Auftakt des Weltklimagipfels in Lima Anlauf zum Klima-Weitsprung
Stand: 01.12.2014 01:24 Uhr
Ob der heute in Lima startende Weltklimagipfel ein Erfolg wird, entscheidet sich erst 2015. Dann soll ein neues Klimaschutzabkommen unterzeichnet werden. Damit dieser große Sprung gelingt, nehmen die Staaten nun Anlauf - mit viel Rückenwind.
Von Werner Eckert, SWR-Umweltredaktion, zzt. in Lima
Lima und Paris - die Klimakonferenz in diesem Jahr und die im nächsten: Das gehört zusammen. Es ist so etwas wie ein Weitsprungversuch in der Leichtathletik. In Lima ist Anlauf und Absprung. Wie weit das dann trägt, wird man erst bei der Landung in Paris sehen. Dann erst soll ein neues, globales Abkommen zum Klimaschutz fertig werden.
Rückenwind vor dem Gipfel
Immerhin: Die Chefin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, nimmt schon beim Anlauf deutlichen Rückenwind wahr. "Wir gehen nach Peru mit Wind in den Segeln", sagte sie vor kurzem bei einer Veranstaltung in Essen.
In diesem Jahr habe der Weltklimarat einen klaren Bericht vorgelegt, der deutlich mache, wie dringend Klimaschutz ist. Fast 100 Staats- und Regierungschefs sagten im September bei UN-Generalsekretär Ban-Ki Moon Unterstützung zu. China und die USA reichten erstmals konkrete Vorschläge ein, was sie selbst in Sachen Klimaschutz tun wollen, vor zwei Wochen wurden in Berlin bei einem internationalen Gebertreffen zehn Milliarden Dollar für die Klimazusammenarbeit eingesammelt. Diese Reihe ließe sich fortsetzen.
Vertragsentwurf hat 23 Seiten
Aber: Einen solchen Weitsprung-Anlauf gab schon einmal - vor Kopenhagen 2009. Der Gipfel damals scheiterte dann. Unterschied diesmal: Auf dem Tisch liegt bereits jetzt ein Entwurf für einen Vertrag von übersichtlichen 23 Seiten. Vor Kopenhagen waren es 300. Figueres erwartet, dass die Staaten in Lima anfangen, daran zu arbeiten. "Dort beginnen sie, über diesen Entwurf und ein paar andere Dokumente zu beraten", sagte sie. "Und am Ende werden sie hoffentlich gemeinsam Klarheit geschaffen haben, ein paar Alternativen aussortieren. Wir müssen dieses Dokument dort quasi säubern."
Auch die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks ist deshalb zuversichtlich, dass Lima den Weg nach Paris ebnen wird. Sie sieht Deutschland dabei - trotz aller Differenzen im Kabinett - auf Kurs. "Wir werden das Klimaziel - minus 40 Prozent bei den Treibhausgasen bis 2020 - ganz sicher erreichen. Das ist das gemeinsame Ziel der Bundesregierung", sagte Hendricks. "Machen Sie sich keine Sorgen: Außer in Deutschland denkt niemand, dass Deutschland seine Vorreiterrolle verloren hätte."
Aktionsprogramm diese Woche im Kabinett
Um das zu untermauern, wird sie parallel zur Klimakonferenz am Mittwoch ihr Klimaaktionsprogramm ins Kabinett einbringen. Damit sollen letzte Zweifel ausgeräumt und klar werden: Deutschland hält sein Wort.
Hendricks vertritt die Bundesregierung in Lima. Sie soll hier die Ausgangsposition schaffen. Dann will Angela Merkel im nächsten Jahr ihren Vorsitz in der G7-Runde der wichtigsten Industrienationen nutzen und wieder die Klimakanzlerin werden. Schon vor einiger Zeit hatte sie angekündigt: "Wir werden unseren G7-Gipfel auf Schloss Ellmau dazu nutzen, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Und dann werde ich auch international allen Einfluss, den ich nehmen kann, verwenden, um ein gutes Klimaabkommen hinzubekommen."
Zuversicht und geringere Erwartungen
Zuversicht vor Lima allenthalben. Das hat aber auch damit zu tun, dass die Erwartungen nicht so hoch sind wie beim Anlauf vor Kopenhagen. Damals hieß es "Die Welt retten - ganz oder gar nicht". Jetzt eher: "Wir nehmen, was wir kriegen."
Start des Weltklimagipfels in Lima
W. Eckert, SWR, zzt. Lima
01.12.2014 13:16 Uhr
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