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Nr. 46/2000 - 8. November 2000
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Montesinos wird demontiert

Es war ein schwarzer Freitag für Vladimiro Montesinos, die rechte Hand des peruanischen Präsidenten Alberto Fujimori. Zuerst fror die Schweizer Justiz 50 Millionen Dollar des ehemaligen De-facto-Chefs des Geheimdienstes Sin ein - wegen Verdachts auf Geldwäsche. Dann gab sein Chef Fujimori bekannt, in Peru sei ein Haftbefehl gegen den abgetauchten Montesinos erlassen worden. In der Woche zuvor hatte Fujimori noch erklärt, es gehe bei der spektakulären, aber bislang ergebnislosen so genannten Suche nach Montesinos nur darum, ihn zu »lokalisieren«.

Die Liste der Anschuldigungen gegen Montesinos wird immer länger: U.a. soll er für die CIA spioniert, Folter angeordnet, Todesschwadrone gebildet und Profite aus dem Drogenhandel abgeschöpft haben. Zu allem Überfluss veröffentlichte die Los Angeles Times am 1. November einen langen Bericht über einen jordanisch-peruanischen Waffendeal, bei dem 10 000 Kalaschnikows schließlich bei der kolumbianischen Guerilla Farc gelandet waren. Nach Angaben des prominenten Waffenhändlers Sarkis Soghanalian, eines gelegentlichen CIA-Informanten, der am Verkauf der Gewehre an peruanische Stellen beteiligt war, besorgte Montesinos die Umleitung der angeblich für Peru bestimmten Waffen nach Kolumbien. Fraglich bleibt jetzt nur noch, wie lange Fujimori sich wird halten können.

Bau auf, bau auf!

Gute Arbeit, fast möchte man gratulieren. Zuerst hat Dick Cheney, der alte Kalte Krieger, als Verteidigungsminister unter US-Präsident George Bush Senior im zweiten Golfkrieg 1991 den Irak inklusive seiner Ölindustrie in Schutt und Asche gelegt. Das war sozusagen die Vorarbeit. Denn daraufhin, so schrieb die Financial Times, soll Cheney in den Jahren 1998 und 1999 Ersatzteile für die irakische Ölindustrie geliefert haben - diesmal als Vorstandsvorsitzender von Halliburton, dem größten US-Ausrüster für die Erdölindustrie. Wert des Wiederaufbau-Geschäftes: knapp 24 Millionen Dollar. Das stimmte nicht zu 100 Prozent mit der US-Politik überein, dem Irak jede wirtschaftliche Hilfe zu versagen, um Saddam Hussein zu schwächen. Daher hat die staatstragende Presse nun eine Glaubwürdigkeitslücke ausgemacht beim guten alten Dick, der doch so gerne Vizepräsident der USA werden will.

Reformprozesse

Die Beziehungen Deutschlands zu Indonesien waren schon immer freundschaftlich, und bei Freunden achtet man nicht so genau auf die Fehler. Wer erinnert sich nicht an die herzliche Anglerfreundschaft zwischen Helmut Kohl und dem indonesischen Ex-Diktator Suharto? Letzte Woche war der deutsche Außenminister Joseph Fischer in Jakarta und versprach dem indonesischen Präsidenten Abdurrahman Wahid »deutsche Hilfe im Reformprozess« (dpa).

Dieser Prozess hat es in sich. Hohe Militärs haben sich in den vergangenen Monaten, schreibt die Washington Post, »von den Reformanstrengungen abgewandt, indem sie ihren Rückzug aus der Politik verzögern und Rufe nach einer Öffnung ihrer Budgets für zivile Überprüfung zurückweisen«. Auf den Molukken, auf Aceh und in anderen umkämpften Provinzen sei die Befehlskette Militäranalysten zufolge weitgehend zusammengebrochen. Einige Soldaten führten »unautorisierte Operationen« durch, andere mischten sich in pseudo-religiöse oder ethnisierte Auseinandersetzungen. Schließlich würden einige schurkische Soldaten verdächtigt, an dem Autobombenanschlag in der Garage der Börse von Jakarta beteiligt gewesen zu sein, der 15 Todesopfer forderte.

Verhinderter Verhandler

Schon der Name ist Programm: Counter Revolutionary Warfare Unit. Auch wenn es sich dabei um eine reguläre Institution des fidschianischen Staates handelt. Am Donnerstag vergangener Woche schlugen Angehörige der Militäreinheit, die bereits bei dem Putsch am 19. Mai eine Schlüsselrolle gespielt hatten, erneut zu und besetzten zusammen mit 40 regulären Soldaten kurzfristig das Hauptquartier der Streitkräfte in der Hauptstadt Suva. General Sitiveni Rabuka begab sich zu dem Militärkomplex, um zu verhandeln, aber Armeechef Frank Banaimarama befahl den Sturm auf das Gebäude. Nach schweren Auseinandersetzungen mit acht Toten war die Meuterei weitgehend niedergeschlagen. Nach Angaben der Behörden war mit ihr bezweckt worden, den Armeechef - der die Counter-Einheit angeblich auflösen wollte - zu töten. Der verhinderte Verhandler Rabuka steht nun unter dem Verdacht, in die Meuterei von Donnerstag verwickelt zu sein. Rabuka hat jedenfalls ausreichend Erfahrung in solch konspirativen Dingen: 1987 war er selbst ein erfolgreicher Oberputschist.



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