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Grabungen


Erste Ergebnisse der Grabungen im Jahr 2004


Fortschritte bei den Grabungen an der Burg Bartenstein





Fortschritte bei den Grabungen an der Burg Bartenstein
Ergebnisse der Grabungen in den letzten Jahren

Nichts sprach vor Beginn der archäologischen Untersuchungen durch das Archäologische Spessartprojekt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Vor- und Frühge-schichte der Justus-Liebig-Universität Giesen im Spätjahr 2003 dafür, dass mit der ersten systematischen archäologischen Untersuchung einer Spessartburg ein stark verändertes Bild der Burgentwicklung sowie der gesamten Wirtschafts- und Kulturgeschichte des südlichen Spessarts entworfen werden muss. Doch machen gerade dies inzwischen zutage getretenen Befunde und Funde notwendig.
Angeregt durch die in Partenstein gewonnenen Erkenntnisse befasst sich das Archäologische Spessartprojekt gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte an der Julius-Maximiliansuniversität Würzburg mit Unterstützung des Bezirks Unterfranken fächerübergreifend mit den Spessartburgen.

Schon der erste Aufschluss südlich der Ringmauer mit seinen bis zu vier Meter hohen Kulturschichten ließ erkennen, dass zur weiteren Erforschung der Anlage eine längere Grabung erforderlich sein würde. In Absprache mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege wurden vor der südlich anschließenden Zwingermauer, im östlich der Burg liegenden Halsgraben und im Bereich des ehemaligen äußeren Burgtores in der Nordostecke der Ringmauer Schnitte angelegt. Von den Untersuchungen versprach man sich neue Erkenntnisse zur Geschichte der Anlage. In erster Linie ging es jedoch darum, mit Hilfe der Aufschlüsse weitere Schutzmaßnahmen für den untertätigen Baubestand entwickeln zu können. Eine Sondage im Mauerinnern unmittelbar hinter der Südostecke der Ringmauer erbrachte Aufschlüsse über den Erhaltungszustand der umschließenden Mauer und lieferte die notwendigen Informationen im Hinblick auf eine fachgerechte Sanierung der freigelegten Baustruktur.

Überraschend war die Aufdeckung eines unerwartet guten Bestandes an noch erhaltenen Mauerzügen und eines sehr breiten, reichhaltigen Fundspektrums inklusiv des Nachweises der Tätigkeit qualifizierter, ortsansässiger Handwerker wie Knochenschneider, Schmiede, Feinbäcker und Glasmacher.
Die Entdeckung eines vergleichsweise aufwendigen Lebensstils auf der Burg, bei dem der Einsatz von aufwendig verzierten Kachelöfen ebenso selbstverständlich war wie der Gebrauch von rheinländischem Steinzeug, verändert grundlegend die bisherigen Vorstellungen vom Spessart als im Mittelalter und der frühen Neuzeit weitge-hend geschlossenen Waldgebiet, in dem lediglich die Glasmacher aufgrund des Holzreichtums ihrem Gewerbe nachgingen. Demnach war der Spessart in jener Zeit nicht nur Transitregion für den Warenaustausch zwischen Antwerpen und Nürnberg. Das Mittelgebirge zwischen Frankfurt am Main und Würzburg war mit seinen Anbin-dungen an die Flusssysteme Main und Kinzig vielmehr fester Bestandteil einer boomenden Wirtschaftsregion, in der Glasherstellung einen ebenso festen Platz einnahm wie die Verarbeitung von Holz und Eisen, die Salzgewinnung und die Nutzung der Wasserkraft zur Verarbeitung unterschiedlichster Rohstoffe.


Die archäologischen Untersuchungen auf der Burg Bartenstein ermöglichen erstmals eine Präzisierung der Baugeschichte und eine Einteilung mithilfe der archäologi-schen Befunde und Funde in sechs Phasen. Deutlich sichtbares Zeichen der ersten fassbaren Bauphase ist der Halsgraben und die bis zu 160 cm mächtige Ringmauer. Sie umschloss ein dicht bebautes Areal von annähernd 600 Quadratmetern. Die Masse der für die Ringmauer benötigten Steine wurde unmittelbar davor aus dem anstehenden Sandsteinplateau gebrochen. Allerdings erwies sich der stark wasserhaltige, rote Sandstein als vergleichsweise mürbe. So mussten die aufgeführten Mauern unmittelbar nach ihrer Errichtung mit einem weiß getünchten Verputz verse-hen werden. Die mächtigen Buckelquader in den neuralgischen Ecken der Ring-mauer wurden von umliegenden, kleinen Steinbrüchen herangekarrt. Logistisches Geschick war auch bei der Vermörtelung der Ringmauer vonnöten. Zwei Mörtel-mischgruben im Süden bzw. unmittelbar neben dem äußeren Tor im Osten der Anlage zeigen, dass die wahrscheinlich aus Steinbrüchen aus dem heute hessischen Bieber angefahrenen Kalkbrocken vor Ort gebrannt und mit ortsansässigem Sand zu Mörtel gemischt wurden. Eine Mörtelanalyse erbrachte darüber hinaus den Nachweis, dass der Mörtel zusätzlich zum schnelleren Abbinden mit Eierschalen und Eiweiß angereichert worden war. Ebenfalls aus der ersten Phase der Burg stammt eine der Ringmauer vorgelagerte Zwingermauer. Mit ihrer Hilfe entstand vor der Ring-mauer ein zwei Meter hoch gelegenes, annähernd fünf Meter breites Plateau. Im Nordosten fügte man in diese Zwingermauer ein äußeres Burgtor ein. Es konnte in den Grabungskampagnen 2004/2005 genauer untersucht werden. Ein zwei Meter in den Felsen eingetiefter, 4,60 m breiter Burggraben unterstreicht an dieser Stelle die Wehrhaftigkeit der Zwingermauer. Eine Trockensteinmauer an seiner Ostwange verhinderte ein allzu schnelles Zufüllen. Zur Vermeidung der Absandung der Sandsteinsohle wurde der graben mit einer etwa 20 cm starken, festgestampften Humus-schicht ausgekleidet. Mörtelbrocken und zerbrochene Ziegel verliehen dieser Mischung zusätzlich Stabilität. Von dem Tor selbst haben sich lediglich die beiden Torwangen erhalten. Sie umschlossen einen 2,30 m breiten Tordurchlass. Alle obertägigen Bebauungsspuren sind hier dem Steinraub und der Erosion zum Opfer gefallen. Vergleichbare Anlagen weisen an dieser Stelle ein Torhaus auf, zu dem man ursprünglich über eine hölzerne Rampe gelangte. Alten Ansichten zufolge führte der Weg in die Burg von diesem Torhaus noch etwa 15 Meter an der dorfseitigen Nordflanke der Ringmauer entlang, bis man schließlich durch zwei weitere Tore in den Innenhof der Anlage gelangte.

Die zweite Bauphase der Burg Partenstein lässt sich bislang lediglich anhand von Auffüllschichten und Planierungshorizonten dingfest machen. Auffallendes Merkmal ist Protosteinzeug Talheimer Art sowie frühe, reliefierte Napfkacheln mit durchbrochenen Vorsatzblättern, wie man sie sonst nur aus der Nordschweiz kennt. Zeitlich lässt sich das Fundmaterial in die Nähe des Jahres 1333 bringen. Vielleicht resultieren die Schuttschichten der Phase 2 aus einem Umbau?
Weitere Auffüllungen lassen sich der Phase 3 zuweisen. Keramik und Nischenka-cheln aus Dieburg datieren diese Schichten in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Einbettung von Holzkohlenstückchen sowie blasige Aufwerfungen der Glasuren sprechen für Zerstörungen durch Schadensfeuer, das –wie entsprechende Brandhorizonte verdeutlichten – zumindest auch den Burgfried der Burg und die daran angrenzende, nicht unterkellerte Bebauung in Mitleidenschaft zog.

Einschneidend waren der Umbau und die teilweise Auflassung der Burg am Ende des 15. Jahrhunderts (Phase 4). Reste prächtiger Kachelöfen mit Diamantschnittdekor und religiösen Bildinhalten sowie zahlreiche Fragmente von Siegburger Steinzeug belegen den hohen Lebensstandart der Burgbewohner. Das Verfüllen des dem Burgtor vorgelagerten Grabens sowie des Halsgrabens verdeutlicht den grundlegenden Wandel, der mit diesem Umbau einher ging: So gab man den bis dahin stets gründlich von Unrat gereinigten Burggraben vor dem äußeren Tor auf und schuf mit einer dicht gelegten Steinpackung, die im oberen Bereich von zwei einschaligen Sandsteinmauern flankiert ist, einen auch von schwer beladenen Karren befahrenen Zugangsweg zur Burg. Der damals noch bis in eine Tiefe von 150 cm zumindest andeutungsweise erkennbare Graben setzte sich von da an bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts komplett mit Schutt zu.

In der Mitte des 16. Jahrhunderts (Phase 5) schloss man die Verfüllung des Burg-grabens vor dem äußeren Tor. Dicke Pakete zerbrochener Ziegel, vermengt mit ab-geschlagenem, teilweise bemaltem Wandverputz geben einen Hinweis darauf, dass auch in diese Phase, die mit der archivarisch fassbaren Auflassung von Teilen der Burganlage einherging, mit zahlreichen Umbaumaßnahmen im Burginnern zu rechnen ist.

Spätestens in der Mitte des 17. Jahrhunderts begann der mehr als zweihundertjährige Abbruch der Burg (Phase 6).Dabei befreite man die aus den umgelegten Mauern gebrochene Steine vor Ort vom Mörtel und verkleisterte sie mit Hilfe von Eisenkeilen, die man mit schweren Vorschlaghämmern in das Gestein trieb. Allmählich türmte sich vor der Ringmauer der Abbruchschutt auf einer Höhe von bis zu vier Metern. Darin enthalten waren auch nicht weiter verwertbare behauene Steine wie beispielsweise Fenstergewände. Die Schuttschicht verhinderte das komplette Ausräumen der Mauern. Auf dem Burgplateau selbst und an der steil abfallenden Nordflanke der Burg konnte sich keine solche Schuttschicht anlagern. Hier wurden die Mauern bis auf die Fundamentlagen ausgebrochen.

Nach dem Fundgut zu schließen, das hauptsächlich aus den Aufschüttungen aus dem Burggraben und vor der Ring- bzw. Zwingermauer stammt, war die Burg Bardenstein vom Beginn des 13. Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts von Menschen bewohnt, die einen vergleichsweise hohen Lebensstil pflegten. Bemerkenswert ist, dass man sich zahlreiche, zum Teil sehr aufwendige Importe leistete. So bezog man am Ende des 14. Jahrhunderts von den Töpfern im hessischen Dieburg mindestens drei verschiedene Nischenkachelöfen. Beispiellos ist auch die Ausstattung mit Flach- und Hohlgläsern. Schon in der ersten Bauphase war die Burg demnach mit bleigefassten Fensterscheiben bestückt. Um 1400 darf man geradezu von einem Überfluss an Glas sprechen. Mit aufwändigen Fadenauflagen oder mit Nuppen besetzte Flaschen und Becher gehören dabei ebenso zum Inventar wie gestauchte Flaschen und Kuttrolfe. Die Variationsbreite der Keramiktypen ist er-heblich. Es gibt große Henkeltöpfe, Grapen, Schüsseln, Kannen, Kreussen und Becher. Hinzu kommen Sonderformen wie Destillierkolben, Backformen und Blumentöpfe. Form und Dekor der Gebrauchskeramik sind weitgehend regional geprägt. Auffallend ist der besonders hohe Anteil an repräsentativer Tischkeramik.
Importe aus dem Rheinland, aus Duisburg und eine Vielzahl von Messinggerätschaften aus Nürnberg sprechen hier eine deutliche Sprache. Die bereits erwähnten Ofenkacheln unterstreichen die Bedeutung, die man auf der Burg der Repräsentation zumaß. Hier reichte eine Ausstattung mit Becher- und Napfkachelöfen bei weitem nicht aus. Die Reste von mehr als zwanzig unterschiedlichen Kachelöfen vom 13. bis ins 16. Jahrhundert sind fast durchwegs von hoher Qualität. In diesem Zusammenhang, dass man sich auf der Burg Bartenstein einen der ältesten reliefverzierten Kachelöfen Süddeutschlands leistete. Aus dem Fundgut geht weiterhin hervor, dass im unmittelbaren Umfeld der Burg seit dem 13. Jahrhundert spezialisierte Handwerker ihrem Gewerbe nachgingen. Dazu zählen Knochenschnitzer und Kammmacher ebenso wie ein Glasbläser.

Mit den Grabungen auf der Burg Bartenstein wird der für das Spätmittelalter und für die Neuzeit wissenschaftlich wenig erschlossene Spessart in ein neues Licht gerückt. Die Frage nach dem Sinn und dem Zweck einer solchen Wehranlage mit ihren bis zu 160 cm dicken Mauern stellt sich nun nicht mehr. Vergleichende Untersuchungen in den alten Dorfkernen sind nötig, um die wirtschaftliche Grundlage für diesen Wohlstand im holz- und metallreichen Spessart mit seinen zahlreichen verarbeitenden Werkstätten und Mühlen besser zu verstehen. So erbrachte eine kleine Baube-obachtung im nahen Frammersbach nicht nur reiche Funde verschiedener Handwerksbetriebe, sondern auch Spuren einer intensiven Waldnutzung, die zu massiven Überschwemmungen und Hangrutschen führte. Eines zeigen die Resultate der archäologischen Untersuchungen auf der Burg Bartenstein schon jetzt: Die viel beschriebene Armut im Spessart ist weniger das Resultat der Verelendung einer schon immer unterstrukturierten Region. Vielmehr wird mit der Armutsdiskussion im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert letztlich der Verfall bzw. der Verlust des ehemaligen Reichtums und der ehemaligen Bedeutung als Wirtschaftsraum beklagt – der Rückfall einer facettenreichen Kulturlandschaft in die absolute Bedeutungslosigkeit.

Gekürzt nach einem Bericht des Archäologen und Grabungsleiters der Ausgrabungen der Burg Bardenstein, Harald Rosmanitz

Bei der Grabung im Jahr 2007 wurde ein "Geheimgang" gefunden, der unter der Ringmauer durch in die "Kapelle" führt. Bei der Grabung 2008 soll der weitere Verlauf des Ganges untersucht werden.

Einige Fundstücke der Grabung können in einer Vitrine im Rathaus Partenstein, oder auf folgender Seite angesehen werden:

www.spessartprojekt.de