Yvonne Buschbaum ist eine erfolgreiche Stabhochspringerin. Doch ihre Erfolge machen sie nicht glücklich. Denn sie fühlt sich in ihrem Frauenkörper nicht wohl. Schon als Kind wollte sie ein Junge sein.
Hat das Geschlecht geändert: Balian Buschbaum© Gaby Gerster
Wenn man Balian Buschbaum heute auf seine sportlichen Erfolge aus der Vergangenheit anspricht, dann wird der 29-Jährige nicht euphorisch. Im Gegenteil: "Das waren nur kurze Augenblicke, die mich glücklich gemacht haben", sagt er nüchtern. Gewonnene Wettbewerbe würden zwar zu seiner Biografie gehören. "Doch sie sind für mich, zusammen mit meinem falschen Körper, gestorben." Seit zwei Jahren ist der junge Mann nun in seinem richtigen Körper angekommen - im Körper eines Mannes.
Rückblick: Balian Buschbaum wurde im Juli 1980 als Mädchen geboren. Ihre Eltern gaben ihr den Namen Yvonne. Schon von klein auf wünschte sich Yvonne sportlichen Erfolg. "Ich träumte davon, einmal vom Stabhochsprung zu leben", sagt Buschbaum heute. Und tatsächlich lebte Yvonne Buschbaum ausschließlich für ihren Sport, stand mit 18 Jahren an der Spitze der internationalen Junioren-Bestenlisten. Es folgten Medaillengewinne und ein deutscher Hallenrekord bei der Europameisterschaft 2002. Glücklich war Yvonne trotzdem nicht. "Ich habe gemerkt, ich habe einen kleinen Makel, irgendetwas stimmte nicht", sagt Buschbaum rückblickend.
Besonders stark war dieses Gefühl, wenn Yvonne frei hatte, wenn sie Zeit zum Nachdenken hatte. Heute ist Buschbaum davon überzeugt, dass ihm allein der Sport damals Halt gegeben hat. "Er war meine Rettung. Hätte ich diesen Weg nicht eingeschlagen, wäre ich auf der Strecke geblieben, da bin ich mir heute sicher."
Doch irgendwann wurde auch der Sport für Yvonne Buschbaum zum Problem: Die einstige Top-Athletin war immer häufiger verletzt, die Achillessehnen machten ihr Probleme. Und auch die psychischen Probleme wurden immer größer.
Yvonne Buschbaum wollte so nicht mehr weitermachen. Sie entschloss sich, fortan als Mann leben zu wollen. Und sie entschloss sich, ihre sportliche Karriere zu beenden. "Ich wende mich heute an die Öffentlichkeit, um meinen Rücktritt vom Leistungssport bekannt zu geben", stand in der Pressemitteilung, die im November 2007 veröffentlicht wurde. "Seit vielen Jahren befinde ich mich gefühlsmäßig im falschen Körper." Und: "Ich gehe diesen öffentlichen Weg bewusst. Niemand soll sich belogen und betrogen fühlen."
Nach dem Schritt an die Öffentlichkeit begann Yvonne Buschbaum dann die Hormontherapie, die ihren Körper männlicher machen sollte. Nach drei Monaten der erste Erfolg: Die ersten Bartstoppeln begannen zu wachsen. "Das war toll, aber irgendwie auch Alltag", sagt Buschbaum heute. "Es war etwas, was schon immer zu mir gehören sollte." Auch die Stimme wurde tiefer.
Doch Buschbaum war noch nicht zufrieden: Geschlechtsangleichende Operationen sollten ihn vollständig zum Mann machen. "Ich bin kein Mensch, der halbe Sachen macht", sagt Buschbaum heute, "ich wollte die OPs, so schnell es geht." Zunächst wurde die Brust operiert, anschließend das Geschlechtsorgan. Dann war es geschafft: Balian Buschbaum war nicht nur innerlich ein Mann - sondern auch äußerlich.
Heute arbeitet Balian Buschbaum als Stabhochsprungtrainer in Mainz - und ist glücklich darüber, dass er sich dafür entschieden hat, als Mann zu leben: "Ich bin entspannter und ruhe in mir", sagt der 29-Jährige heute, "ich habe mein Gleichgewicht gefunden."
Buchtipp Blaue Augen bleiben blau: Mein Leben. Von Balian Buschbaum. Erscheint am 11. März 2010 im Krüger Verlag. ISBN-Nummer: 978-3-8105-2619-9. Preis: 17,95 Euro