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  FTD-Serie: Von der Theorie zur Praxis

Nicht für die Universität, für das Leben lernen wir. In der Summer School können Führungskräfte ihr Wissen aus der Hochschule auf den neuesten Stand bringen. Und weil Manager die Praxis nun mal näher ist als die Theorie, berichtet die FTD aus den Unternehmen: Wir werden die neuesten Erkenntnisse umgesetzt?

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  19.07.2010, 19:05    

Die Wissenschaft: Wer Ideen will, muss Freiraum bieten

Kaizen ist wahrscheinlich nicht jedem ein Begriff. Dabei gibt es die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen etwa durch Ideenmanagement, schon seit vielen Jahren. Doch was wirkt wirklich? von Conny Antoni
Conny Antoni lehrt Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Trier. Er ist Experte für Gruppenarbeit, Führung und Innovationsprozesse.
Seit mehr als 20 Jahren gibt es in deutschen Firmen Kaizen, also die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen (KVP), etwa durch Ideenmanagement, Qualitätszirkel (QZ) oder durch die Integration von Kaizen in die regulären Arbeitsaufgaben. Die Forschung zeigt, dass die Ansätze nicht immer in gleichem Maße wirksam sind. Welche Faktoren tragen dazu bei, Verbesserungsideen erfolgreich zu entwickeln?
Mitarbeiter entwickeln um so mehr Ideen aus eigenem Antrieb, je mehr Einfluss sie auf ihre Arbeit haben und sie überzeugt sind, diesen Einfluss wirkungsvoll nutzen und damit nötige Verbesserungen erzielen zu können. Individuelle oder Teamaufgaben sollten daher so gestaltet werden, dass sie das Entwickeln kreativer Lösungen erfordern und deren Erprobung ermöglichen. Ist dies in der regulären Arbeitsorganisation nicht möglich, eröffnen QZ gute Möglichkeiten, sofern kurze und fixe Entscheidungsprozesse für die Umsetzung etabliert sind. Werden Vorschläge von Kollegen und Managern wertgeschätzt und bei der Umsetzung unterstützt, fördert dies ein Innovationsklima und den nachhaltigen KVP-Erfolg.
Die Möglichkeit, Arbeitsprozesse zu beeinflussen, wird durch deren Standardisierung potenziell gemindert. Dieser Konflikt lässt sich durch eine partizipative Standardisierung abmindern. Die Beteiligung der Betroffenen erhöht die Transparenz der Prozesse, fördert die Einhaltung der Standards und die Ausbildung von Routinen. Die Routinen sparen Zeit ein und setzen Kapazitäten frei, um die Standards zu verbessern.
Zeitdruck kann hierfür förderlich sein, wenn die Aufgaben kreative Lösungen erfordern, die Betroffenen die Notwendigkeit und die Chance für Verbesserungen erkennen und die erforderlichen Kompetenzen besitzen. Wird der Zeitdruck als zu groß oder illegitim empfunden, etwa aufgrund unrealistischer Ziele, entsteht Stress. Dies beeinträchtigt ebenso wie restriktive Arbeitsstrukturen Befinden, Gesundheit und die Beteiligung an KVP. Als Fazit lässt sich festhalten, dass Kaizen positive Wirkungen entfalten kann, wenn Ideen unterstützt und wertgeschätzt werden und hierfür Einfluss- und Partizipationsmöglichkeiten gewährt werden.
  • 19.07.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
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