Kommentar
EU-Kommissar Oettinger schlägt im Alleingang eine Fusion der beiden größten deutschen Energieversorger Eon und RWE vor. Die sollen es mit den ganz Großen auf dem Weltmarkt aufnehmen. Doch Oettinger sollte lieber europäisch denken, nicht national.
von Michael Gassmann
Darauf muss man erst einmal kommen: EU-Kommissar Günter Oettinger hat eine Fusion der beiden größten deutschen Energieversorger Eon und RWE ins Spiel gebracht. Man darf davon ausgehen, dass er diese Idee nicht mit seinem Kollegen aus dem Generaldirektorat Wettbewerb abgesprochen hat, erst recht nicht mit dem Bundeskartelamt.
Schließlich kämpfen die Wettbewerbshüter seit mehr als einem Jahrzehnt darum, die Macht des Oligolpols der großen Vier zu brechen - rechnet man EnBW und Vattenfall einmal dazu.
Mit einigem Erfolg. Aus dem exklusiven Club der Gastransporteure und Stromerzeuger ist inzwischen ein vielgestaltiger Verein geworden, bei dem Stadtwerke und kleine Privaterzeuger eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Die Entflechtung der Netze hat zudem dafür gesorgt, dass Newcomer auf den Märkten eine einigermaßen faire Chance haben - jedenfalls in Deutschland.
Aber die beiden Großen auf dem Energiemarkt sind noch immer stark. Trotz der Schwächung durch die Folgen der Energiewende und eigene Fehler verfügen sie über hervorragende Finanzierungsmöglichkeiten mit einem A-Rating, wo andere bei Banken betteln müssen. Sie haben exzellente Manager, und sie haben auch heute noch eine beträchtliche Marktmacht - in Deutschland und anderswo.
Aus kartellrechtlicher Sicht wäre ein Zusammenschluss also ein Rückschritt um viele Jahre. Doch das Kartellrecht denkt in nationalen Grenzen, obwohl die EU schon lange einen europäischen Energiemarkt vor Augen hat, dessen Player mit den ganz Großen im Weltmarkt auf Augenhöhe agieren können sollten. So absurd, wie die Idee Oettingers auf den ersten Blick erscheinen mag, ist sie aus gesamteuropoäischer Sicht also nicht.
Fragt sich nur, warum dann ausgerechnet die beiden deutschen Energieriesen zusammengehen sollten. Wenn wir von Europa reden, wären übernationale Zusammenschlüsse mindestens ebenso plausibel. Doch diese Versuche sind schon mehrfach gescheitert. In diesem Punkt denkt auch EU-Kommissar Oettinger eher national als europäisch
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