"Knallhart" ist das Attribut, das Eckhard Cordes seit Jahren anhaftet. Im Gespräch ist davon nicht viel zu merken. Der Norddeutsche gibt sich umgänglich und holt sich vor der Bilanzpressekonferenz noch eine halbe Tasse Kaffee - so viel Zeit muss sein.
Am Dienstag verriet der Metro-Chef, wie er sich die Zukunft von Deutschlands größtem Handelskonzern vorstellt. Auch hier keine Spur von Knallhärte. Der 57-Jährige stellt Veränderungen in Aussicht, von denen Handelsexperten sagen, sie seien überfällig: Ein Verkauf der Tochter Kaufhof sei möglich, die Elektronikketten Media Markt und Saturn könnten an die Börse gehen, und neue, große Zukäufe wären denkbar.
Schon bei seinem Ex-Arbeitgeber Daimler hatte sich Cordes einen Ruf als Spezialist für komplizierte Patienten erworben und sich in Stuttgart für den Chefposten empfohlen. Als Jürgen Schrempp 2005 den Posten räumt, rückt aber Dieter Zetsche nach - und Cordes geht zum Familienkonzern Haniel.
Zweifel daran, ob er sich nach fast 30 Jahren in Stuttgart beim öffentlichkeitsscheuen Haniel-Konzern dauerhaft wohlfühlen kann, sind spätestens seit dem Metro-Coup vom vergangenen Herbst widerlegt: Die Duisburger übernehmen das Kommando, Vorstandschef Hans-Joachim Körber muss gehen, und Cordes rückt nach.
Die Doppelfunktion, die Cordes fortan an der Spitze von zwei Weltunternehmen einnimmt, ist einmalig in Deutschland. Haniel und Metro beschäftigen zusammen mehr als 300.000 Mitarbeiter und setzen fast 100 Mrd. Euro um.
Der Neumünsteraner ist als Sanierer und Vollstrecker für die Haniels perfekt. Er lässt Taten sprechen. Kaum bei Metro angekommen, verkauft er die Supermarktkette Extra - ein erstes Zeichen für das, was noch kommt. "Das einzig Konstante ist die Veränderung", sagt er am Dienstag ganz im Sinne der Haniels.
Der promovierte Betriebswirt ist das Gegenteil eines Schwadroneurs: Cordes verkündet seine Entscheidungen stets sachlich und kompakt. "Wir packen an, was angepackt werden muss", ist ein typischer Cordes-Satz.
Welche Erwartungen die 560 Haniel-Gesellschafter, die sich aus dem operativen Geschäft strikt heraushalten, mit ihrem neuen Metro-Chef verbinden, ist Cordes bei seinem Wechsel klar: Die schwache Rendite muss deutlich steigen. Dass Cordes bei Metro ebenso zielstrebig für den Familienprofit arbeitet wie beim Mutterkonzern, wird vor allem von Franz Markus Haniel kontrolliert. Der führt den Aufsichtsrat von Metro - und den von Haniel.
Ein Chef zum Kuscheln ist Cordes nicht. Zu Aussagen, die er nicht machen will, lässt er sich nicht drängen. "Wir wollen keine Ankündigungsweltmeister werden", sagt er auf der Pressekonferenz - ein Seitenhieb auf Arcandor-Chef und Wettbewerber Thomas Middelhoff.
Name | Aktuell | % | abs. | ||
---|---|---|---|---|---|
METRO AG STAMMAKTIEN.. | 50,59 EUR | -0,65 % | -0,33 |
Aus der FTD vom 19.03.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Getty Images
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