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Warum wird auf dem Schlossberg gegraben?


Angeberei oder Lifestile? Die Kachel mit dem Ritter beim Gestech


Grabungen


Erste Ergebnisse der Grabungen im Jahr 2004


Fortschritte bei den Grabungen an der Burg Bartenstein





Warum wird auf dem Schlossberg gegraben?
Mit dem Spaten der Vergangenheit auf der Spur: Die Arbeit der Archäologen oder Wenn schriftliche Quellen fehlen: Alter Abfall bringt neue Erkenntnisse

Im Boden lesen wie in einem Buch

Zur Alltagsgeschichte im Mittelalter gibt es im Spessart kaum schriftliche Quellen. Dennoch ist unsere Region reich an Informationen zu diesem Kapitel ihrer Geschichte. Während schriftliche Quellen subjektiv gefärbt oder gar gefälscht sein können, verfügen wir über aussagekräftige Spuren aus unserer Vergangenheit, die direkte Rückschlüsse zulassen: Im Boden unter unseren Füßen gibt es einiges zu entdecken, was auf das Leben der früheren Spessarter verweist.

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Jede Baustelle kann ein Fenster in die Vergangenheit sein. Keramikbruchstücke, Glasscherben, Eisenteile, Knochen – einst achtlos weggeworfener Abfall - erzählen über Lebensgewohnheiten unserer Vorfahren; Bodenschichten, Verfärbungen im Erdreich oder Mauerreste geben Aufschluss über Details, die in keiner schriftlichen Aufzeichnung erwähnt sind.

Burgenromantik und Müllberge

Gerade auf der Burg Partenstein, die einst auf einem Sandsteinfelsen gelegen strategisch zwei Spessarttäler kontrollierte, lassen sich die Spuren der Vergangenheit sehr gut feststellen. Während die Kulturschichten in den umliegenden, im Tal liegenden Gemeinden oft nur wenige Zentimeter mächtig sind, reichen die Zeugnisse der Vergangenheit der Burg Partenstein viele Meter tief.

Spaziergänger und Kinder als Entdecker

Kommt bei einer Baumaßnahme ein Fund oder eine interessante Bodenschicht ans Licht, arbeiten die hinzugezogenen Archäologen mit Hochdruck an der Dokumentation und an der Bergung der Funde. Durch Vermessung, Foto und Zeichnung werden möglichst viele Daten gesammelt, die sonst unwiederbringlich verloren wären. Gerade die Fundlage ist für die Forscher von Bedeutung, ein Fund, der aus seinem Zusammenhang gerissen ist, kann wertlos für die Auswertung sein, selbst wenn er aus wertvollem Material gearbeitet ist. Daher: Hände weg vom Metalldedektor!

Planmäßige Grabungen, bei denen etwas mehr Zeit bleibt, sind aus finanziellen Gründen heute leider Seltenheit. Um so bedeutender ist die Tatsche, dass im Fall der Untersuchungen der Ruine Partenstein im Dialog mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ein Konzept entwickelt werden konnte, mit dessen Hilfe auf archäologischem Wege zahlreichen Fragen, die heute mit der Ruine verbunden sind, nachgegangen werden kann.

Einbeziehung der Öffentlichkeit

Anlässlich eines öffentlichen Vortrags am Freitag, dem 30. Januar 2004 wurde den Bürgern der Gemeinde Partenstein aber auch allen anderen Interessierten ein erster Einblick in die laufenden Untersuchungen gegeben werden. Schwerpunkte des Vortrags sind die Ergebnisse zur Gestalt der Burg selbst. So erbrachte die steingerechte Aufmessung der 1 ½ Meter dicken Umfassungsmauer durch Studenten der Universität Gießen nicht nur den Nachweis der Bauhütte sondern auch einer nachträglichen Reparatur, vielleicht in Folge einer Belagerung der Anlage. Interessanterweise ist in keiner der Urkunden, die über die Burg berichten, die Rede von einer solchen Belagerung bzw. der dadurch notwendig gewordenen Instandsetzungsarbeiten.

Vor allem aber sind es die unscheinbaren kleinen Fundstücke, die nach dem Waschen und Zusammensetzten allmählich ihr Geheimnis preisgeben. Durch Trinkgläser, Werkzeuge aus Eisen, Gefäßen aus Keramik und den Resten von Kachelöfen erschließen wir uns Stück für Stück das Alltagsleben auf der Burg zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert, von der Errichtung der Anlage bis zu jener Epoche, in der sie mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit verschwand.

Herausragende Stücke sind u.a.

Backmodel mit Kreuzigung nach einer Vorlage des flämischen Malers Robert Campin
Destillierkolben aus Keramik
Ofenkacheln aus drei Jahrhunderten von mindesten 10 verschiedenen Kachelöfen
Steinzeug aus Dieburg (Hessen) und Siegburg
Buchschließen
Blumentöpfe aus der Zeit um 1400

Mit Zeichenstift, Mikroskop, Bibliothek und Internet

Jedes Stück hat seine eigene Geschichte. Dieser gilt es mit fast kriminalistischer, forensischer Methode nachzuspüren. Mit Zeichenstift, Mikroskop und Laptop begibt sich der Bearbeiter auf Spurensuche in Museen, Bibliotheken und ins Internet. Ein Beispiel: Ein unscheinbarer Scherben wird gefunden und gesäubert und mit mehreren Tausenden von Scherben verglichen. Tatsächlich finden sich weitere Stücke des Gefäßes, unter anderem auch der durchlochte Boden. Die Löcher zeigen, dass das Gefäß keinesfalls zur Aufbewahrung von Nahrungsmittel gedient haben kann. Der Vergleiche mit einer Zeichnung im Städel in Frankfurt am Main erbringt schließlich den Nachweis, dass solche Gefäße als Blumentöpfe genutzt wurden, und zwar in der Zeit um 1400. Blumentöpfe haben sich aus dieser Zeit bisher noch nicht erhalten. Wir erkennen auf der Zeichnung des sogenannten Hausmeisters, dass in den Blumentopf ursprünglich ein hölzernes Gestell, ein Spalier, eingesteckt war. Eine Gartenanleitung aus dem 15. Jahrhundert könnte uns darüber Auskunft geben, welche Art von Pflanzen in solchen Töpfen gezüchtet wurde. Dieses Beispiel soll vor Augen führen, wie sich nun Information an Information reiht, um schließlich ein farbenprächtiges, mit allen Sinnen erfahrbares Bild des Lebens auf der Burg nachzeichnen zu können.

Zuviel Input

Schon jetzt hat sich eine solche Masse an Informationen angesammelt, dass man gleich mehrere kurzweilige Informationsabende damit bestreiten könnte. Die Ausgrabungen werden viele Aspekte der Geschichte der Anlage und des Alltagslebens auf der Burg Patenstein nur streifen können. Sie verstehen sich als ein erster Schritt. Noch laufen die ersten Untersuchungen. Gleichzeitig kommt es nun darauf an, die Ergebnisse mit anderen Untersuchungen im Spessart zu verknüpfen, um so ein umfassendes Bild über die Kulturlandschaft Spessart zu zeichnen, das nun wirklich kaum etwas mit dem „armen“ Spessart gemein hat.

Bilder der Augrabung:

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