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Mitteldeutschland als Mekka der Archäologie
"Adonis von Zschernitz" vor laufender Kamera entdeckt
Erst die Entdeckung der Himmelscheibe von Nebra im Kreis Merseburg-Querfurt durch Raubgräber 1999, dann die Tempelanlage in Kyhna bei Delitzsch 2000, zuletzt das Sonnenobservatorium von Goseck nahe Weißenfels... Am Dienstag konnte artour - Das MDR-Kulturmagazin die Entdeckung des 7000 Jahre alten "Adonis von Zschernitz" live mitverfolgen.
Überraschend ist das MDR-Kulturmagazin "artour" Zeuge einer archäologischen Sensation geworden: Eigentlich wollte das Team über die Ausgrabungen steinzeitlicher Anlagen zwischen Landsberg und Delitzsch berichten, als sich vor laufender Kamera ein neuer spektakulärer Fund ergab. Der Torso einer männlichen Tonfigur kam zu Tage: "Es handelt sich um das erste Stück einer männlichen Idolfigur aus der Zeit der Bandkeramik, der ältesten Phase der Jungsteinzeit", so Grabungsleiter Leif Steguweit im "artour"-Interview. Bereits im September soll die Figur der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Landesarchäologen wollen den "Adonis" in die Ausstellung jungsteinzeitlicher Objekte im Dresdner Japanischen Palais integrieren.
 
Bisher unbekannt: Ein männliches Fruchtbarkeits-Idol
Verzierungen der Plastik und Begleitfunde veranlassen die Archäologen zu der Vermutung, dass die Figur ungefähr 7000 Jahre alt ist. Steguweit interpretiert sie als Idol, das bei Fruchtbarkeitsriten verehrt wurde. Er spricht von einer Sensation, denn männliche Figuren dieser Art seien in Mitteleuropa bisher nicht bekannt. Zudem seien die bisherigen Funde kleiner. Das acht Zentimeter messende Bruchstück sei Teil einer vermutlich etwa 30 Zentimeter großen Figur, die um 5000 vor Christus zerbrochen sei.

Die Archäologen wurden selbst von dem Fund überrascht, eigentlich wollten sie vor Ort nur ihre Grabungen bei den steinzeitlichen Anlagen komplettieren, da in Zukunft auf dem Gelände nahe der Autobahn A 9 eine Erdgas-Leitung verlegt wird. Sie tauften das dunkelbraune Fragment, das einen üppigen Unterleib bis zu den Oberschenkeln zeigt, "Adonis von Zschernitz". Sie sind der Meinung, die anatomische Präzision und Detailtreue stelle alles bisher Bekannte in den Schatten.
 
Nebra, Kyhna, Goseck ...
Mangels schriftlicher Überlieferungen erhoffen sich die Archäologen von den Bodenfunden Auskunft über Kultur und Religion der Menschen dieser Zeit. Bisherige Entdeckungen wie die Holzbrunnen in Sachsen oder die Sternenscheibe von Nebra bzw. das Sonnenobservatorium bei Goseck in Sachsen-Anhalt deuten darauf hin, dass es sich um gut organisierte Landwirte und versierte Handwerker handelte.
 
Einen ausführlichen Bericht über den "Adonis von Zschernitz" und die weiteren spektakulären archäologischen Funde in Mitteldeutschland in den vergangenen Wochen und Monaten zeigt das Video.
 
zuletzt aktualisiert: 01. September 2003 | 21:07
 
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