Kadhimain-Moschee Bagdad

Basra am Schatt-Al-Arab

Samarra

Tempel von Hatra

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Republik Irak - Al-Jumhuriyah al-'Iraqiyah
Irak - Die Menschen

Die Bandbreite der Klimazonen - von der glühend heissen Wüste bis zu der Bergregion mit gemässigten Temperaturen - bildet einen der Gründe für die Vielfalt der Bevölkerungsgruppen in Irak. Von den über 22 Millionen Irakern sind 95 % Moslems. Zwei Drittel von ihnen sind Schiiten, die vor allem südlich von Bagdad leben. Die Sunniten bevölkern hauptsächlich den Norden des Landes. Aber nicht alle Sunniten sind Araber, denn auch die über 3 Millionen Kurden Iraks gehören der sunnitischen Glaubensrichtung an.

In Najaf und Karbala, etwa 100 km südlich von Bagdad, liegen die bedeutendsten Heiligtümer der Schiiten. Zum in Karbala gelegenen Schrein von Imam Hussain (626 oder 627-680), dem grossen Vorbild aller Schiiten, pilgern seit Hunderten von Jahren Gläubige aus aller Welt. Im Bazar der Stadt und auf dem Vorplatz der prächtigen Moschee mit der vergoldeten Kuppel und den beiden vergoldeten Minaretten wird sich keine Frau unverschleiert zeigen. Bedeutende theologische Bildungsstätten der Schiiten gibt es im nahe gelegenen Najaf. An ihnen hat Irans Revolutionsführer Chomeini während seines fünfzehnjährigen Exils bis zu seiner Ausweisung aus Irak unterrichtet.

Die Schiiten im Süden Iraks sind bei der Besetzung staatlicher Positionen seit Jahrzehnten benachteiligt worden. So gab es bereits in den 1930er Jahren Schiitenrevolten. Während des Golfkrieges (1980-1988) gingen iranische Hoffnungen auf einen Schiitenaufstand jedoch nicht in Erfüllung. Die historische Feindschaft zwischen Iran und Irak erwies sich grösser als die Gemeinsamkeit religiöser Glaubenssätze der Schiiten. Während des Krieges wurden die meisten der etwa 100 000 seit Generationen in Irak lebenden Iraner über die Grenze in das Land ihrer Vorfahren abgeschoben.

Doch nicht nur religiöse Gegensätze prägen das Leben in Irak, sondern auch der Unterschied zwischen gestern und heute, zwischen Orient und Okzident.

In Bagdad ist die Tradition bereits von der Moderne überlagert. Im Bazar prallen die Kulturen aufeinander. Verschleierte Mütter stehen neben ihren westlich gekleideten und sogar stark geschminkten Töchtern vor den Auslagen der Goldgeschäfte. Wie in alten Zeiten kaufen Arme und Reiche in den überdachten Märkten des alten Bazars Schmuck, Stoffe und viele Güter des Alltags, und Handwerker stellen ihre Produkte in den verschiedenen Abteilungen des nach Zünften aufgeteilten Bazars her. Die alte Ladenstrasse der Kupferschmiede war auch ein beliebtes Einkaufsziel der Touristen.

Die Luxushotels am Tigris waren dagegen die Anziehungspunkte für die am westlichen Lebensstil orientierte Elite des Landes. Im Frühjahr wurden an manchen Tagen oft mehrere Hochzeiten gleichzeitig in den Bankettsälen der Hotels gefeiert. Die beiden Golfkriege und die internationalen Sanktionen führten jedoch zur Verarmung grosser Teile der Bevölkerung.

Zum Strassenbild von Bagdad gehören auch Kurden, die selbstbewusst ihre traditionelle Kleidung tragen. Der grösste Teil der über 3 Millionen Kurden in Irak lebt weiterhin in den nordöstlichen Bergregionen, in denen seit Beginn des Jahrhunderts immer wieder Aufstandsbewegungen Selbstbestimmung forderten und wo es seit 1991 de facto einen eigenen Staat gibt, wie er den Kurden nach Ende des Ersten Weltkrieges von europäischen Mächten versprochen worden war. In Irak haben Kurden, die auch noch in Iran, der Türkei und Syrien leben, seit Ende der 1950er Jahre besonders erbittert gegen die Regierung gekämpft.

Im Frühjahr 1970 erkannte die Baathpartei den Kurden das Recht auf Autonomie zu. Seither gibt es kurdische Rundfunk- und Fernsehprogramme und Kurdisch ist Unterrichtssprache in den Schulen. Die Regierung in Bagdad konnte mit diesem Zugeständnis zwar einen grossen Teil der Kurden für eine Zusammenarbeit gewinnen, Bündnisse mit den Oppositionsorganisationen zerbrachen jedoch immer wieder und die kurdischen Partisanen setzten ihren Krieg gegen die in der Kurdenregion stationierte Armee fort.

Unterstützung erhielten die Kurdenrebellen jeweils von Iran. Nach einer Übereinkunft zwischen dem damaligen Schah von Persien und der Regierung in Bagdad brach 1975 die bisher grösste Kurdenrevolte innerhalb von Stunden zusammen. Aber während des 1. Golfkrieges entbrannte der Kampf aufs Neue. Die Kurden wollten die Schwäche der Regierung in Bagdad nutzen, um die alten Forderungen nach Selbstbestimmung durchzusetzen. Erneut erhielten die Rebellen Unterstützung aus Teheran, die jedoch nach Beginn des Waffenstillstands im Golfkrieg drastisch eingeschränkt wurde. Die Kurdenkämpfer standen gegen die hochgerüstete und kampferfahrene irakische Armee auf verlorenem Posten, bis sie 1991 unter Protektion der USA ein Autonomiegebiet errichten konnten.

Im Norden Iraks lebt auch eine türkischsprachige Minderheit. Wie die Kurden haben diese Menschen das Recht auf eigene Sprache und die Möglichkeit, ihre Kultur zu pflegen. Erst 1926 wurde das zwischen Irak und der Türkei umstrittene Gebiet von Mosul endgültig Teil des irakischen Territoriums.

Nahe der türkischen Grenze liegt auch das Stammland der etwa 60'000 Yeziden, die kurdischer Herkunft sind. Ihr Glauben enthält neben Grundauffassungen des Islam auch Elemente aus dem Christentum und der altiranischen Lehre des Zarathustra (um 800 oder 700 v. Chr.). Die Yeziden werden von den Moslems als Ungläubige betrachtet und sogar Teufelsanbeter genannt. Zwar propagiert die herrschende Baathpartei eine deutliche Trennung von Glauben und Staat, doch setzt Staatschef Saddam Hussein den Islam als politische Waffe gegen Israel und die USA ein.

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