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Nadel, grün

Die 6. Armee im Kessel der Denunziation - Ende der Legende von der sauberen Wehrmachtsausstellung

von Jörg Friedrich

Die Szene liegt nicht lange zurück: Teezeit. Zwei steinalte Generäle, sie haben zwei Deutschen Armeen mit Noblesse gedient, schütten dem Bundespräsidenten ihr Herz aus. Die Wehrmachtsausstellung, das Angedenken der toten Kameraden, welche Würdelosigkeit erfasse die Nation! Der Bundespräsident stimmt zu. Er ist Prädikatsjurist, versteht auch das Kriegsvölkerrecht. Es jucke ihn der Finger, dazu das Nötige zu sagen. Das gehe aber nicht! Man würde ihm Unkenntnis der Ausstellung vorwerfen. Und sie besuchen könne er erst recht nicht.

So war das Staatsoberhaupt matt gesetzt und mit ihm der Staat. Die akademische Lehre, die Kultusministerien, die Forschungseinrichtungen, das Verteidigungsministerium, die Bundeswehr, allen hat es die Sprache verschlagen. Derweil eroberte, von Bravorufen aus den Reihen der Medienredakteure getragen, die Hamburger Wehrmachtsausstellung den öffentlichen Raum. Bald eine Million Bürger hat entgeistert vor Fotos gestanden, die den Weltkriegssoldaten vergnügt hinter Leichenbergen zeigen, die er in seiner Berserkerwut angehäuft hat.

Nun fallen wir aus allen Wolken. Mit einem Mal stellt sich heraus, daß als Wehrmachtsangehörige Bezeichnete oft Ungarn, Finnen oder SS-Leute sind. Daß neun Zehntel der dargestellten Handlungen extrem grausam, aber keineswegs als kriegsrechtswidrig identifizierbar sind. Daß Schlüsselbilder gar keine Opfer der beistehenden Soldaten abbilden, sondern exhumierte Opfer der abgezogenen sowjetischen Geheimpolizei, des NKWD. Und daß der NKWD selbst Dokumente wie Selbstbezichtigungen gefangener Soldaten erpreßte oder fabrizierte, die nun als Beweisdokumente in der Ausstellung hängen. Falsifikate, denn ihre Unwahrhaftigkeit ist juristisch erwiesen; sie werden aber weiter gutgläubig gelesen. Sie tragen das Echtheitssiegel. Politik und Presse empfahlen ja diese Schau als sensationelles Wissenschaftsprodukt. Schonungslos objektiv, lupenrein recherchiert, ein Exerzitium zur deutschen Selbstfindung. Landes- und Kommunalverwaltungen organisierten den Besuch der Schuljugend.

Sie soll Geschichtsbewußtsein erwerben und konnte in der Tat eine Geschichte dabei lernen fürs Leben. Was vier Jahre als historiografische Spitzenleistung gefeiert wurde, ist in den letzten zehn Tagen zu einem Machwerk geschrumpft.

Unprofessionell, ignorant, tendenziös. Welche Sonne hat dies an den Tag gebracht? Seit etwa eineinhalb Jahren antichambrierten in den Redaktionen drei Sonderlinge, ein Pole, ein Ungar, ein Deutscher. Sie suchten Fotoanalysen zu veröffentlichen, welche ergaben, daß die ruhmreiche Wehrmachtsausstellung vor handwerklichen Fehlern strotzte. Das hörten die Blätter und Magazine mit gebotener Skepsis, ließen sich indes zu vermischten Notizen bewegen. Da waren Unerklärlichkeiten wie der Weg der 6. Armee, der Stalingrader, den eine Grafik der Aussteller ganz richtig hundert Kilometer nördlich des galizischen Städtchens Tarnopol einzeichnet. Gleichwohl wird die Stalingrad-Armee als Täterin eines daselbst geschehenen Massakers angeprangert, an einem Ort, den sie nie betreten hat.

Die greisen Überlebenden dieser in namenloser Qual verendeten Einheit haben sich am Ausstellungsplatz Bremen in tausenden von Flugblättern von der Schmach des Tarnopol-Gemetzels zu reinigen versucht. So weit wie bis heute aufgeklärt, handelt es sich dabei um das Pogrom eines ukrainischen Mobs. Was kümmert dieses Land aber die Ehre der Stalingrad-Armee? Hitlersoldateska, Angriffskrieger!

Was hatten sie an der Wolga zu suchen? Der Marschbefehl hat sie dahin gejagt. Diese nahe liegende Antwort wird dem Besucher der Wehrmachtsausstellung abgewöhnt. Ihr zufolge bestand die Rußlandarmee aus Horden, denen der Krieg willkommene Gelegenheit zum Abschlachten Wehrloser bot. Das Trio der Dissidenten - Herr Musial, Herr Ungváry, Herr Schmidt-Neuhaus - holte sich Rat bei renommierten Fachgelehrten, akademischen Lehrern, die mit geübtem Auge die Stichhaltigkeit der Kritik erkannten. Doch widerrieten sie einer Veröffentlichung. Das gebe den Falschen, den Rechtsradikalen, Anschub.

Doch könne man den Ausstellern doch diskret zur Nachbesserung verhelfen. Gesagt, getan! Doch diese reagierten pampig. Kritik dünkte sie Lästerung. Wo sie einen Mucks gedruckt fanden, ließen sie ihre Anwälte juristische Fallgruben anlegen. Finanziell zumindest hatten sie den längeren Atem. Indes, sie standen in Bogdan Musial etwa einem Gegner gegenüber, der den Widerstand in den Reihen der polnischen Solidarnosc erlernt hat und Techniken der persönlichen Zersetzung auszuhalten wußte.

Was einen hierzulande nämlich mürbe macht, ist die Verdachtspsychologie. Wer der zwieschlächtigen Gestalt des Wehrmachtssoldaten gerecht zu werden sucht, seinen Irrglauben, seine Härte und sein Martyrium aus dem Höllenschlund erklärt, der ihn umschloß, der wagt sich an einen Unberührbaren. Der verharmlost die völkermörderische Attacke, rechtfertigt das Vernichtungsfieber dieses Barbaren und bricht ihm eine neue Gasse. Und diesen öffentlichen Standgerichten zu trotzen, ist der deutsche Hochschullehrer nicht gebaut. Vor Gleichschaltung war er noch nie gefeit. Darum wächst auch der Respekt vor Eberhardt Jäckel, Lothar Gall und Michael Salewski, die beizeiten an den pompösen Fehlern der Ausstellung Anstand nahmen. Weil das Lebenswerk dieser Professoren sich der Denunziation entzieht, wurde ihr Einspruch als Luft behandelt. Der Mehltau der allgemeinen Andachtsstille hat ihre Stimme verschluckt.

Seit kurzem aber sind die Enthüllungen der drei Außenseiter am Markte durchgesetzt. Zwei tonangebende Fachzeitschriften haben ihre Arbeiten gedruckt, und die Tagespresse plakatiert den Fall als die nationale Blamage, die er ist; zudem sind Fälschungen und Verfälschungen immer pikant. Mit Behagen sieht man auch die Fachwissenschaft aus der Deckung kommen. Sie teilt sich in den Kreis derer, die schon immer wußten, daß hier nicht die deutsche Vergangenheit, sondern die ideologische Sicht der Gegenwart ausgestellt wurde: als historische Illustration der Parole ,Soldaten sind Mörder". Aus dem anderen Graben steigt die beträchtliche Zahl der Wissenschaftler, die mit der Ideologie der Schau konform gehen, seit längerem aber um ihre Stümpereien wissen. Sie wiegen den Kopf, dämpfen die Erregung und raten: "Mauern!" Wenn die Richtung stimme, dann werde sie durch die paar Kunstfehler nicht verkehrt. Das läßt sich reparieren.

Genau! Reden wir über die Richtung. Die Parteilichkeit der Veranstaltung ist fingerdick, von niemandem zu übersehen und ihre eigentliche Attraktion. Das Bildnis des Wehrmachtssoldaten als eines Orgiastikers des NS-Verbrechens stieß im Publikum auf heißhungrige Nachfrage. Wer nichts Näheres weiß, ist prinzipiell überzeugt, daß es haarscharf so gewesen sein muß. Und wer am heutigen Wissensstand teilnimmt, die Sachkundigen auf Lehrstühlen, in Redaktionen und Lektoraten, freuten sich, wie hier in vergröberter, doch desto wirksamerer Form das richtige Feinbild inszeniert wurde. Schocks muß man verabreichen, das Eingeweide berühren, das lockt Gäste.

Überflüssig und verwirrend für die Leute sind die Themen der wissenschaftlichen Debatte:

  • Darum benötigt eine Ausstellung über Kriegsverbrechen keine Auskunft über die Rechtslage im Zweiten Weltkrieg. Wer ein Verbrecher ist, den erkennt man bereits an der Fratze.

  • Darum braucht eine Ausstellung über den Krieg auch keine Information über den Kriegsgegner. Wer sich verteidigt, ist zu allen Gräueln befugt, selbst der Stalinismus.

  • Darum fehlt in der Darstellung eines Heeres auch sein Wesensmerkmal, die Befehlskette und ihre Verteilung der Verantwortlichkeit zwischen Befehlenden und Gehorchenden.

Jeder Mitmacher ist Mitschuldiger, sonst kann er ja Deserteur werden. Kurzum, diese Geschichtsaufklärung kommt völlig ohne Geschichte aus. Die Konditionen des geschichtlichen Menschen im totalen Krieg versinken in einem Katalog der Schauderhaftigkeiten. Wo zwanzig Millionen Männer vier Jahre befehlsgemäß die Feuerwand industrieller Vernichtungsmittel aufeinander loslassen, mag es immer wieder zu Roheiten kommen, die später an Bilderstellwänden in Volkshochschulen degoutant wirken. Solche Mannschaftsexzesse machen aber den Verbrechensgehalt der deutschen Kriegsführung im Osten nicht aus. Denn dann wäre sie etwas Normales. Derlei ließe sich auch aus den Hinterlassenschaften der amerikanischen Vietnam-Armee filtern. Wehrmachtsterror aber ist strategischer Terror, das muß man begreifen:

Der lebensverachtende Umgang mit gefangenen Rotarmisten, der Repressalienmissbrauch bei der Partisanenbekämpfung, die Jagd nach Arbeitssklaven und die Duldung von Judenmassakern der SS-Kommandos sind Führungsbeschlüsse, den Feldzug grundsätzlich nicht an das Kriegsvölkerrecht zu binden. Man unterstellte der Roten Armee von vornherein das Gleiche, nicht irrigerweise, wie sich zeigte, und erhoffte sich dabei Vorteile. Präsident Truman versprach sich von den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki auch Vorteile, nämlich Blutverluste bei einer Seelandeoperation zu ersparen. Kriminalität ist ein Bestandteil des Zivillebens wie der Kriegführung. Strategischer Terror im Kriege ist allerdings eine besondere Versuchung, weil dort die Grenzen zwischen erlaubtem und unerlaubtem Töten verwischen.

Tolstoi, der Pazifist, hielt darum die Idee einer Verrechtlichung des Abschlachtens für pervers. Sie kontrastiert inzwischen auch zur Waffentechnik. Dieses Dilemma und seine Ausgestaltung in den Parteien des Zweiten Weltkrieges wird international in zunehmender Sachlichkeit durchdacht. Nein, die Gegner dieses Treffens kämpften nicht gleich, wie sollten sie? Sie kämpften unter ganz unterschiedlichen militärischen Aufgabenstellungen und mentalen Prägungen.

Es gibt auch quantitative wie qualitative Unterschiede des vergossenen unschuldigen Blutes. Die relevanten Entscheide und Verantwortlichkeiten sind kein Geheimnis und lehrreich zu studieren. Was gilt das Recht im Kampf der Eliten um ihr vermeintliches Sein oder Nichtsein? Kein Zweifel aber besteht daran, daß im deutschen wie in den anderen Heeren die militärischen Aufgaben wie der mentale Drill ein Zwangsverhältnis darstellten. Daß der Gedrillte in seinem Zwinger dann auch spurt, ist das natürliche Resultat der Übung.

Die jungen Männer, die seit 1939 für Führer und Vaterland in den Krieg zogen, gern oder ungern, waren zugerichtet, ihn zu bestehen. Dann richtete der Krieg sie zu, sie hielten nicht stand vor der Übermacht, gerade das aber war ihnen abverlangt. Siegen oder untergehen, wie qualvoll, erbärmlich chancenlos auch immer. Ihr Durchhalten gewährleisteten Offiziere, Militärrichter und natürlich die Heimat. Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, daß die Deutschen verlangten, daß ihr Heer in Feindesland - und dort stand es bis August 1944 - zusammenbrach und Stalin den Weg ins Reich freigab. Das vergebliche Durchhalten des Ostheeres war nach dem Gemeinverständnis ein Selbstopfer. Daraus folgte bis in die sechziger Jahre hinein ein kreatürliches Mitleiden am Untergang der Rußland-Armee. Auch unter einer anderen Staatsform war das Volk dasselbe und haftete im Guten und Bösen für seinen bewaffneten Arm, seine Raserei, seine Tapferkeit, seinen Opfergeist, seine Untaten und sein Sterben. Selbst ein Kurt Schumacher, der als Krüppel aus dem KZ heimkehrte, gab Ehrenbezeugungen vor dem Parlament ab für den Wehrmachtssoldaten, einschließlich Waffen-SS.

Die Soldatenehre ist für den Zweiten Weltkrieg ein untauglicher Maßstab. Für Ritterlichkeit war da wenig Platz. Es ist auch nicht ritterlich, Wohnquartiere zu bombardieren und alles Weibliche zu vergewaltigen. Doch darf die Überzahl der Mannschaften das Tragische für sich in Anspruch nehmen. Das unschuldig schuldig Gewordene, die Ausweglosigkeit des historischen Verlieses. Die Stalingrad-Armee in ihrem Grabe zu denunzieren, dazu gehört allerdings eine Infamie. Die aber hat Begeisterung geweckt im neuen Deutschland, und zwar unter den humansten der Humanisten. Wie aber verhält es sich mit jenen, denen die Kameradschaft nicht vom Anstand, sondern kraft Gesetzes auferlegt ist, den Staatsbürgern in Uniform?

Nehmen wir hier, wie grundsätzlich, die Kommandeure für den Truppengeist in Anspruch. Oder den informellen Generalstab, die Inspekteure der Teilstreitkräfte. Umfaßt ihre Kameradschaft auch jene, die so unselig, so fanatisiert, ja so entwöhnt der Ehre, für das Deutschland gefallen sind, das nicht mehr das unsrige ist, doch damals das ihnen gegebene war? Was bedeutet so einem heurigen Generalinspekteur das Menetekel der Stalingrad-Armee?

Fühlt er sich der Kameraderie des grauen Rocks so weit verpflichtet, sie vom Ruche des Judenmassakers zu lösen? Stellt er sich vor die Kultusminister und verlangt, daß die Kinder nichts Wahrheitswidriges lernen? Verlangen die lokalen Kommandeure von den Bürgermeistern, die meist das Hausrecht für die öffentlichen Ausstellungsräume innehalten, das auch nur der eine Eintrag zum Weg der 6. Armee gelöscht wird? Unvorstellbar!

Es mag sich auch niemand vor die Veteranen stellen, die ohne ihre abgefrorenen Füße durch die Bundesrepublik gehumpelt sind, die Beinlosen, die erst mit Wägelchen über das Pflaster ruderten und nun die Wohltat des Rollstuhls genießen. "Das Mitgefühl der Bundeswehrspitze", klagt General a.D. Schmückle, mit den verkrüppelten, im Elend durchs Leben sich schleppenden Kameraden, mit den Witwen, ist abgebrochen. Nichts als Ducken vor dem Zeitgeist. Man fühlt sich an früher erinnert.

Die von "früher" gezeichneten Väter der Bundeswehr, darunter die Generäle Trettner, von Kielmannsegg und de Maizière haben dem seinerzeitigen Generalinspekteur Naumann die ernstesten Vorhaltungen gemacht. Mit dem Erfolg, daß Naumann einen Zeitungsartikel verfaßte. Bescheiden, aber etwas mehr als gar nichts. Zum rigorosen "gar nichts" bekannte sich nach heftigem Briefwechsel mit Trettner der Generalinspekteur Bagger. Schwer lasteten auf ihm die Karriereerwartungen seines Ministers Rühe. Wehrmachtsangelegenheiten sind vermintes Gelände, und Rühe, eingeschüchtert vom lärmenden Echo auf ein paar rechtsradikale Rüpeleien von Rekruten, grub sich flugs ein. Als Kanzleramtsanwärter muß man punkten und nicht Schläge für alte Leute abfangen.

Die Bundeswehr stemmt sich gegen die Oderflut, von geistigen Dämmen hat sie keine Karte und Courage noch nie geübt. Dem Ungeist mit Duckmäuserei zu entgehen, das ist miese Wehrmachtstradition. Nachdem Rühe sich mit seinen Kommandeuren und Inspekteuren auf Stillstehen und Mundhalten verständigt hatte, war noch eine Gefahrenquelle übrig, nämlich seine für Wehrmachtsgeschichte zuständige Stelle. Die Bundeswehr unterhält ein Militärgeschichtliches Forschungsamt (MGFA), das sich überwiegend mit der Wehrmacht befaßt. Ein bunt sortiertes Wissenschaftlerkollektiv, das aus dem Handgelenk zu einem Gutachten im Stande gewesen wäre, daß es den Kultusministerien etwa unmöglich gemacht hätte, die Schulklassen durch solch eine primitive Tendenzveranstaltung zu treiben. Bis vor zehn Tagen gab es ja niemanden im Lande, der Kommunal- und Landespolitikern mit Autorität dargelegt hätte, daß das Kaleidoskop ausgewählter Scheußlichkeiten nichts mit Wissenschaft zu tun hat. Daß die Fotodokumente genau das nicht tun, was man von ihnen erwartet. Sie sprechen nicht für sich. Sie verweisen auf höchst komplexe Ereignisse, die zu rekonstruieren erst Wissenschaft ausmacht. Das MGFA hätte die studierten Geschichtslehrer auch davon unterrichten können, daß die Deutsche Wehrmacht nicht von ihr massakrierte Juden in bereitgestellte Einzelsärge mit Kreuzen zu betten pflegte. Das Bilddokument, das dies insinuiert, kann nur ein historischer Analphabet präsentieren.

Was die drei Außenseiter nun in Stichproben privaten Forscherfleißes über die Kanäle bringen, das hätten die beamteten Insider vor vier Jahren schon auf dem Dienstweg erledigen können. Das ist ihr Metier, dafür sind sie besoldet. Infolgedessen mußte sie Rühe ebenfalls in die Schweigespirale verwickeln. Natürlich nicht schriftlich. Einer, der sich nicht daran hielt, Rolf-Dieter Müller, hat unlängst geschrieben, daß Jahre differenzierter Historiografie durch den öffentlichen Eindruck der Aussteller zunichte gemacht seien. Dabei ist denen der Gebrauch der Propagandakeule gar nicht vorzuwerfen. Geholzt wird überall. Nur die Ergriffenheit, die Feigheit und Einfalt, mit der ein Land, das seine Erinnerungskultur wie eine Monstranz vor sich her trägt, den Pfusch der Hamburger Ausstellungsmacher als wissenschaftliche Offenbarung schlürft, das, wie gesagt, erinnert irgendwie an früher.

Der Autor lebt als Historiker in Berlin. Er veröffentlichte 1993 das Buch "Das Gesetz des Krieges. Das deutsche Heer in Rußland."

Quelle: Berliner Zeitung, 30./31. Oktober 1999


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