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Herzrhythmusstörungen Lernziele
Arrhythmien
und EKG-Diagnostik Mechanismen
bei der Entstehung von
Arrhythmien Lebensbedrohliche
Arrhythmien entstehen in der Regel
aufgrund einer der drei folgenden
Mechanismen:Blockade der Reizentstehung
und -leitung,
Reentry-Mechanismen,
ektope
Aktivitätszentren Bei
der Schnellinterpretation des EKG ist
immer eine bestimmte Reihenfolge der
einzelnen diagnostischen Schritte
einzuhalten, um in einer
Notfallsituation möglichst schnell
zu einer richtigen und
vollständigen Lösung zu
kommen.
Diese
Formen der tachykarden
Rhythmusstörungen sind durch
anfallsartiges Auftreten
gekennzeichnet, insbesondere auch bei
Patienten jüngeren Alters. Sie
kommen durch eine kreisende Erregung
zustande, die innerhalb des AV-Knotens
liegen kann
(AV-Knoten-Reentrytachykardie) oder
zwischen Kammern und Vorhöfen
über den AV-Knoten und ein
akzessorisches Bündel
(atrioventrikuläre
Reentrytachykardie) kreist. Regelmäßige
tachykarde Vorhofaktionen mit einer
Frequenz von etwa 200-300/Minute,
Erregungsbildung in einem ektopen
Vorhofzentrum. Durch eine partielle
AV-Blockierung kann es zu einer 2:1,
3:1 oder 4:1 Überleitung kommen.
Bei 3:1 bzw. 4:1 Überleitung sind
im EKG die für Vorhofflattern
typischen sägezahnartigen
Flatterwellen zu sehen. Bei 2:1
Überleitung stellen sich diese
sägezahnartigen Flatterwellen in
der Regel nicht so klar dar, so
daß es leicht zu einer
Verwechslung mit einer
supraventrikulären Tachykardie
kommen kann. Mögliche Ursachen
für Vorhofflattern können u.
a. koronare Herzerkrankung,
hypertensive Herzerkrankung,
Linksherzinsuffizienz, Mitralstenose
oder Hyperthyreose sein. Unregelmäßige,
hochfrequente Vorhofaktionen (Frequenz:
350-700/Minute) mit
unregelmäßiger
Kammerüberleitung und
eingeschränkter
Kammerfüllung. Supraventrikuläre
Extrasystolen entstehen im
Vorhofmyokard in autonomen Zentren. Da
die Erregung unverändert über
den AV-Knoten verläuft, erkennt
man im EKG normal aussehende
Kammerkomplexe, die jedoch
verfrüht einfallen. Die P-Welle
kann im vorherigen QRS-Komplex oder in
der T-Welle "versteckt"
sein. Monotope
ventrikuläre Extrasystolen sind
vorzeitige Erregungen der Kammer durch
ein im Kammermyokard sitzendes
tertiäres Autonomiezentrum und
zeichnen sich aufgrund ihres
einheitlichen Ursprungs im
Kammermyokard durch die gleiche Form
aus. Im
Gegensatz zu den monotopen
ventrikulären Extrasystolen kommen
die vorzeitigen Kammererregungen aus
mehr als einem Autonomiezentrum des
Ventrikelmyokards. Daher weist der
QRS-Komplex unterschiedliche Formen
auf. Auf
jede normale Erregung folgt eine
vorzeitig einfallende ventrikuläre
Extrasystole aus einem Autonomiezentrum
des Ventrikelmyokard, d. h. eine fixe
Koppelung eines Normalschlages mit
einer ventrikulären Extrasystole.
Bei
Auftreten von je zwei
aufeinanderfolgenden VES (Couplets)
oder salvenartigen ventrikulären
Extrasystolen, d. h. wenn drei und mehr
Extrasystolen aufeinander folgen,
muß von einer schwerwiegenden
Schädigung des Myokards mit
gefährlicher elektrischer
Instabilität ausgegangen
werden. Früheinfallende
ventrikuläre Extrasystolen in die
vulnerable Phase der vorangegangenen
Herzaktion werden als
"R-auf-T-Phänomen"
bezeichnet.. Eine
Einteilung der ventrikulären
Extrasystolie kann nach der
Klassifikation von LOWN vorgenommen
werden. Von der Einteilung kann jedoch
noch keine endgültige Aussage zum
Schweregrad der Herzerkrankung
getroffen werden. (Dies betrifft die
Klassen III a bis V). Höchste
Gefahr bei Pulslosigkeit (pulslose
ventrikuläre Tachykardie = pVT)-
sofortige Reanimation und
Defibrillation! Die Hämodynamik
ist u. a. abhängig von Frequenz
und Vorschädigung des
Kammermyokards. Ein Übergang in
Kammerflattern und Kammerflimmern ist
möglich! Synonym:
paroxysmales Kammerflattern,
Kammertachykardie
mit dauernder Änderung von
Amplitude und Richtung des elektrischen
Vektors (Kammeranarchie). In der Regel
besteht eine hochgradige
Kreislaufinsuffizienz bis hin zum
funktionellen Herzkreislaufstillstand,
häufig selbstlimitierend.
Hochfrequente,
unregelmäßige Erregung des
Kammermyokards aus unterschiedlichen
ektopen Erregungszentren mit kreisenden
Erregungen. Es besteht ein
funktioneller Herzkreislaufstillstand
ohne Pumpleistung des
Herzens. Sinusrhythmus
mit niedriger Frequenz (<
60/Minute): Die Therapie der
Sinusbradykardie richtet sich nach der
zugrundeliegenden Pathologie und der
hämodynamischen Auswirkung
(Zeichen der akuten Herzinsuffizienz,
A.p.-Beschwerden,
Bewußtseinsstörungen etc.).
In
der Notfallsituation muß bei
Vorliegen einer Bradykardie v.a. eine
ursächliche Hypoxie sicher
ausgeschlossen werden (z.B. durch
nochmalige Kontrolle der
Tubuslage!). Beim
Vorliegen eines Sick-Sinus-Syndroms
muß mit einer schweren
Myokardschädigung des rechten
Vorhofes gerechnet werden (z. B. bei
verminderter Durchblutung der rechten
Koronararterie bzw. bei schweren
chronischen
Herzerkrankungen). Als
AV-Block bezeichnet man das
Phänomen, bei dem im AV-Knoten
oder beim Übergang auf das
His´sche Bündel eine
Verzögerung bzw. ein Ausfall der
Überleitung stattfindet. Im EKG
zeigt sich dies durch eine
Verlängerung der PQ-Zeit bzw.
durch ein Fehlen des QRS-Komplexes nach
einer P-Welle. Beim
AV-Block II-1 besteht ein von
Vorhoferregung zu Vorhoferregung
zunehmende Leitungsverzögerung bis
zum Ausfall einer Überleitung. Der
AV Block II-2 kann Zeichen eines
Hinterwandinfarktes sein und zum
totalen AV-Block
führen. Intermittierender
totaler AV-Block (meist in
regelmäßigen Abständen
z.B. 2:1, 3:1) bei sonst normaler
AV-Überleitungszeit. Der AV-Block
II-2 (Mobitz) kann zum drittgradigen
AV-Block degenerieren. Insbesondere bei
tiefsitzender Blockierung (mit breiten
Kammerkomplexen) läßt sich
der AV-Block II-2 häufig nicht
durch Atropin therapieren. Beim
AV Block III liegt eine totale
Unterbrechung der AV-Überleitung
vor, in der Regel besteht ein
Kammerersatzrhythmus. In der Regel
besteht beim AV-Block III eine je nach
der Frequenz des
Kammerersatzrhythmusses unterschiedlich
stark ausgeprägte
Kreislaufinsuffizienz mit
Bewußtseinstörung und damit
u.U. eine dramatische Notfallsituation.
Ein Ansprechen der Kammerfrequenz auf
Atropin ist selten. Keine
elektrische Aktivität des Herzens,
evtl. Aktionen des Sinusknoten ohne
ventrikuläre Antwort. Bevor die
Diagnose "Asystolie" gestellt wird,
sind unbedingt alle technischen
Fehlermöglichkeiten
auszuschließen, die eine fatale
Fehleinschätzung zur Folge
hätten, und die "Null-Linie"
muß in zwei Ableitungen
bestätigt werden
("Cross-Check"). Der
Herz-Kreislauf-Stillstand mit Asystolie
ist unabhängig von der
zugrundeliegenden Pathologie, meist mit
einer schlechten Prognose verbunden.
Die
Begriffe "pulslose elektrische
Aktivität" (PEA) und
"elektromechanische Ent-koppelung bzw.
Dissoziation" (EMD) werden synonym
verwendet. Die PEA muß nicht als
bradykarde Rhythmusstörung in
Erscheinung treten, sondern ist
definiert als die Kombination aus
Pulslosigkeit mit funktionellem
Kreislaufstillstand und gleichzeitigem
Vorhandensein von EKG-Komplexen, denen
jeglicher Rhythmus zugrunde liegen kann
so kann z.B. auch ein Sinusrhythmus mit
einer PEA einhergehen. |
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