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Merken   Drucken   08.03.2012, 21:34 Schriftgröße: AAA

Griechenland: Ernüchternder Schuldenschnitt

Leitartikel Geschafft! Griechenland ist der Haircut endlich gelungen - auch wenn eine Minderheit noch zu ihrem Glück gezwungen werden muss. Doch war es das alles wert? Die Antwort ist nein.
Zumindest diese elend lange Rumzockerei um die Privatgläubigerbeteiligung bei der Griechenland-Rettung ist endlich vorbei. Selbst wenn eine Minderheit von Privatgläubigern noch zwangsbeglückt werden muss. Jetzt können die Euro-Finanzminister das zweite Hilfspaket freigeben, eine unkontrollierte Griechenland-Pleite ist nicht mehr ganz so wahrscheinlich. Doch in die große Erleichterung über die relativ hohe Zustimmungsquote beim Schuldenschnitt mischen sich auch sehr ernüchternde Gedanken.
Der erste: War es das alles wert? War diese über Monate ausgehandelte freiwillige Zwangsbeteiligung es wert, dafür die Krise in der Euro-Zone auf die Spitze zu treiben? Die Antwort ist Nein. Die vor allem von deutscher Seite erhobene Forderung nach einer Privatgläubigerbeteiligung hatte für die anderen prekären Schuldenstaaten in Europa verheerende Folgen - Anleger befürchteten plötzlich unterschiedslos ähnliche Zwangsbeglückungen in Spanien oder Italien. Und traten bei Staatsanleihen aus den plötzlich ach so prekären Peripherieländern in Käuferstreik.
Der zweite Gedanke ist nicht weniger ernüchternd: Wer glaubt, mit der Privatgläubigerbeteiligung seien die Lasten der Griechenland-Rettung irgendwie gerechter verteilt worden, täuscht sich. Nicht die privaten Anleger stemmen den Hauptteil der Griechenland-Rettung, das macht die öffentliche Hand, die Steuerzahler Europas. Die Privatanleger sind - im Vergleich zu einer Pleite Griechenlands - dagegen immer noch gut bedient mit diesem Deal. Weshalb der Bankenverband IFF vor Ablauf der Umtauschfrist auch sehr geschickt für die Annahme geworben hat - mit einem Billionen-Horrorszenario bei einem Scheitern.
Und drittens ist bei diesen langen Verhandlungen über die Privatgläubigerbeteiligung eine merkwürdige Umdeutung von Investitionsrisiken geschehen: Denn natürlich sind Gläubiger immer mit im Boot, wenn ein Schuldner in Schwierigkeiten steckt. Das muss man nicht erst populistisch einfordern. Wer es trotzdem tut, macht sich erpressbar.
  • Aus der FTD vom 09.03.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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Kommentare
  • 09.03.2012 20:10:15 Uhr   klaus kopper: Nochmal Zeit gekauft

    Die ganze Aktion dient doch nur dazu, einen schnellen Zusammenbruch des Euro zu verhindern. Griechenland wird so oder so Pleite gehen und den Euro verlassen müssen.

    Warum nur ist Deutschland nicht schon 2009 aus dem Euro ausgetreten? Dann hätten wir heute wesentlich weniger Probleme. Die verantwortlichen Politiker sollten wegen Hochverrats angeklagt werden!

  • 09.03.2012 12:51:28 Uhr   Michael: Kooperation mit der GR- Mafia?
  • 09.03.2012 09:50:35 Uhr   Strichnid: Betrug ja, aber nicht durch Griechenland
  • 09.03.2012 09:41:23 Uhr   Philosoph: Ernüchternder Schuldenschnitt
  • 09.03.2012 09:13:56 Uhr   baba: Wenn schon Gläubiger-BETEILIGUNG als verheer...
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