Durch die Verkäufe sollen in den kommenden 18 Monaten bis zu 30 Milliarden Dollar in die Kassen des britischen Energiekonzerns fließen. Man wolle sich vor allem von Öl- und Gasfeldern trennen, teilte BP am Morgen mit. Bereits in der vergangenen Woche hatte BP sich von Beteiligungen, darunter an dem US-Unternehmen Apache, für sieben Milliarden Dollar getrennt. Mit dem Verkauf sollen die Kosten der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko beglichen werden.
Die hat bereits jetzt tiefe Spuren in der Bilanz des Unternehmens hinterlassen. Erstmals seit 1992 verbuchte der Londoner Konzern im zweiten Quartal einen Verlust - und der erreicht mit 17,1 Milliarden Dollar einen Rekord. Darin enthalten sind Sonderbelastungen von 32,2 Milliarden Dollar für die Kosten der Ölpest. Dazu gehört auch der besonders teure Versuch, das sprudelnde Bohrloch zu versiegeln. Im ersten Quartal konnte der Konzern noch 6,1 Milliarden Dollar Gewinn ausweisen.
Weiter unsichere Verbindlichkeiten
Ob mit den nun ausgewiesenen Kosten alle Verbindlichkeiten abgedeckt sind, steht noch nicht fest. BP rechnete in die Quartalsbilanz bereits noch unbezahlte, aber absehbare Ausgaben mit ein. Dazu gehört auch die Einzahlung in einen Entschädigungsfonds für die betroffenen Anrainer, der auf Drängen von Präsident Barack Obama eingerichtet werden soll. In diesen Fonds will der Energiekonzern in den kommenden dreieinhalb Jahren 20 Milliarden Dollar einzahlen.
Im dritten Quartal könnten weitere Verbindlichkeiten hinzukommen, weil BP im abgelaufenen Quartal nicht alle erwarteten Kosten berücksichtigen konnte. "Das Ausmaß und die Zeitspanne für mögliche Verpflichtungen in Bezug auf die Ölpest im Golf von Mexiko sind einem sehr hohen Grad an Unsicherheit ausgesetzt", heißt es im Quartalsbericht.
Ob der Konzern diese Belastung stemmen kann, ohne auseinander zu brechen, hängt auch von der weiteren Entwicklung des Ölgeschäfts ab. Im Berichtszeitraum konnte BP seinen Umsatz auf 75,9 Milliarden Dollar steigern, nach 56,6 Milliarden Dollar im zweiten Quartal 2009. Die Öl- und Gasproduktion lag mit 3,85 Millionen BOE (Barrels of Oil Equivalent) pro Tag allerdings unter Vorjahresniveau (4,01 Millionen BOE pro Tag).
Tony Hayward tritt zurück
Klarheit schaffte der Konzern jetzt allerdings, was die Zukunft seines umstrittenen Vorstandschefs Tony Hayward angeht: er hat zum ersten Oktober 2010 seinen Rücktritt angekündigt. Sein Nachfolger wird der bisherige Executive Director Robert Dudley. Der 54-Jährige wurde im Juni 2010 zum President und CEO der Gulf Coast Restoration Organization des BP-Konzerns berufen. Er kam von Amoco zu BP, nachdem beide Unternehmen 1998 fusioniert hatten.
Die Aktie von BP, die sich in den letzten Tagen etwas erholt hatte, reagiert heute kaum auf die Quartalszahlen.
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