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Merken   Drucken   27.09.2012, 11:07 Schriftgröße: AAA

Arbeitslosenquote: Konjunkturflaute trifft den Arbeitsmarkt

Die Herbstbelebung in Deutschland hat geringeren Effekt als üblich. Die Zahl der Arbeitslosen geht im September zwar zurück. Saisonbereinigt aber steigt ihre Anzahl um 9000. Der Arbeitsmarkt verliert an Dynamik. Zu spüren bekommt das besonders die Zeitarbeit.
© Bild: 2012 DPA/Bildfunk/Martin Gerten
Die Herbstbelebung in Deutschland hat geringeren Effekt als üblich. Die Zahl der Arbeitslosen geht im September zwar zurück. Saisonbereinigt aber steigt ihre Anzahl um 9000. Der Arbeitsmarkt verliert an Dynamik. Zu spüren bekommt das besonders die Zeitarbeit.
Die Konjunkturflaute zieht immer stärker auch den Arbeitsmarkt in Deutschland in Mitleidenschaft. Die Zahl der Arbeitslosen ging im September zwar um 117.000 zurück, teile die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mit. Der Rückgang fiel aber geringer aus als für die im September einsetzende Herbstbelebung üblich. Insgesamt registrierte die BA 2,788 Millionen Arbeitslose. Das waren nur noch 7000 weniger als vor einem Jahr. Der Vorjahresabstand wird von Monat zu Monat geringer. "Die schwächere wirtschaftliche Entwicklung wirkt sich auf den Arbeitsmarkt aus", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. "Allerdings zeigt sich der Arbeitsmarkt insgesamt robust."
Der Arbeitsmarkt reagiert in der Regel verzögert auf konjunkturelle Schwankungen. An den saisonbereinigten Zahlen, die bereits zum sechsten Mal gestiegen sind, zeigt sich, dass die nachlassende Konjunktur diesen Markt erreicht hat. Die Bundesagentur hat bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt nachlassen wird – und prognostiziert, dass das auch für 2013 gilt. Unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Schwankungen stieg die Arbeitslosenzahl im Monatsvergleich saisonbereinigt um 9000 auf 2,911 Millionen. Volkswirte hatten eine Zunahme um 10.000 erwartet.
Die Chancen von Arbeitslosen auf einen neuen Job werden nach Einschätzung der Bundesagentur geringer. "Bisher war der Arbeitsmarkt sehr aufnahmefähig. Das ändert sich jetzt." Zur Begründung verwies Weise auf den abgeschwächten Jobaufschwung. Andererseits sei die Gefahr, eine Arbeit zu verlieren, weiterhin sehr gering. Derzeit träfe ein Jobverlust lediglich 9 von 1000 Beschäftigten. "Dieses Risiko hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert", unterstrich Weise.
Die Entwicklung ist dabei regional und bei den Branchen unterschiedlich. Den saisonbereinigten Anstieg der Arbeitslosenzahl gibt es nur in Westdeutschland, im Osten sank die Zahl. Und bei den Branchen sticht besonders die Zeitarbeit heraus - während im verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zum Vorjahr immer noch eingestellt wird, hat die Zeitarbeit in der Zeit rund 26.000 Jobs verloren. Ein Zeichen für eine schwierigere Konjunktur ist auch die Zahl der Kurzarbeiteranzeigen. Die steigen zwar im Herbst immer an, aber dieses Mal zeigten die Firmen 40.000 Kurzarbeiter an - 2011 waren es im gleichen Monat 24.000.
Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legten unterdessen weiter zu. "Allerdings wird auch hier der Vorjahresabstand kleiner", erläuterte die BA. Nach den jüngsten Daten vom August stieg die Zahl gegenüber dem Vorjahr um 420.000 auf 41,72 Millionen. Die Zahl der Menschen mit regulären Jobs lag im Juli bei 28,90 Millionen und damit um 546.000 über dem Vorjahr. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wachse mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt in allen Bundesländern und in den meisten Branchen, teilte die BA mit. Vor allem im Dienstleistungsbereich sowie im verarbeitenden Gewerbe seien neue Stellen entstanden.
Allerdings geht die Nachfrage nach Arbeitskräften zurück, wenn auch auf hohem Niveau. Im September waren den Arbeitsagenturen 485.000 offene Stellen gemeldet, 17.000 weniger als vor einem Jahr. Besonders gesucht sind derzeit Fachleute aus den Bereichen Mechatronik, Elektro, Metall, Maschinen- und Fahrzeugbau, Logistik, Handel und Gesundheit. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt betonte, dass die nachlassende Konjunktur den Fachkräftemangel nicht behebt: "Für die Unternehmen wird es immer schwieriger, qualifizierte Fachkräfte zu finden."
FTD/Agenturen
  • FTD.de, 27.09.2012
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