Neue Turbulenzen
FTD-Serie: Die größten Risiken für den Finanzmarkt
Zweineinhalb Jahre nach der Pleite von Lehman Brothers geht es an der Börse wieder aufwärts, die Banken erwirtschaften solide Gewinne. Doch die Krise ist noch nicht ausgestanden. In einer elfteiligen Serie beleuchtet die FTD, wo die Bedrohungen lauern.
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Die neuen Crash-Risiken: Das 2000-Mrd.-Euro-Problem der europäischen Banken
© Bild:
2010 Bloomberg
Entspannung, wohin man blickt: Den Stress des Stresstests haben die meisten Banken in Europa längst hinter sich, an dem für ihre Geldbeschaffung so wichtigen Anleihemarkt sinken die Zinskosten, sprich: die Risikoaufschläge zu Staatspapieren nehmen ab. Überdies finden neue Papiere guten, wenn auch nicht reißenden Absatz. Kurzum: Am Anleihemarkt geht wieder was für die so lange gebeutelten Kreditinstitute.
Doch bei näherem Hinsehen wird rasch klar: Der echte Stresstest kommt erst noch. So müssen Europas Geldhäuser nach einer Studie der britischen Großbank Barclays bis Ende 2012 Anleihen im Umfang von rund 1500 Mrd. Euro umschulden, also neu begeben. Hinzu kommen 500 Mrd. Euro, die sie sich bei den Notenbanken geliehen haben und ebenfalls bis Ende 2012 zurückzahlen müssen. 2000 Mrd. Euro - eine gewaltige Summe, selbst für den an Billionen gewöhnten Anleihemarkt.
"Die Refinanzierung an den Kapitalmärkten ist für die meisten Banken in den kommenden Monaten eine große Herausforderung", sagt Jörg Birkmeyer, Bankenanalyst der DZ Bank. Das Refinanzierungsrisiko steige, glauben auch die Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Die Institute kämpfen nicht nur mit der schieren Umschuldungsmasse sowie deutlich höheren Refinanzierungskosten als vor der Krise. Auch die unterschiedlichen Fälligkeiten des Fremdkapitals bereiteten den Banken Kopfschmerzen, sagt DZ-Experte Birkmeyer. Viele Institute haben bei ihrer Refinanzierung zu sehr auf kurzfristig laufende Bankanleihen gesetzt.
Nach LBBW-Daten laufen neue Bankanleihen inzwischen weltweit im Schnitt bereits in weniger als fünf Jahren aus. Das ist der niedrigste Wert seit mehr als 30 Jahren. Eine regelrechte Refinanzierungslawine rollt auf die Institute zu, die mit hohen Zinsen alle um die gleichen Investoren kämpfen. Es wird langsam eng an der Geldtankstelle.
Manche Experten sehen die Lage noch entspannt. Nicht jede Anleihe, die demnächst fällig wird, müsse auch wirklich refinanziert werden. Ihre Begründung: Viele Banken müssen nach der Krise ihre Bilanzen schrumpfen und weniger neue Papiere ausgeben, als fällig werden. Hinzu kommen alternative Geldquellen. "Die Sparquoten steigen und mit ihnen tendenziell die Spareinlagen der Kunden", sagt etwa LBBW-Analyst Markus Beck.
Dennoch dürfte es vor allem mittelgroßen und kleineren Instituten schwerfallen, längerfristige Mittel aufzunehmen, ohne allzu hohe Zinsen bieten zu müssen, fürchten die DZ-Experten. Banken, deren Refinanzierung stark vom Kapitalmarkt abhängt und die es schwer haben, andere Quellen wie etwa Kundengelder anzuzapfen, werden daher schrumpfen müssen.
Teil 2: Akquise von Spareinlagen als Königsweg
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12.08.2010
© 2010 Financial Times Deutschland
14.08. 14:27 Uhr
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