Fliegt aus der Partei: der chinesische Skandalpolitiker Bo Xilai
Jetzt erhebt das Politbüro weit reichende Vorwürfe gegen Bo Xilai selbst, die bis in die 90er-Jahre zurückgehen: Machtmissbrauch, Korruption und "unangemessene Beziehungen mit einer Reihe von Frauen". Dem mittlerweile in Kanada lebenden ehemaligen Journalisten Jiang Weiping zufolge unterhielt Bo während seiner Zeit als Bürgermeister im nordchinesischen Dalian mindestens 100 Geliebte. Jiang war wegen seiner Berichte zu Korruption in Dalian für fünf Jahre im Gefängnis gelandet. "Er hatte selbst Freundinnen, und er benutzte sie auch als Ware für andere Funktionäre", sagte Jiang einst in einem Interview.
Experten gingen davon aus, dass die lange Unklarheit über den Termin des Parteikongresses auch mit internem Streit zum weiteren Umgang mit Bo Xilai zu tun hatte. "Er hat noch immer starke Verbündete", sagte Jean-Pierre Cabestan von der Hongkong Baptist University der FTD. Bo, Nachfahre eines berühmten Revolutionskämpfers, ist gut mit Generälen der Volksarmee verdrahtet und galt als Hardliner. "Das Schicksal von Bo ist Teil der Verhandlungsmasse, wenn es um die künftige Machtverteilung beim Parteikongress geht", sagte der China-Kommentator Renaud de Spens.
Für die Partei gab es bislang zwei Optionen: Entweder Bo Xilai wird mit dem Vorwurf krimineller Machenschaften vor ein reguläres Gericht gestellt. Oder die KP ahndet nach parteiinternen Regeln fern der Öffentlichkeit lediglich interne Disziplinarverstöße. In diesem Fall hätte Bo Xilai ein mildes Urteil, etwa einen langen Hausarrest, erwarten können.