DOSSIER
Demokratie und Zivilgesellschaft
Im Westen wird häufig die Frage nach der Vereinbarkeit von Islam und Demokratie gestellt. Für viele Intellektuelle in islamisch geprägten Ländern hingegen verhindert nicht die Religion eine Demokratisierung ihrer Gesellschaften. Sie machen eher die Angst der Regierenden vor einem Machtverlust, Korruption und Vetternwirtschaft verantwortlich.
Fokus
Eliten der arabischen Welt
Die arabische Welt ist voller Gegensätze zwischen den breiten Massen und Machteliten, Stadt und Land, arm und reich. Solange diese Widersprüche bestehen, wird die Entwicklungsblockade weiter anhalten, die die arabische Welt von innen heraus zu zerstören droht, meint der libanesische Autor Karam al-Helou in seinem Essay.
Brian Whitaker: "Was läuft wirklich falsch im Nahen Osten"
In seinem neuesten Buch analysiert der britische Journalist Brian Whitaker das, was man auch als
"arabische Krankheit" bezeichnet. Er glaubt, dass die repressiven Reflexe der arabischen Regime bereits so verinnerlicht sind, dass sie die gesamten Gesellschaften durchdringen. Von James Dorsey
Interview mit Behrooz Ghamari-Tabrizi
Khomeinis Staatsmodell der
"Herrschaft der Rechtsgelehrten" führte letztlich nicht zur beabsichtigten Islamisierung der iranischen Gesellschaft, sondern zu einer Transformation des Islam, wie der iranische Soziologe Behrooz Ghamari-Tabrizi meint. Mona Sarkis hat sich mit ihm unterhalten.
Arabische Wirtschaftsoligarchie
In der arabischen Welt treten Unternehmer zunehmend als politische Entscheidungsträger in Erscheinung. Werden sie das Aufbrechen traditioneller, autoritärer Machtstrukturen in der Region schneller herbeiführen? Antworten von Amr Hamzawy
Die EU und Ägypten
In wirtschaftlicher Hinsicht wünscht sich die ägyptische Regierung eine Kooperation mit der EU, lehnt aber deren Menschenrechts-Konzepte als innere Einmischung ab. Isabel Schäfer zeigt das Dilemma der "Euro-Mediterranen Partnerschaft" auf.
Demokratie-Entwicklung
Die Herrschaft der Assads in Syrien
In den autoritär regierten arabischen Staaten zeichnet sich ein Trend ab: das Übertragen von politischer Macht durch Vererbung, wie Kristin Helberg am Beispiel Bashar Al-Assads in Syrien erläutert.
Interview Suhair al-Atassi
In einem Gespräch mit Qantara.de äußert sich die Vorsitzende des "Dschamal-al-Atassi-Forums für den demokratischen Dialog", Suhair al-Atassi, kritisch über die Rolle der syrischen Opposition und die Chancen für einen neuen zivilgesellschaftlichen Aufbruch.
Interview Dina Shahata
Welche Rolle kann die ägyptische Gesellschaft bei der Bekämpfung des gewaltsamen Islamismus spielen? Dina Shahata vom Verein "Nahdet El Mahrousa" beklagt das mangelnde Interesse, Extremismus und Islamismus die Stirn zu bieten.
Interview Burhan Ghalioun:
Burhan Ghalioun, Professor für Soziologie an der Sorbonne in Paris, spricht im Interview mit Saleh Diab über politische Reformen und Demokratisierung in der arabischen Welt und über die Entwicklung in Syrien.
Mai Yamani:
Trotz eines hohen Reformdrucks in der arabischen Welt und der Durchführung von Kommunalwahlen in Saudi-Arabien stellt sich das saudi-arabische Herrscherhaus jeglichen Reformbestrebungen entgegen. Hintergründe von Mai Yamani
Interview Ali al-Atassi:
Nach dem Rückzug der syrischen Truppen aus dem Libanon glauben Beobachter, die Ereignisse könnten sich auch auf Syrien auswirken. Bernhard Hillenkamp sprach mit dem syrischen Bürgerrechtler und Journalisten Ali al-Atassi.
Zivilgesellschaft im Libanon
Nach dem Mord an dem ehemaligen Premierminister Rafik al-Hariri gingen in Beirut tausende Libanesen auf die Straße. Über Ziele und Zukunftsperspektiven der sich formierenden Zivilgesellschaft sprach Bernhard Hillenkamp mit dem Sozio-Ökonom Omar Traboulsi.
Vergangenheitsbewältigung in Marokko
Unter König Hassan II. waren Tausende politische Gefangene von massiven Menschenrechtsverletzungen betroffen. Um Licht in dieses düstere Kapitel zu bringen, eröffnet eine Wahrheitskommission den Opfern, über ihre Erfahrungen zu sprechen.
Interview Tariq Ali
Der Publizist und Filmemacher Tariq Ali kritisiert die saudische Königsfamilie, die ihr Land nach Mafia-Art regieren würde. Die arabischen Scheichtümer seien 'imperiale Tankstellen', die ohne die Unterstützung des Westens nicht überleben könnten.
Innenpolitische Reformen in Bahrain
Können die zögerlichen Reformen in Bahrain Vorbildfunktion für andere arabische Länder haben? Dieser Frage ging die in Ägypten lebende Politologin Ute Devika Meinel in einem Vortrag beim DAAD in Kairo nach.
Positionen aus der islamischen Welt
Interview mit Tayeb Tizini
Für Tayeb Tizini, Professor für Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Damaskus, ist der radikale Islam in der arabischen Welt das Ergebnis der Perspektivlosigkeit der Jugend, für das vor allem die arabischen Eliten verantwortlich seien. Mit ihm hat sich Afra Mohamed unterhalten.
Interview mit Yenny Zannuba Wahid
Yenny Zannuba Wahid, Tochter des früheren indonesischen Staatspräsidenten Abdurahman Wahid, leitet seit mehreren Jahren das Wahid-Institut in Jakarta, das sich für einen toleranten, pluralistischen Islam sowie für soziale Reformen in Indonesien einsetzt. Zaki Amrullah hat sich mit ihr unterhalten.
Interview Saad Eddin Ibrahim
Der ägyptische Menschenrechtler Saad Eddin Ibrahim sieht positive Anzeichen für eine demokratische Öffnung der autoritären arabischen Staaten. In diesem Reformprozess dürften die Islamisten jedoch nicht vom politischen Dialog ausgeschlossen werden.
Amr Hamzawy
Arabische Regime behindern die Demokratisierung. Der Westen beschönigt das, meint Amr Hamzawy und plädiert für eine Partnerschaft mit den moderaten Islamisten, weil sie den nötigen Rückhalt in der Gesellschaft hätten.
Interview Nader Fergany
Auf dem letzten Gipfeltreffen der G8 wurde eine Initiative für Reformen in Nahost und Nordafrika beschlossen. Hierzu äußert sich Nader Fergany, Koordinator der UNDP-Berichte zur menschlichen Entwicklung im arabischen Raum.
Ahmad Abdallah
Veränderungen im Nahen Osten stehen die Interessen der Regierungen entgegen. Doch auch die islamischen Kräfte müssen endlich selbstkritisch und demokratischer werden, meint der ägyptische Politologe Ahmad Abdallah.
Positionen aus der westlichen Welt
Otto Schily
Bundesinnenminister Otto Schily warnt vor einer Kulturalisierung und Instrumentalisierung des Dialogs mit dem Islam. Dieser drohe dann in der Sackgasse zu landen und nicht mehr zu sein, als ein "Nebeneinander der Monologe".
Hintergrund
In vielen Staaten werden die Menschenrechte nicht beachtet. An der Frage, wie offensiv beim Kampf für die Menschenrechte auf Regierungen Druck gemacht werden darf, scheiden sich die Geister. Von Marie-Christine Johannes
Zivilgesellschaftliche Initiativen
Interview mit Yenny Zannuba Wahid
Yenny Zannuba Wahid, Tochter des früheren indonesischen Staatspräsidenten Abdurahman Wahid, leitet seit mehreren Jahren das Wahid-Institut in Jakarta, das sich für einen toleranten, pluralistischen Islam sowie für soziale Reformen in Indonesien einsetzt. Zaki Amrullah hat sich mit ihr unterhalten.
Nahostkonflikt
"Ja zum Abkommen!" – so lautet eine neue Medienkampagne der Genfer Initiative, die von palästinensischen und israelischen Politikern ins Leben gerufen wurde, um den Nahostkonflikt zu beenden. Igal Avidan stellt das Projekt vor.
Interview Ammar Abdulhamid
Das Tharwa-Projekt ist eine unabhängige Initiative, die sich den Minderheitenrechten in der arabischen Welt verschrieben hat. Mit dem Leiter von Tharwa, Ammar Abdulhamid, sprach Kristin Helberg in Damaskus.
Interview Sihem Bensedrine
Sihem Bensedrine, tunesische Journalistin und Menschenrechtlerin, erhielt 2003 den Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit. Mit ihr hat sich Silvia Kuske über ihre Arbeit und die politischen Zustände in Tunesien unterhalten.