Interne Modelle muss die BaFin zertifizieren. Da Solvency II in der endgültigen Fassung in Brüssel noch nicht verabschiedet ist, können Versicherer noch keine Anträge auf Genehmigung stellen. Doch die BaFin hat einen Vor-Antragsprozess eingerichtet. Sie führt mit Interessenten Gespräche und prüft auch schon Teile der internen Modelle. Mit 24 Versicherern hat habe sie 2011 intensiv gesprochen, hieß es bei der BaFin. Bei sechs Gesellschaften habe sie 2011 geprüft, sieben weitere Prüfungen folgen 2012.
Aus diesem Prozess hat sich die Gothaer - mit 4,1 Mrd. Euro Prämien kein kleiner Versicherer - jetzt ausgeklinkt. "Wir haben uns nach einem ausführlichen Vorgespräch mit der BaFin für die Verwendung des Standardmodells entschieden", sagte eine Sprecherin. Ein Grund seien die sehr hohen Aufwendungen.
Mit Solvency II will die EU die Aufsicht vereinheitlichen und die Branche krisenfester machen. Versicherer sollen künftig Eigenmittel je nach Risikoart vorhalten. Für die Berechnung des Kapitalbedarfs müssen die Versicherer Modelle nutzen. Für Tausende von Positionen werden die Risiken, mögliche Ausgleichsmechanismen und andere Faktoren zusammengefasst und ergeben den Risikokapitalbedarf. Das Standardmodell, das die Aufsicht in Zusammenarbeit mit der Branche erarbeitet hat, geht auf Besonderheiten einzelner Unternehmen nicht ein. Spezialversicherer, die im wesentlichen nur eine Sparte betreiben, sowie Rückversicherer benötigen deshalb zwingend interne Modelle.
Aber auch bei anderen Gesellschaften kann ein internes Modell spürbare Reduzierungen im Kapitalbedarf bringen. Die Gothaer hält sich diese Option deshalb offen. "Wir arbeiten daran, die im Konzern seit Jahren vorhandenen internen Modelle im Hinblick auf Zertifizierungsreife weiterzuentwickeln", sagte die Sprecherin.