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"Massenvernichtungswaffen": Derivatespekulanten dürfen Hosen anlassen
Unübersichtlich und brandgefährlich - das ist der Markt für Kreditderivate in den Augen vieler Kritiker. Der Datendienstleister DTCC veröffentlicht nun mehr Informationen rund um die Kontrakte, aber nicht über die Investoren.Regulierer und andere Marktbeobachter bekommen tiefere Einblicke in den Derivatemarkt. Das Datenregister der Depository Trust & Clearing Corporation (DTCC) veröffentlicht mehr Informationen zu Kreditderivaten (Credit Default Swaps, CDS) auf Länder und Unternehmen, und legt etwa offen, aus welchen Sektoren und Regionen die 1000 meistgehandelten Namen stammen.
Politiker und Aufseher auf beiden Seiten des Atlantiks bemühen sich um größere Transparenz in dem undurchsichtigen Markt, an dem der Großteil der Kontrakte bisher außerbörslich gehandelt wird. Die gerade beschlossene US-Finanzmarktreform etwa schreibt vor, dass alle Transaktionen, ob sie über zentrale Abwicklungshäuser geschleust werden oder nicht, künftig einem Datenregister gemeldet werden müssen. Regulierer, Zentralbanken und Finanzaufseher, auch aus dem Ausland, sollen zudem vertraulich Zugang zu allen Daten dieser Register bekommen.
Auslöser der Reformbemühungen war der Fall des US-Versicherers AIG , der durch riskante Wetten mit CDS im Herbst 2008 an den Rand des Zusammenbruchs geriet und seitdem mit Milliarden gestützt wird. Kritiker sehen in den Kontrakten ein Risiko für das gesamte System, der US-Investor Warren Buffett bezeichnete sie als "Massenvernichtungswaffen".
Derivate sind Kontrakte, die zur Absicherung gegen - aber auch zu Spekulationen auf - Schwankungen etwa bei Aktienkursen, Rohstoffpreisen oder Zinsen genutzt werden. Mit CDS sichern sich Marktakteure gegen Ausfälle von Staaten oder Unternehmen ab oder spekulieren auf die Bonität dieser Emittenten.
Aus den neuen DTCC-Daten geht hervor, dass Kontrakte auf Einzel-Basiswerte fast drei Fünftel des gesamten CDS-Markts ausmachen. Der Rest des Marktes besteht aus Basiswerten, die sich aus Körben, Tranchen oder Indizes zusammensetzen. Staaten und Unternehmen aus Europa und den USA dominieren: Das Bruttovolumen aller ausstehenden Kontrakte auf diese Einzelnamen beläuft sich auf zusammengenommen 12.900 Mrd. Dollar, was rund 89 Prozent des Gesamtmarkts entspricht.
Am gefragtesten sind Kontrakte auf Finanzunternehmen. Sie liegen mit einem Bruttovolumen von 3200 Mrd. Dollar vor Staaten mit 2400 Mrd. Dollar. Angesichts der Schuldenkrise in Europa sind CDS auf europäische Staaten populär: Acht der zehn Titel mit dem größten ausstehenden Bruttovolumen im Raum Europa sind Staaten der Region, allen voran Italien. Auch Spanien und Griechenland gehören dazu, aber auch als sicher geltende Namen wie Deutschland und Frankreich.
Zu den Banken mit den größten Bruttovolumen gehören Wall-Street-Häuser wie JP Morgan Chase und Goldman Sachs sowie die Deutsche Bank .
Andere Informationen gibt das DTCC-Register allerdings weiter nicht preis, etwa Details zu Investoren. Solche Daten hatte der Dienstleister den Aufsichtsbehörden auf dem Höhepunkt der Griechenland-Krise auf Anfrage geliefert. Etliche Politiker gaben damals "Spekulanten" eine Mitschuld an den Problemen des Landes.
Experten erwarten daher, dass Register wie die DTCC-Tochter künftig noch mehr Transparenz bieten werden. "Regulierer und andere Marktbeobachter werden weiter eine höhere Auflösung der Informationen zum CDS-Markt verlangen, um das mit den Kontrakten verbundene Risiko, die einen beträchtlichen Teil des Markts ausmachen, besser einschätzen zu können", schreibt Atish Kakodkar, Analyst beim Researchhaus Creditsights.
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27.07.2010
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