlag erscheinen. Hier wird dann die Männerfreundschaft zwischen Karagöz und Hadcivat zur Zeit Orhans in Bursa erzählt. Beide lebten in einer sehr bewegten Zeit, in der das ormanische Reich sich gewalttätig ausdehnte. Die Beiden versuchten als Ortonyunun-Darsteller zu überleben. Ich glaube, dass Karagöz und Hadcivat Charaktere sind, die absolut zukunftsfähig sind. Das Braunschweiger Puppentheater "Fadenschein" hat mit diesen Figuren das Stück "Imbisskrieg"im Programm. Dabei verschmilzt das deutsche Kaspertheater mit den türkischen Schattenspielen. Auch der türkische Pantomime Memt Fistik hat"Karagöz" auf die Bühne gebracht. Von Frau Svgi Özdamar würde ich mir wünschen, dass sie ihr Theaterstück jetzt noch einmal neu schreibt und den Karagöz, der ja jetzt drei Jahrzehnte Deutschlanderfahrung hat mit diesem Wissen sprechen lässt. Ich als Deutscher habe jedenfalls Karagöz in mein Herz geschlossen und in ihm einen guten Freund gefunden.
Margit Pernstich 18. November 2009

zu: Weltgeschichte ist Geschichtsschreibung gegen den Strich von Sonja Hegasy

Den "Großmufti" von Jerusalem als antisemitisch zu bezeichnen,damit bin ich nicht einverstanden. Als Antisemit gilt jemand, der die Semiten ablehnt, also Juden, Araber usw. Und das kann wohl bei ihm nicht der Fall sein. Hier ist aber wohl gemeint, dass er gegen die Juden mit Hitler paktierte. Das hat er getan, um sein Volk zu retten, aus wirtschaftlichen und politischen Gründen, aber nicht aus Ablehnung der Juden an sich als religiöse Gemeinschaft. Das müsste man als antisemitisch bezeichnen. Er sah, dass die Situation der Palästinenser aussichtslos war und hoffte durch die Verbindung mit Hitler eine Lösung für sein Problem zu finden. Das war gewiss ein großer Fehler, aber nicht Antisemitismus.
Daniel Falk, 16. November 2009

zu Generationenwechsel und Gleichberechtigung von Alfred Hackensberger

vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel, der sicherlich auch dazu gedacht war, das Zerrbild des Islams im Westen wieder gerade zu rücken.

Bedauerlicherweise tragen aber auch Sie in so manchem Nebensatz dazu bei, den islamophobe Denkmuster zu perpetuieren.

Nur ein Beispiel:
"Pro Stimme habe man zwischen 100 und 1.000 Dirham (10 bis 100 Euro) bezahlt. In Marokko, wie auch in anderen muslimischen Ländern, wie etwa Afghanistan oder Libanon, ist dies kein ungewöhnlicher Vorgang."

In diesem Absatz stellen Sie - ob beabsichtigt oder nicht - einen Kausalzusammenhang zwischen Stimmenkauf (=Korruption, undemokratische Verhältnisse) und dem Islam her. Dabei ist es doch in diesem Zusammenhang völlig irrelevant, dass Marokko muslimisch ist.

Es gibt Hunderte von anderen Ländern, in denen Stimmenkauf Gang und Gäbe ist - die aber keineswegs alle muslimisch sind! Warum schreiben Sie nicht: dies ist in Marokko wie auch in vielen anderen Ländern Afrikas (/in vielen anderen Ländern wie Haiti, Bulgarien oder Tuvalu) kein ungewöhnlicher Vorgang.

Es ist bedauerlich wie auf diese Weise falsche Klischees genährt und vorherrschende Vorurteile bestätigt werden.
Rico Ihle, 09. November 2009

zu Das Feindbild der Anderen von Hanan Badr

Danke für diesen Artikel!! Endlich, endlich findet sich einmal eine (selbst-) kritische Journalistenstimme!! Welch Wohltat! Wirklich vielen, vielen Dank!! Das ist Balsam für meine Meinung über deutsche Medien!

Als selbstdenkender und kritischer Mensch wird es einem ja übel, wenn die Effekthaschermaschinerie der Massenmedien anspringt... v.a. berichten dann (fast) alle Medien über DAS Thema, bei Google News findet man hunderte, ja manchmal tausende Treffer... und alle berichten sie dasselbe, d.h. dieselben Fakten und i.d.R. EINE, leider meist naive und nicht ganz richtige Sichtweise, kaum einer macht sich die Arbeit, nach Hintergründen zu fragen oder eine neue (kritische) Sicht aufzuzeigen.

Das gilt vor allem im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die arabischen Welt. Die Naivität und inhaltliche Unkorrektheit der Berichterstattung ist manchmal wirklich eine Schande, absolut haarsträubend. Ich selbst bin kein Arabist, sagen wir, interessierter Laie, habe 1 Jahr in arabischen Ländern zum Arabischlernen verbracht, bin sicher kein Spezialist, aber schon dem gesunden Menschenverstand stellen sich viel zu oft angesichts der Berichterstattung die Haare zu Berge... Deshalb wirklich vielen Dank für Ihre An- und Einsichten!!

In einem Punkt möchte ich Ihnen jedoch widersprechen: "Außerdem wurde in den ägyptischen Medien die Frage aufgeworfen, wie rasch wohl die deutschen Behörden reagiert hätten, wenn die getötete Frau, der verletzte Mann und das traumatisierte Kind eine andere Nationalität gehabt hätten – eine Nationalität, die der deutschen Gesellschaft kulturell und geografisch näher gewesen wäre." - Das Argument der Untertreibung scheint mir nicht überzeugend. Auf welche Nationalitäten spielen Sie an? Werden Afrikaner von rechstradikalen Gewalttätern angegriffen (es gab mehrere Morde in den vergangenen Jahren), passiert nichts, es gibt kaum Trauerkundgebungen, zumindest kann ich mich an nichts derartiges erinnern. Nehmen Sie die neuerlichen U-Bahnmorde (dabei starben ausschließlich Deutsche) - ja, der Innenminister empört sich kurz, das muß er tun, aber größere gesellschaftliche Anteilnahme gab es nicht... Daher ist mir dieser Punkt nicht ganz klar.

Sie gehen ja in Ihrem Artikel vorwiegend auf die ägyptische Seite ein. Leider kommt ihr letzter Abschnitt über "Überspitzung, dramatischer Stilisierung und Emotionalisierung" etwas zu kurz. Das ist schade, denn DAS ist in der deutschen Medienlandschaft heutzutage meiner Wahrnehmung nach ein massives Problem! Kann sein, daß ich bei der folgenden Einschätzung falsch liege, aber dennoch:

Wenn wir mal ehrlich sind, wie sehr hat denn der erwähnte Mord den Durchschnittsägypter beschäftigt? - Mein Menschenverstand meint: nicht viel, man nimmt das zur Kenntnis, ist auch sicher ein wenig entrüstet, aber der Durchschnittsägypter hat doch ganz andere Probleme, die viel mehr "drücken", oder liege ich damit ganz falsch?

Gab es Massendemos? - Nein, oder habe ich da etwas verpasst (Massendemo = mehrere zehn- bzw. hundertausende Menschen in verschiedenen Gebieten des Landes auf den Straßen)?? Sicherlich haben einige hunderte Menschen in Alexandria, wohl auch in Kairo demonstriert, die entweder der Ermordeten nahestanden oder der fundamentalistischen Ecke zuzurechnen sind, und das als gefundes Fressen für einen Angriff auf den "Westen" genommen haben, um dessen "Morallosigkeit" zu "beweisen". Ahmedinedschad schlug interessanterweise in die gleiche Bresche, schwang sich zum "Verteidiger des Islam" auf, trug mit populistischen Phrasen dick auf und organisierte gegen Bezahlung eine kleine staatliche Demo, die die Verdorbenheit des Westens anprangern sollte.

So. Was berichten deutsche Medien? Diese vereinzelten Demos sind wiederum gefundenes Fressen für den dt. Durschschnittsjournalisten, der sich wohl fast dankbar darauf stürzt, da es "beweist" wie hitzig, kritikunfähig etc. die Araber bzw. Moslems sind (für die meisten, aber mit Sicherheit für den Durschnittsdeutschen, wird wohl ein Moslem "natürlich" Araber sein und umgekehrt...), wie sehr die Araber den Westen hassen, wie fundamentalistisch die "arabische/ islamische Welt" ist etc...

Überall ist allen Ernstes von "Massenprotesten in der arabischen/islamischen Welt" zu lesen, die gut dazu dienen, das westliche/ europäische/ deutsche Bedrohtheitsgefühl durch "DEN" Islam zu schüren. In der Realität waren es weder Massenproteste, noch hat es die "arabische bzw. islamische WELT" betroffen. Das ist diese unerhörte Überspitzung, von der Sie sprachen. Aber das ist skandalös, denn unkorrekt und maßlos, aber wirklich astronomisch übertrieben! Ich habe in KEINEM dt. Medium eine realistische Einordnung dieser Unmutsbekundungen gefunden.

Das Problem ist dabei, daß diese tendeziöse Berichterstattung WIRKT, und zwar sich nicht in eine positive Richtung auswirkt. Der Durchschnittsdeutsche weiß kaum etwas über die arabische bzw. islamische Welt, außer dem Touristeneindrücken aus dem Hurgada Urlaub... Das ist dem Durchschnittsdeutschen ja auch nicht zu verübeln, da so ein Thema sehr, sehr fern vom Alltag mit all seinen Problemen und Herausforderungen liegt (daher meine Mutmaßung in Hinsicht auf den Durchschnittsägypter). Diesen gegenwärtigen Grundton der dt. Berichterstattung zu sehen, läßt einen leider nicht gerade zuversichtlich in die Zukunft schauen, selbst wenn man von Natur aus Optimist ist...

Aber hoffentlich wird es in Zukunft mehr Journalisten Ihres Schlages geben, deren Perspektive in der Berichterstattung (von beiden Seiten) der Berichterstattung sehr gut tut (von einem humanistischen Standpunkt aus gesehen) und dem zerütteten Verhältnis wieder allmählich auf die Beine hilft :-) Danke dafür!
Dr. Rachida Zoubid, 05. November 2009

zu Der Islam braucht universale demokratische Werte von Otto Schily

Der Islam besitzt bereits, sogar seit immer, beispielhafte universale demokratische Werte und bedarf nur die richtige Anwendung solcher Werte! Die Undemokratie, die in einigen oder vielen islamischen Ländern existiert, darf auf keinen Fall der Religion zugeschrieben werden, da sie menschlicher Natur sowie systembedingt ist. Ich wundere mich, warum wir im Orient nie die Frage nach der Vereinbarkeit von Christentum und Demokratie stellen!
Doch "im Westen wird häufig die Frage nach der Vereinbarkeit von Islam und Demokratie gestellt", als ob der Islam der Sündenbock und der Grund für Undemokratie sei. Würden die Grundsätze der islamischen Religion in islamisch geprägten Ländern geachtet und richtig ausgelegt und daraufhin entsprechend den zeitgemäßen Erfordernissen in die Tat umgesetzt, würden die islamischen Gesellschaften das beste Beispiel für die Demokratisierung sein. Die undemokratischen politischen Systeme, seien sie in (einigen) islamischen oder christlichen Ländern, und / oder die negativen wirtschaftlichen Missstände wie Günstlings- bzw. Vetternwirtschaft, die die gesellschaftliche Ungerechtigkeit verbreitet, die Arbeitslosigkeit vor allem von Akademikern vervielfacht und daher Armut begünstigt, sowie das nicht zu bremsende Siechtum, nämlich Korruption, sind für die Undemokratie in den islamischen Ländern verantwortlich.
Johannes Kruyskamp, 27. Oktober 2009

zu Rasse statt Klasse von Daniel Bax

Auch ich bin nicht unbedingt ein Freund von Herrn Sarrazin und seinen oft sehr vereinfachenden Äußerungen. Aber vielleicht sollte wirklich über die Sache diskutiert werden und nicht über die Person. Hat Herr Sarrazin denn wirklich auf der ganzen Linie unrecht? Ist es wirklich so, dass Türken benachteiligt werden weil sie Türken sind? Gibt es nicht doch so einige unter dieser Bevölkerungsgruppe die unsere Gesellschaft und ihr Rechtssystem missachten aber gerne Transferleistungen entgegennehmen? Haben sie sich schon mal von türkischstämmigen Kindern oder Jugendlichen als "Scheissdeutscher" beschimpfen und anspucken lassen müssen? Warum muss meine Frau Angst vor dem Besuch eines öffentlichen Stadtbades haben wenn dort auch viele türkisch arabischstämmige Machos zu Gast sind? Die Aufzählung all dieser Probleme stellt in keiner Weise eine Verallgemeinerung dar. Ich könnte selbstverständlich auch eine Liste positiver Erfahrungen erstellen. Aber darum geht es nicht. Es ist an der Zeit; über die Problemfälle zu reden. Hier und heute. Wenn dies nicht bald geschieht; könnten Andere zum Zuge kommen, die meine Differenzierung nicht mittragen; sondern plumpe Ausländerfeindlichkeit propagieren. Wer über Sarrazin schimpft; aber sich der inhaltlichen Debatte verweigert; macht sich so schnell zum Steigbügelhalter dieser Kräfte. Ich hoffe, dies ist nicht ihre Absicht, aber der Tenor ihres Kommentars stimmt mich sehr nachdenklich.
Alia Lau, 27. Oktober 2009

zu Rasse statt Klasse von Daniel Bax

Nicht die Integration der Migranten ist gescheitert in diesem Land, sondern ein Integrationspolitik, die diesen Namen nicht verdient. Vielleicht erinnert man sich an das fatale Mantra der konservativen Innenminister Manfred Kanther & Co: Deutschland sei ja kein Einwanderungsland. Herr Bax hat völlig Recht, wenn er die überzogene und in dieser Form volksverhetzeriche Kritik des Herrn Thilo Sarrazin als zynisch bezeichnet.
Semra Uzun-Önder, 16. Oktober 2009

zu Versäumnisse türkischer Intellektueller und Literaten von Uli Rothfuss und Achim Martin Wensien

Als Gründerin und Projektleiterin des ersten und einzigen türkisch-deutschen Literaturfestivals "Literatürk" kann ich nur sagen, dass es tatsächlich sehr schwer ist, türkische Literatur zu etablieren. Türkische Kultur fernab von Döner und Antalya, und insbesondere türkische Literatur, ist noch so gut wie unbekannt für viele in Deutschland und das sogar in Bundesländern wie NRW, wo türkische Mitbürger nun wirklich keine Rarität sind, oder vielleicht gerade deswegen?!
Wir versuchen diesem Defizit jedenfalls seit fünf Jahren entgegenzuwirken und können auf viele Erfolge verweisen, auch wenn es mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist.
Josef Matrai, 12. Oktober 2009

zu "Kopftuch geht immer" von Cigdem Akyol

Dieser Artikel sollte nicht für sich in Anspruch nehmen, "zu informieren", wie es im ersten Abschnitt behauptet wird. Frau Akyol hat hier nicht informiert, sondern versucht, die Kritik einer türkischen Migrantin an einer konservativen und frauenfeindlichen Gesellschaft lächerlich zu machen. Hier wird impliziert, man brauche die Kritik von Frau Ates nicht ernst zu nehmen, weil jene Kritik aus ihrem persönlichen psychologischen Trauma (Migration, körperliche Gewalt, Angriff mit Schusswaffe) resultiert.
Solch eine pseudo-psychologische "Diagnose" sollte die Verfasserin des Artikels jenen überlassen, die sich mit dem Thema besser auskennen. Außer oberflächlichen Vorwürfen ("sie bemüht sich erst gar nicht, zu vermitteln", "sie konnte wieder einmal der Lust an der Provokation nicht widerstehen" etc.) sehe ich von seiten der Verfasserin wenig Substanz oder intelligente Argumentation.
Dass die Grünen vielleicht wirklich einen positiven Rassismus kultivieren, wird nicht hinterfragt, und dass Seyran Ates geschlagen, eingesperrt und letztendlich angeschossen wurde, wird beiläufig erwähnt, scheint aber
keiner weiteren Betrachtung wert. Es grenzt außerdem an unfreiwillige Komik, dass die Grünen ausgerechnet einer Frau mit Migrationshintergrund und solch einer erschreckenden Vergangenheit vorwerfen, dass sie "frauen- und integrationspolitisch auf einem ziemlichen Irrweg" wandele.
Ich wurde beim Lesen des Artikels das Gefühl nicht los, dass sich die Autorin selber von Frau Ates kritisiert gefühlt haben muss; das Abstempeln als "islamophob" ist anscheinend im Moment chic und scheint auch von der Verpflichtung zu entbinden, eine intelligente Debatte mit Argumenten und Gegenargumenten führen zu müssen.
Achim Schlott-Kotschote, 10. Oktober 2009

zu Vom Kriegstrauma zum Abschreckungsdogma von Katajun Amirpur

Herzlichen Dank für diesen selten hellsichtigen und ausgewogenen Bericht Ihrer Autorin. Wie könnte sicher gestellt werden, dass diese äußerst wichtige Stellungnahme, die völlig andere und ohne Zweifel richtigere Feststellungen enthält als unsere bekannten Medien, eine weitere Verbreitung finden als nur in Ihrem Newsletter? Wir hören und lesen doch nichts anderes als Kriegsgeschrei, wenn es um die Frage einer möglichen nuklearen Aufrüstung des Iran geht, wobei pikanterweise Israel der Hauptkriegstreiber ist.
Radin N. Soetarjono, 26. September 2009

zu Rebellion gegen den brutalen Papst von Khalid El Kaoutit

Youssef Ziedan kann die ganze Aufregung nicht nachvollziehen und erklärte: "Ich wollte die Substanz der Religion hervorheben: die Liebe! Ich wollte auch jene Interpretation des theologischen Textes aufdecken, die zu Hass und zu Gewalt aufrufen. Die Gewalt stammt nicht von der Religion selbst - egal von welcher. Zu Gewalt wird von Personen oder Gruppen aufgerufen, die die religiösen Texte für ihre eigenen Interessen nutzen." Ich bin der Meinung, dass Gott, unser Schöpfer, uns Menschen geschaffen und mit Eigenschaften ausgestattet hat, die gegensätzlich sind. Nicht Gott hat die verschiedenen Religionen geschaffen, sondern wir, Menschen. Insoweit kann die Substanz der Religion auch nicht nur Liebe sein, sondern auch Hass; beide stecken in uns allen. Eine wichtige Gabe, die uns mitgegeben wurde, ist unsere Interpretationsfähigkeit. Für mich ist eine Religion auch eine Interpretationssache. Die konventionellen Religionen sind große Wege zu GOTT, die von Menschen erschlossen und gebaut wurden, und zwar für und von Menschen, die damals zurzeit von Mohammed und zurzeit von Jesus oder Moses lebten. In diesen Religionen sehe ich eine zu große Vermenschlichung Gottes. Gott ist nie ein Mensch gewesen und Er hat es auch nicht nötig, jemals in die Gestalt eines Menschen zu schlüpfen, egal aus welchen Gründen und zu welchem Zweck auch immer. Ebenso versteht Gott alle Sprachen, sogar die Sprache von Taubstummen. Insoweit kann ich einer Religion nicht nachvollziehen, deren Lehren und Gebete nur in einer bestimmten Sprache geschrieben bzw. vorgetragen werden (müssen). Ebenso kann ich keine Religion akzeptieren, die vorgibt, von Gott als die Religion eines auserwählten Volkes auserkoren zu sein. Die Zersplitterung der Religionen in verschiedene Fraktionen oder Strömungen, wie besonders im Islam und im Christentum, sind für mich ein weiterer Beweis dafür, dass der Mensch mit seinen irdischen Unzulänglichkeiten und seiner Begrenztheit den Namen Gott zu sehr für sich missbraucht hat, um Einfluss auf andere Menschen auszuüben. Insofern sind meiner Meinung nach Religionen auch nur Machtinstrumente bzw. Politik oder politische Ideologien.
Ali Sagharian, 20. September 2009

zu Falsche Freunde von Wolf-Dieter Vogel

Die Demonstrationen im Iran als massenhaft darzustellen, ist schon ein wenig gewagt. Die Demos konzentrierten sich ohnehin in den Städten, die Musavi gewann oder in denen er stark abschnitt.
Gerd Neubronner, 19. September 2009

zu Glaube als moralische Instanz von Lewis Gropp

In Schäubles Buch " Braucht unsere Gesellschaft Religion?" steht ein entscheidender Satz. " Wir sind nicht bereit, die Regel von Toleranz, Vielfalt zur Disposition zu stellen." Das entspricht genau der Verfassung seit 1949, wonach es das Menschenrecht der Glaubensfreiheit gibt.

Aus der Zeit vorher gibt es die Beschlüsse der ökumenischen Konzile, die keine Glaubensempfehlung sind, sondern abstrakt formulierte Ketzerurteile. Die führen dazu, dass unter Christen immer noch Angst vor der Äußerung neuer Glaubenseinsichten herrscht. Beispielsweise ergab eine anonyme Befragung der Deutschen 2005, dass rund 30% der Kirchenmitglieder an ein wiederholtes Leben (Reinkarnation) glaubt. Doch niemand traut sich, das öffentlich zu erörtern. Nicht einmal die Amtskirchen! Dabei läßt sich über die Gültigkeit der kirchlichen Verurteilung dieser Sicht aus dem Jahre 553 streiten.
Erst wenn diese Frage öffentlich erörtert wird, gibt es Toleranz unter Christen. Weil solche Fragen nicht aufgegriffen werden, gibt es nur eine extrem geringe Wahlbeteiligung bei Kirchenvorstandswahlen.
Manfred Müller, 17. September 2009

zu Hoffnungsvolle Fußballdiplomatie von Ayse Karabat

Der Artikel verschweigt vollkommen, dass Armenien Bergkarabach (militärisch, völkerrechtswidrig) besetzt hält. Dies ist ein gravierender Punkt für die Türkei und sollte es auch für die Nachbarstaaten sein, wenn Armenien nicht als de- stabilisierender Faktor in dieser Region gelten will.
Mal abgesehen davon ist die Türkei das einzige politisch offene ökonomische Grenzland für Armenien, weshalb man scheinbar auf armenischer Seite auf eine "Normalisierung" der Politik strebt, um aus der ökonomischen Misere herauszukommen. Doch ohne Abzug der Truppen und Partnerschaftlichen Beziehungen zu den anderen verfeindeten Nachbarn, wird dies trotz (US-) Roadmap schwerfallen.
Hervorzuheben ist, dass die Autorin, wie kaum jemand sonst, dass die Türkei seit Jahren eine historische Aufarbeitung der Ereignisse vor und während des Ersten Weltkriegs anbietet. Warum Armenien nicht einlenkt scheint hierbei offensichtlich, denn neue Quellen würden den sog. Völkermord wahrscheinlich nicht gerade aufhellen.
Regina Berlinghof, 04. September 2009

zu Akkurat oder poetisch? von Peter Philipp

Peter Philipp irrt in zweierlei Hinsicht, was Friedrich Rückert anbelangt. Er war ein Dichter und Orientalist, der mehr als 24 Sprachen beherrschte. Er übersetzte nicht nur aus dem Arabischen, sondern auch aus dem Hindi und Sanskrit und vielen anderen orientalischen Sprachen. Als Islamforscher kann man ihn wohl kaum bezeichnen.

Ebensowenig hat er Goethe zum "Westöstlichen Divan" angeregt. Das war vielmehr der Orientalist und Diplomat Josef von Hammer-Purgstall, der mit seiner Übersetzung des Hafis'schen Diwan Goethe begeisterte und zur eigenen Produktion anregte. Goethe schrieb: "Schon im vorigen Jahre waren mir die sämtlichen Gedichte Hafis in der von Hammerschen Übersetzung zugekommen, und wenn ich früher den hier und da in Zeitschriften übersetzt mitgeteilten einzelnen Stücken dieses herrlichen Poeten nichts abgewinnen konnte, so wirkten sie doch jetzt zusammen desto lebhafter auf mich ein, und ich mußte mich dagegen produktiv verhalten, weil ich sonst vor der mächtigen Erscheinung nicht hätte bestehen können." Hammer-Purgstall war Rückerts Lehrer.
Ernst-Friedrich Harmsen, 28. August 2009

zu Entlassung wegen unangemeldeter Nebentätigkeit von Dirk Schümer

Ausgerechnet in den Niederlanden...
Dass eine Universität sich dazu hergibt, eine Persönlichkeit in der Weise einzuschränken, die ihm und ihr eigentlich zur Ehre gereichen, dass nämlich Verbindungen hergestellt werden, wo sonst kaum welche sind: Das hat etwas mit Geisteswissenschaft und Geistespraxis zu tun, das sollte einem liberalen Lande gut anstehen und seinen Hochschulen, den Studenten das Begegnen mit Persönlichkeiten, die auf neuen Wegen gehen, ermöglichen! Aber wo sind wir? Im Europa der Abschottungen, der Kontrolle, der Angst vor... Freiheit?
Regina Kuschnir, 18. August 2009

zu "Wir ertragen uns": Interview mit Wolfgang Schäuble zur Islamkonferenz

Herrn Schäubles Absichten zur Islamkonferenz in Ehren, scheint der Erfolg bisher, wie er selbst bestätigt, bei Weitem nicht den Hoffnungen zu entsprechen. Die Behauptung, alle islamischen Verbände hätten sich vorbehaltlos dem Grundgesetz verpflichtet, ist außerdem so nicht richtig. Weiterhin werden viele Ergebnisse sehr stark camouflagiert dargestellt, sodass man/frau sich fragt, ob die Politiker die Mehrheitsinteressen überhaupt noch ernst nehmen oder der Öffentlichkeit eine Mogelpackung verkaufen will. Herr Schäuble sollte sich doch inzwischen ganz gut ein Bild von der politischen Dimension des Islams gemacht haben. Ich hoffe stark, dass sich die Führung unseres Landes nicht nur auf einseitige quasi-wissenschaftliche Beurteilungen verlässt, sondern sich auch mal selbst mit dem Koran und der Lebenswirklichkeit des Großteils muslimischer Frauen befasst. Ob Herr Schäuble dann immer noch Äpfel für Birnen halten würde, bleibt abzuwarten.
Heinz Pütter, 14. August 2009

zu Vision von gemeinsamen moralischen Werten von Edda Schlager

Jeder der drei abrahamischen Religionen hat fünf oder sechs epochale Umwälzungen, Paradigmenwechsel durchgemacht. Und so leben bis heute Menschen derselben Religion mental in verschiedenen Paradigmen, in verschiedenen zeitgeschichtlichen Konstellationen, von deren fortbestehenden Grundbedingungen sie geprägt bleiben:

So gibt es zum Beispiel im Christentum noch heute Katholiken, die geistig im 13. Jahrhundert leben: Gleichzeitig mit Thomas von Aquin, den mittelalterlichen Päpsten und der absolutistischen Kirchenordnung. Man wird Papst Benedikt, Joseph Ratzinger, nie verstehen, wenn man nicht sieht, dass er im Grunde in diesem mittelalterlichen römisch-katholischen Paradigma lebt und daher konsequenterweise die Reformation wie die Aufklärung vornehm als »Enthellenisierung«, um nicht zu sagen als »Abfall« vom wahren Christentum abqualifiziert hat.
Es gibt aber auch manche Vertreter östlicher Orthodoxie, die geistig im 4./5. Jahrhundert geblieben sind und gleichzeitig mit den griechischen Kirchenvätern und den hellenistischen Konzilien leben und jede Weiterentwicklung in Liturgie, Theologie und Kirchendisziplin ablehnen. Und es gibt evangelikale Protestanten, besonders in den USA, die nach wie vor in der vormodernen Konstellation des 16. Jahrhunderts stecken geblieben sind. Deshalb sind sie grimmige Gegner vor allem der Evolutionstheorie und der modernen Exegese und versuchen die buchstäbliche biblische Auslegung der Schöpfungsgeschichte selbst im Biologieunterricht der Schulen durchzusetzen.
Ganz ähnlich aber gibt es auch manche orthodoxe Juden, die im mittelalterlichen Judentum ihr Ideal sehen und sogar den modernen Staat Israel ablehnen. Umgekehrt sehen viele Zionisten den Staat Israel rein modern-säkular. Doch zugleich streben sie mit Gewalt ein Großisrael in den Grenzen des davidisch-salomonischen Reiches an – mit verheerenden Folgen für ein friedliches Zusammenleben mit den Palästinensern, von denen dann einige aus Verzweiflung zu Selbstmordattentaten greifen.
In ähnlicher Weise träumen manche Muslime noch dem großen arabischen Reich nach und wünschen sich die Vereinigung der arabischen Völker zu einer einzigen arabischen Nation (»Panarabismus«). Andere aber, etwa in Iran, sehen nicht im Arabertum, sondern im Islam das Völkerverbindende und geben einem »Panislamismus« den Vorzug – mit dem schiitischen Islam als Vormacht.

Es ist offenkundig: Gerade in diesem Andauern, dieser Persistenz und Konkurrenz früherer religiöser Paradigmen im Heute liegt eine der Hauptursachen der Konflikte innerhalb der Religionen und zwischen den Religionen, Hauptursache der verschiedenen Richtungen und Parteiungen, der Spannungen, Streitigkeiten und Kriege.

Ich frage deshalb: Was war zur Zeit von Abraham Geiger und was ist auch heute noch für eine Reform der Religion die zentrale Streitfrage? Ich antworte: Wie verhält sich die jeweilige Religion zu ihrem eigenen
Mittelalter (das zumindest in Christentum und Islam als die »große Zeit« gilt), und wie verhält sie sich folglich zur Moderne, wo man sich in allen drei Religionen in die Defensive gedrängt sieht.

Das Christentum hat nach der Reformation zumindest im Protestantismus einen weiteren Paradigmenwechsel, den der Aufklärung, zur Moderne durchmachen können.
Das Judentum aber machte zuerst die Aufklärung durch (mit Moses Mendelssohn als großem Initiator) und erlebte im Anschluss daran zumindest im Reformjudentum in Deutschland und USA eine religiöse Reformation. Der Islam aber, der im 12. Jahrhundert die Philosophie und jedes neue Denken zugunsten der Orthodoxie verabschiedet hat, machte keine nachhaltige religiöse Reformation durch. Er hat von daher auch mit der Moderne bis auf den heutigen Tag besonders schwerwiegende Probleme, wie etwa der mittelalterlich orientierte römische Katholizismus, dem es aber mithilfe des Zweiten Vatikanischen Konzils gelungen ist, gewichtige Anliegen der Reformation und der Moderne aufzunehmen.

Viele Juden, Christen und Muslime, die das moderne Paradigma bejahen, verstehen sich untereinander besser als mit den je eigenen Glaubensgenossen, die in anderen Paradigmen leben. Umgekehrt können dem Mittelalter verhaftete Römisch-Katholische sich zum Beispiel in Fragen der Sexualmoral mit den »Mittelalterlichen« im Islam verbünden. (So geschehen auf der UN-Bevölkerungskonferenz in Kairo 1994.)

Wer Versöhnung und Frieden will, wird um eine kritisch-selbstkritische Paradigmenanalyse nicht herumkommen. Nur so lassen sich Fragen beantworten wie diese: Wo sind in der Geschichte des Christentums, wo sind im Judentum und im Islam die Konstanten und wo die Variablen? Wo besteht Kontinuität und wo Diskontinuität, wo ist Übereinstimmung gegeben und wo Widerstand geboten? Zu bewahren ist vor allem das Wesen, das Fundament, der Kern einer Religion und von daher die vom Ursprung her gegebenen Konstanten. Nicht unbedingt zu bewahren ist alles das, was vom Ursprung her nicht wesentlich ist, was Schale und nicht Kern, was Ausbau und nicht Fundament ist.

So verhilft denn eine Paradigmenanalyse angesichts all des religiösen Wirrwarrs gerade im Zeitalter der Globalisierung zu einer globalen Orientierung, wichtig vor allem für die Neugestaltung der internationalen Beziehungen, des Verhältnisses Westen–Islam und auch der Beziehungen zwischen den drei abrahamischen Religionen Judentum, Christentum und Islam.

Die Optionen sind klar: Entweder Rivalität der Religionen, Zusammenprall der Kulturen, Krieg der Nationen – oder Dialog der Kulturen und Frieden zwischen den Religionen als Voraussetzung für den Frieden zwischen den Nationen! Sollten wir angesichts der tödlichen Bedrohung der Gesamtmenschheit nicht, anstatt neue Dämme des Hasses, der Rache und Feindschaft aufzurichten, lieber die Mauern des Vorurteils Stein um Stein abtragen und damit Brücken des Dialogs bauen, Brücken gerade auch zum
Islam?
Thomas Mohamad Ali, 11. August 2009

zu Protestsymbol oder Zeichen der Loyalität?

Guten Tag/Selamat Siang/Salam alaikum ,

als muslimischer Konvertit, und liberaler Sunni & Ex-Pat in West Java, sehe ich tag täglich überwiegend "Kopftuch", oder besser Hijab (hierzu Lande fälschlich Jilbab genannt) ebenso wie die obligatorische Peci des Mannes.Ganz gleich ob man einen Pasar (Basar), Mall, staatliche Schule (wie jene an der meine Frau lehrt) oder Geschäfte besucht: Der Hijab scheint allgegenwärtig. Wie ich in Gesprächen mit indonesischen Gläubigen erfuhr, sehen sie darin ebenso einen Ausdruck ihrer Idendität, wie Religiosität -- jedoch kein Politkum. Das gleich gilt für "den Hijab des Mannes", den Bart. Anfangs fiel meiner, den ich als Khatib in Franken trug, auf, nun als Ustadh (Lehrer) an einer Madrassa, wächst er wieder. Wie alle Asiaten, die unter der Knechtschaft des europäischen Kolonialismus gelitten haben, sind die Indonesier stolz auf ihre Geschichte -- und diese ist zu 2/3 islamisch!Dennoch ist es hier möglich in Harmonie der großen Religionen miteinander zu leben und niemanden fiele es ein, die demokratischen Rechte und religiösen Freiheiten einzuschränken. Als Muslim konnte ich in der BRD meinen Islam nie so ausleben wie nun -- welches Land ist nun demokratischer und zivilisierter? Welche Religion toleranter?
Annemarie Lopez, 25. Juli 2009

zu Christiane F. meets Rashid A. von Hanna Labbonté

Ich möchte die Verbindung zu der zitierten Christiane F. zurückweisen.

Das Buch wird sehr unterschiedlich beurteilt - sehr kritisch z. B. in Berlin von einer palästinensischen Migrantin, die das Buch als einen "Roman" - fiktiv und fesselnd geschrieben - betrachtet, jedoch nicht als Dokumentation einer im selben Milieu Augewachsenen oder gar als Tatsachenbericht.
Das Buch wirft Fragen auf, aber auch Fragen der Authentizität: was ist Fiktion, was allzu zugespitzt oder verallgemeinernd? Verschlimmert das Buch die Situation, auswegslos wie sie dargestellt wird, oder klärt es auf und schlägt eine Bresche in die allgemeine Ratlosigkeit?
Auf die Frage eines Journalisten "Warum Araboy und nicht Turkboy?" antwortete die Autorin, das spiele keine Rolle und hänge mit der Hauptperson zusammen, die arabischer Herkunft gewesen sei - genauso sei "Turkboy" möglich als Titel.
Diese Antwort wurde von arabischer Seite (s.o) zurückgewiesen als unwahr.
Eine Stellungnahme dazu von Seiten türkischer Leser liegt mir nicht vor - ist aber sicher leicht zu erhalten. Schriftliche Beurteilungen las ich bisher nur von deutscher Seite - wie die hier abgedruckte.
Rehad Arkian, 25. Juli 2009

zu Ein System ohne Legitimation von Urs Sartowicz

Es ist immer wieder amüsant zu beobachten wie Experten unreflektiert voneinander abschreiben und manchmal sogar die exakte Formulierungen beibehalten.
Ob Großayatullah Muntazeri wirklich Millionen Anhänger hat, können sicherlich keine Experten, seien sie iranisch oder westlich, beurteilen, die keinen Umgang mit der gläubigen Masse der Schiiten haben. Diese Behauptung ist schon daher defizitär, da zu Lebzeiten seines Lehrers Großayatullah Khomeini er keine Anhänger haben konnte: Schiiten ahmen stets den Großmeister nach und nicht deren Schüler.
Es wäre schon erstaunlich, wenn Schiiten gerade nach dem Brief seines Lehrers anfingen ihn nachzuahmen, da er zudem ihn verbat sich jemals politisch zu äußern. Schiiten, die mit der politischen Situation unzufrieden sind, bieten sich eine Reihe andere Gelehrter an, wie Großayatullah Sistani oder Großayatullah Sanei, diese aber vermeiden peinlichst irgendeine Verlinkung mit Herrn Muntazeri (z. B. www.al-shia.org ) und im Übrigen die gesamte Reformergruppe, die sich letztendlich auch auf Großayatullah Khomeini berufen.
Herr Kadivar und seine Kommilitonen gelten in dieser Hinsicht eher als Exoten, aber das ist verständlich, da sie die Schüler von Großayatullah Muntazeri waren.
Bensalem, 24. Juli 2009

zu Das große Missverständnis? von Sonja Hegasy

Man muss nicht da und dort in der internationalen Presse lesen, was in Marokko vor sich geht und behaupten, man sei Marokkoexperte. So eine Annahme führe mit Sicherheit zu falschen Trugschlüssen, z.B. das Problem Marokkos wäre die Machtkonzentration in der Hand des Monarchen. Wer sowas behauptet, verschleiert die richtigen Ursachen für das Elend der marokkanischen Demokratie. Eine davon ist die bedingungslose Unterstützung des Westens für das Regime in Marokko, dessen Aufrechterhaltung und Stabilisierung zu den "vitalen Interessen" des Westen in Nordafrika zuzählen. Wenn nur das beinahe in manchen seinen Zügen doch mittelalterliche politische Regime das einzige Problem der immer mehr verarmten Masse der Marokkaner wäre, so wären die Marokkaner sicherlich längst mit ihm fertig, wenn da nicht der Schutz in den unterschiedlichsten Formen wäre: Finanzspritzen, militärische Assisstenz, Begünstigung der Angehörigen der Machtclique in Marokko, und die Abhängigkeit vom Diktat der Weltbank. Als die Marokkaner 1998 den integren Ministerpräsidenten ihrer Wahl Abderahman al-Youssoufi gewählt haben, müsste dieser gleich in seiner Regierungserklärung einräumen, dass seine Regierung die von der Weltbank diktierten Reformen forsetzen werde, im völligen Gegensatz zu dem Programm seiner links-orientierten Partei der USFP.
Bei den letzten Kommunalwahlen vom 12. Juni 2009 hat die Partei des Königsfreunds Ali Al Hamma nicht nur flächendeckend Kandidaten aufgestellt, sondern in fast allen Wahlkreisen die meisten Stimmmen erhalten. Diese Partei, die erst im letzten Jahr von Ali Al Hamma gegründet wurde und zu der alle unzufriedenen in den anderen Partein flüchteten, hat einen Wahlkampf geführt, den die Marokkaner nur von der Wahlkampfshow in den USA kennen.
Das Problem in Marokko ist nicht nur die Monarchie, sondern die Stabilsierungspolitik des Regimes von den westlichen Staaten, allen voran von den USA und Frankreich.
Gertraud Walch, 18. Juli 2009

zu Aus Gastarbeitern wurden Bürger von Vedat Acikgöz

Gerührt las ich den den Ausspruch: "Ich würde für Deutschland sterben!" Mit solchen patriotischen Gefühle ist meine Nachkriegsgeneration nicht aufgewachsen. Eher wurden wir kritisch kühl emanzipiert erzogen und gebildet.
Wichtig wäre für mich, die politische und soziale Einmischung der türkischen Mitbürger. Sie haben, wie wir Deutschen, ein Recht und sogar die Pflicht dazu. Demokratie kann nur mit ihnen bestehen und im Sinne des Rechtstaates gewandelt werden. Ich finde die türkische Bevölkerung passt zu uns, speziell zu uns Bayern mit ihren sehr ähnlichen charakterlichen
Eigenschaften: "Eigensinn, Sturheit, Phlegmatik, trockener Humor, einbisschen Grantler, unnahbar wirkend, verschmitzt sein und im Endeffekt das tun, was einem selber zu Gesichte steht."
Mir gefällt Multikulti!
Radin Nanang Soetarjono, 14. Juli 2009

zu Im Zeichen der Solidarität mit allen Muslimen von Stephan Kramer

Ich teile voll und ganz die Meinung von Herrn Stephan Kramer vom Zentralrat der Juden in Deutschland. Der Mord an Marwa al-Sherbini ist das Ergebnis der fast ungehinderten Ausländerfeindlichkeit und Hasspropaganda gegen Muslime, die von den extremistischen Rändern der Gesellschaft bis hin in deren Mitte reichen, besonders in den neuen Bundesländern. Als ein Rucksack-Berliner, der den DDR-Mauerbau von Nahen erlebt und diese Schandmauer überlebt und die politische Entwicklung der letzten 20 Jahren von nächster Nähe verfolgt hat, kann ich nur sagen, dass die weitverbreitete rechtsradikale und ausländerfeindliche Gesinnung der Jugend in den neuen Bundesländern ein Phänomen ist, das das latente Ergebnis des 40-jährigen DDR-Systems widerspiegelt. Es stellte faktisch nur eine Verlängerung des Hitlerreiches in politisch farbveränderter Form dar. Während im Westen Deutschlands (einschließlich West-Berlin) die Saat des liberalen, demokratischen und multikulturellen Denkens durch die Westalliierten gesät wurde und fast 100-prozentig aufging, wurde von den Sowjets die DDR geschaffen, in der nur die Farbe der braunen Nazi-Ideologie auf Rot umgeschaltet war. In Russland blühen jetzt auch rechtsradikale und ausländerfeindliche Umtriebe genau so wie im Gebiet der früheren sozialistischen Brüderstaat auf deutschen Boden. Wenn man bedenkt, dass nach dem Mauerfall über 17 000 frühere MfS-Mitarbeiter als bundesdeutsche Staatsdiener tätig sind, dann glaube ich nicht, dass Marwas Ehemann, Elwi Ali Okaz aufgrund einer schrecklichen Verwechslung versehentlich von einem Polizisten angeschossen wurde, eher weil er Ausländer war der den weißen Attentäter vermeintlich angreifen wollte. Das Schweigen der deutschen Gesellschaft verrät einiges über sich; es hat zumindest einen komischen und merkwürdigen Beigeschmack. Wo bleiben denn die Politiker aller Culeur, die Bundes-, Landes-, kommunale Politiker, die sonst vollmundig als Demokraten sich gerne gebären? Ach ja, vielleicht kommen sie demnächst zusammen, um das Opfer Marwa al-Sherbini nachträglich zu gedenken. Gedenken ist ja viel einfacher als Denken …!

Dipl.-Ing. R. N. Soetarjono, Berlin-Lichtenrade
Marie Holtmann, 11. Juli 2009

zu Im Zeichen der Solidarität mit allen Muslimen von Stephan Kramer

Sehr geehrter Herr Kramer, haben Sie vielen Dank für den unmissverständlichen Kommentar. Die Tragödie der unschuldigen Marwa ist ein Lehrstück der Ignoranz der Medien, aber auch Teile der Entscheidungseliten hierzulande: Zunächst einmal war es ja nur eine schreckliche Bluttat eines fanatisierten, im heutigen Russland sozialisierten "Neu-Deutschen", der sich vermutlich von einer allgemeinen Antiislamstimmung ermutigt fühlte. Jetzt wird die tödliche Attacke auf eine gläubige Muslimin immer mehr zum internationalen Politikum und dürfte Deutschlands Image schon jetzt schaden zugefüget haben, weil diese Eliten dieses Verbrechen und deren Symbolik völlig verkannt haben. In der islamischen Welt gilt der Mord an Marwa jetzt schon als ein Schlüsselereignis in den Beziehungen zwischen Europa und der islamischen Welt, vergleichbar sogar mit dem Karikaturenstreit. Jetzt wird, unter dem Druck der internationalen Öffentlichkeit, nachgebessert. Allerdings überzeugt erzwungene Betroffenheit nicht, vor allem solange die Propheten der Angst in den rassistischen und islamfeindlichen Internetportalen ihr Unwesen weiter treiben, im Namen der Pressefreiheit sogar. Wehret den Anfängen!
Tassilo S., 10. Juli 2009

zu Im Zeichen der Solidarität mit allen Muslimen von Stephan Kramer

"Daher muss Deutschland spätestens jetzt hart mit sich selbst ins Gericht gehen. Es gilt nicht nur, die Hetzer zu isolieren und zu bestrafen, sondern auch nachhaltige Aufklärungsarbeit zu leisten sowie das Wissen über die moslemische Bevölkerung, ihre Kultur, ihre Religion und ihre Bräuche zu verbreiten."

Da hat Herr Kramer vollkommen Recht!
Günter Weihrauch, 10. Juli 2009

zu Aus Gastarbeitern wurden Bürger von Vedat Acikgöz

Die Aussage von Yilmaz Kinali hat mich sehr bewegt. Ich kenne viele unserer Almancilar und Menschen der 1. und 2. Generation sowie die Historie des Osmanischen Reiches. Unsere gemeinsame Geschichte wurde leider bis heute bei den meisten in Deutschland durch die Bildungsanstalten aus dem Gedächtnis getilgt, oder sie wurde nie im Geschichtsunterricht erwähnt. Die Europäer insgesamt, wahrscheinlich mit Ausnahme der Spanier, wollen natürlich mit allen Mitteln verhindern, dass die Deutschen und Türken wieder politisch echte Freunde werden. Weshalb, ist nicht ganz dummen Leuten sicherlich bekannt. Ich möchte den Menschen türkischer Herkunft für den Aufbau Deutschlands danken.
Zu dem türkischen Volk sage ich, das ist bis heute ein kämpferisches Volk geblieben. Dieses großartige Volk hat mit der gemeinsamen Kraftanstrengung unter ihres Gründers Kemal Pascha Gazi die Türkei vor Schlimmerem bewahrt. Durch den EU-Betritt wird die gesamte osmanische Indentität etc. vernichtet. Ich möcht zum Schluß feststellen, dass die ihre Analysen zu dem Thema "Türken" Migration sehr zutreffend sind.
Gerhard Haase-Hindenberg, 09. Juli 2009

zu Ich warte nicht, bis mir das Regime seinen Segen erteilt! Interview mit Ayman Nour

Im vergangenen November, wenige Tage bevor das Büro von Ayman Nour am Midan Talaat Harb in Kairo in Brand gesteckt worden war, hatte mir gegenüber Ahmed Abaza in der El Ghad-Parteizentrale in Sabry Abou Alam erklärt, Nour sei aus der Partei ausgeschlossen worden. Als neuer Parteivorsitzender wurde mir Moussa Moustafa Moussa vorgestellt. Nun erklärt sich in diesem Interview Ayman Nour als nach wie vor gültiger Parteivorsitzender einer "nicht gespalteten Partei". Was genau ist der aktuelle Fakt?
Walter Scharnagl, 02. Juli 2009

zu "Wir sollten den Weg der religiösen Aufklärung gehen" - Interview mit Hachem Saleh

Die auch von Saleh vertretene bezw. gewünschte Modernisierung des Islam - ebenso wie Prof. Bassam Tibis Wunsch nch einem "Euro-Islam" scheitert doch daran, dass die Grundlage des Islam, der Koran, nicht als das Wort des Propheten, sonden als unmittelbares und unveränderliches Wort Gottes gilt!
Dagegen ist doch die Bibel ein "Bericht", der kommentiert, übersetzt, in moderne Sprachen, selbst als "Kinderbibel" ver- einfacht, sogar als Comics wiedergegeben werden kann. Wer versucht, dem Koran eine "moderne" Deutung zu geben, verliert doch den Anspruch Moslem zu sein und macht sich der Apostasie schuldig.
Und daran scheitert dann doch auch jeder ernsthafte Versuch eines interreligiösen Dialogs, zumal der Koran als Allahs Wort doch eine andere Rechts- und Gesellschaftsordnung vertritt, die mit der unsrigen nicht vereinbar ist.
Dr. Rachida Zoubid, 19. Juni 2009

zu "Integrative Islam-Interpretationen sind alternativlos" von Loay Mudhoon

Zum Lesebrief von Frau Cornelia Classen (08. Juni 2009) sage ich Folgendes:

Wenn man Diskussionen rund um die eigenen und / oder fremde Kultur vollbringt, hat man nicht unbedingt ein Identitätsproblem. Vielmehr versucht man dadurch sich selbst oder die fremde Kultur besser zu verstehen und dies lehrhaft erläutert an Dritte zu vermitteln. Die Kopfuchdebatten waren kein ein Ausdruck der "weiblichen Identität in der Krise", sondern ein bildungspolitisches Problem. Bezüglich der Debatte
rund um Scharia-Gesetze ist dies sowohl eine aufschlussreiche Initiative zum Dialog der Religionen in ihrer Beziehungen zu den politischen Systemen der jeweiligen Länder als auch ein Ausdruck derjenigen Toleranz- und Dialoggegner und Kämpfer, die ein Problem mit dem Verstehen des islamischen Rechts haben, weil sie keine Bereitschaft zeigen, das Fremde, ob religiös oder kulturell, zu verstehen und daraufhin neben dem Eigenen vorurteilsfrei zu akzeptieren. Es ist bereichernd zu versuchen, zwei oder mehrere extrem unterschiedlich aufgebaute Gesellschaftsstrukturen zu analysieren, zu verstehen und ohne wenn und aber zu achten, da man auf diesem Wege Toleranz erwirbt und verbreitet.
Was das Schariarecht angeht, so geht es dabei zwar um religiöse Bestimmungen, aber dank der Novellierung des Familien- und des Personenstandsrechts, zum Beispiel in Marokko und Tunesien, werden sie nicht immer angewendet, da sie – nicht alle- wegen der dringenden neuen weltlichen Evolutionen und der Unterzeichnung der Gleichstellungskonventionen usw., nicht mehr die zeitgemäßen Erfordernisse erfüllen. Somit darf man auf keinen Fall pauschalisieren und behaupten, dass religiöse Quellen in sämtlichen muslimischen Ländern die gesamte Gesellschaft regeln.
Dr. Rachida Zoubid, 19. Juni 2009

zu Wider alle Klischees, von Naima El Moussaoui

Ich bin sehr stolz auf die ausgezeichnete, ehrwürdige Idee von Frau Sineb El Masrar, ein multikulturelles Frauenmagazin in Deutschland herauszugeben, das alle Vorurteile gegen uns ausländische, moslemische und nichtmoslemische Frauen in Deutschland abzubauen versucht. Außerdem bin ich stolz auf sie, zumal sie marokkanische Wurzeln hat. Dies zeigt, dass viele der in Deutschland lebenden marokkanischen Frauen sich immer noch für andere Frauen verschiedener Kulturen und Religionen engagieren und ihre Meinungen, Lebensweisen usw. zu vertreten versuchen, wie es das erste multikulturelle Frauenmagazin macht. Während meines langjährigen Aufenthalts in Deutschland war ich selten ein Opfer deutscher Vorurteile, da ich ausschließlich mit gebildeten und toleranten Deutschen zu tun hatte.

Bezüglich der Finanzierung des Magazins kann Frau Sineb El Masrar Kooperationen mit marokkanischen Frauenmagazinen schließen oder sogar ihr Magazin vielleicht zusätzlich neben der deutschen Sprache auch auf Französisch oder Arabisch außerhalb und innerhalb Deutschlands publizieren, wie die marokkanische, inzwischen berühmte Frauenzeitschrift "Nisae Al-Maghrib" ist , die seit ungefähr einem Jahr auch auf Französisch veröffentlicht wird ("Femmes du Maroc") und von einer neuen großen Zielgruppe regelmäßig abonniert und / oder gelesen wird. Auf jeden Fall begrüße ich die Leistung von Frau Sineb El Masrar und hoffe, sie im Juli in Berlin mit fünfzehn Studentinnen der Abteilung für deutsche Studiengänge der Universität Hassan II. - Casablanca – Marokko zu treffen.
Thomas Strothjohann, 14. Juni 2009

zu Deutschlands neue Eliten von Andrea Dernbach

Das ist eine interessante Interpretation des Kermani-Falls. Ich finde es aber nicht richtig von einem Wechsel der "einen" Elite zu sprechen.
Eliten sind meiner Meinung nach kontextgebunden: Es gibt eine politische Elite, eine Wirtschaftselite und genauso viele Kultureliten wie es Kulturen in einer multikulturellen Gesellschaft gibt. Wenn die türkische Kultur in unserer Gesellschaft weiter an Bedeutung gewinnt, wird auch die deutsch-türkische Elite an Bedeutung gewinnen.

Nach meinem Kulturverständnis gehört Fatih Akin zur Theater/Film-Elite - unabhängig davon woher seine Eltern kommen.

Angenommen, die elitärsten der einzelnen Eliten bilden eine Art Überelite, die Gesellschaftselite, dann wird sich der Anteil derer mit Migrationshintergrund innerhalb der Gesellschaftselite vergrößern. Das wäre eine willkommene Veränderung - aber kein Wechsel.
Anette Bauer, 12. Juni 2009

zu Deutschlands neue Eliten von Andrea Dernbach

Bitte, qantara.de, geben Sie nochmal dein Link zum beanstandeten Artikel von Navid Kermani in der NZZ an. Ich habe nämlich nicht den Eindruck, dass viele, die dazu etwas gesagt haben, Folgendes überhaupt gelesen haben: "Und nun saß ich vor dem Altarbild Guido Renis in der Kirche San Lorenzo in Lucina und fand den Anblick so berückend, so voller Segen, dass ich am liebsten nicht mehr aufgestanden wäre. Erstmals dachte ich: Ich – nicht nur: man –, ich könnte an ein Kreuz glauben."(Zitat Kermani) Oder hat Andrea Dernbach Recht, wenn sie fehlende intellektuelle Kapazitäten feststellt?
Gerd Neubronner, 12. Juni 2009

zu Deutschlands neue Eliten von Andrea Dernbach

Der Preis erkennt Verdienste um den Dialog der Religionen an. Die Autorin räumt ein, Kermani habe das Kreuz als gotteslästerlich bezeichnet. Das ist auch der Standpunkt des Korans. Mit dieser Zuspitzung geht es nicht um ein Nebeneinander zweier Kulturen, sondern um ein Gegeneinander. Das kann kein Toleranzpreis anerkennen.
Cornelia Claßen, 08. Juni 2009

zu "Integrative Islam-Interpretationen sind alternativlos" von Loay Mudhoon

Zuallererst muss man erkennen können, dass der Auslöser dieser Debatten rund um "unsere Kultur" ein Problem mit der Identität ist. Wie die Kopfuchdebatten ein Ausdruck der "weiblichen Identität in der Krise" waren, so ist heute die Debatte rund um Scharia-Gesetze ein Ausdruck derjenigen Zuwanderer, die ein Problem mit der europäischen Rechtsauffassung haben.

Und natürlich Hand in Hand damit, ist es ein Problem zwischen zwei extrem unterschiedlich aufgebauten Gesellschaftsstrukturen. In einer Demokratie werden die Patriarchen der auf Großfamilien fundierenden Gesellschaftsordnung entmachtet. D. h. ihr "ererbtes Recht", ihre "angestammte Position" ist in einem Rechtsstaat völlig redundant.

Natürlich wehren sich die Patriarchen dagegen, plötzlich nur noch ein Teil eines Rechtsstaatsgefüges zu sein. Was die Scharia angeht, so sind es religiöse Texte. In sämtlichen muslimischen Ländern regeln religiöse Quellen die gesamte Gesellschaft. Nur die Türkei hat die Scharia-Gesetzgebung 1926 abgeschafft. Doch was würde passieren, wenn wir hier sagten, ab morgen ist das Fundament unserer Rechtsprechung die Bibel, bzw. Neues und Altes Testament? Dann hätten wir ab morgen hier eine christliche Scharia-Rechtsprechung, also das Äquivalent zu einer Scharia-Rechtsprechung der Muslime, die auf den religiösen Werken Koran und Hadithe fundiert.

Prost Neujahr! Da könnten unsere Richter ihr Staatsexamen in den Papierkorb werfen!
Prof. Dr. Dr. Ernst Hanisch, 07. Juni 2009

zu Die Revanche der Funktionäre von Claus Leggewie

Für einen Dialog - und besonders für einen interreligiösen Dialog - gibt es Regeln - Claus Leggewie hat in seiner kritischen Auseinandersetzung mit Kardinal Lehmann dies auch genannt. Wenn Kritik zu Verletzungen führt, dann erlischt der Dialog...

Warum steht Claus Leggewie diese Verletzung Kardinal Lehmanns durch Navid Kermani nicht zu? Der Ductus der Sprache von Claus Leggewie ist nicht in Ordnung - Wenn schon "berechtigte Kritik", dann in einer anderen Sprache!
Dr. Johannes Ohlemüller, 06. Juni 2009

zu Die Revanche der Funktionäre von Claus Leggewie

Die Reaktion Lehmanns und seines evangelischen Mitstreiters ist auch deswegen so peinlich, weil dadurch klargeworden ist, dass ihnen jegliche theologische Fachkenntnis dazu fehlt, den Gehalt von Kermanis Artikel zu beurteilen.

Zuallererst sind beide nämlich Theologen, das heißt Menschen, die sich professionell damit auseinandergesetzt haben, wie wissenschaftlich angemessen von Gott zu reden ist. Und erst dann sind sie "Funktionäre". Die muslimische Sicht dessen, der von Christen als der Christus bezeugt wird, als dem wichtigsten Propheten vor Mohammed ist schließlich auch Laien bekannt. Schließlich ist auch kein Christ dazu genötigt, Mohammed als "Siegel der Propheten" aufzufassen.

Wie kann es denn möglich sein, dass im Hier und Jetzt, in Zeiten, in denen anerkannte evangelische Theologen massive Zweifel am Sühnetod des Christus anmelden, derartige Inkompetenz zutage tritt?

Ist den Herren tatsächlich verborgen geblieben, dass der Schiit Kermani im selben Artikel seine erhebliche Skepsis bezüglich der Rolle des Martyriums im Rahnen seiner eigenen Konfession angemeldet hat?
Josef Matrai, 06. Juni 2009

zu "Der Präsident hat gesprochen, jetzt warten wir auf Taten!" von Amira El Ahl

Ich finde es etwas befremdlich, wie überheblich manche ägyptische Medien die Rede Barack Obamas beurteilen; verglichen mit der US-Politik, die wir uns von den letzten acht Jahren (leider) gewohnt waren, ist solch eine Ansprache ein Quantensprung; Respekt, Kompetenz, Einfühlungsvermögen und eine ausgestreckte Hand, die zur Freundschaft auffordert, sollten nicht mit arroganten Forderungen beantwortet werden. Wenigstens ist es schön zu sehen, dass sich die Zuhörer der Rede (wie z.B. die zitierten Studenten) der Bedeutung des Anlasses bewusst waren und ihrerseits Freude und Sympathie gezeigt haben.
David von Heyden, 05. Juni 2009

zu "Islamophob – und stolz darauf" von Claudia Mende

Versuchen sie mal in einem islamischen Land die Präsenz von Kirchtürmen oder Synagogen so auszuweiten, wie es gerade hier in Europa geschieht - ich bin der vollen Überzeugung, dass es in jenen Ländern nicht so viel tolerante Menschen gibt, wie wir sie in Europa gegenüber dem Islam haben. Brennende Kirchen, Synagogen und getötete Juden und Christen sind nur einige Beispiele! Ich habe noch nie einen fanatischen Christen in Europa gesehen, der einen Muslim erschießt, weil er Muslim ist... kein Wunder, dass sich langsam etwas in den Menschen in Europa regt, wo jeder das tun kann, was er will, solange er kein richtiger Europäer ist!
Elisabeth Mariam Müller, 22. Mai 2009

zu Der gekreuzigte Dialog von Stefan Weidner

Staatsposse

Die Posse des Hessischen Kulturpreises ist grotesk. Man sollte den Text von Navid Kermani aufmerksam lesen. Wer keinen Schritt aus eigener Religion raus zu gehen bereit ist, der sollte nicht so tun, als ob er tolerant ist und dialogbereit. Kermani schreibt als Schiit über ein Bild, das ihn in einer katholischen Kirche faszinierte und überraschte. Muslime lehnen Darstellungen von Gott und auch vom Propheten ab. Muslime glauben auch nicht an die Kreuzigung des Propheten Isa. Trotzdem setzt sich Kermani feinfühlig mit der Darstellung von Guido Renis Kreuzbild auseinander. Er schreibt aus seiner Sicht und gibt wieder, was er bei Kreuzen empfindet. Er schreibt wörtlich: "Für mich aber ist das Kreuz ein Symbol, das ich theologisch nicht akzeptieren kann, akzeptieren für mich, meine ich, für die Erziehung meiner Kinder. Andere mögen glauben, was immer sie wollen; ich weiß es ja nicht besser." Weiter schreibt er: "Für mich formuliere ich die Ablehnung der Kreuzestheologie drastischer: Gotteslästerung und Idolatrie." Es ist eine ehrliche Sicht und eine akzeptable Stimme im Dialog der Weltreligionen. Aber diese ehrliche Sicht eines Muslims kann man nicht tolerieren, das verlangt man immer nur von den anderen, von sich – wie diese Reaktion von Kardinal Lehmann, der langjährige Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche Peter Steinacker und auch der Ministerpräsident Roland Koch beweist – ist Toleranz ein Fremdwort und von den Akteuren ein unreifes Verhalten. Wie vielfach bewiesen, wird Dialog der Religionen im Mund geführt, aber gehandelt wird ganz anders, wie auch der "Dialog der Religionen" in meiner Stadt gehandhabt wird.
Dr. Frank Berghaus, 21. Mai 2009

zu Vorrang der Menschlichkeit von Adonis

Der Analyse von Adonis mag man ja zustimmen. Ein Haupthindernis im so
genannten interreligiösen Dialog liegt aber m.E. darin, dass die eigentlichen Konfliktlinien nicht sauber definiert sind. Islam ist eben nicht nur Religion, sondern untrennbar Religion und gesellschaftlich-politisches Modell. Islam ohne Staat tut sich schon deshalb so unendlich schwer, weil er historisch nie dazu gezwungen war, eigene Organisationsstrukturen zu entwickeln, die unabhängig vom Staat funktionieren. Ganz anders z. B. die katholische Kirche, die gleich in welcher Art von Zivilgesellschaft mit eigenen Strukturen (und eigenem Recht!) agiert. Zweifellos ein Erfolg der Aufklärung, der im Islam noch fehlt. Erste Ansätze dazu finden sich zwar im sog. "Euroislam" (s. Bassam Tibi), doch ist dessen Akzeptanz durch "rechtgläubige" Muslime bisher verschwindend gering. Ein weiterer Schwachpunkt Adonis liegt darin, dass er sich ausschließlich auf "Gläubige" bezieht und dabei verkennt, dass moderne Gesellschaft im Westen einen hohen Anteil (in D ca. 30%) an Bürgern aufweist, die völlig ohne metaphysische Erklärungen ein zufriedenes und erfülltes Leben führen. Oder sollen wir etwa der unsinnigen Forderung Peter Scholl-Latours folgen, der Westen müsse eben wieder christlicher werden, damit er endlich von den Moslemen als Ansprechpartner akzeptiert wird?
Marko Gevelsmann, 20. Mai 2009

zu Der gekreuzigte Dialog von Stefan Weidner

Seit wann glauben Christen denn an ein Kreuz? Eine ziemlich reduzierte Sicht des christlichen Glaubens. Lassen sie uns einige der von Weidner angeführten Zitate Kermanis ein wenig modifizieren: „Für mich aber ist der Halbmond ein Symbol, das ich theologisch nicht akzeptieren kann (…)“ "Nebenbei finde ich die Ermordung der Banu Qurayza im Auftrag des Propheten Mohammed barbarisch, körperfeindlich, ein Undank gegenüber der Schöpfung, über die wir uns freuen, die wir genießen sollen, auf dass wir den Schöpfer erkennen. Ich kann im Herzen verstehen, warum das Juden- und Christentum die Tötung von Menschen ablehnen." Wäre ein Vertreter der Kirche, der sich in einem literarischen Text so geäußert hätte, etwa auch für den Preis des Kulturdialogs vorgeschlagen worden?
Christian Lichtenberg, 19. Mai 2009

zu Der gekreuzigte Dialog von Stefan Weidner

"Geradezu grotesk wäre diese Kehrtwende aber, wenn man in Betracht zieht, wie der Westen den Muslimen brüske Ablehnung zentraler islamischer Glaubenselemente zumutet..." Wer bitte schön ist denn "der Westen"? Sind die Muhammed-Karikaturen etwa von christlichen Würdenträgern gezeichnet worden, die sich im christliche-muslimischen Dialog engagieren? Weidner misst hier mit zweierlei Maß. Darüber hinaus lässt er sich zunehmend von einseitig pro-muslimischer Rhetorik vereinnahmen. Was meint Herr Weidner denn, was im Land der "political correctness" passiert wäre, wenn sich ein Vertreter des Christentums in einem "philosophisch-theologischen Meditationstext" (wie er es nennt) angewidert über die Vielehen, Kriege und Meuchelmorde des Propheten Muhammed, wie sie in dessen Biographien geschildert werden, geäußert hätte? Dann wäre sofort die "Islamophobie-Keule" geschwungen worden. Leider ist das Pendant hierzu, eine sog. "Christiano-Phobie" noch nicht etabliert. Was Herr Weidner als "philosophisch-theologischen Meditationstext" bezeichnet, gilt im theologischen Jargon auch als apologetische Schrift. Wie soll jemand, der theologische-emotionale Kampfschriften gegen eine andere Religion verfasst, für einen Preis des interreligiösen Dialoges geeignet sein? Wenn er schon in solchen "Grobkategorien" wie "der Westen" denkt, dann könnte man ja auch umgekehrt fragen, warum "die Muslime" den christlichen Minderheiten in ihren Ländern, das Leben tagtäglich zur Hölle machen.
Ratze, 19. Mai 2009

zu Verhandlungen auf Eis gelegt von Daniela Schröder

Keine wie auch immer zusammengesetzte türkische Regierung wird es wagen, die türkischen Zyprioten einer ungewissen Zukunft auszusetzen. Was den EU-Beitritt angeht, ist er für die Türkei in einer globalisierten Welt nicht mehr relevant. Relevant sind hingegen die Beziehungen zu Russland. Da muss die türkische Regierung viel mehr Energie hinein investieren als für die sinnlosen Beitrittsgespräche.
Heidi Müller-Osman, 16. Mai 2009

zu "Okzidentalisten" verzweifelt gesucht von Maulana Waris Mazhari

Ihr Autor hat völlig Recht, wenn er die herrschende Doppelmoral im Osten und im Westen gleichermaßen kritisiert. Ich habe selber erlebt, wie die Kritiker des Westens gerne dessen Freiheiten allzu gerne genießen möchten, ihn jedoch immer wieder moralisch diskreditieren. Auch westliche Politiker propagieren Demokratie und Freiheitsrechte zuhause, machen allerdings gerne Geschäfte mit völlig korrupten Regimes im Vorderen Orient. Und sie führen sogar Kriege im Namen der Menschenrechte. Und hier meine ich nicht nur den autistischen Bush II.
Ernst Friedrich Harmsen, 09. Mai 2009

zu Die Saat der Indoktrination ist aufgegangen von Thomas Bärthlein

Es scheint doch, dass wir weltweit in Unklarheit darüber sind, was Glaube und Religiosität auf der einen Seite und Zivilgesellschaft auf der anderen Seite bedeuten; dies ist besonders gravierend in Südasien, wo Eingriffe von außen durch die ehemalige Kolonialmacht England und die Interessen der vergangenen Sowjetunion und der Vereinigten Staaten sich grundsätzlich der Gegensätze dort bedienten, nie selbstlos Hilfe leisteten. In einer Zeit neu erstehenden Fundamentalismus, deren Vertreter auch besonders George W. Bush war, leisten wir dort und auch in Afghanistan wirklich keinen Beitrag zum Frieden durch unsere Kriegführung dort; zivilgesellschaftliche Hilfe braucht dazu nicht Bestechungsgelder aus unseren Schatullen, damit die Männer dort die eine oder andere Partei unterstützen, sondern freies Engagement und Hilfe zur Selbsthilfe besonders im Schul- und Bildungswesen sowie in einer sinnvollen Landwirtschaft. Das andere schaffen die Menschen schon selber.
Antje Jöckel, 13. April 2009

zu Die Kulturfalle von Ayhan Kaya

Wenn Europa post-christlich-jüdisch werden soll, um den Spalt zu schließen, der durch die "Zivilisations-Rhetorik/ ~Dialektik" entsteht, ist dann die Vision für die Türkei, post-islamisch zu werden? An welchen Werten würde sich das neue Europa orientieren, wenn nicht an der verbindlichen Einhaltung der Menschenrechte, die aus einer nicht-islamischen Kultur entstanden sind? Und sind diese nicht schon post-christlich-jüdisch? Solange Karrikaturen in einer kleinen Tageszeitung sich so stark auswirken können wie am jüngsten Nato-Gipfel, ist doch die Frage nach den verbindlichen gemeinsamen Werten (dem Inhalt) sehr offen. Ist der Artikel ein Plädoyer, mit der Sprache (der Form) sensibler umzugehen, um nicht Gräben zu zementieren, statt sie zu überbrücken? Und wie benennt man dann die realen Unterschiede in den Werten?
Martin Arnold, 25. März 2009

zu Der islamische Reformdenker Muhammad Shahrur: Auf Averroes' Spuren von Loay Mudhoon

Auf Qantara werden progressive Reformansätze vorgestellt, die woanders nicht gezeigt werden. Auch nicht in den meisten islamischen Ländern. Shahrur mag nach Meinung einiger konservativer Gelehrten wie Qaradawi als "Apostat" gelten - für viele Muslime dürfte er ein Hoffnungsträger sein.
Frank Walter, 23.03.2009

zu Der islamische Reformdenker Muhammad Shahrur: Auf Averroes' Spuren von Loay Mudhoon

Scheich Yusuf al-Qaradawi hat Recht, wenn er Shahrurs Werk eine "neue Religion" nennt. Das ist nicht einmal mehr ein "reformierter" Islam, sondern eine neue Religion, die nicht mehr Islam ist, ähnlich wie sich die Sekte der Bahai vom Islam abgespalten hat, um eine eigenständige Religion zu werden. Vielmehr steht Shahrurs Islamverständnis im Widerspruch zum wahren Geist der göttlichen Offenbarung. Der Islam schreibt keine bestimmte Staatsform vor, und die westlichen Demokratien enthalten zu viele negative Elemente und Erscheinungen, um den Muslimen als Vorbild zu dienen. Da es den Feinden des Islams an wirklichen Argumenten fehlt, haben sie sich meist darauf verlegt, zwischen Muslimen und "Islamisten" zu unterscheiden, um somit diejenigen Muslime, die ihre Religion richtig verstehen und praktizieren, in die Nähe von Extremisten oder gar potentiellen Terroristen zu rücken. Und diese ganze Desinformation über den Islam wird vom deutschen Staat unterstützt, wobei auch die von Muslimen gezahlten Steuergelder verwendet werden. Das Magazin "Qantara" ist ein gutes Beispiel für diesen Medienkrieg, indem dort unablässig "islamische Reformdenker" und "Modernisten" progagiert werden, von denen nicht wenige nach islamischen Maßstäben Apostaten und keine Muslime mehr sind.
Maria Lahn, 21. März 2009

zu Der islamische Reformdenker Muhammad Shahrur: Auf Averroes' Spuren von Loay Mudhoon

Kann sich der Islam wandeln, kann er eine pluralistische Gesellschaft und ein demokratisches politisches System aus sich selbst heraus entwickeln? Viele leugnen das. Vor allem die Islamisten und Dschihadisten beharren darauf, daß der Islam gleich Scharia, das heißt auf der Grundlage des von Gott durch Koran und Sunna inspirierten religiösen Gesetzes, eine unveränderliche Wahrheit enthalte und gesellschaftlich verwirkliche, die man zwar auslegen, hier und da auch abwandeln, nicht aber verändern oder auch nur in Teilen aufheben dürfe. Auch durch die Berichterstattung der Medien, deren Anlaß heute meistens der Terror ist, verfestigt sich ein monolithisches, essentialistisches Bild des Islam. Aber der Islam ist wie alle anderen Religionen ein Produkt seiner Umwelt, der Islam in Indien hat wenig zu tun mit dem Islam in Somalia oder Saudi-Arabien. In Ihrem fundiert geschriebenen Beitrag zitieren Sie Shahrurs Aussage: Das herrschende Islamverständnis steht im eklatanten Widerspruch zum wahren Geist der göttlichen Offenbarung. Dieser Feststellung kann ich leider zustimmen. Dennoch hoffe ich weiter auf islamische Erneurer wie Shahrur.
Onallah A. Maher, 19. März 2009

zu Arabische Ignoranz gegenüber internationalem Recht von Nadim Hasbani

Ich bin der Ansicht, dass nicht nur Herr Al-Bashir sich stellen soll, sondern es sind eine Reihe anderer Leute erst an der Reihe, um die Glaubwürdigkeit dieser Instanz zu festigen. Wir wissen, dass der Irak-Krieg mit Lügen wie die von der Existenz von Atomwaffen und chemischen Waffen gerechtfertigt wurde. Als anschließend alles heraus kam, wollte man plötzlich die Demokratie in den Irak einführen. Wiederum eine westliche Lüge. Zunachst sollte das Gericht in Den Haag gegen die Herrn Bush, Blair und Co. einen Haftbefehlen erlassen, dann können wir über Herrn Al-Bashir sprechen. Ich lebe seite 44 Jahren in Deutschland und kenne das westliche System ziemlich gut. Der Westen spricht ab und zu über Menschenrechte in China, je nach Wetterlage. Die gleichen Politiker machen ihre Augen zu, wenn Sie in Ramallah an der sechs Meter hohen Mauer in Palästina vorbei fahren. Ich frage mich oft: Wann wird der Westen auf eine ehrliche Art uns Araber und Muslime als gleichwertige Partner sehen?
Ayhan Aydinli, 10. März 2009

zu: Der Sultan der Türkei mag die Presse brav von Karen Krüger

Ihre Autorin argumentiert einseitig
Es ist traurig zu sehen, wie einseitig und falsch Sie ihren Bericht geschrieben haben. Anhand Ihres Berichtes muss ich davon ausgehen, dass Sie die Verhältnisse in der Türkei nicht kennen. Sie argumentieren leider einseitig. Die Türkei befindet sich in einem sehr schwierigen Prozess, in einem Prozess der Demokratisierung. Die Türkei ist der Demokratie seit ihrer Gründung nie so Nahe gewesen wie heute und dass können die "dunklen Mächte", die das Land bisher regiert haben, nicht verkraften. In den vergangenen 80 Jahren seit der Gründung der Türkei wurde der Prozess der Demokratisierung durch drei Militärputsche und einem "postmodernen Putsch" (28. Februar-Putsch) be- und gehindert. Und bei allen Putschen, insbesondere beim "28. Februar-Putsch" im Jahre 1997, hat die"Dogan Holding" ihre Finger im Spiel gehabt. Durch Falschmeldungen und Verleumdungskampagnen hat sie eine Atmosphäre erzeugt, die die damalige Regierung zum Sturz gebracht hat. Wenn Sie in den letzten Tagen die türkische Presse verfolgt hätten, hätten Sie das wahre Gesicht der "Dogan Holding" ganz deutlich gesehen. Die "Dogan Holding" hat ihre Monopol-Stellung nicht für die Demokratie, sondern gegen die Demokratie, Menschenrechte und das Volk eingesetzt. Sie missbraucht die Presse- und Meinungsfreiheit. Die Presse- und Meinungsfreiheit darf kein Freifahrtsschein für Korruption, Ungerechtigkeit und Verleumdungskampagnen sein. Wenn Sie sich noch ein wenig gedulden und die türk. Presse weiterverfolgen (nicht nur die Dogan Holding Medien), werden Sie sehr klar das wahre Gesicht der Dogan Holding Mediengruppe sehen. Ich finde es sehr traurig, dass Sie ein Verfahren (Wohlfahrtsvereins Leuchtturm e. V.), das in Deutschland behandelt und abgeschlossen wurde und in dem keinerlei Verbindung zur AKP festgestellt werden konnte, genau wie es die Dogan Holding Mediengruppe auch tut, auf "Teufel komm raus" der AKP anhängen wollen. Haben Sie denn kein Vertrauen in ihre eigene Rechtsprechung? Die deutsche Rechtsprechung hat einen Missstand bei den Spenden entdeckt und verurteilt, nicht aber gesagt, dass es in Erdogan-Nahe Kanäle geflossen wäre. Das sagen die Dogan Holding Konzerne und die Opposition in der Türkei. Lange Rede kurzer Sinn. Ihr Bericht ist eine einseitige, Tatsachen verdrehende, sehr schlecht recherchierte Darstellung der Anklage gegen die Dogan Holding Mediengruppe. Mit der AKP kam mehr Demokratie in die Türkei als in den 80 Jahren zuvor. Das sagen alle EU-Politiker, die sich damit befassen. Aber das kann man nicht in der "Hürriyet" oder "Milliyet" lesen. Grüße, Ayhan Aydinli
Werner Wandonelli, 21. Februar 2009

zu: Wenn islamisches Recht zum Unrecht wird von Katajun Amirpur

"Zwar sagen die meisten islamischen Rechtsschulen und Rechtsgelehrten, der Abfall vom Glauben – die Apostasie - dürfe nur im Jenseits von Gott gerichtet werden. Doch einige wenige meinen, die Gläubigen sollten dies besser selbst in die Hand nehmen. Das Schicksal Rushdies ist bekannt."

Wie kommt Frau Amirpur zu dieser Einschätzung? Vielmehr sieht es so aus, dass in der islamischen Geschichte ein Konsens zwischen den Rechtsschulen bestand, dass Apostasie die Todesstrafe nach sich zieht, und zwar im Diesseits. Als Islamwissenschaftlerin hätte sie dies wissen müssen. Man kann ihr ja geradezu mit diesem Statement "Schönfärberei" vorwerfen.

Vielmehr ist Amirpurs Einschätzung zu teilen, dass der "takfir" in der islamischen Geschichte bis heute ein politisches Instrumentarium war und ist, um Freigeister und Dissidenten zum Schweigen zu bringen. Aber auch unter den orthodoxen Rechtsgelehrten bediente man sich des "takfir", um unliebsame Konkurrenten auszuschalten. Der Wortführer der sunnitischen Orthodoxie unter der Herrschaft der Mamluken Ibn Taymiyya ist seiner Zeit selbst von konkurrierenden Rechtsgelehrten der Apostasie beschuldigt worden.
Margret Meyer, 11. Februar 2009

Zu: Irrationales Feindbild von Peter Widmann

Es scheint ja sehr en vogue zu sein, das Wort Islamkritiker/innen in Anführungszeichen zu setzen und möglichst häufig zu verwenden, um jegliche Kritik zu diffamieren. Insbesondere solch qualifizierte Frauen wie z.B. Necla Kelek sollen mit dieser Keule mehr als in Frage gestellt werden. Zum anderen werden sämtliche kritischen Äußerungen zum Islam so bewusst auf die Spitze getrieben, dass für eine sachliche Diskussion tatsächlicher Missstände kein Raum mehr bleibt (in bezug auf Frauen-, Homosexuellen- oder Judenfeindlichkeit). Damit ist der Sache jedoch nicht gedient, denn nur das Aus- oder Ansprechen auch unangenehmer Wahrheiten ermöglicht einen konstruktiven Dialog. Und den wünschen wir uns doch alle - oder? Wem hilft eigentlich diese Vernebelungstaktik?
Ouanes Hedi, 09. Februar 2009

Zu: Erst Ausbruch, dann Einbruch von Kai Strittmatter

Die Einseitigkeit deutscher Bericherstattung in Sachen Palästina/Israel-Konflikt dürfte jedem halbwegs informierten Menschen bekannt sein. Insofern stellt der Kommentar des Autors kein Novum dar. Nur wenn man so reagiert, wie Erdogan es getan hat, verschafft man sich meiner Ansicht nach überall Gehör.
Verena Lüthje, 07. Februar 2009

zu Wenn sexuelle Belästigung alltäglich wird von Nelly Youssef

Ich bin erstaunt, dass das Grundproblem, weshalb es überhaupt zu sexueller Belästigung kommt, gar nicht angesprochen wird. Die jungen Leute haben doch gar keine Chance, sich vor einer Heirat näher zu kommen, wie wir in Europa sagen, Beziehungen zu haben, sich sozusagen "auszutoben". Das System ist schuld, nicht die jungen Leute, die durch Kontrolle der Familie, der Nachbarn und sogar der Freunde immer wieder in ihre Schranken gewiesen werden.

Das ist schlicht widernatürlich und nur wer Geld hat, kann sich durch ein gutes Bakshisch ein paar Liebesstunden in einer Wohnung erkaufen, und wer kein Geld hat, belästigt andere Frauen. Das System bedarf einer Lockerung, dann entspannt sich die Zunahme der öffentlichen Belästigung automatisch.

Was werden nicht für Tricks und Überlegungen angestellt, um mit der Freundin intim zu werden, immer in Angst vor Entdeckung. Ich habe mit jungen Ägyptern und Ägypterinnen darüber gesprochen, die ziemlich verzweifelt waren und ständig in Angst zu leben, was ist das für ein Leben? Solange aber sich Herr Mubarak sogar über das Turteln des Staatspräsidenten Sarkozy mit seiner damaligen Freundin Carla Bruni im Hotel noch aufregt, wird sich so schnell für die Bürger des Landes nichts ändern.

Es ist der komplette Wahnsinn, inhuman, einfach unmenschlich. Das Engagement der Frauenrechtlerin in Ehren, aber der Ansatz ist nicht die Verteidigung (Waffe, Gas, Karate), sondern dafür zu sorgen, dass die Menschen in ihrer Gesellschaft normal miteinander leben können. Das gilt auch für die vielen Zwangsehen, die immer noch geschlossen werden. Und wie kann man beispielsweise eine Tochter, die vor der Ehe sexuellen Verkehr hatte, aus der Familie ausstoßen, oder wenn sie geschieden ist, als schwer vermittelbar bezeichnen? Für mich als Europäerin sind das die schweren Verbrechen an den Frauen. Es wird höchste Zeit, zu Gunsten der Frauen das gesellschaftliche Miteinander zu reformieren.
Ernst-Friedrich Harmsen, 05. Februar 2009

Zu: Khomeinis Rückkehr in den Iran - Despotismus in neuem Gewand von Arian Fariborz

Die anscheinende Erfolgsgeschichte des Ayatolla Khomeni ist saubernbeschrieben, ihr fehlt aber doch der Zusammenhang mit dem weltweiten, angsterzeugten Fundamentalismus, der uns sogar bis vor kurzem durch die George W. Bush stützenden Evangelikalen in Atem hielt; er tritt uns aber heute in fast allen herrschenden Religionen vor Augen, Moral fordernd und menschenrechtsverneinend, alles im Sinne der Rechtfertigung der eigenen Herrschaft und ihrer Methoden.

Schon bedauerlich, dass diese Fundis sich gegenseitig befeuern und mindestens im "aufgeklärten Westen" durch die Interessen des militärisch-industriellen Komplexes offenbar gesteuert werden, sicher auch in Israel, das sich im Wahlkampf eine vielleicht friedlichere Zukunft zerbombt.
Rudolf Thomas, 04. Februar 2009

Zu: 30 Jahre Islamische Republik: Die unverstandene Revolution von Charlotte Wiedemann

Ihr Artikel ist nicht sehr tiefschürfend und voller Widersprüche. Die Parallelen zur Französischen und Russischen Revolution sind grotesk, da die Bedeutung einer Revolution nicht an der Anzahl der ihrer aktuellen Unterstützer, sondern an den historischen Auswirkungen gemessen wird. Kein Wort Ihrerseits darüber, dass es ein historischer Irrtum war, die Speerspitze der iranischen Revolution in einem Theokraten zu sehen.

FAZIT: Die Islamische Revolution ist letztendlich ein singuläres Ereignis geblieben, ein nationales Phänomen, iranischer als zunächst gedacht und selbst für andere Schiiten kein Objekt der Nachahmung.
Dr. Jochen Schrader, 30. Januar 2009

Zu: Netzwerk "Ergenekon" in der Türkei

Sehr geehrte Qantara-Redaktion,

ich habe mit großem Interesse Ihren Artikel über "Ergenekon" auf Qantara.de gelesen.

Diese informellen, von ganz oben gesteuerten kriminellen Strukturen in der türkischen Gesellschaft gibt es nicht erst seit dem Kalten Krieg und den Siebziger Jahren.

Mein Urgroßvater Dr. Friedrich Schrader hat ähnliche Strukturen in der Zeit der jungtürkischen Herrschaft 1908 bis 1918 bereits in seinem Artikel "Politisches Leben in der Türkei" von 1919 beschrieben, wo er diese Strukturen "Tschetetschilik" ("çetecilik", Anm. d. Red.) nannte. Sie waren für zahlreiche politische Morde in der jungtürkischen Periode verantwortlich und auch wesentliche Betreiber der Verfolgung nichtmuslimischer Minderheiten während der Kriegsjahre. ("Dr. Friedrich Schrader, Politisches Leben in der Türkei: Die Neue Zeit, 1919, Jahrgang 37, Band 2, pp. 460-466".)

Die "Neue Zeit" war das führende sozialdemokratische Theorieorgan weltweit, und neben den zahlreichen SPD-Tageszeitung die wichtigste Publikation der SPD in Deutschland.

Mein Urgroßvater war in den Jahren vor 1918 einer der bedeutendsten Türkeikorrespondenten in der deutschen Presse. In Istanbul war er Mitbegründer und langjähriger stellvertretender Chefredakteur der deutsch- und französischsprachigen Tageszeitung "Osmanischer Lloyd".

http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schrader

Herzliche Grüße!

Dr. Jochen Schrader, Heidelberg
Hamda Najam 24. Januar 2009

Zu: "Mein Roman zeigt Aisha als starke Frau" Interview mit Sherry Jones

Es ist offensichtlich, dass muslimische Leser sehr von diesem Roman gekränkt worden sind. Auch wenn die Autorin etwas anderes behauptet. Aber so weltfremd sollte sie nicht sein, ihren Roman als eine Plattform fürm einen Dialog zu titulieren. Beim Studium dieses Buches kommt klar zum Vorschein, dass nur frei erfundene Geschichten mit Tendenz zum Sexuellem und Rigorosem darin enthalten sind. Zudem steckt keine Logik dahinter. Einige Sachen hat sie nicht richtig interpretiert, wohl möglich deshalb weil es ihre gewünschte Story vollkommen ändern würde. An vielen Stellen hat sie zudem geschichtlichen Hintergrund weggelassen, was jedoch zum Verständnis der damaligen Zeit sehr wichtig ist.

Im Folgenden werde ich zu einigen Themen Stellung nehmen. Zu allererst ist klarzustellen, dass die Ehefrau des Heiligen Propheten, Aisha niemals zur Ehe gezwungen wurde, denn dies wäre auch sehr unislamisch. Zwangsheirat ist im Islam streng verboten. Nach einer Überlieferung des Heiligen Propheten Muhammad, löste er eine Ehe auf, nachdem ihm bekannt wurde, dass die Frau zwangsverheiratet wurde. Eine gezwungene Eheschließung ist demnach im Islam ungültig (Bukhari 5138 und Ibn Majah, Book of Marriage). Einer anderen Überlieferung zufolge heißt es: "Eine verwitwete Frau darf nicht verheiratet werden, bis sie ihre Erlaubnis dazu gegeben hat." (Ibn Majah)

Jedoch ist hier anzumerken, dass die Ehe zwischen Aisha und dem Heiligen Propheten Muhammad eine arrangierte Ehe war. Der Islam plädiert für arrangierte Ehen, da es im Islam ein System der Verschleierung gibt, das davor schützen soll, dass man nur aufgrund äußerlicher Reize in ein Verliebt-Sein verfällt, das mit großer Wahrscheinlichkeit keine Dauer hat und kurzfristiger, oberflächiger Natur ist. Arrangierte Ehen, wobei stets anzumerken ist, dass hier die Zustimmung beider zukünftiger Ehepartner vorliegen muss, sind sehr erfolgreich.

In diesem Buch wird auch fälschlicherweise behauptet, dass der Prophet keinen Respekt seinen Ehefrauen gegenüber gehabt habe, auch wird gesagt, er habe nur aus Begierde geheiratet. Es ist krankhaft über einen Religionsstifter, der großen Respekt verdient, genauso wie auch alle anderen Propheten, wie Jesus, Buddha, u.s.w. solche Dinge zu behaupten. Denn in Wirklichkeit heiratete er seine Ehefrauen, um die Erziehung der muslimischen Frauen vorzubereiten (Sure 33: 29-30, 33-35). Er musste sein neues Gesetz, dass er als gesetzbringender Prophet brachte, den Frauen lehren. Frauen hielten sich eher zurück im häuslichen Bereich. Er heiratete fromme Frauen, die dann für die Erziehung der muslimischen Frauen zuständig waren, aber davon wird im Roman von Sherry Jones nichts gesagt.

Wichtig ist auch, dass Aisha erst fünf Jahre später, im Alter von 13 Jahren geheiratet hat (sich vom Elternhaus verabschiedete). Es muss hier angemerkt werden, dass dieses Alter zu der damaligen Zeit heute im Vergleich in westlichen Ländern dem Alter von 17 bis 19 Jahren entspricht. Gemäß den Überlieferungen hatte sie in diesem Alter bereits ihre volle Geschlechtsreife erlangt. Und Heiraten in diesem Alter waren damals Gang und gäbe, also kein Einzelfall wie es Sherry Jones wissen lassen möchte.

Gemäß zahlreichen Überlieferungen schenkte der Prophet Ehefrauen großen Respekt. So heißt es: "Der Beste unter euch ist der, der seine Frau am besten behandelt." Über den Rang einer rechtschaffenen Mutter sagte er auch: "Das Paradies liegt unter den Füßen der Mutter."
LESERBRIEFE 2008
Susanne Laabs, 17. Dezember 2008

Zu: Europa besitzt kein Copyright auf die Aufklärung - Interview mit Hans Magnus Enzensberger

Es ist schon traurig, wenn Menschen wie Hans Magnus Enzensberger sich offensichtlich von einem "Tyrannen" hofieren lassen und im Gegenzug unsere "humanitären" Werte plötzlich vergessen. Bei allem Respekt vor dem Alter dieses Schriftstellers, diese positiven Aussagen über die Verhältnisse in Dubai, die wir unter anderem auch in der Sendung Aspekte vernehmen durften, sind wirklich deprimierend. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dieser Mann sich nicht den Menschrechtsverletzungen, dem Menschenhandel, der Verfolgung jeder kritischen Meinungsäußerung (sei es in Form von Blogs, in den Medien oder in der Form von wissenschaftlichen Werken) bewusst ist.

Hier handelt es sich nicht um eine "aufgeklärte Autokratie", sondern um ein Beispiel von maßloser Megalomanie und Verantwortungslosigkeit gegenüber dem eigenen Volk. Hier wird vor unseren Augen nicht nur ein "Kultur" im eigenen Land marginalisiert, sondern auch bewusst im Rahmen einer "Rentier Ethik" von jeder Form des kritischen Denkens distanziert.

Hier findet in Abwesenheit jeglicher Planung vor unseren Augen eine weltweit einmalige Umweltzerstörung statt (jetzt schon höchster per capita ökologischer Fußabdruck, höchster CO²-Ausstoß und höchster Wasserverbrauch), die den zukünftigen Generationen den Lebensraum nehmen wird. Um die Nahrungssicherheit (günstige Nahrungsmittel zum Machterhalt) für diese Maßlosigkeit zu sichern, nimmt der ach so "aufgeklärte" Herrscher jetzt armen islamischen Staaten die Agrarflächen weg, völlig ungeachtet der humanitären Konsequenzen in diesen Ländern.

Natürlich hat all dieses Verhalten wirklich absolut nichts mit islamischen Werten zu tun und hier hätte es vielleicht etwas Aufklärung benötigt, damit die anti-westliche Einstellung der einheimischen Bevölkerung besser zu verstehen ist. Hier wurde durch die maßlose Gier eines perversen Diktators dem Volk eine neue Kultur aufgezwängt, in der sie sich restlos verloren fühlen und dies würde überall auf der Welt zu einer negativen Einstellung führen (das Resultat sind ein stark angestiegene Scheidungsrate, Drogenmissbrauch, etc.). Nur wer sich darüber äußert, den erwartet Folter, Inhaftierung, Bedrohung der Familienangehörigen oder Schlimmeres – schön das Herr Enzensberger dies als so "aufgeklärt" empfindet.
Dr. Henning Große Ruse-Khan, 15. Dezember 2008

Zu: Islamisches Finanzsystem keine ernsthafte Alternative von Vanessa Steinmayer

Es ist gut, dass Sie so spannende Themen wie Islamische Ökonomie behandeln - weiter so! Ich würde allerdings meinen, dass das Zinsverbot nicht unbedingt das zentrale Element eines Islamischen Wirtschaftssystems, zumal es zu dieser Frage unterschiedliche Auslegungen und Ansätze gibt. Zentral scheint mir vielmehr eine umfassende Integration des Islamischen Wertesystems in die Wirtschaftsordnung, die zumindest der wertfreien, klassischen ökonomischen Theorie (siehe Pareto) diametral entgegensteht.

Zum Beispiel würde es in einem Islamischen Wirtschaftsmodell wohl kaum zur Entwicklung und Produktion von 'lifestyle drugs' wie Viagra kommen, solange ein Großteil der wirtschaftlich nicht potenten Weltbevölkerung auf effektive und bezahlbare Medikamente gegen HIV/AIDS, TB Malaria und z.B. der Schlafkrankheit warten müssen. Dass eine nur an potenter Nachfrage orientierte Entwicklung und Produktion grade bei essentiellen Gütern zu Perversionen und 'vergessenen Krankheiten' führt, das hat nun auch die WHO erkannt und versucht, hier gegen die Auswirkungen des traditionellen Wirtschaftsmodells zu steuern.

Interessanterweise liegt der wertebezogene, integrative Ansatz im Islamischen Wirtschaftsmodell auch den Bestrebungen hin zu einer an nachhaltigen Entwicklung (sustainable development) orientierten Wirtschaftsordnung zugrunde. Auch dort geht es seit der Stockholm Konferenz 1972 bis hin zu den Weltgipfeln in Rio 1992 und Johannesburg 2002 im Wesentlichen um Integration von Wirtschaftlichen-, Sozialen- und Umweltinteressen. Leider scheitert diese Integration bisher an einer ernsthaften Abkehr vom 'homo oeconomicus', der rational nur dann handelt, wenn er seine Gewinne maximiert. Dies erscheint vor dem Hintergrund die Welt bedrohenden Klimawandels und endlicher Ressourcen auf unserem Planeten geradezu irrsinnig. Der Ansatz über den Handel mit Klimazertifikaten (emissions trading) zeigt, dass man scheinbar nur über eine Einbindung in Marktmechanismen Integration betrieben werden kann. Vielleicht sollte man in diesem Kontext versuchen, von dem Islamischen Modell zu lernen.

Dr. Henning Große Ruse-Khan

Max-Planck-Institut für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und Steuerrecht
Gabi Wendel, 06. Oktober 2008

Zu: Zweifel an Mohammeds Existenz gefährdet islamischen Religionsunterricht von Peter Philipp

Herr Kalisch hat Recht, Wissenschaft ist und macht frei. Die christlichen Kirchen wehren sich auch mit Händen und Füßen gegen die Wissenschaft. Hat die Wissenschaft je jemandem geschadet? Ist die christliche Religion verschwunden? Würden sich alle Fundamentalisten (auch die christlichen) mehr bilden, hätten sie auch ein anderes Weltbild. Leider gibt es in Deutschland viele Medien, die die Bürger verblöden. Phönix, Arte, ARD und ZDF tun wirklich was für die Bildung. Leider machen die privaten Sender das nicht. Wir sehen die Folgen.
Murad Kardas, 5.Oktober 2008

Zu: "Gewalt neutralisieren - Perspektiven auf den radikalen Islam"

von Abdelwahab Meddeb

Es ist schon bemerkenswert, dass Qantara solche reformorientierte islamische Stimmen viel Raum gibt. Dafür bin ich Ihnen dankbar. Dennoch überzeugt mich die Argumentation von Meddeb nicht; er plädiert für die Revision koranischer Aussagen aufgrund einer historischen Lesart. Das tun andere auch, allerdings viel fundierter und wissenschaftlicher. Vielleicht ist das der Preis von zu viel medialer Aufmerksamkeit.

Uri Shani, 19. September 2008

Zu: Nachruf Dan Bar-On

Ja, auch ich habe den Tod eines sehr persönlichen Dan Bar-On zu betrauern. Das ist es ja, was er uns lehrte: die Trauerarbeit nicht runterschlucken. Ich hoffe, es werden genug Schülerinnen da sein, die seine wichtige Arbeit weiterführen werden. ein 14 Minuten interview mit ihm in Englisch hier: http://traubman.igc.org/bar-on.mp3
Jasna Zajcek, 18. September 2009

zu: Die Grenzen des Reisejournalismus von Hanna Labonté

Danke für die informative Kritik. Tja, so ist es nun, wenn Frau durch ein Lektorat gehen muss, auf die Wünsche des (katholischen!) Verlages explizit eingehen soll und auch noch eine Liebesgeschichte einzubauen gefordert ist, die das Komplizierteste ist, was mir persönlich und privat widerfahren ist - und die ich am liebsten ganz herausgelassen hätte.

Nun, dass Fundamentalismus in welcher Art auch immer mit einer durch Arbeit bei der taz geprägten Denkkultur nicht einhergeht, ist ja klar. Und für Sharifs und mein "Vorurteile an den Kopf werfen" haben wir schon Angebote für Stand-Up-Comedy-Shows und Radiosendungen bekommen, sein niedlicher süddeutscher Akzent macht das ganze für Umstehende - auch für meine befreundeten Islamwissenschaftler, bis hin zu meinem Prof., der das Buch äußerst unterhaltsam fand, da er, wie so viele, die lange in der Region arbeiteten ebenfalls eine pikante Art des Zynismus entwickelt hat - eigentlich äußerst unterhaltsam. Bei den meisten Lesern kam es bisher auch so an, das ist ja das schöne an einer Freundschaft zweier Menschen, die zumindest teilweise im gleichen Kulturkreis beheimatet sind - einfach alles sagen zu können.

Danke für die Rezension, schön auch, dass Sie den letzten Teil loben, da werde ich nämlich wieder ganz ich selbst, schön, dass Sie das gemerkt haben, werte Kollegin!

Beste Grüße aus Beirut.

Jasna Zajcek
Bertram Gewersheim, 17. September 2008

zu: Die Grenzen des Reisejournalismus von Hanna Labonté

Sehr geehrte FrauLabonté, ich denke im Ansatz liegen Sie gar nicht so verkehrt. Die kritsche Auseinandersetzung mit literarisch und politisch diffizilem Territorium wie dem Kulturaustausch an sich, gerade dem interreligiösen, ist immer hinterfragenswert. Was kann eine hierin immanente, teils plakative und stereotype Darstellung denn überhaupt leisten, könnte man unverhohlen Fragen. Das eine solche Darstellung in Frau Zajceks Werk stattfindet, scheint außer Frage zu stehen. Doch ihre Arbeit darauf zu reduzieren, scheint fragwürdig, denn reflektiert sie nicht ebenso genau zwischen den Ansichten der Stereotype und den in die Tiefe strahlenden Perspektiven, wenn sie jene zu Wort kommen lässt, die selten persönlich gehört werden? Ich erinnere hierbei beispielhaft an die differenzierte Darstellung serbischer Jugendlicher in ihrer prekären, ausweglos erscheinenden Lage, denen Frau Zajcek mehrere Seiten widmet. Sie schafft es sogar, diese Primärquellen fließend in einen gesamteuropäischen, von Aufbruchstimmung gesäumten Kontext zu stellen und lässt damit eine melancholische Euphorie entstehen, die das Buch wie ein roter Faden durchzieht. In diesem Sinne wird das Buch nicht nur seinem Titel, sondern, nein, auch dem Geschmack meines durchaus kulturbeflissenen Leseskreises hier in Stuttgart gerecht. Ich respektiere daher ihren Versuch, Frau Labonté, aber sie scheinen nicht zu sehen, daß die Literatur in ihren Händen einen Quantensprung darstellt, dessen Schreibe nicht nur eine Juli Zeh sondern auch eine Susanne Fischer meilenweit um Frische und Unverbrauchheit übertrifft. Frau Zajcek, bitte mehr davon! Ihr Betram Gewersheim, Stuttgart
Jürgen Berghaus, 17. September 2008

Zu: Zweifel an Mohammeds Existenz gefährdet islamischen Religionsunterricht

Als Folge der Aufklärung hat sich von Deutschland ausgehend Theologie als Wissenschaft mit historisch-kritischem Instrumentarium entwickelt. Nach anfänglichen Anfeindungen darf diese Richtung heutzutage als mehrheitlich akzeptiert gelten. Mir als evangelischem Pfarrer hat sie zur Klärung meines Glaubens und meiner Lehre sehr geholfen. Ich würde mir wünschen, dass auch hiesige Muslime sich mit größerer Gelassenheit zur Theologie als Wissenschaft verhielten. Anfangs steile historische Hypothesen werden oft von hinzu kommenden Einsichten wieder abgeschliffen und auf ein den Gläubigen zuträgliches Maß reduziert. Darum Mut zur islamischen Theologie an deutschen Universitäten!
Josef Matrai, 07. August 2008

Zu: „Ein muslimischer Think Tank gegen Extremismus“
von Albrecht Metzger

Ich habe mich zuerst sehr über den Artikel gefreut und gedacht, es sei höchste Zeit, solch eine Organisation ins Leben zu rufen.
Doch was für eine Überraschung im letzten Viertel des Artikels! Nach der üblichen Kritik an Ayaan Hirsi Ali (bei der in allen mir bekannten Artikeln bloss die Haltung kritisiert, nie aber ihre vorgebrachten Inhalte glaubhaft widerlegt werden), kommt die Behauptung, Ed Husains Haltung unterscheide sich völlig von Alis beleidigenden Art. Daraufhin wird ein Kontext gezeigt, in welchem man sieht, dass Husain (anscheinend immer noch) einem überheblichen religiösen Absolutheitsanspruch anhaftet; dass er somit nicht „demütigend“ oder „beleidigend“ für den Islam ist, ist eine logische Folge dieser Haltung, und keine Tugend im eigentlichen Sinn. Die von ihm geforderte Selbstkritik sehe ich jedenfalls nirgends. Wo ausserdem in seiner Aussage die Aufforderung an Islamisten liegt, „ihren gesetzes-fixierten Glauben zu überdenken“, muss mir genauer erklärt werden.
Die westliche säkulare Welt ist für Husain also „ein Land, das keine Vorbilder kennt und keinen Sinn für Wahrheit.“ Dass säkulare Wissenschaft und Philosophie uns der Wahrheit näher gebracht haben als alle drei abrahamitischen Religionen zusammen, wird ignoriert. Aber mit seiner Aussage beleidigt er ja bloss den „Westen“- was im Moment chic zu sein scheint, während Kritik am Islam mit Rassismus gleichgesetzt wird. Mit seinem stillen Einverständnis zu solch einer Aussage hat sich Herr Metzger anscheinend in vorauseilendem Kulturrelativismus geübt.
Alles in allem ein enttäuschender Artikel, dessen Argumentation bei näherem Hinsehen völlig inkonsistent ist. Schade.
Danyel, 30. Juli 2008

Zu: Die therapeutischen Verse des Koran

Zunächst möchte ich Sie Herzlichst gratulieren das Sie den Mut aufbringen ein solches Projekt zu vollbringen und somit einen beitrag zum Frieden nicht nur in Mittleren Osten leisten,ich würde gerne wissen wo und ob es dieses Buch auch oder in naher zukunft in Deutscher sprache zu haben gibt. Kurz zu meiner Person: Ich bin 36 Jahre alt und bin ein in Deutschland geborener muslimischer Kurde und war auch schon in Israel. Mein Schwager ist litauischer Jude geb.in Haifa.

Mit freunlichem Gruss und Shalom
Hüseyin Kocak, 29. Juli 2008

Zu: Laizismus als Vorwand

Liebe Redaktion,

ich glaube wir sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

Laizismus ist kein Monopol der Kemalisten in der Türkei, sondern eine Schutzmaßname gegen den missbräuchlich instrumentalisierten Islam und Überlebensgarantie für alle Religionsgemeinschaften. Die Frage ist aber, war die Türkei überhaupt ein laizistischer Staat?

Erdogans AKP hat bei Wahlen dreimal in Folge Stimmzuwachs verzeichnen können. Er hat die Türkei nicht islamisiert, sondern wurde gewählt, weil die Türkei bereits islamisiert war.

Die wenigsten werden wissen, dass es die Gralshüter des angeblich "laizistischen" türkischen Staates waren, nämlich der türkische Generalstab, die eine Islamisierung der Gesellschaft vorangetrieben haben. Nach dem Militärputsch hat die Militärjunta in der Türkei das erste Mal nach Jahrzehnten islamischen Zwangsreligionsunterricht eingeführt und staatliche Imamschulen aufgebaut.

Die Islamisierung wurde von den Militärs vorangetrieben, um den Türken eine ideologische Alternative zum Kommunismus oder gegen linke Demokraten zu bieten. Erdogans Erfolg ist das Ergebnis dieses Produkts. Die türkische Militärverfassung, dessen Aufgabe es ist den Staat vor den Bürger zu schützen ist kein Maßstab für ein Verbotsverfahren. Die Verfassung der DDR war es auch nicht!

Ein autokratischer Staat ist nicht die Alternative zur AKP. Und die AKP ist nicht die bessere Alternative zum Laizismus, sondern nur eine echte Demokratie, die von Demokraten und nicht von legalistischen Islamisten vorangetrieben wird, ist der richtige Weg.

Viele Grüße, Hüseyin Kocak
Marianne Las Casas dos Santos, 30. Juli 2008

Zu: Laizismus als Vorwand

Mein Mann und ich leben seit 8 Jahren in der Westtürkei und haben einen großen, westlich-liberalen Freundeskreis. Keiner dieser Freunde ist beim Militär oder sonst wie beim Staat beschäftigt. Aber alle sind besorgt wegen der Islamisierungsbestrebungen der AKP-Regierung. Von allen Seiten hört man, dass Staatsaufträge bevorzugt an streng islamische Unternehmer vergeben werden, dass in solchen Firmen möglichst strenggläubige Mitarbeiter eingestellt werden, dass Schulleiter, Behördenleiter etc. nicht nach Qualifikation sonder nach Strenggläubigkeit ausgewählt werden. Frauen nehmen das Kopftuch, um ihren Männern berufliches oder geschäftliches Fortkommen zu ermöglichen. Natürlich lässt sich so was kaum je nachweisen. Aber die gesellschaftliche und wirtschaftliche Elite und ein großer Teil der Mittelschicht der Türkei ist verärgert und sehr besorgt wegen dieser schleichenden Aushöhlung des Laizismusprinzipes. Die Wirtschafts-, EU- und Sozialpolitik der Regierung Erdogan bringt dem Land seit Jahren erfreuliche Fortschritte. Aber die Trennung von Staat und Religion sollte unbedingt erhalten werden. Auch sollte jedem Europäer bewusst sein, dass das Tragen des Kopftuches hier nicht nur religiös sondern auch eindeutig politisch verstanden wird. Die Menschen, die ich hier kenne, empfinden die rasant zunehmende Zahl der Kopftücher als Bedrohung ihres westlich-liberalen Lebensstils. Bevor wir in die Türkei kamen, lebten wir 4 Jahre in Ägypten. Dort kann man besichtigen, was aus einer von der Moslembruderschaft unterwanderten Gesellschaft wird, in der die Scharia mittlerweile mehr Gewicht hat als die ehemals an das englische Recht angelehnten bürgerlichen Gesetze. Moderne Türken fürchten zu Recht eine solche Entwicklung.
Sakinah, 7. Juli 2008

Zu: Frauenrechte in Afghanistan: Sitten-Polizei als Demokratie-Bremse?

Ich finde es sehr schade, dass Frauen in Afghanistan so behandelt werden! Ich bin selbst Afghanin und kann mich glücklich schätzen, dass ich hier in Deutschland und nicht in Afghanistan lebe. Die Frauen in Afghanistan werden nur als Spielzeug behandelt. Sie müssen schwere Arbeit machen und werden trotzdem als schwach in unserer Gesellschaft eingestuft, obwohl die afghanischen Frauen die stärksten sind! Ich glaube nicht, dass sich etwas an dieser Situation in Afghanistan ändert, weil die Menschen dort einfach nicht verstehen wollen, was gut und schlecht ist.

Mit freundlichen Grüßen

Sakinah
R.N. Soetarjono, 14. Juni 2008

Zu: Streit um Koran-Interpretation

Ich bin der Ansicht, dass Gott uns Menschen geschaffen hat und dass Religionen von uns Menschen geschaffen worden sind. Gott hat uns u.a. mit der Gabe ausgestattet, alles, was wir nicht mit unseren fünf Sinnen erfassen können, zu interpretieren. Die Religionen sind das Produkt unseres Interpretationsvermögens. Das ist auch die Quelle der Zersplitterung bzw. der Diversifizierung vieler Religionen, besonders der großen Monotheistischen Religionen, des Christentums und des Islams. Das Instrument der Interpretation ist nun mal die Sprache. Deshalb ist die Arbeit von Christoph Luxenberg folgerichtig. Seine Arbeit findet aber dort ihren Widerstand, wo Machterhalt und Emotionen eine große Rolle spielen.
Sara Eigen, 27. Mai 2008

Zu: "Menschliche Werte einen, religiöse trennen!"

Der Philosophieprofessor Sari Nusseibeh ist ein kluger und unkonventioneller (Quer)-Kopf mit ausgeprägtem Realitätssinn. Denn er wagt es, gegen populäre Sichtweisen Einspruch zu erheben: Er kritisiert die israelische Besatzungs- und Siedlungspolitik, aber auch den gewalttätigen Widerstand der Palästinenser und macht klar, dass alle diese Faktoren für das Scheitern des Friedensabkommens von Oslo verantwortlich sind. Am 16. November 2003 erhielt er in Köln der Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte. Zu Recht, wie das informative und gehaltvolle Qantara-Interview eindrucksvoll zeigt.
Mathias Roesel, 27. Mai 2008

Zu: Vernünftige Verständigung

Die antilaizistische Tendenz der Gespräche finde ich allerdings eher beunruhigend. Denn die politische Vernunft muss der Religion, welche es auch sei, gelegentlich energisch widersprechen.
Josef Matrai, 24. Mai 2008

Zu: Prinzip "Learning by doing"

Mit Interesse habe ich den Artikel von Frau Sabine Ripperger gelesen und möchte ihr für die informative und objektive Berichterstattung danken.
Ich möchte diesbezüglich eine etwas weitergehende Frage aufwerfen; aufgrund eigener (ausnahmslos schlechter) Erfahrungen mit Religionsunterricht (römisch-katholisch) finde ich es bedenklich, dass Religionsunterricht für Kinder anscheinend nie kritisch hinterfragt wird.

Was hier in solch harmlosem Gewand daherkommt, ist eine psychologisch schwerwiegende Beeinflussung einer sich entwickelnden Persönlichkeit; diese wird von den Religionsgemeinschaften bewusst in einem Alter betrieben, in welchem die Aussagen Erwachsener (noch) nicht so stark hinterfragt werden wie im höheren Alter (z.B. in der Pubertät).
Dass jedwelche Religionsgemeinschaft sich in die Entwicklung ihrer Kinder einmischt und nicht darauf vertrauen kann, dass die Heranwachsenden später vielleicht von selbst zu einem Glauben finden werden (dann aber vielleicht erst mit 20, 40 oder 60 Jahren), spricht nicht gerade für die Glaubenspädagogen. Der Satz "die Mündigkeit des Schülers im Umgang mit Religionsfragen ist dabei oberstes Ziel" kommt absurderweise genau von jenen Leuten, die es nicht lassen können, Kinder zu beeinflussen und ihnen damit eben jene Mündigkeit absprechen, die sie selber angeblich fördern möchten.

Bedenklich ist auch der im Artikel beschriebene Vorfall, bei dem deutsche Kinder als "Schweinefresser" bezeichnet wurden. Wie man das Problem gelöst hat, ist bewundernswert und beeindruckend, aber ich frage mich, ob es ohne die religiösen Schranken, die auch durch Religionsunterricht (unbewusst oder bewusst) gefördert werden, überhaupt zu solchen Schwierigkeiten kommen würde. Man braucht die positive Wirkung des Religionsunterrichts in der Konfliktlösung also nicht zu überschätzen, die Probleme sind schließlich durch den Unterricht mitverursacht.
Es hat in Europa Jahrhunderte gedauert, sich von der Diktatur der Kirche zu befreien. Schade, dass dies heute aufgrund historischen Unwissens vieler Europäer in Vergessenheit gerät und man religiöse Kräfte (egal welcher Glaubensrichtung) auch an Schulen wieder an Boden gewinnen lässt. Wenn sie irgendwann genug Boden zurückerobert haben, werden sie sich nicht mehr so freundlich und harmlos gebärden, wie sie es jetzt noch tun.
Jutta Aeldert, 14. Mai 2008

zu: Muslime und Integration in Europa

Mit großem Interesse habe ich diese Korrespondenz gelesen. Als Deutsche interessieren mich vor allem Türken in Deutschland. Obwohl sie schon so lange hier in unserem Land leben, fällt ihnen die Integration offenbar besonders schwer. Da ich begonnen habe mich politisch zu engagieren, ist es mir ein Anliegen mehr über diese Volksgruppe zu erfahren und sie besser verstehen zu lernen. Vielleicht kann man ja etwas bewirken, nämlich die Türken dazu zu bewegen, aus ihren Ghettos heraus zu kommen und mit uns in einen Dialog zu treten.

Zunächst möchte ich aber etwas klar stellen: Am Anfang des Briefwechsels schrieben Sie, man habe den (einigen?) Muslimen einen Film mit einer sehr offenherzigen Sexszene gezeigt und einige sind in einer Sexshow gelandet. Dies wurde sozusagen als Normalfall hingestellt. Dagegen verwahre ich mich. Auch uns Deutschen ist öffentlicher Sex peinlich. Sexualkontakte sind Privatsache und gehören nicht in die Öffentlichkeit. Natürlich gibt es Menschen, die alle Hemmungen verloren haben, das ist allerdings nicht die Norm.

Sie fragen, welche Chancen ein Migrantenkind ohne Abschluss hat, ich sage es Ihnen: keine. Ein deutsches Kind ohne Abschluss allerdings auch nicht! Es stellt sich aber die Frage, warum hat das Migrantenkind denn keinen Abschluss? In deutschen Schulenklassen lernen alle Kinder dasselbe, warum verweigern sich viele Migrantenkinder? Weil die deutsche Gesellschaft ihnen "die Lebensgrundlage entzieht"? Das ist doch geradezu lächerlich. Nein, viele türkische (deutsche natürlich auch)Jugendliche haben einfach keine Lust, sich anzustrengen und werden unverständlicherweise auch nicht von ihren Eltern dazu angehalten, ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu werden.
Meral Civildar, 29. April 2008

Zu: Rot sei meine Krawatte, Christiane Schlötzer

Vielen Dank für diesen sehr interessanten Artikel. Ich bin überrascht wie gut die Autorin die Situation der Türken in Deutschland kennt. Es ist tatsächlich so, dass wir als "Ewig-Migranten" darum kämpfen müssen, gleichberechtigt ernst genommen zu werden und unsere Landsleute in der Türkei ganz anders behandelt werden. Ich werde als Türkin gar nicht wahrgenommen und wenn ich mich als Türkin "oute", heißt es: "Aber du bist doch keine richtige Türkin..." Meine Freunde und Verwandten sind demnach auch keine "richtigen" Türken... Die Deutschen haben sich ein "Türkenbild" gemacht, von dem sie nicht abweichen wollen. Alles was nicht mit dem übereinstimmt, wird als "Nicht-Türkisch" eingestuft. Das Schlimme ist, dass die Politik dort keine Ausnahme macht. Hier soll den "armen" Migranten geholfen werden, weil sie in der so "modernen" deutschen Gesellschaft sonst nicht zurechtkommen. Moderne, selbständige Türken werden immer noch als Ausnahme angesehen, die im besten Fall als "Überraschung" gut genug sind. Schade, Schade kann ich da nur sagen.
Vielen Dank für diesen interessanten Artikel.
Helmuth Kellner, 06. April 2008

zu: Wie du mir, so ich dir, von Angela Schader

Ich habe diesen Film von G. Wilders nur in kurzen Auszügen gesehen. Na und, er muß nicht gefallen, trotzdem ist bei uns in Europa die Meinungsfreiheit ein höheres Gut als religiöse Gefühle einzelner. Kein Mensch muß sich diesen Film ansehen. Ich habe schon viel bösere Liveberichte, gesehen, wo unschuldige Menschen als Geiseln entführt, geköpft und schwer mißhandelt wurden und zwar von Leuten, die behaupten, daß sie einen "heiligen Krieg" gegen die Ungläubigen führen und sich auf den Koran berufen. Es würde mich freuen, wenn bei solchen Verbrechen die Islamische Welt und auch die Vertreter der Europäischen Moslems ähnlich empört reagieren würden.
Toleranz funtioniert nur auf Gegenseitigkeit, die Andersgläubigen in den Islamischen Staaten würden sich sehr freuen, wenn Sie ähnliche Freiheiten hätten wie die Moslems in EU-Europa.
Salem aleikum
Saghar Chopan, 5. April 2008

zu: Pionier der Gewaltlosigkeit, von Nasim Saber

Vielen Dank für den unheimlich wichtigen Bericht der gerne noch ewig erweitert werden kann. Meines Erachtens wird diese wundervolle Symbolfigur in den Medien kaum benannt. Wer verbindet mit "Afghanistan" oder gar mit "Paschtunen" je eine solch starke "Friedensbewegung"? Während andere "Kriegs-Persönlichkeiten" überall in und ausserhalb Afghanistans verehrt werden (z.B Massoud).
Aber genau solche einzigartigen Menschen sollte man (vor allem die afghanische Regierung und ihre "Fans") zu Idolen machen und somit als Leitfigur für die heutigen "Wiederaufbaubemühungen" einsetzen, aber man schweigt ihn zu Tode, aus Absicht?
Gerd Steiner, 11. Februar 2008

zu: Gottes Gegenkultur, von Sonja Zekri

Ich frage mich, ob "der Westen" auf Grund der Globalisierung multinationaler Konzerne überhaupt noch den Anspruch bzw. das Interesse an Demokratie mit Breitenwirkung hat. Falls ja, dann wo (noch)? Bestenfalls in Ländern mit einem tragfähigen und zumindest halbwegs gebildeten Mittelstand. Gemessen an der Bevölkerungszahl jener Länder, die von sich behaupten, eine Demokratie zu haben oder zu wollen, ist der globale Mittelstand ziemlich klein. Der globale Mittelstand müsste sich z.B. im interreligiösen Dialog vernetzen, um global überhaupt noch gehört zu werden. Denn was uns medial als "Mittelstand" verkauft wird, gehört meist schon zur Oberschicht der jeweiligen Region, auch wenn deren Lebensstandard noch unserem Mittelstand in Mitteleuropa entspricht.
Judith Schmolke, 11. Februar 2008

zu: Instrumentalisierter Symbolcharakter, von Sabine Schiffer

Ich finde es ist wichtig, das Tragen des Kopftuches aus einer moralischen Perspektive zu untersuchen. Ganz ehrlich - ich habe mich schon häufig damit beschäftigt. Ich habe noch nie einen Grund gefunden, der das Kopftuch (aus meiner Sicht) moralisch rechtfertigen würde! Wenn man das Kopftuch z.B. als Zeichen für die Religionszugehörigkeit zum Islam betrachtet, dann frage ich mich, warum ein bloßes Symbol nicht neutral ist und warum es denn dann die Männer nicht nötig haben, ein entsprechendes Zeichen zu tragen? Es ist natürlich verständlich, wenn sich Menschen mit Migrationshintergrund ihre eigene Kultur im fremden Land bewahren wollen um ihre Identität zu stärken.
Martin Kästner, 27. Januar 2008

zu: Kultur-Austausch mit vielen Unbekannten, von Eren Önsöz

Eine sehr gelungene Dokumentation. Ich habe mich sehr gerne mit auf die Bildungsreise nehmen lassen. Sie zeigt, dass es in Zeiten sehr einseitig geführter Diskussionen um die Integration in Deutschland sehr erhellend sein kann, einmal auf die (gemeinsame) Geschichte der Integration zurückzuschauen.
Fabian Ledwon, 18. Januar 2008

zu: Richtung Bagdad!, von Klaus Hillenbrand

Wunderschöner Bericht, nüchtern, mit historischem Wissen durchsetzt, bestärkt mich nur in meinem Beschluss dieser anachronistischen, illusorischen, aber deswegen gerade so wertvollen Reise bald nachzuzuckeln. Dankeschön!
Meral Civildar, 7. Januar 2008

zu: Implizierter Gegensatz von Demokratie und Islam, von Ülger Polat

Mir hat der Bericht von Frau Polat sehr gut gefallen. Endlich jemand der auch mal die Hintergründe über diese Befragung, die ja schon unverschämt ist, aufzeigt.
Vielen Dank.

Selamlar
Meral Civildar
LESERBRIEFE 2007
Vatter, 31. Dezember 2007

zu: Kritik am frauenfeindlichen Koran, von Abdul-Ahmad Rashid

Die zunehmende Geiselhaft des Islam durch den Wahhabismus, der sogar Sufis und Schiiten zu todeswürdigen Ungläubigen erklärt und selbst von alten Frauen die Gesichtsverschleierung verlangt, hat in Vergessenheit gebracht, dass besonders der Sufismus einst eine bezaubernde Liebeslyrik hervorgebracht hat und die Frauenverachtung besonders der Wahhabiten dem aufgeklärten Islam des 11. und 12. Jahrhunderts weitgehend fremd war. In der Hoffung auf eine Wiedergeburt des muslimischen Rationalismus, der heutigen Zustand fanatischer Rasserei beendet, grüßt ein christlicher "Ungläubiger" samt seiner türkischen Verwandschaft.
Ernst-Friedrich Harmsen, 23. November 2007

zu: Neuauflage der Affäre Ben Barka, von Bernhard Schmid

Dass die CIA eine gewaltige Stärke hatte in den 1950ern und 1960ern ist bekannt, aber die Dinge blieben doch gegenüber den relativ schnellen Aufklärungen von Affären heute weitgehend von unserer Presse ungenannt. Bei dem spätkolonialen Bündnispartner Frankreich war es kaum anders im Maghreb, besonders in Algerien; und es bedurfte solcher Journalisten wie Jean Jacques Servan Schreiber, die den Mut hatten, an dieser verheimlichenden Decke zu ziehen. Gut, wenn das Ben-Barka-Dossier endlich geöffnet werden kann, damit wenigstens ein klares Bewusstsein für die damalige Gemengelage entstehen kann.
Dr. Jung, 15. November 2007

zu: Lawrence Wrights: "Der Tod wird euch finden", von Andrian Kreye

Tut mit leid, dass ich den euphorischen Kritiken zu diesem Buch überhaupt nicht folgen kann: Viel Recherche mit wenig Lesbarkeit, selten ein so unstrukturiertes Buch gelesen, voll mit erzählerischen Widersprüchen und Banalitäten.

Wenn Kehlmann Dialoge zwischen Gauß und Humboldt erfindet, dann stimmen sie inhaltlich und haben Gehalt; hier eine Fülle dämlicher und banaler Dialoge; viele Fehler; (...) es hagelt nur von Dummheiten (Tomahawks, die unversehrt vom Himmel fallen und nach China verkauft werden)! Ein Hin- und Her-Gehopse zwischen Personen, Orten, Zeiten.

Ich dachte immer, der Pulitzer Preis wäre eine tolle Auszeichnung mit hohen Bewertungsansprüchen. Das Buch ist eine QUAL! Aber wahrscheinlich bin ich der einzige, der von dem Buch - vor allem nach den glorifizierenden Besprechungen - mehr erwartete. Also bitte, nicht immer nur die Pressetexte abschreiben - selber lesen!

Herzlichst Dr. Jung
Elisabeth Mariam Müller, 9. November 2007

zu: Kommentar Lale Akgün: Von Ankara lernen

Diesem Artikel kann ich nur zustimmen.

Aber es kommt auch im Artikel zum Ausdruck, dass die, die einen modernen Islam unterstützen wollen, einen schweren Stand haben. Man sollte auch unter den Muslimen mehr Zusammenhalt haben.

Natürlich spielt die Bildung eine große Rolle, je niedriger der Bildungsstand ist, desto größer ist auch das Verhaften in konservativen Strukturen und keine Bereitschaft, den Islam auf die heutige Zeit zu lenken.

Menschen, die erkannt haben, dass der Islam durchaus in diese moderne Zeit passt, sollten auch von dieser Gesellschaft unterstützt werden. Diese Gesellschaft hat auch eine Verantwortung, dass Integration ein Erfolg wird.

Solange aber auch öffentlich-rechtliche Anstalten es zulassen, dass die Islamkritiker, die Ausländerfeinde in den Foren die Oberhand bekommen, solange wird daraus nichts.

Es werden weitere Vorurteile hinzukommen, die dann nicht mehr zu bekämpfen sind.

Und ich befürchte auch, dass die zunehmende Abneigung gegen Ausländer und Muslime irgendwann in Gewalt umschlägt.
Dann will es aber keiner gewesen sein.

Ein Vorurteil zu bekämpfen, ist schwerer als das kleinste Atomteilchen zu spalten. (Albert Einstein)
Benjamin Barnay, 23. Oktober 2007

zu: Auf Korankritik reagieren viele Muslime hysterisch, Interview mit Ibn Warraq

"Wahrscheinlich war er noch nie in seinem Leben in Damaskus, Aleppo, Amman oder Beirut. Mal ehrlich - Leute, es ist eine Schande für QANTARA, derartige Falschaussagen zu veröffentlichen!

Achmed" (siehe Leserbrief unten, A.d.R.)

Die Meinung Achmeds spiegelt die typisch konservativ muslimische Deutung von Meinungsfreiheit wieder, wenngleich Achmed wahrscheinlich Recht hat, dass es Christen in diesen Städten besser haben als in anderen islamischen Staaten.

Ich wiederum möchte hiermit meinen Respekt bezeugen, dass es solch eine kritische Meinung, wie jene von Ibn Warraq, auf diese Seite schafft. Das hat Ihre Seite für mich richtig glaubwürdig gemacht. In punkto Meinungsfreiheit sind Sie den meisten europäischen Medien weit voraus.

Danke!
Jochen Müller, 19. Oktober 2007

zu: Auf Korankritik reagieren viele Muslime hysterisch, Interview mit Ibn Warraq

Seine Worte in die Ohren aller europäischen Gutmenschen, die durch Wegschauen, falsche Toleranz oder aktive Unterstützung mithelfen, Europa in Eurabien zu verwandeln. Es ist einfach nur beschämend, dass unsere "Intellektuellen", die auf ihren vermeintlichen Scharfsinn immer so stolz sind, nicht in der Lage sind, die Problematik des Islam so unverkrampft zu erkennen und zu benennen, wie es Ibn Warraq hier tut.

Wie verblendet, wie besoffen von der eigenen "Toleranz" muss man sein, um die schreiende Intoleranz des Islam vollständig ausblenden zu können?
Luther, 19. Oktober 2007

zu: Auf Korankritik reagieren viele Muslime hysterisch, Interview mit Ibn Warraq

Der Mann hat Mut, chapeau. Man kann nicht die Fackel der Wahrheit durch die Menge tragen, ohne einigen Leuten die Bärte zu versengen. (Lichtenberg)
Achmed Khammas, 17. Oktober 2007

zu: Auf Korankritik reagieren viele Muslime hysterisch, Interview mit Ibn Warraq

"Dazu muss man wissen, dass die christliche Bevölkerung im Nahen Osten in den letzten 30 Jahren stark geschrumpft ist. Weil sie verfolgt und benachteiligt wird. Ostern und Weihnachten muss sie mit Schikanen oder Angriffen rechnen."

Wahrscheinlich war er noch nie in seinem Leben in Damaskus, Aleppo, Amman oder Beirut. Mal ehrlich - Leute, es ist eine Schande für QANTARA, derartige Falschaussagen zu veröffentlichen!

Achmed
Emma Quitorp, 15. Oktober 2007

zu: Politischer Islam als Primat der Unvernunft, Interview mit dem Beiruter Theologen Khalil Samir

Der beste Artikel bzw. Interview, das ich zu dem Thema in den letzten sieben Jahren gelesen habe!! Warum kommt das Interview nicht in den Spiegel oder die SZ oder die taz????? Bitte breiter abdrucken und einfach noch mal abdrucken, da es weiter sehr aktuell ist.

Danke, Emma Q, Berlin
Gerd Steiner, 10. Oktober 2007

zu: Vom Schaden Gottes, von Robert Misik

Ich denke, dass es hier zu einer verhängnisvollen Verwechslung zwischen dem Wirken Gottes und der Praxis von Glaubensgemeinschaften, "religiösen" Gruppen oder von Einzelpersonen kommt.

Wenn die Menschen nicht nach dem Willen Gottes handeln, die Offenbarung und ihre Propheten missverstehen, sich selbst oder ihre Eigeninteressen dem Einen beistellen und in "Seinem Namen" entsprechend falsch handeln, so ist dies freilich tragisch.

Vielleicht führt dies ja dazu, dass dann der Mensch "Gott aus seiner Mitte verbannt", aber dies wird vom Satan - in der Rolle als Ankläger - inspiriert.
Der Teufel nämlich klagt den Menschen vor Gott, aber auch Gott vor dem Menschen an.

Dabei haben doch gerade die Muslime Mittel, dem Satan als Ankläger entgegen zu wirken. Im ehrlichen (Pflicht-)Gebet entsteht die Verbindung zwischen Gott und dem Menschen, direkt und ohne Vermittler.

Ich denke, wenn sich der Betende mit einer Ehrlichkeit zu sich selbst dem Einen Gott hingibt, wird er - so Gott will - Antwort erhalten. Und diese vermag ihn im Widerstand zum anklagenden Satan zu stärken.
Gabriele Meyer, 5. Oktober 2007

zu: Wo Europas Grenze liegt, von Zafer Senocak

Einerseits hoffen ja viele Türken auf Europa und sind schon jetzt sehr enttäuscht. Aber die Türken müssen auch die Ängste der Europäer verstehen. Es geht nicht gegen die Menschen der Türkei, sondern gegen die riesigen Probleme dieses Landes.

Die Islamisten, die immer stärker werden, die Christenmorde, die Kurdenfrage, das Leugnen des Armeniergenozides und dann noch die Grenzen mit Irak und Iran - viele Europäer haben die berechtigte Angst vor diesen Zuständen.

Auch die türkischen Christen, wie Aramäer, Armenier, aber auch andere Minderheiten wie die Aleviten berichten, wie sehr sie in der Türkei drangsaliert und schikaniert werden. Erst wenn die Türkei ein starkes Christentum duldet und die Rechte der Minderheiten akzeptiert, ist sie reif für Europa.
Sonja Ahmed, 28. September 2007

zu: Kamila Shamsie: Kartographie, Alexander Kudascheff

Manche Passagen sind nicht ganz leichte Kost, weil die Autorin manchmal sehr abrupt die Situationen bzw. den Ort des Geschehens und die Personen wechselt. Aber dennoch wirklich empfehlenswert! Sehr spannend und vor allem, den Leser mitreißend geschrieben.
Susanne Kurt, 30. August 2007

zu: Fethullah Gülen - ein moderner türkisch-islamischer Reformdenker?, von Bekim Agai

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich hätte mir eine kritischere Beleuchtung der Aktivitäten des Herrn Gülen und seiner Anhänger gewünscht. So gleicht zum Beispiel die Indoktrination der Schüler und Studenten, die in von seiner Bewegung geführten Wohnheimen wohnen, durchaus einer Gehirnwäsche. Dazu gehört beispielsweise das Aufstehen nachts zu einem zusätzlichen der fünf vorgeschriebenen Namaz-Gebete.

MfG

Susanne Kurt
Matthias Engelke, 13. August 2007

zu: Kein Phrophet namens Muhammad?, von Daniel Birnstiel

Sehr geehrte Damen und Herren,

endlich scheint eine Debatte über Details in Gang zu kommen. Inwieweit dies schon auf der Berliner Tagung stattfand, die vor einigen Jahren bereits zu der Theorie von Christoph Luxenberg stattgefunden hat, ist mir nicht bekannt, da m. W. Beiträge und Diskussion (noch) nicht publiziert worden sind. Umso dringender halte ich es, nun endlich die Diskussion über die neue Theorie über die Anfänge des Islam zu führen.

Sie generell dadurch in Misskredit zu stellen, dass sie im Widerspruch zur herrschenden Meinung der Islamwissenschaftler stehe, greift m. E. zu kurz und fällt auf diese zurück:

- warum gibt es noch keine historisch-kritische Ausgabe des Korans?

- wie ist die Konstruktion des Korans, die Anordnung der einzelnen Teile, zu erklären, die mitunter mit unterschiedlichsten Textgattungen schier undurchschaubar unübersichtlich nebeneinander stehen und deren Thematik innerhalb weniger Seiten mehrfach wechselt? Eine literaturwissenschaftliche Parallele und auf die hin es u.U. sinnvoll wäre, zu forschen, wären z.B. Florilegien.

- warum gibt es m.W. keine Sammlung von religionsgeschichtlichen Parallelen zu einzelnen Textteilen des Korans? Das im Buch "Der frühe Islam" veröffentlichte Bild aus dem Kloster der Syrer im Wadi Natrun z.B. spricht Bände: "Die Erzväter füttern im Paradies .... die Seelen der Verstorbenen mit Trauben".

Für die Behauptung "ein Name m.h.m.d ist in safaitischen und sabäischen Inschriften aus vorislamischer Zeit belegt" bin ich auf die Quellenangaben gespannt! Ibn Habib (+ 860) hätte auf der Suche nach vor-koranischen-Vorkommen des Namens Mohammed gewiss viel gegeben, solche zu finden.

Leider geht der Autor nicht auf die Stärken der Bände ein: das gleichzeitige Vorkommen von eindeutig christlichen Zeichen und Insignien auf Inschriften und Münzen mit angeblich islamischer Zeitrechnung bzw. Zuordnung.

Auf die Debatte bin ich gespannt!

Mit herzlichen Grüßen

Matthias Engelke, Pfr.

Lobberich, den 13.8.2007
Mathias Rösel, 11. August 2007

zu: Kein Prophet namens Muhammad?, von Daniel Birnstiel

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Wurzel h-m-d "begehren" (itpael) ist im Syrischen, der Sprache der christlichen Aramäer, sehr wohl belegt (vgl. Friedrich Schultheiß, Lexicon Syropalaestinum, 1903, Neudr. Amsterdam 1979, S. 66).

So haltlos, wie Herr Birnstiel glauben machen will, sind die Thesen auch wieder nicht.

Viele Grüße

Mathias Rösel



Antwort:

Das "Syropalästinische" ist keinesfalls identisch mit dem "Syrischen" oder "Syroaramäischen", von dem bei Luxenberg die Rede ist. Gerade wegen dieser problematischen Nomenklatur nennt man es heute "Christlich-Palästinensisches Aramäisch" (Christian Palestinian Aramaic) zur Abgrenzung vom jüdischen Aramäisch Palästinas und vom samaritanischen Aramäisch Palästinas.

Sprachlich gesehen gehören das palästinische "Syrisch" und das Syrisch im eigentlichen Sinne (von dem bei Luxenberg die Rede ist, also sein "Syroaramäisch) zwei verschiedenen aramäischen Sprachzweigen an, ersteres ist Westaramäisch, letzteres Ostaramäisch. Ersteres steht näher an der Sprache des Jerusalemer Talmuds, der samaritanischen Schriften etc., letzteres am jüdischen Aramäisch Palästinas, am Mandäischen etc.

Ferner beginnt die handschriftliche Überlieferung des christlichen Aramäisch mit dem 9. Jahrhundert, wenngleich sie natürlich auf frühere Schriften zurückgeht.

Für das Syrische im eigentlichen Sinne ist ausschlaggebend, was der Thesaurus zur Wurzel h.m.d sagt, nämlich "rad. ap. Syros inusit", auf Deutsch "die Wurzel ist bei den Syrern nicht in Gebrauch".

(Die dort zitierten Belege - abgesehen von den Transkriptionen arabischer Eigennamen - stammen alle aus dem so genannten "Evangeliarum Hierosolymitanum", einer palästinisch-christlichen Handschrift, die auf das Jahr 1030 n.Chr. datiert ist.

Hierzu Agnes Smith-Lewis & Margaret Dunlop Gibson (Hrgb.), "The Palestinian Syriac Lectionary of the Gospels", London, 1899, S. ix. Die bei Schulthess gegebenen Belege entstammen wohl ebenfalls dieser Handschrift.)

Daniel Birnstiel


Antwort:

Es ist richtig, unter Syrisch versteht man die durch den östlichen Dialekt von Edessa geprägte aramäische Sprache der Christen, die bis zur Verbreitung des Arabischen im 8. Jahrhundert Volkssprache war. Im strengen Sinn ist das Aramäische der palästinischen Christen Melkiten also kein Syrisch.

Allerdings sind die Unterschiede nicht so gewaltig wie im jüdischen Bereich, wo das Aramäisch des babylonischen Talmuds fast eine andere Sprache ist als das galiläische Aramäisch der palästinischen Targumim und des Jerusalemer Talmuds. Die Melkiten haben nicht so anders gesprochen als Jakobiten und Nestorianer, und in ihrer Literatur ist die Wurzel h-m-d (begehren) als Wiedergabe des griechischen epithymein / epithymia eben doch belegt.

Die Handschriften, die Friedrich Schultheiß dazu in seinem Lexikonband anführt, sind zahlreich. Das Evangeliarum Hierosolymitanum ist nur eine unter zig anderen Quellen.

Schultheiß' Lemma zu h-m-d wird übrigens auch im Hebräisch-Wörterbuch von Gesenius unter derselben Wurzel zitiert. Dass diese und etliche andere Wurzeln hingegen im großen Thesaurus nicht oder falsch aufgenommen sind, kritisiert und bedauert Schultheiß in seinem Vorwort nachdrücklich, dies allerdings höflich auf Latein, wodurch die Kritik wohl nicht jedermann zugänglich ist.

Mathias Rösel
Mathias Rösel, 16. Juni 2007

zu: Recht auf freie Religionsausübung, von Peter Philipp

Sehr geehrte Damen und Herren,

den Schwarzen Peter hin und her zu schieben, bringt nichts. Es würde nur signalisieren, dass das Spiel bereits verloren ist. Mir scheint aber, das ist es nicht. Herr Giordano hört sich zwar ähnlich an wie Pro Köln, er steht aber nicht dort, wo die Rechtspopulisten stehen. Ich entnehme seiner Kritik vor allem dies: dass er Klarheit der Muslime in ihrer politischen Stellung vermisst.

"Islam" bedeutet aber ein sehr breites Spektrum an möglichen Lebensstilen und Denkarten. Jeder Richtung ihre Moschee wie bei christlichen Kirchen oder jüdischen Synagogen, das wird es erst dann geben können, wenn es so viele Moscheen wie Kirchen gibt.

Solange das noch nicht so ist, muss eine Moschee erst einmal allen dienen. Darum finden in einer Moschee oft eben nicht nur Bürger mit gemäßigter Denkart ein Zuhause, sondern auch Islamfaschisten ("Taliban"). Und das ist vielen - mir übrigens auch - nicht geheuer.

Viele Grüße

Mathias Rösel
Ernst-Friedrich Harmsen, 2. Juni 2007

zu: Auf der Suche nach einem Strategiewandel, von Andreas Zumach

Der Bundeswehr-Afghanistan-Einsatz war schon in der ursprünglichen Form grenzwertig. Insofern hat der Autor Recht, dass die gesamte NATO-Strategie dort verändert werden muss.

Ich erinnere mich an Situationen in den 50er und 60er Jahren, wo wir zuhause regelmäßig medizinische Fachkräfte und Studenten aus Afghanistan zu Besuch hatten, die ihre Ausbildung in Hamburg vollzogen, auch während meines Studiums in den 60er Jahren z.B. in Frankfurt. Da gab es regelmäßige und sehr freundliche Begegnungen, die auch davon profitierten, dass die deutsche Schule in Kabul eine anerkannte, wichtige Bildungseinrichtung war.

Alles das scheint hinter den militärischen Interessen, die von der US-Seite als Frucht des Kalten Krieges übrig geblieben sind, nicht mehr vorhanden zu sein und zurückstehen zu müssen.

Wenn wir tatsächlich weiter militärisch dort agieren wollten, würden wir wie alle Mächte in Afghanistan scheitern: den Briten taten die Beherrschungsversuche nicht gut, die Sowjets sind daran zerbrochen, die kurze Schamfrist der US-gestützten Taliban und Bin Ladens hat sich in ihr Gegenteil verkehrt. Es scheint doch nicht um wirkliche Hilfe zur Selbsthilfe zu gehen, sondern um kaschierten Machteinfluss für die USA unter dem NATO-Deckmäntelchen. Ich möchte das nicht unterstützen.

Ernst-Friedrich Harmsen
Gütersloh-Friedrichsdorf
Hasan Temiztürk, 2. Juni 2007

zu: Yasmine Ghata: "Die Nacht der Kalligraphen", von Jan Valk

Die Behauptung, es gab wenige türkische Kalligraphinnen ist soweit richtig. Es lag aber auch da dran, dass diese osmanische Kunst von den neuen kemalistischen Machthabern verboten wurde. Erst ab den 70ern etablierte sich sehr zaghaft wieder diese Kunst.

Wer die osmanische Kunstgeschichte kennt, wird feststellen, dass es hunderte osmanische sehr kreative Kalligraphinnen gab. Weltweit ist die islamische Kalligraphie-Kunst Gott sei dank wieder im kommen. Welch eine Laune der Geschichte, dass es ausgerechnet in den bösen USA eine Vereinigung muslimischer Kalligraphinnen gibt:

Hasan Temiztürk
Offenbach/M.
www.fuen-ul-islam.de
Aras Marouf, 20. Mai 2007

zu: Geschürte Angst, von Ömer Erzeren

Hallo Herr Erzeren,

Ihren Bericht zur politischen Krise in der Türkei habe ich mit Interesse gelesen.

Ich bin nicht der Meinung, dass die Massenproteste gegen die konservativ-islamische Regierung Erdogans nur ein Schlaglicht auf die von vielen befürchtete schleichende Islamisierung der Türkei und die Krise des politischen Systems werfen. Vielmehr zeigen sie die wahre nationale Identitätskrise in der Türkei.

Die Türken sind auf der Suche nach ihrer Identität. Das ist aber nicht neu. Sie suchen sie schon seit dem Sturz des Osmanischen Reiches. Die Suchorientierung ist aber falsch und bringt ihnen nur noch Enttäuschungen und Verletzung des türkischen Selbstwertgefühls.

Die Türkei hat immer verzweifelt versucht, eine westliche Identität […] zu finden und hat sich um ihre historische Identität nicht gekümmert. Alles Islamische, Arabische und Orientalische erinnert die Türken an die eigenen muslimisch-morgenländischen Wurzeln, die sie so sehr zu ignorieren versuchen.

Die Verpflichtung zur Pflege der kemalistischen Idee lässt dieses Land im 21. Jahrhundert immer noch in der Vergangenheit und für diese Vergangenheit leben. […]

Auch wenn die ausländischen Beobachter und die westlichen Regierungen sich aus den Staatspräsidentschaftswahlen in der Türkei mehr Demokratie erhoffen, die Ergebnisse werden dürftig sein, wenn nicht ernüchternd.

Ob die islamische AKP, die laizistisch-kemaliste CHP oder das Militär die Präsidentschaftswahlen im Juli 2007 gewinnt, es wird sich nichts daran ändern, dass ein identitätsloser Nationalismus weiterhin in der Türkei regieren wird […].

Demnach ist die Selbstfindung der Türkei nun wichtiger denn je. Diese Selbstfindung wird aber nur Erfolg haben, wenn die Türkei ihre Suchorientierung ändert. Die europäische Identität verlangt mehr Pluralismus und viel weniger Nationalismus.

Aras Marouf
Klemens Kotowski, 22. April 2007

zu: Interview mit Erol Özkoray

Leider können auch Beobachter von außerhalb der Türkei zu dem Schluss kommen, dass die Armee die Garantie gegen "eine feindliche Übernahme aller Bollwerke des gesamten Staatswesens" ist. Dieses Staatswesen ist ja einzigartig – laizistisch bei zunehmender Re-Islamisierung. Und nur wegen dieser Einzigartigkeit konnte an die EU gedacht werden.

Klemens Kotowski, Tanger, Marokko
Önder Demir, 12. April 2007

zu: EU - Türkei: Vom Risiko einer strategischen Überdehnung, von Erich Reiter

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Türkei ist strategisch, politisch und wirtschaftlich ein Land, das man auch in die EU aufnehmen sollte. Wir brauchen die Türkei als zuverlässiges NATO-Mitglied, das bisher immer ihre Aufgaben erfüllt hat. Ein "Nein" zur Türkei wäre auch ein "Nein" gegenüber der östlichen Welt, was auf Dauer wohl nicht in unserem Interesse sein kann. Eine gemäßigte und wirtschaftlich wachsende Türkei mit ihren vielen jungen Menschen würde auch ein starkes Wachstumspotential für die EU bedeuten. Wir müssen daher langfristig denken und handeln. Ein EU-Beitritt der Türkei würde uns neue Wege und Perspektiven eröffnen.

Önder Demir
Gerd Steiner, 11. April 2007

zu: Interview mit mit dem syrischen Denker Hachem Saleh

Werte Nachbarn im Glauben,

mit Interesse und auch Freude las ich das Interview mit Hachem Saleh.

Eigentlich hat ja der Islam bereits in sich Ansätze für seine Weiterentwicklung, nämlich die Sunna und auch die Scharia, die es erlauben, über den Koran hinaus zu gehen. So liegen einige Grundlagen der Rechtsgelehrten in Disziplinen (z.B. Theologie), die es ermöglichen sollten, den Koran gemäß den heutigen Situationen auszulegen.

Daher möchte ich den im Artikel erwähnten Ansatz auch für die Sunna und für das Rechtsleben (Scharia) ausdehnen. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit für die Entwicklung einer neuen Rechtsschule mit einer religiösen Aufklärung und eigentlich Reformation.

So erlebe ich die Scharia eher als "Seelenpflicht" eines Gläubigen, wonach - wenn schon - alleine Gott selbst "straft" (in der Hinsicht, dass ein Verhalten nach seinem Willen gut für die Seele ist und ein Verhalten dagegen wider sie ist). Ich verstehe z.B. das Feuer als in der Seele erlebbare Begierdenglut und Hitzigkeit der Menschen. Ich bin teils fasziniert von der Detailliertheit und Filigranität der Scharia, dessen Ausschnitte dazu ich im "Handbuch Islam" (Spohr Verlag) erlebt habe.

Mit dem Anspruch, die Scharia als "weltliches Recht" im konventionellen Sinn zu verstehen, hätte ich Probleme, denn das käme für mich einer Selbstjustiz des Menschen über Menschen gleich, in welcher sich der Mensch dem Einen und Einzigen selbst beistellt ... Verstehe ich die Scharia aber wirklich und ausschließlich religiös im Sinne von "religio" - die Bindung zu Gott - und wo "Ahndungen" alleine Gott mit seinen wunderbaren 99 Namen vorbehalten sind, kann sie ein Schatz zur Übung einer seelischen Feinfühligkeit (auch im Benehmen und im Verhältnis zum Mitmenschen) werden.

Freundliche Grüße,
Mag. Gerd Steiner aus Wien
Ernst-Friedrich Harmsen, 11. April 2007

zu: Jeder in seinem Haus, von Leo Wieland

Warum sollte in Granada nicht möglich sein, was doch in Syrien guter Brauch ist: die gemeinsame Nutzung eines Gotteshauses von Christen und Muslimen, eben zu den verschiedenen Feiertagen. In Aleppo findet sich diese religiöse Duldsamkeit ganz selbstverständlich - und eben schon sehr lange, immer wieder aber auch durch christliche Unduldsamkeit und Enge unterbrochen im Rahmen des "allein seeligmachenden" Glaubens. Könnte die faktische Beweglichkeit in Granada nicht auch Programm werden?

Ernst-Friedrich Harmsen
Aras Marouf, 11. April 2007

zu: Die Schatten der Vergangenheit und das Chaos der Gegenwart, von Ahmad al-Saadawi

Hallo,

schade, dass in dem Artikel nur über die Universitätskultur in Bagdad bzw. in dem arabischen Teil des Irak berichtet wird. Ich hoffe, dass dieses keinen arabisch-nationalistischen Hintergrund hat! In den kurdischen Universitäten läuft vieles, was sich die arabischen Studenten wünschen. Sie sind mündig, und um ihre Rechte auf ein Studium zu realisieren, demonstrieren sie und drücken ihre Meinung öffentlich aus. In Kurdistan gibt es, aufgrund der nicht vorhandenen religiösen "Scheinheiligkeit" mehr Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten als in Bagdad oder anderswo im Irak. Es sollte daher auf Ihren Seiten ein wenig mehr über das Gelungene im Irak berichtet werden und nicht nur über die Katastrophen, die es in der saddamitischen Zeit gab.

Aras Marouf
Felix Sachs, 27. März 2007

zu: Eine Neubewertung der Stellung der Frau im Islam - Interview mit Luise Becker

Sehr geehrte Frau Becker

Ich bin hoch erfreut, auf dieses aufschlussreiche Interview gestossen zu sein. Ich sehe, dass im Islam die Gleichberechtigung viel offener diskutiert wird, als es in der christlichen Gesellschaft wahrgenommen wird (oder man es wahrnehmen will). Zum Teil ist die Gleichberechtigung auch bei uns noch ein schönes Stück weit theoretisch, praktisch gibt es in vielen Bereichen, auch und gerade in der Kirche, Defizite.

Mit freundlichen Grüssen

Felix Sachs
Gerd Steiner, 17. März 2007

Zu: Mission der Geläuterten, von Abdul-Ahmad Rashid

Werte Nachbarn im Glauben,

interessiert habe ich Eurem Artikel entnommen, dass jener neue Verein der Ex-Muslime zu reformieren und aufzuklären versucht.

Dazu möchte ich (als evangelischer Christ) sagen, dass dies wahrscheinlich ein von wenig Erfolg beschiedenes Unterfangen sein wird, denn Reformationen sind nur von innen her möglich. Dass sich Religionen weiterentwickeln und sich immer wieder neu (er)finden müssen, ist völlig normal.

Jenes Verhalten, durch Austritte etwas zu bewirken, erinnert mich an trotzige Kinder, die durch ihr Weggehen oder -laufen eine Zuwendung oder Aufmerksamkeit erhoffen. Mir ist dies selbst bei einem Künstlerverein, dem ich vorstehe, passiert. Austreten kann man nur einmal, und dann hat man noch weniger Einfluss als vorher. Wenn mir aber etwas an meiner Religion liegt, kann ich sie nur von innen ändern - und dies tun ja einige Muslime (z.B. das Kölner Zentrum für islamische Frauenforschung).

Einige meiner Freunde sind vom römisch-katholischen Glauben ausgetreten. Dies taten sie aber nicht mit der Absicht, die päpstlichen "Nachbarn" zu reformieren, sondern weil sie Alternativen gefunden haben. Sie machen um ihren Austritt keinerlei Aufhebens, sondern gehen einfach ihren Weg im Leben.

Auch ich bete für eine Reformation im Islam, z.B. für die Entwicklung eines europäischen Islam, von welchem Impulse in Länder, in denen diese Religion noch autoritärer und herrschaftlicher verstanden wird, ausgehen könnten. Es gibt viel zu tun - packen wir es an!

Freundliche Grüße, Mag. Gerd Steiner aus Wien
Gerd Neubronner, 10. März 2007

Zu: Umdenken in der Migrationspolitik, von Mohamed Khachani

Wie Sie schreiben, hat die Auswanderung beispielsweise von Marokko nach Europa immer größere Bedeutung gewonnen. Wie wäre es, wenn die Kirchen mit dem staatlichen Geld für Entwicklungshilfe in Westafrika und vielleicht auch in Marokko Entwicklungshelfer als Vorbilder nach Afrika schickten?

Seit der Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten werden per Saldo keine landwirtschaftlichen Exportüberschüsse mehr erwirtschaftet. Die Modernisierung der Landwirtschaft hat Afrika nicht mit gemacht. Auch sonst fehlen gewerbliche Vorbilder.

Wir haben doch viele Experten zwischen 50 und 60, die hier keinen Arbeitsplatz mehr haben. Die aber für fünf oder zehn Jahre bei Anerkennung und Taschengeld gerne in Afrika weiter arbeiteten. In vielen Fällen wäre Verständigung auf Englisch möglich. Manchmal auch auf Französisch. Sonst müsste die Kirche die erforderlichen Dolmetscher zusätzlich einstellen.

Damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Christliche Nächstenliebe wird glaubhaft gemacht; die Immigration hier nicht benötigter Arbeitskräfte wird unterbunden.

Mit freundlichen Grüßen!

Gerd Neubronner
Katharina Lang, 7. März 2007

zu: Gute Konvertiten, schlechte Konvertiten, von Peter Philipp

Peter Philipp mag Recht haben mit dem Generalverdacht, dass die deutsche Gesellschaft, oder zumindest bestimmte Institutionen, Unbehagen empfinden angesichts einer wachsenden Anzahl an zum Islam Konvertierten. Die Gründung des Zentralrats der Ex-Muslime sollte aber auf keinen Fall aus diesem sehr engen Blickwinkel allein beurteilt werden.

Das Recht auf Lossagung von der Religion muss genauso geschützt werden wie das Recht auf Übertritt zu einer Religion. Das erwähnt er zwar, allerdings eher am Rande, als würde es die immense Tabuisierung einer Abkehr nicht geben. Meiner Ansicht nach ist er hier ein bisschen sehr kurz gesprungen. Der Schritt des Zentralrats ist mutig und überfällig auf dem Weg zu Toleranz und Pluralismus. Auch oder gerade weil er auch für Unmut sorgt.

Katharina Lang
Ernst-Friedrich Harmsen, 13. Februar 2007

zu: Startschuss mit Hermesbürgschaften, von Antje Bauer

Das Ilisu-Projekt ist nicht nur aus archäologischen und politischen Gründen zweifelhaft.

Viel gravierender ist der Umstand, dass die Region in einem Bereich schwerster Erdbebenerwartung liegt; und durch Staudämme wird nicht nur eine starke Belastung des Untergrundes erzeugt, sondern auch Wasser durch den Druck in die Klüfte der Gesteine eingepresst. Dadurch erhöht sich unter den vorhandenen geologischen Spannungen die Gleitfähigkeit der Schichten und damit die Erdbebengefahr.

Dass dies mit Hermes-Bürgschaften abgesichert wird, ist auch vom Sozialen her wenig sinnvoll in dieser Region Kurdistans. Es werden Bauern umgesiedelt werden, vermutlich in die Städte werden diese Familien abwandern und die sozialen Schwierigkeiten in den östlichen großen Städten erhöhen, in doppelter Weise ein Ergebnis, das von der türkischen Regierung kaum wirklich gewollt sein kann; es sei denn, sie zielt absichtlich auf die Erhöhung dieser Spannung in den kurdischen Bereichen, um wieder militärische Lösungen zu betreiben.

Auf der anderen Seite ist das Vorhaben auch gegenüber Syrien und Irak ein zweifelhaftes, da dieses Wasser dem gemeinsamen Gebrauch verloren geht und die Türkei eine weitere Machtposition einnimmt.

Wollen wir dafür tatsächlich Geld geben und Moral vergessen?

Ernst-Friedrich Harmsen
Geograph und Historiker
Gütersloh
Sabine Mugil, 13. Februar 2007

zu: Die EUmanen kommen!, von Muhsin Omurca

Vielen Dank für die Glosse! Heiße Müslisuppe als Übersetzung für Ashure, das ganz andere Dessert, nehme ich in meinen Wortschatz auf. Bitte mehr Unterhaltung dieser Art in Qantara.de.

Beste Grüße

S. Mugil
Sabine Bärbel Sachse, 11. Februar 2007

zu: Die arabischen Gerechten des Maghreb, von Götz Nordbruch

Ich bin selbst mit einem Ägypter verheiratet und kann dazu nur sagen - es ist alles noch viel schlimmer! Ich habe mir deshalb solche antijüdischen Diskussionen verboten! Die Araber in Berlin behaupten in ihrem Hass sogar, dass der 11.September von den Juden begangen wurde, in Ägypten selbst wird man freudestrahlend als "Hitler" begrüßt - mir vor einem Monat gerade wieder in Luxor passiert.

Ich bekomme einen Hals, wenn ich die Freunde meines Mannes reden höre ... Ich finde aus diesem Grunde gut, dass es das neue Ausländergesetz gibt und über eine Quote nachgedacht wird. Wir sind viel zu relax mit den Extremisten. (…)

Was züchten wir da heran? Über Satellit kommen ja auch viele Programme, die der BND sicher nicht sieht, weil die Sprache fehlt. Ich kann etwas arabisch, was ich da so mitbekomme, lässt mir die Haare zu Berge stehen!

Sabine Bärbel Sachse
Mete Oguzhan, 28. Januar 2007

zu: Einheit in der Vielfalt - Muslimischer Dachverband in Deutschland, von Riem Spielhaus

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich denke, dass die DITIB und die IGMG mit ihren zwei verschiedenen Ansätzen Polaritäten aufweisen, weshalb diese in Zukunft auch keine Vereinigung der beiden Vereine wollen. Ich glaube, es ist auch besser zwei verschiedene Meinungen nebeneinander zu haben, die sie sich gegenseitig unterstützen können. Ein Zusammenschluss zu einem Dachverband würde Schwierigkeiten aufwerfen, zumal die DITIB ja zentral von der türkischen Autorität verwaltet wird, wohingegen es bei der IGMG viele Vereinsgründer und angeschlossene Vereine gibt.

Mit freundlichen Grüßen

Mete Oguzhan
Mathias Rösel, 8. Januar 2007

zu: Islam übersetzen, von Zafer Senocak

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit diesem Essay bin ich im Ganzen sehr einverstanden, weil er ein Aufruf zum Gespräch ist. Das Gespräch über die Religion ist während der vergangenen Jahrhunderte fast ausschließlich an den Hochschulen und Universitäten geführt worden. Vielleicht sind Menschen unserer Zeit auch in Europa bereit, das notwendige Gespräch endlich in der Breite zu führen. Es werden vielleicht wieder nur die liberalen Geister sein, die miteinander reden, aber dieses Mal sind sie vielleicht zahlreicher als früher und besser gerüstet.

Viele Grüße

Mathias Rösel
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